Kapitel XIX: Kami

Der große Tag war gekommen. Das Erntedankfest sollte an diesem Abend stattfinden und gleichzeitig wurde offiziell vor dem gesamten Volke Kamis Krönung bekannt gegeben. Bislang war es für die Bürger der unteren Stände ja nur ein Gerücht gewesen, dass Kami zurückgekehrt war und seinen rechtmäßigen Platz eingefordert hatte. Schon seit mehreren Tagen wurde dieses Event vorbereitet und Mikadzuki scheute weder Mühen noch Geld, damit alles perfekt wurde. Doch seit sie Lucar im Thronsaal wiedergesehen hatte, hatte sich ihre Laune irgendwie verändert. Aus der sonst so lebensfrohen und extrovertierten Mikadzuki war ein ängstliches, ja fast paranoides Mädchen geworden. Sie beeilte sich immer möglichst schnell von einem Raum zum anderen zu gelangen und wenn Lucar mit im Raum war, hatte sie es plötzlich schrecklich eilig eben diesen zu verlassen. Abends dann erzählte sie endlich Kami, was sie bedrückte. Sie lagen zusammen im Bett und Kami kreuselte mit seiner Hand Mikadzukis langes Haar. "Du Kami ?", fragte sie. Dieser erwachte aus seiner Gedankenstarre. "Huh ? Ja ?" "Versprichst du mir, mich immer zu beschützen mit allem was du hast ?" Kami hörte auf mit ihrem Haar zu spielen. "Natürlich werde ich das tun, Mika. Darf ich auch wissen warum oder wovor du solche Angst hast ?" Sie wurde rot. Offensichtlich war ihr dieses Thema unangenehm. "Es...es ist Lucar. Ich habe ihn so lange eingesperrt und jetzt da er frei ist, habe ich Angst das er sich an mir rächen möchte." Kami schüttelte den Kopf. "Hör mal Mika, Lucar ist mein Bruder. Er liebt mich mehr als sich selbst und er würde dir nie weh tun. Was glaubst du würde Lucar denn tun ?" "Ich denke er würde mich exekutieren." Er lachte. "Exekutieren ? Wofür ? Etwa dafür dass du ihn 5 Jahre gefangen hieltest, weil du dazu gezwungen wurdest ? So dumm ist keiner." Mikadzuki zögerte. Sollte sie ihm wirklich beichten, dass sie Lucars Schwester töten ließ ? Aber wenn Lucar Kami es bis jetzt nicht erzählt hat, dann sah sie keinen Grund dafür es ihm jetzt noch zu beichten. "Jaa, du hast Recht.", sie lächelte ihre Sorgen einfach weg. "Schlaf jetzt Mika. Morgen wird ein anstrengender Tag.", sagte Kami und begann wieder ihr Haar zu kreuseln. "Mach ich. Schlaf du auch Darling." "Ich bin ein Shinigami. Ich kann nicht schlafen. Aber ich werde über dich wachen. Keine Sorge." Als Mikadzuki eingeschlafen war seufzte Kami. Er hatte gehofft sie würde es ihm von sich aus beichten. Natürlich hatte er von Lucar bereits von ihrer Gräultat erfahren. Einerseits machte es ihn stolz, eine solch skrupellose Königin an seiner Seite zu wissen, auf der anderen Seite hatte sie die falsche Person ausgewählt um ihre Macht zu demonstrieren. Auch wenn Lucar in Wahrheit gar nicht sein Bruder war, so fühlten sie sich dennoch wie welche. Trotzdem. Für seinen Plan war sie unvermeidlich.

***
Der große Tag sollte für alle unvergesslich werden. Nach einem wortkargen Frühstück liefen die Vorbereitungen auch schon im vollen Gange. Nachdem Mikadzuki über eine Stunde lang mit Kami vergeblich diskutiert hatte, warum sein Outfit nicht königswürdig war und er damit doch bitte nicht zum Erntedankfest gehen sollte zog sich Kami, unter dem Vorwand seine Rede vorzubereiten, in seine Gemächer zurück. Sherazai war in ihrem Element: Organisation. Sie hatte kurzer Hand mehrere Ebenbilder von sich erschaffen welche sich nun an mehreren Ecken gleichzeitig um die Anweisungen der Dekoration kümmerten. Hin und wieder hörte man eine der Sherazais genervt oder zornig aufschreien. Die Dämonen saßen derweil in ihrem Gemeinschaftsraum zusammen und besprachen das weitere Vorgehen. "Wir müssen hier weg. Und das so schnell wie möglich. Bevor Kami vollständig eskaliert.", sagte Rias. "Ich will ihn einmal bluten sehen. Für all das was er uns und vor allem dir, Akeno, angetan hat. Der Mistkerl soll auch mal erleben was Schmerz bedeutet !" Tatsächlich gewannen diese Worte auch Akeno mal wieder ein Lächeln ab. "Ach Issei. Hör doch auf so einen Mist zu erzählen. Du hast keine Chance. Niemand hat eine Chance. Der Typ schnipst und wir alle gehen drauf.", sagte Xenovia. "Als Kasai gefiel er mir noch besser.", kommentierte Koneko das Ganze. "Wer ist eigentlich dieser Wolfsmensch, der Neuerdings immer bei ihm rumhängt ?" "Dhalucard 'Lucar' Kurokamī. Einer der letzten Lebenden aus dem Kurokamī Clan. Anders als seine Artgenossen, welche viel Wert auf Weisheit legen, erfreut er sich am töten und zerstören von Existenzen. Deshalb wurde er von seinem Clan verstoßen. Aber auch weil er der einzige schwarze Wolf war. Alle anderen waren nämlich weiße Wölfe. Damals war Kamis Vorgänger gerade an die Macht gekommen. Er nahm eine solche mächtige Waffe natürlich mit Kusshand auf. Als Dank für dieses tolle Geschenk entsante er damals Kami, welcher daraufhin fast alle weißen Wölfe auslöschte. Die anderen wenigen, welche diese Säuberung überlebten finden sich nur noch verteilt über akle Dimensionen. 3 von den 7 bekannten Überlebenden wurden bereits von Lucar eliminiert. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht auch den Rest seiner Familie komplett auszulöschen.", erklärte Rias. "Wow, Chefin. Woher weißt du denn soviel über die Personen ?", fragte Yuto. "Durch meinen Bruder. Ich habe mich in den letzten Tagen intensiv mit ihm unterhalten. Ich weiß jetzt auch einiges über Kami. Kami Ghidorah wurde als einer von wenigen Hybriden zwischen Akuheï und Shinigami geboren. Seine Mutter starb bei der Geburt. Er wuchs zusammen mit seinem Vater bei den Shinigamis auf. Er hatte schon immer eine Vorliebe fürs töten und quälen. Sein Vater, ein ranghoher Shinigami erkannte dies früh und versuchte Kami wieder und wieder von den anderen Shinigamis fernzuhalten. Er hoffte so Kamis Entwicklung zu verlangsamen. Doch vergeblich. Bereits im Alter von 3 war Kami mächtiger als jeder andere Shinigami und das blieb natürlich nicht unbemerkt. Die Shinigamis bekamen Angst und begannen Kami auszuschließen. Als dieser jedoch mehr und mehr alterte und anfing die Dinge um ihn herum zu verstehen wurde er gefährlich. Im Alter von 5 Jahren schließlich, tötete er seinen Vater. Aus Frust und aus Hass, dass er ihn so schlecht und lieblos behandelte. Von da an war Kami auf sich allein gestellt. Doch das hinderte ihn nicht daran sich das Leben weiterhin zu versüßen. Die anderen Shinigami verachteten ihn und sperrten ihn schließlich in ein Gefängnis aus ewigem Eis. Doch Kami entwickelte sich selbst in diesem Gefängnis weiter und weiter. Schließlich konnte er mit der bloßen Kraft seiner Gedanken das Eis zerbrechen. In dem Moment war er nicht älter als 12. Dann kam das denkwürdigste Ereignis in seiner Geschichte. Ohne skrupel schlachtete er einfach alle Shinigami ab. Keiner überlebte dieses Blutbad. Doch es hinterließ auch tiefe Narben in Kamis Geist und Seele. Oft versuchte er sich selbst zu vernichten, doch er kann nicht sterben. Der Frust und die Psychose trieben ihn ebenfalls in die Hände des alten Königs. Dort traf er dann auch auf Lucar. Sie beide verbindet dasselbe Schicksal, deshalb sind sie wie Brüder. Unter dem alten König wurde Kami zu der Waffe, die er heute ist. Dann begann sein Feldzug durch die gesamte West-Dämonenwelt und die sogenannte 'schwarze Nacht'. Sie trägt diesen Namen nicht ohne Grund. In einer einzigen Nacht hat Kami ganze 4 Dimensionen erobert. Niemand konnte ihn aufhalten. Er richtete alle die sich ihm nicht unterwarfen. Und nach einem Jahr hatte er schließlich alle Teile des Westens und weite Teile des Südens eingenommen. Viele Mächte bekamen Angst und schlossen sich den Akuheï an. Kami wurde ein Symbol für Gewalt, Mord und Unterdrückung. Doch dann kam diese Nacht. Ein Putsch der Minister. Der König wurde ermordet und Kami floh mit der Hilfe Gygons in die Leere, wo er 5 Jahre lang schlief.", Rias beendete ihre Erzählung. Im nächsten Moment eilte auch schon Sherazai den Flur entlang auf sie zu. "Dämonen. Der König erwartet euch in der Eingangshalle. Folgt mir. Ich sage das kein zweites Mal.", die letzten Worte richteten sich an Issei, der sofort klein beigab und brav hinter ihr her tapste. In der Eingangshalle standen bereits Kami, Mikadzuki und Lucar. Kami, der die Krone trug winkte ihnen zu. "Dämonen. Bitte seid doch heute meine Ehrengäste. Und als die solchen habt ihr natürlich auch die Ehre in einem der Wagen mitzufahren. Lucar hier, wird euch begleiten. Keine Einwände ? Super ! Dann kann die Party ja beginnen." Er hatte wieder dieses fiese, überheblich Grinsen aufgesetzt und Rias war sich sehr sicher, dass er nichts Gutes im Schilde führte.

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