Kapitel XI: Sinnlos
Nur wenige Tage später. Noch immer hing Lucar im dunklen Verlies. Er hatte die Hoffnung, jemals wieder das Tageslicht zu sehen bereits aufgegeben. Doch hin und wieder überkam ihn ein kleiner Schimmer der Hoffnung. Dies waren die Momente in denen er die Gefühle von Kasai verspürte. Sie gaben ihm ein Lebenszeichen von Kasai und er wusste, es würde sich lohnen all die Zeit auszuhalten. Zeit war auch so ein unwichtiger Nebenfaktor. Es war egal wann Kasai kommen würde. Ob er im nächsten Moment durch die Tür stürmte oder erst in Jahren kommen würde war doch vollkommen egal. Lucar hatte sowieso jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange war er jetzt schon hier. Wie lange hatte er auf ein Lebenszeichen Kasais verzichten müssen. Wie oft schon hatte er sein Leben beenden wollen ? Alles Fragen die vor kurzer Zeit aufhörten in seinem Kopf herumzuschwirren. Seit seinem letzten Gespräch mit Mikadzuki hatten die Wachen angefangen ihn zu foltern. Sie rammten ihm ihre Speerstöcke in den Magen oder schlugen und traten auf ihn ein. Sie sollten nur warten bis Kasai endlich da war. Wenn Lucar erstmal frei war, würde er sie gnadenlos in Stücke reißen. Die Tür des Kerkers öffnete sich und für einige Sekunden war schwaches Fackellicht zu sehen. Mehrere Personen betraten den Raum. Neue Gefangene offensichtlich. Er konnte schwach eine geknebelte Stimme hören wie sie sich wehrte. Es erinnerte ihn an den Tag seiner Gefangennahme. Urplötzlich tauchten hinter ihm die Wachen auf und zerrten ihn fort. Er hörte noch die Worte seiner kleinen Schwester Meinu. "Nein ! Ihr dürft das nicht tun ! Hört auf !" Schlagartig wurde Lucar aus seinen Gedanken gerissen. Er hatte sich diese Worte gerade nicht eingebildet. Aber konnte das wirklich sein ? Machte Mikadzuki tatsächlich ihre Drohung war ? Plötzlich gingen alle Fackeln auf einem Schlag an. Lucar schrie vor Schmerz. Er wollte sich am liebsten die Augen rausreißen. Zu weh tat das Licht in seinen Augen. Tränenbäche liefen seine Wangen herab, doch er riss die Augen auf. Er brauchte einen Moment um sich an das Licht zu gewöhnen, doch was er sah ließ seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Auf dem Boden vor seiner Zelle hockte Meinu. Seine kleine Schwester. "Meinu ?", fragte Lucar leise. "Was machst du hier ?" Erst jetzt erkannte er wer noch alles im Raum war. Neben Meinu waren dort noch 2 Wachen und Mikadzuki. "Dhalucard Kurokamī. Du hast dich geweigert mich, deine Königin, zu unterstützen. Doch du bist es nicht wert, einen schnellen Tod zu erfahren. Ich werde hier und jetzt deine Schwester töten. Danach wirst du den Rest deines kümmerlichen Lebens in diesen Zellen verbringen. Du hast noch eine Minute Zeit dich umzuentscheiden. Dann wird Meinu nichts passieren." Lucar hob den Kopf. "Meinu ? Wie geht es Mama und Papa ?", fragte er sie. Meinu schluchzte. "Lucar ? Wo warst du ? Mama und Papa sind beide tot. Ich hab die letzten Jahre bei einer Freundin gewohnt." Lucar schluckte seine Trauer einfach herunter. Er durfte gerade jetzt keine Schwäche zeigen. "Du hast noch eine halbe Minute.", sagte Mikadzuki kalt. "Bitte Lucar ! Du darfst nicht zulassen dass sie mich töten !", heulte Meinu. "Ja Lucar. Lass das nicht zu. Hilf mir und weder ihr noch dir wird was passieren." "Ts. Du glaubst immer noch du würdest heil aus der Sache herauskommen ? Die Schlinge zieht sich immer enger um deinen Hals, Mikadzuki. Deine Zeit läuft. Sie läuft ab. Nichts wird dir helfen dich der gerechten Strafe für alle deine Sünden durch meine Hand zu entwinden. Du wirst sterben Mikadzuki, und ich würde alles dafür geben, wenn ich derjenige sein dürfte der den finalen Schlag ausführen wird." Mikadzuki wurde zornig. "Genug jetzt ! Du hattest lange genug Zeit dich zu entscheiden Dhalucard Kurokamī. Wie lautet deine Entscheidung." Lucar spuckte auf den Boden. "Fick dich du Fotze." Mikadzuki kochte. Sie nahm einer Wache den Speer aus der Hand und richtete den Speer auf Meinus Rücken. Die kleine weinte noch stärker als sie die kalte metallene Spitze spürte. Doch Mikadzuki zögerte. Los jetzt. So schwer konnte das doch nicht sein. Dieser Lucar hatte sich lange genug über sie lustig gemacht. Es war Zeit sich Respekt zu verschaffen. Ihr Herz pochte vor Aufregung und Nervosität. Konnte sie denn einfach so ein unschuldiges Wesen töten ? Nein ! Sie musste es tun. Aber sie konnte es nicht. Meinu schluchzte. Und Midzuka ließ von ihr ab. Sie drehte sich um und übergab den Speer einer der Wachen. Sie blieb einfach da stehen und sah weg. Ohne Skrupel rammte der Soldat dem Mädchen den Speer mehrmals in den Rücken. Meinu fiel um wie ein nasser Sack. Keine letzten Worte, kein Schluchzen mehr. Es herrschte Stille. Meinu war tot. "Geht jetzt bitte.", sagte Mikadzu zu den Wachen und diese verschwanden wieder durch die Tür. Von Lucar hörte man nichts. Er knirschte mit den Zähnen und kämpfte gegen die Tränen an. Sie hatte es wirklich getan. Sie hatte wirklich Meinu getötet. Zorn stieg in ihm auf. Zorn, wie er ihn noch nie vorher gespürt hatte. Er wollte weg. Wollte seine Ketten zerreißen. Wollte sein Gefängnis zerstören. Wollte die Frau, die ihm so viel Leid zugefügt hatte auf brutalste Weise zerfleischen. Und doch hing er da. Zum nichts tun verdammt. "Du bist keine Königin. Jedes andere Lebewesen in diesem Universum ist ehrenvoller als du. Selbst die Ratten die hier herumlaufen haben mehr Respekt verdient als du. Du bist feige. Das du nicht einmal selbst den Todesstoß ausführen, spricht für dich und deine Ehre. Doch einst sollst du wissen. Meinus Tod, war der sinnloseste von allen in diesem ganzen Arc. Ich habe dir gesagt, nichts bedeutet mir mehr als mein Bruder."
***
Es war nachts. Wieder stand Kasai auf dem Balkon der Hyoudo's und genoss die kühle Nachtluft. Da hatte er nach all den Tagen endlich etwas Schlaf gefunden, und dann hatte er einen komischen Albtraum. Kasai erinnerte sich nur noch Bruchstückhaft an den Traum. Er war in einem dunklen Kerker. Und er war wütend. So wütend wie kaum sonst. Zuletzt hatte er diesen Zorn beim Kampf gegen Gygon verspürt. Wer oder was auch immer für diesen Zorn verantwortlich war, hatte sich in diesem Verließ befunden. Auch jetzt, eine Viertelstunde nach dem er vor Kopfschmerzen hochgeschreckt war, pochte sein Schädel noch wie wild. Er hatte schon versucht, die Stimme in seinem Kopf zu kontaktieren, doch bislang war dort kein durchkommen. "Kasai ? Was machst du denn hier draußen ?" Akeno trat ebenfalls auf den Balkon. Sie war komplett nackt. Kasai erinnerte sich an die 2. Lektion: Beherrschung. "Alles Gut. Ich brauchte nur etwas frische Luft." "Hast du schlecht geträumt ? Ich hab dich die ganze Zeit im Schlaf reden hören." Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ach, das war nur ein blöder Albtraum, nichts besonderes. Ich würde nur gern wissen, was ist passiert in der Zeit in der ich geschlafen habe ? Das letzte an was ich mich erinnere war tiefe, schwarze Leere. Und dann bin ich in diesem Zug aufgewacht." Akeno legte den Kopf schräg. "Klingt wirklich nach einem seltsamen Traum. Am besten kommst du jetzt wieder ins schlafen.", sie gähnte, "morgen wird ein bestimmt anstrengender Tag. Ich helfe dir auch beim einschlafen." Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn zurück ins Wohnzimmer und aufs Sofa. Doch Kasai spürte, dass irgendwas in ihm nicht stimmte.
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