Teil 21 Kurz vor Sonnenuntergang
Was beim letzten Aufenthalt in Inverness noch ein Abgang war, erwies sich dieses Mal als echter Abschied, denn Dallas fiel es überhaupt nicht leicht, Andy mit den Katern in einer Wohnung zurückzulassen, die womöglich nicht sicher war. Immerhin hatte Andy versprochen, nach London zu gehen. Das war beruhigend, aber trotzdem kam sich Dallas vor, als würde er Andy gerade verraten und nicht helfen. Er hatte ganz klar Gefühle für ihn, was die ganze Sache mit Dugan auch nicht einfacher machte. Könnte er sich in zwei Typen verknallen? War das alles nur ein Gefühlschaos, aus dem er sich herauswinden müsste? Oder zeigte das, dass er gar nicht fähig war, sich ernsthaft zu binden? Alles was er jetzt gerade wusste war, dass die Nacht mit Andy, der Morgen danach und der Abschiedskuss sich verdammt gut angefühlt hatten. Also tat er vielleicht gerade genau das Falsche? Er würde es herausfinden müssen. Andy hatte ihm ein Taxi gerufen, mit dem er jetzt unterwegs zum Hotel war. Ganz bestimmt hatte er keine Lust, Tariq, Janice und Robert zu erklären, was er nicht mal selbst verstand und tatsächlich hatte er Glück. Als er zum Hotel kam, begegnete er keinem von ihnen und ging direkt in sein Zimmer, wo er kaum fünf Minuten brauchte, um seine Sachen zusammenzusuchen.
Dann schrieb er einen Brief, in dem er die anderen wissen ließ, dass er zurück nach Lanark müsse. Sie konnten sich denken warum und er nahm den Wagen. Er entschuldigte sich für seinen plötzlichen Entschluss, den Umstand, dass er den Wagen nahm und weil er sich nicht von ihnen verabschiedete, aber es müsse so sein. Es würde keinen Sinn machen, auf ihn zu warten. Er würde sich bei ihnen melden, sobald er Klarheit hätte. Vielleicht wäre das schon bald. Den Brief schob er unter der Tür von Tariq und Janice durch. Sie würden ihn ganz sicher finden. Dann ging er leise, aber entschlossen zum Hof, wo der Landrover geparkt war. Einen Augenblick fürchtete Dallas, dass ihn das Motorengeräusch des Geländewagens verraten würde, aber dann war er auch schon vom Hof und auf der Straße. Das Navigationsgerät zeigte an, dass er in etwas mehr als sechs Stunden in Lanark wäre, wenn er ohne Pause fuhr. Das wäre wohl das geringste Problem. Komplizierter wäre es wohl, bei Dugan aufzutauchen, in der Hoffnung, dass die alte Fitzgibbons ihn einließ. Jetzt ärgerte er sich, weil er das Walkie-Talkie zerschlagen hatte.
Verflucht! Aber was sollte er auch sagen? Ich rufe deinen Namen beim Sex, also lass es uns nochmal versuchen? Ich war ein Idiot, weil ich zu viel auf einmal erwartet habe? Du bist ein Lügner, aber ich vermisse dich und das ist mir jetzt egal? Zum Glück hätte er Zeit, sich etwas auszudenken, bis er mit Glück am späten Nachmittag ankäme. Was, wenn sie gar nicht redeten? Der Gedanke gefiel Dallas noch am besten. Vielleicht vermisste Dugan ihn auch und sie würden einfach da weitermachen, wo sie aufgehört hatten... Ohne es zu merken, hatte er Inverness inzwischen hinter sich gelassen und fuhr zügig und mit überhöhter Geschwindigkeit in Richtung Norden. Er passierte die Abzweigung zum Fyrish Monument, während die umliegende Landschaft am Wagenfenster vorbeizog und dieses Mal hatte er keine Augen und keine Zeit für die schroffe Schönheit der Natur. Er hielt nur einmal kurz an, um zu schauen, ob die anderen seine Abwesenheit inzwischen bemerkt hätten und tatsächlich fand er einige Nachrichten auf seinem Handy.
Robert: Pass auf dich auf, Laddy, und bring den Wagen heil zurück!:)
Tariq: Mach dir keine Sorgen, ich kläre das mit der BBC. Safety first!
Janice: Ja, ja, was tut man nicht alles für die Liebe;) Du spinnst! Mach wenigstens noch ein paar Fotos. LG
Dallas lächelte vor sich hin, denn er hätte mit jeder einzelnen Nachricht beinahe wörtlich gerechnet. Er sendete allen dreien zurück, dass er schon halb da sei und auf ihre guten Ratschläge hören würde. Er schrieb auch an Andy: Danke für alles, die heiße Nacht, den klugen Rat und das Frühstück. Treff' dich in London xxx. Dann fuhr er weiter, ohne noch einmal anzuhalten. Im Wagen lag zum Glück noch eine Packung Kekse, also brauchte er auch nicht anzuhalten.
Als er die Uferstraße des Lake Lanark entlang fuhr, hatte er so etwas wie einen Plan. Er würde alles direkt auf eine Karte setzten. Dugans Anwesen lag sowieso außerhalb, sodass er dort ankäme, bevor den Ort erreichte. Er würde nicht am Tor läuten, wie es normale Besucher tun würden. Die Fitzgibbonses und Dugan wären sicher nicht völlig unfähig, spontanen Besuch zu empfangen, allerdings hätte er nicht gerade normale Besucher-Absichten. Und es war immerhin möglich, dass Dugan ihn nicht sehen wollte. Also würde er den Wagen so parken, dass man ihn von der Straße nicht sehen konnte und er würde einfach irgendwo, wo es günstig war, über die Parkmauer klettern, das hatte er ja schon mal gemacht. Vielleicht würde er Dugan bei den Tiergehegen finden. Der Zeitpunkt wäre ungefähr der gleiche, wie bei ihrem ersten Zusammentreffen. Vielleicht etwas später.
Als Dallas das Anwesen erreichte, hielt er Ausschau nach einer Möglichkeit, den Wagen abzustellen und fand tatsächlich einen Wirtschaftsweg, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Wald führte. Das war genau das, wonach er suchte. Er fuhr ein Stück hinein, bis er sicher war, dass man ihn von der Straße aus nicht mehr sehen konnte. Dann machte er sich daran, einen günstigen Platz für das Erklettern der Mauer zu suchen. Die Mauer war nicht besonders hoch, aber doch hoch genug, um ein wenig Geschick oder eine Gelegenheit zu erfordern. Als er ein Stück daran entlanggegangen war, fand er eine Stelle, wo ein Efeu großzügig an der Natursteinmauer heraufrankte. Sicher würde es auf der anderen Seite auch herunter ranken. Also wagte Dallas sein Glück und tatsächlich war er mit ein paar beherzten Griffen und Tritten auf der anderen Seite angelangt. Wenn ihn seine Erinnerung nicht täuschte, war er auf dem hinter dem Schloss gelegenen Teil des Gartens, irgendwo hinter dem wild wuchernden Ginster müsste man es erahnen können. Erst jetzt kam Dallas in den Sinn, dass er gerade etwas Verbotenes tat. Genau genommen war das unerlaubtes Betreten von Privateigentum. Er versuchte sich einzureden, dass es eher eine Überraschung sein sollte und ging mit Herzklopfen weiter.
Die Bäume und Sträucher warfen inzwischen lange Schatten und das Gras wurde feucht. Bald wäre die Sonne untergegangen und es würde dunkel. Dallas fand den Bachlauf, der zu den Wildgehegen führte und gleich darauf den Zaun, der die Wölfe umschloss. Vorsichtig hielt er das Gehege im Blick, während er am Zaun entlang strich. Auf keinen Fall wollte er riskieren, dass die Tiere irritiert und verschreckt würden. Das würde sein Kommen verraten. Plötzlich glaubte er, ein Geräusch zu hören. Nur ein Rascheln, ganz leise, aber immerhin könnte das eines der Tiere sein. Er spähte durch den Zaun. Da war nichts zu sehen. Er ging noch vorsichtiger weiter und spitzte die Ohren, als er plötzlich von hinten an der Schulter gepackt und mit Kraft herumgerissen wurde. „Du!", fuhr Dugan ihn heftigst an. Dallas stolperte vor Schreck rücklings an den Zaun. Der Gesichtsausdruck des jungen Lairds zeigte eine Mischung aus Zorn und Überraschung. Seine Augen funkelten. „Du hast echt Nerven, hier so heimlich aufzutauchen!" Vielleicht gewann der Zorn jetzt die Oberhand? Dann schien er zu bemerken, dass er Dallas einen riesen Schrecken eingejagt hatte und sein Blick wurde sanfter, ebenso seine Stimme.
„Hast du eine Ahnung, was alles passieren kann, wenn du hier unerwartet auftauchst?"
Dallas hatte keine Ahnung. Woher auch? Als er sicher war, dass seine weich gewordenen Knie ihn nicht verraten würden, schob er wütend Dugans Hand von der Schulter.
„Was fällst du mich von hinten an! Spinnst du?"
Dugan fand das aus irgendeinem Grund witzig. Er lachte kurz auf und schüttelte den Kopf. „Nein, nein, das war kein Anfall von hinten, das kannst du mir glauben."
„Klar, ich glaub dir alles", gab Dallas mit einiger, bitterer Ironie zurück.
„Ich würd's mir wünschen, dass es so wäre."
Das war eine seltsame Antwort, aber auch nicht seltsamer, als der Rest der ganzen Situation. Dallas nahm sich vor, nicht gleich wieder auszurasten, immerhin war er gerade bei sowas wie Einbruch erwischt worden. Er schaute Dugan genauer an. Sein Haar sah wilder aus als je zuvor, aber sein Blick war jetzt sanft und neugierig. Er trug einen seiner Hoodies, doch die Stiefel fehlten. Er trug gar nichts an den Füßen. Lief er so im Wolfsgehege herum? War er so über den Zaun gekommen? Oder kam er von woanders?
„Sorry, aber ich dachte, du willst mich vielleicht nicht sehen, also bin ich weiter hinten über die Mauer." Dallas versuchte ein Lächeln. Das funktionierte eigentlich immer. Auf jeden Fall blieb es nicht ohne Reaktion.
Dugan begann auch zu lächeln. „Du hast echt Nerven. Nein, ich freu mich, dich zu sehen. Aber du kommst zu einer ... ungünstigen Zeit. Wir müssen hier weg, zum Haus, komm."
Na super, kaum waren sie wieder zusammen, gab Dugan schon wieder Anweisungen! Aber Dallas hatte irgendwie das Gefühl, dass es dafür einen Grund gäbe, also folgte er ihm bereitwillig.
„Ich bin hier, weil mir jemand gesagt hat, dass wir reden müssen", sagte er dann und passte sich den eiligen Schritten von Dugan an.
„Das klingt nach einem klugen Jemand", fand Dugan.
Dallas nickte. „Stimmt. Gibt's Grund zur Eile?", wollte er wissen.
„Glaub' mir, es ist besser, wenn wir das Haus erreicht haben, bevor der Mond aufgeht."
Dugan sprach in Rätseln und er blickte noch rätselhafter zu Dallas, dann in Richtung der Sonne, die fast vollständig hinter den Hügeln verschwunden war.
„Warum, was ist hier draußen?"
„Ich bin hier draußen und du willst nicht dabei sein, wenn es hier draußen passiert." Mit diesen Worten nahm Dugan sein Walkie Talkie und funkte zum Haus. „Fitzgibbons, bereiten Sie alles vor, ich bin spät dran. Wir haben einen Eindringling im Park. Ich bringe ihn mit. Es ist Dallas."
„Aber Sir, das kann doch nicht...", begann die Frau am anderen Gerät. Sie war deutlich aufgebracht, aber Dugan schaltete seinen Apparat direkt aus.
„Du bist hoffentlich nicht zimperlich, denn dir wird nicht gefallen, was du siehst."
„Verflucht, Dugan, jetzt sag endlich, was hier los ist..." Dallas hörte, wie seine eigene Stimme seine Aufregung verriet. Was würde er zu sehen bekommen?
„Was hier los ist? Verflucht, passt irgendwie. Erinnerst du dich an die Werwolfgeschichten, die deine Leute im Dorf aufgeschnappt haben?" Dugan schaute prüfend, nahm aber jetzt Dallas' Hand, um ihn schneller mit sich zu ziehen. Dallas spürte, wie sich sein Herzschlag erhöhte, wegen der Worte und wegen der Geste.
„Ja, na und? Du hast gesagt es seien Ammenmärchen." Sein Atem ging schneller, auch der von Dugan.
„Was soll ich sonst sagen? Bingo!?" Dugan zog weiter, aber Dallas blieb jetzt plötzlich stehen und hielt ihn fest.
„Das ist jetzt nicht wahr... das glaub' ich nicht, du... spinnst."
Dugan ließ sich nicht beirren. Er tat einen Schritt auf Dallas zu, sodass er direkt vor ihm stand. Ihre Hände hielten sich noch immer und Dugan nahm jetzt die freie Hand, um Dallas ins Haar zu greifen. Er legte seine Stirn an die von Dallas, der seinen Atem hören und spüren konnte. Was für eine seltsam vertraute Geste... Dann zögerte er kurz, bevor er sprach.
„Wenn's nur so wäre. Du wirst es sehen. Es beginnt, sobald sich der Vollmond zeigt, dann beginnt die Verwandlung. Dann ist es im Haus am sichersten."
Dallas atmete schneller und sie gingen noch schneller. Er war jetzt wirklich aufgeregt, aber aus irgendeinem Grund hatte er keine Angst. Zwei Dinge könnten passieren. Entweder Dugan war ein Spinner, der sich gleich überhaupt nicht verändern würde, oder, völlig aberwitziger Weise gäbe es Werwölfe. Aber wenn Dugan einer wurde, dann wäre er sicher nicht gefährlich für Dallas. Oder?
„Ich habe keine Angst vor dir", brachte er heraus. Dugan schaute ihn ungläubig aber fasziniert an.
„Wirst du gleich haben. Komm."
Endlich erreichten sie das Haus, wo die Tür weit offen stand und der alte Fitzgibbons ihnen entgegen kam. Er war außer sich und schüttelte immer wieder den Kopf.
„Das geht doch nicht, Sir, was machen Sie nur, lassen Sie ihn zum Tor."
Er zeigte auf Dallas, der jetzt versuchte, etwas Sinnvolles zu sagen. „Guten Abend, Fitzgibbons", brachte er heraus.
Dugan fand das komisch, er lächelte ihn an. „Sehen Sie, ihm geht's gut. Ist Ihre Schwester oben? Ist alles bereit?" Er schaute auf den Butler. Der murrte noch immer, nickte aber.
„Ja, sie ist oben, aber das geht so nicht..."
Dugan nickte nur und deutete Dallas an, dass sie hineingehen würden.
„Gehen Sie, Fitz, ihre Schwester kommt auch gleich."
Damit zog er Dallas weiter, durch die riesige Halle und die Treppe hinauf. Ungefähr auf halbem Weg kam ihnen die alte Miss Fitzgibbons entgegen. Sie schüttelte nur ebenso aufgeregt wie ihr Bruder den Kopf und hielt die Hände vors Gesicht, als sie Dallas erkannte.
„Oh Gottogottogott, wenn das nur gut geht", jammerte sie weiter unten.
Dugan blieb oben vor der Zimmertür stehen und sah Dallas eindringlich an.
„Es ist kein schöner Anblick. Noch kannst du hinter ihr her." Er deutete nach unten, wo Miss Fitzgibbons nach draußen eilte.
„Ist mir egal", versicherte Dallas und klang zuversichtlicher, als er sich selbst zugetraut hätte. Dann, wie um Dugan zu beweisen, dass er es wirklich ernst meinte, gab er ihm einen Kuss. Dugan zuckte überrascht zusammen, hatte sich aber sofort im Griff.
„Wir haben keine Zeit. Du gehst da rein." Er schob Dallas jetzt ins Zimmer und dort stand tatsächlich ein alter Raubtierkäfig. Dallas begriff nicht gleich, er zögerte. „Das ist sicherer. Ich kann unberechenbar sein", erklärte Dugan und öffnete die Tür.
„Ich soll da rein?", fragte Dallas ungläubig.
„Ja."
So wie Dugan das sagte, ließ Dallas es einfach geschehen. Er betrat den Käfig, der hoch genug war, um darin zu stehen und groß genug, um darin drei oder vier Schritte zu machen. Dugan verriegelte die Tür, dann schien er sich kurz zu entspannen, weil das geschafft war. Er öffnete das Fenster, hinter dem es bereits dunkel war. Der Mond würde jeden Augenblick hinter einem Hügel auftauchen, das verriet zumindest der feine Schimmer hinter ihm. Dugan drehte sich zu Dallas und sah ihn an. Dann begann er sich auszuziehen. Dallas schaute wie gebannt dabei zu und begriff, dass Dugan sich so vorbereitete. Kaum waren alle Kleider um ihn herum verstreut, da schien es, als würde Dugan in sich zusammensacken. Er fiel zu Boden, wo er kurz regungslos und zusammengerollt liegen blieb. Dann sah Dallas, dass der Mond hinter dem Hügel hervortrat und sein Schimmer in den Raum und auf Dugan fiel. Kurz dachte Dallas daran, dass vielleicht nichts weiter passieren würde. Theorie eins: nur ein Spinner. Doch dann begann es wirklich: Dugan stieß so etwas wie eine Mischung aus Schrei und Wolfgeheul aus und seine Gliedmaßen begannen zu zucken. Dallas erschrak zutiefst und sah deutlich, dass das kein epileptischer Anfall oder Ähnliches war. Dugan warf den Kopf nach hinten und Dallas sah, wie sich sein schmerzverzerrtes Gesicht langsam verformte und mit so etwas wie, nein, tatsächlich mit schwarzem Fell überzog. Die Ohren waren nicht mehr menschlich und das war erst der Anfang. Plötzlich ging ein Knirschen und Knacken überall durch Dugans Körper, so als würden seine Knochen erst brechen und sich dann wieder zusammensetzen. Seine Hände und Füße schienen sich zusammenzuziehen, seine Arme und Beine verzogen sich, sein schwarzes Haar breitete sich überall aus. Dallas hielt es jetzt kaum mehr aus. Er begann, an den Stäben des Käfigs zu rütteln und schrie. „Aufhören, aufhören!"
Wie ein Echo setzte jetzt das Wolfsgeheul wieder ein und Dallas erkannte deutlich das Raubtiergebiss in dem, was Dugans Gesicht sein sollte, aber nicht mehr war. Dann plötzlich verstummte er. Dugan, der Wolf, versuchte jetzt, auf seine Beine zu kommen, was zunächst unbeholfen wie bei einem neugeborenen Welpen aussah. Dallas kam der Gedanke, dass seine Schreie vielleicht alles schlimmer machten, also versuchte er, sich zu beruhigen und atmete schwer ein und aus. Inzwischen hatte sich der Wolf aufgerichtet und schaute zum Fenster, dann zu Dallas. Im Licht des Mondes schimmerten Dugans aquamarinfarbene Augen wie Silber und Dallas hielt für einen Moment den Atem an. Wie lange sie sich nur anschauten, war schwer zu sagen, doch dann kam der Wolf langsam auf den Käfig zu und schien Dallas genau zu beobachten. Würde er versuchen, ihn anzugreifen? Er strich langsam und mit einem leisen Knurren um den Käfig herum. Dallas folgte jedem Schritt genauestens mit dem Blick und drehte sich in der Mitte des Käfigs mit dem Tier. Die Bewegungen schienen ihm mehr lässig elegant als bedrohlich und Dallas ertappte sich dabei, wie er sich fragte, ob er es wagen sollte, den Wolf anzulocken. Vielleicht ließe er sich anfassen? Er schaute in die Augen des Wolfs und fragte sich, ob er da Dugan oder das Bewusstsein eines Raubtieres sähe. Er kniete sich dicht an die Gitterstäbe und wollte gerade seine Hand herausstrecken, als der eine der Stäbe quietschte und der Wolf erst einen Satz zurück machte, um dann mit einem noch größeren Satz durch das Fenster zu verschwinden. Solche Sprünge musste er gewohnt sein, denn man hörte keinen Aufprall oder Schliddern, nur ein Aufsetzen und dann den Lauf des Tieres durch den Garten. Einmal heulte er auf, wie zum Abschied, dann war es still. Dallas horchte noch einen Moment, dann ließ er sich auch zu Boden gleiten. Wieder quietschte der Käfig. Das Geräusch ließ ihn zurück in die Realität kommen. Das war alles kein Traum gewesen. Auf dem Boden lagen Dugans Sachen und auch Haare vom Fell, da wo er sich zum Wolf verwandelt hatte. Dallas hatte es gesehen und plötzlich traf es ihn wie mit einem Faustschlag. Dugan war kein gewöhnlicher Mensch und Dallas hatte sich in den bösen Wolf aus dem Märchen verknallt. Theorie zwei. „Hellfire."
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