Kapitel 9 [Marcus]
„Das wird der absolute Hammer!" Paul legte einen Arm um meine Schulter, während Lucy und Andreas sich uns gegenüber in den Zug gesetzt hatten. Wir waren gerade auf dem Weg nach London zum Festival.
„Oh ja. Ich freue mich total darauf!" Andreas klatschte in die Hände, während Lucy im Rucksack kramte und schließlich vier Bierflaschen rausholte, öffnete und sie verteilte.
„Auf uns", grinste sie und wir stießen alle an, bevor wir einen Schluck tranken.
„Lass uns zocken", schlug ich vor. Wir hatten alle unsere alten Nintendos mitgenommen, um sie zu verbinden und somit die zweieinhalb Fahrtstunden zu überbrücken.
„Klingt gut."
Wir verbanden sie miteinander und fingen an alle möglichen Spiele durchzuzocken wie Mario Bros, Mario Kart und Mario Party, die Klassiker eben. Dabei filmten wir viel, worüber ich im Nachhinein verdammt froh war, weil ich mich so immer an den Tag erinnern konnte.
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„Kann überhaupt irgendjemand von euch ein Zelt aufbauen?", wollte ich wissen und verschränkte meine Arme, als meine Freunde bloß Löcher in die Luft starrten.
„Das kann doch nicht euer Ernst sein! Wart ihr nie zelten?"
„Offensichtlich nicht." Paul zuckte mit den Schultern.
„Dann wird das jetzt euer erstes Mal, herzlichen Glückwunsch. Andreas, Lucy, ihr baut die Stangen zusammen. Paul, du hilfst mir dabei schonmal das Zelt richtig hinzulegen."
Die anderen befolgten sofort meinen Befehl und nach knapp einer halben Stunde und einer Menge Anweisungen meinerseits hatten wir es dann doch geschafft, das Familienzelt aufzubauen.
Zufrieden legten Paul und ich unsere Isomatten in die eine Hälfte und Lucy und Andreas in die andere.
„Bitte kein Sex nachts!", warnte Paul das Pärchen.
„Ew, man! Hier kann uns ja jeder hören. Nein danke", meinte Lucy, weswegen wir alle lachten.
„Wollen wir mal rumgehen und schauen, ob wir irgendeine Gruppe treffen, die nett ist?", schlug ich vor und bekam dafür ihre Zustimmung. Wir machten uns also auf den Weg.
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Am Abend gingen wir zur Bühne, da heute natürlich das erste Programm des Festivals auf dem Plan stand. Wir hatten einen unglaublich schönen Abend, beziehungsweise Nacht und trafen sogar auf eine Gruppe von Jungs in unserem Alter.
"Hey", lächelte einer mit kurzen, lockigen Haaren. "Ich bin Dele."
"Marcus." Ich schlug mit ihm ein, dann nacheinander mit seinen Freunden, welche wie wir, ebenfalls zu viert waren. Die anderen drei hießen Giovanni, Sonny und Harry und schienen alle etwa in unserem Alter zu sein. Wir verbrachten das erste Konzert zusammen und hatten viel Spaß, bis wir sehr spät nachts noch zu unserem Platz gingen, um uns besser kennenzulernen.
Vor allem Dele und ich verstanden uns sehr gut und so kam es, dass wir auch mal Zeit nur zu zweit verbrachten.
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„Willst du auch?" Dele hielt mir grinsend eine Flasche Bier entgegen, welche ich dankend annahm, während ich mich gegen einen Baum lehnte. Er betrachtete mich. „Alles klar bei dir?"
„Ja, alles bestens." Ich schenkte ihm ein Lächeln. Ich wusste nicht, was es war, aber ich fand ihn extrem anziehend. Er ließ mich alles rund um Jesse vergessen und behandelte mich so gut. Immer, wenn er mich berührte, hinterließ es ein Kribbeln, aber selbst wenn er auch etwas für mich empfand, wohnte er in London und ich in Manchester. Wie sollte eine Fernbeziehung möglich sein?
„Du siehst so nachdenklich aus", meinte er.
Wir hatten uns mal wieder zu zweit im Wald getroffen, es war schon relativ spät, aber man hörte noch die Musik von der Bühne im Hintergrund.
„Del...Es ist alles gut, okay?"
Es erstaunte mich, wie gut er mich jetzt schon verstand, obwohl wir uns erst zwei Tage kannten. Morgen war der letzte Tag des Festivals und übermorgen würden wir alle wieder nach Hause fahren. So schnell konnte man doch gar nicht Gefühle füreinander entwickeln...oder?
„Okay. Aber wenn du reden willst, bin ich für dich da."
Wir stießen an und ich trank einen Schluck vom Bier.
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„Wo warst du schon wieder, Marcus?" Paul schaute auf, als ich leise ins Zeit kam.
„Musste nochmal kurz aufs Klo."
„Bro...du bist vor ner halben Stunde gegangen. Fang mir gar nicht erst damit an", schmunzelte er.
„Die Schlange war sehr lang." Ich zuckte mit den Schultern, während ich mich schnell umzog.
„Glaubst du, dass wir dich nicht immer im Wald verschwinden gesehen haben? Und dass dir Dele kurz darauf gefolgt ist? Läuft was zwischen euch?", hakte er weiter nach.
Ich legte mich auf die Isomatte und schlüpfte in den Schlafsack. „Ehrlich, Paul. Keine Ahnung, okay? Ich bin müde, also lass uns bitte schlafen."
„Okay." Er zögerte einen kurzen Moment, bis er nochmal ansetzte. „Du siehst sehr glücklich aus, wenn er um dich ist. Er lenkt dich von Jesse ab, im positiven Sinne. Wenn du das willst, dann zögere nicht. Ich kenne Dele nicht gut, aber er scheint nicht ganz abgeneigt von dir zu sein."
„Ist gut. Danke Paul. Und jetzt Gute Nacht."
„Gute Nacht."
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„Die zweite Eule ist auch wach." Andreas grinste, als ich müde aus dem Zeit kam. Lucy stieß ihm in die Seite, während Paul die Augen verdrehte. Ich schaute ihn fragend an.
„Was meinst du?"
„Wir haben euch gestern Nacht reden hören. Du weißt: die Wände sind nicht wirklich schalldicht", grinste er mit einem Seitenblick aufs Zelt.
„Oh mein Gott." Ich nahm mir einen Pulli aus der Reisetasche und zog ihn mir über. Das Gespräch musste ich mir jetzt echt nicht nochmal geben. „Ich gehe aufs Klo."
„Ist das ein Synonym für: Du gehst in den Wald und triffst Dele?"
„Das ist ein Synonym für: Halt die Fresse oder ich pinkel dir ins Gesicht", grinste ich, während ich mich auf den Weg zu den Toiletten machte.
„Krall ihn dir, Tiger!", rief Andreas mir noch hinterher. Ich drehte mich jedoch nur um und streckte ihm meine beiden Mittelfinger entgegen, bevor ich grinsend weiterging. Ich hatte die wohl bescheuertsten und gleichzeitig besten Freunde der Welt.
„Marcus! Hey, wartest du auf mich?" Ich blieb stehen, als Deles Stimme hinter mir ertönte.
„Guten Morgen." Gut gelaunt lächelte er mich an, während ich eine Gänsehaut von seiner Morgenstimme bekam.
„Morgen. Auch auf den Weg zu den Toiletten?"
Er nickte und wir liefen zusammen weiter.
„Treffen wir uns wieder um 18 Uhr im Wald?", lächelte er mich an und ich nickte.
„Gerne."
- -
„Hast du dein Handy gerade dabei?" Dele saß auf einen großen Stein, während ich mich wie gewohnt an einen Baum lehnte.
„Nein. Warum?"
„Nur so. Dann machen wir das halt Old School-like." Er stand auf und kam auf mich zu. „Gib mir deinen Arm."
Ich hielt ihm meinen Arm hin, während er einen Edding aus seiner Hosentasche holte. Kurz darauf schrieb er Zahlen auf meinen Arm.
„Hier ist meine Nummer. Schreib mir oder ruf mich an, wenn du mich vermisst", lächelte er, was mich auch zum Lächeln brachte.
„Und du hättest nicht einfach mit mir zum Zelt gehen und mein Handy holen können?", fragte Ich grinsend.
„So ist es doch viel romantischer, oder?"
Ich biss mir auf die Lippe, während ich nickte. Es machte mich verrückt, so auf ihn zu reagieren.
„Heute ist unser letzter Tag. Morgen ist unser großes Auf-Wiedersehen."
„Erinner mich bloß nicht dran", brummte ich.
„Naja, es sind ja noch Sommerferien."
„Ja, aber früher oder später muss ich in diese Schule zurück." Ich seufzte und er nahm meine Hand.
„Willst du mir endlich davon erzählen?"
Mein nachdenklicher Blick ruhte auf ihm, dann nickte ich. „Na gut. Da gibt es diese Person, die mich sehr verletzt hat und keine Ahnung, was ich für sie empfinde und ob sie was von mir will oder mich die ganze Zeit nur verarscht hat. Hier zu sein, mit meinen besten Freunden, und dich zu treffen, hat alles auf den Kopf gestellt. Es lenkt mich alles so gut ab. Jetzt, wo ich auch nur darüber nachdenke wieder in die Schule gehen zu müssen, dreht sich mein Magen um. Ich will ihn nicht wieder sehen."
„Ihn?" Dele legte den Kopf schief. Ups, da war mir wohl was Unüberlegtes rausgerutscht. Ich zuckte als Antwort bloß mit den Schultern.
Dele legte seine freie Hand an meine Wange und lächelte sanft.
„Wenn du willst, dass ich dich ablenke, kenne ich auch noch eine ganz andere Variante", flüsterte er und kam mir langsam näher. Mein ganzer Körper prickelte, als ich meine Hand an seine Hüfte legte.
„Dann zeig sie mir, bitte."
Das ließ er sich natürlich nicht zweimal sagen und legte seine Lippen sanft auf meine. Es war ein schüchterner Kuss und mehr wurde es auch nicht, worüber ich sehr froh war. Ich wollte nichts überstürzen mit ihm.
Nachdem wir uns gelöst hatten, drückte ich ihn fest an mich und lächelte wie dämlich. Wie verrückt die Liebe doch war...
- -
„Das ist dann also unser Abschied." Dele schmollte leicht und zog mich näher an sich.
Dieses ganze Wochenende war ein einziger Traum, Dank ihm.
„Wir sehen uns bald wieder, versprochen", flüsterte ich und küsste ihn kurz.
„Ich zähle auf das Versprechen."
„Marcus! Kommst du? Wir müssen gehen!", rief Paul und winkte mich zu sich. Ich hatte meinen Freunden sofort von dem Kuss erzählt und auch von der Beziehung, die wir nun versuchten zu führen.
„Ich komme sofort!", rief ich zurück und widmete mich wieder Dele. „Ich rufe dich an, sobald ich zuhause bin."
„Gut. Ich werde dich vermissen." Er küsste mich ein letztes Mal - lang und sanft - dann lösten wir uns.
„Ich dich auch. Bis dann", ich lächelte traurig, als ich mich von ihm abwendete und mich zu meinen Freunden begab. „Okay, lass uns gehen."
„Ich kann's nicht glauben, dass du jetzt einfach einen Freund hast und er nicht Jesse heißt", meinte Lucy. Ja, auch ihnen hatte ich mittlerweile von der ganzen Sache erzählt. Lucy wollte seitdem, dass Jesse und ich ein Paar wurden, woraus bekanntermaßen nichts wurde. Zum Glück, denn so konnte ich nun glücklich mit Dele zusammen sein.
„Er macht mich im Gegensatz zu Jesse glücklich", meinte ich schlichtweg und wir ließen das Thema sein.
Ich drehte mich nochmal um und sah Dele, wie er mir lächelnd hinterherschaute. Ich winkte ihm ein letztes Mal und er warf mir einen Luftkuss zu. Dann drehte ich mich zurück. Jetzt hieß es wohl zurück nach Manchester.
Und Ende!
Nein Spaß🤭
Keine Sorge Leute, Jesse und Marcus bekommen ihr Happy End und für Dele finden wir auch noch einen passenden Partner😉
Mit Harry ist Harry Winks gemeint
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