Kapitel 3 [Marcus]

Zufrieden schrieb ich den letzte Stichpunkt auf das Plakat. Jesse neben mir atmete tief aus.
„Wir haben es geschafft!"
Ich nahm das Plakat in die Hand und ging ein paar Schritte zurück, sodass er es von weiter weg betrachten konnte.
„Dafür, dass wir Jungs sind, ist das echt schön", lachte er und ich verdrehte grinsend die Augen. Während der Treffen in den über dreieinhalb Wochen, die wir wegen des Referats zusammen verbracht hatten, waren wir uns immer näher gekommen. Leider immer noch nur privat. Wir umarmten uns mittlerweile sogar schon und ich ärgerte mich, dass ich zu schüchtern war, um ihn zu fragen, warum er in der Schule nicht auch so zu mir war, warum er mich nicht wenigstens in Ruhe lassen konnte, anstatt so blöd zu sein.

Ich legte das Plakat zurück auf seinen Schreibtisch, bevor ich mich auf sein Bett niederließ. „Das war's also."
Jesse setzte sich langsam neben mich, sodass sich unsere Arme berührten.
„Ab morgen sehen wir uns nur noch in der Schule und hassen uns wieder", seufzte ich. Er kratzte sich am Hinterkopf.
„Hör mir mal zu, Beans." In den letzten Wochen hatte er angefangen mich so zu nennen, weil er Marcus zu lange fand und es keine wirkliche Abkürzung für den Namen gab, die gut klang. Wie er auf Bean beziehungsweise Beans gekommen war, war mir jedoch auch unklar.
„Ich find dich echt korrekt, du bist nett. Ich habe nichts gegen dich, aber meine Freunde halt. Und wenn ich anfange, in der Schule nett zu dir zu sein, dann muss ich mich entscheiden und ich würde mich für sie entscheiden, weil sie meine besten Freunde sind und auch meine einzigen. Ich kenne sie viel länger als dich, aber ich will es nicht so weit kommen lassen, also...lass uns einfach so weitermachen wie jetzt, okay? Nimm dir das nicht zu Herzen, was ich in der Schule sage, das meine ich echt nicht so", erklärte er ruhig und blickte mich an. Ich schaute zurück, sagte lange nichts. Schließlich nickte ich. Was sollte ich auch anderes tun?
„Ist okay. Ich verstehe es", murmelte ich, auch wenn ich es überhaupt nicht verstand. Wenn seine Freunde mich richtig kennenlernen würden, fänden sie mich sicherlich auch nicht mehr so schrecklich. Wir könnten ja alle mal zusammen abhängen, das stellte ich mir sogar ganz cool vor.
„Danke, Bean." Er ließ seinen Kopf auf meine Schulter sinken und schloss die Augen. Ich atmete tief aus.
„Ich sollte gehen."
„Bleib doch noch...wir können Pizza bestellen oder uns welche holen und im Park essen oder so", schlug Jesse schnell vor, ich schüttelte jedoch den Kopf.
„Meine Mutter wollte, dass ich heute zum Abendessen zuhause bin." Das war eine dreiste Lüge, aber Jesse schien sie zu schlucken.
„Na gut." Er hob seinen Kopf wieder an, stattdessen legte er eine Hand an meine Wange und näherte sich mir. Ich wich nicht zurück, sondern starrte ihn einfach nur an, war unfähig etwas zu tun.
Schließlich küsste er mich und für einen Moment erwiderte ich sogar. Seine Lippen fühlten sich gut auf meinen an, mein Herz schlug schneller. Dann kam ich zur Besinnung und rutschte von ihm weg, legte meine Hand auf seine Brust, um ihn von mir wegzuhalten.
„Woah, ehmm..." Nervös fuhr ich durch meine Haare. „Ich weiß nicht, ob das so gut ist."
Jesse ignorierte mich komplett und beugte sich erneut zu mir, um mich zu küssen. Ein Teil von mir wollte es und leider Gottes überwog der Teil auch am Anfang, weswegen ich es zuließ, dann stieß ich ihn ruckartig von mir und stand auf.
„Hör auf damit!", flüsterte ich, meine Stimme klang rau und definitiv nicht so bestimmend, wie ich es mir vorgestellt hatte.
„Womit?" Grinsend stand er nun auch auf, nahm meine Handgelenke und drängte mich zur nächstbesten Wand. Wir waren uns extrem nah, Jesse hielt mich nicht so fest, dass ich mich nicht wehren konnte, aber vermutlich wusste er, dass ich mit mir rang, er hatte sicherlich schon viele Mädchen mit denen er diese Erfahrung gemacht hatte.
„Damit", hauchte ich und bemühte mich ihm in die Augen zu schauen, damit mein Blick nicht zu seinen Lippen runterrutschte. Auch wenn ich es wirklich genossen hatte ihn zu küssen war es falsch.
„Ich verstehe dein Problem nicht?" Er kam mir noch ein Stück näher, wodurch ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Wie war es überhaupt so schnell zu dieser Situation gekommen?
„Jess..." Ich schloss meine Augen. An Überzeugung fehlte es mir ziemlich, aber ganz ehrlich, plötzlich war es mir egal. Er hatte gewonnen, das hatte er von Anfang an gewusst.
Ich drückte meine Lippen auf seine, er erwiderte den Kuss und ließ langsam meine Handgelenke los, legte seine Hände stattdessen an meine Hüfte, zog mich somit an sich heran. Ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken, während ich das Gefühl von seinen Lippen auf meinen genoss. Als wir uns lösten, konnte ich mich schon fast gar nicht mehr an das alles erinnern, es war wie ein Traum, den man vergessen hatte.
Ich blickte ihn an und biss mir dabei auf die Lippe.
„Wie wäre es, wenn wir uns am Wochenende zum Kaffee trinken treffen?", lächelte er mich lieb an.
„Klingt gut." Ich räusperte mich schnell, weil ich ziemlich heiser geworden war.
„Gut, dann hole ich dich um zwei Uhr am Samstag ab." Er ließ mich plötzlich los, wodurch das Kribbeln an den Stellen, wo seine Hände gelegen hatten, verschwand. „Ich bringe dich zur Tür."
Wir liefen zusammen zur Tür, als Abschied umarmte er mich fest, küsste dabei einmal leicht meinen Hals. „Bis morgen."
„Bis morgen", nuschelte ich, löste mich und verschwand dann schnell, bevor ich es mir anders überlegen konnte.

- -

Am nächsten Tag ließ Jesse mich in Ruhe, genauso wie seine Freunde. Ich war gerade aufs Klo gegangen, als sich die Tür hinter mir öffnete und Jesse eintrat. Wortlos nahm er mich bei der Hand und zog mich in eine Kabine, die er kurz darauf auch schon abschloss.
„Was soll das?", flüsterte ich, weil ich nicht wollte, dass wir gehört wurden.
„Dir auch Hallo. Schön, dass es dir gut geht." Er grinste sein typisches Grinsen, während ich meine Arme verschränkte und die Augenbrauen erwartend hochzog. Er seufzte leise. „Sorry, ich wollte dir eigentlich wirklich nur Hallo sagen."
„Und deswegen zerrst du mich auf eine Toilette? Jesse, ich muss pinkeln", jammerte ich. „Geh raus."
Augenverdrehend küsste er mich kurz. „Wir sehen uns ja später nochmal." Dann verließ er die Kabine und ließ mich in Ruhe aufs Klo gehen, auch wenn sich jetzt meine Gedanken nur um ihn drehten. Was war das denn schon wieder für eine Aktion von ihm?

- -

Am Samstag klingelte es um Punkt zwei Uhr. Ich lief schnell zur Tür, damit niemand anderes sie öffnete, rief meiner Familie eine Verabschiedung zu und ging dann.
„Hey." Jesse küsste mich rein aus Routine.
„Du hättest nicht warten können, bis wir weg von meinem Haus sind?", nuschelte ich an seine Lippen, weswegen er sich grinsend löste.
„Bin ich dir etwa peinlich?"
„Das gleiche könnte ich dich auch fragen", konterte ich. „Also, in welches Café gehen wir?"
„Wir gehen nicht, wir fahren." Der Ältere lief zu einem Motorrad, an dem zwei Helme hingen. Den einen zog er sich selber an, den anderen streckte er mir zu, nachdem er sich auf den Sitz geschwungen hatte. Ich schaute ihn skeptisch an.
„Hast du überhaupt einen Führerschein für das Teil?"
„Ich würde dich doch niemals in Gefahr bringen, Beans. Jetzt komm schon."
Ich setzte mir den Helm auf, dann machte ich es mir zögerlich hinter ihm gemütlich.
„Du musst die Arme um mich legen. Du weißt schon, wie in Filmen."
„Von denen schaust du definitiv zu viele", brummte ich und legte meine Arme fest um seine Hüfte. Kaum hatte ich das getan, gab er Gas, und zwar richtig. Wir bretterten durch Manchester, dann fuhren wir auf die Autobahn, ich krallte mich fester an ihn. Hätte er nicht ein wenig vorsichtiger fahren können? Immerhin saß ich das erste Mal auf einem Motorrad. Oder machte er es etwa extra, damit ich mich so sehr an ihn klammerte?
Nach einiger Zeit merkte ich, dass er zwar schnell fuhr, aber nicht unsicher. Ich fing an mich zu entspannen, ließ lockerer.

- -

Jesse und ich hatten einen wirklich schönen Tag zusammen. Nachdem wir in einem Nachbardorf in einem Café waren, waren wir noch ins Kino gegangen und hätten einen Actionfilm geschaut. Mehr oder weniger geschaut, Jesse musste mich die ganze Zeit küssen. Mir gefiel diese Seite an ihm viel mehr als diese abweisende Seite, die ich aus der Schule gewohnt war. Gleichzeitig fühlte ich mich dadurch so verarscht, benutzt. Ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Mochte er mich? Liebte er mich? Oder verabscheute er mich doch und machte das nur, um mich zu verletzen? Konnte ich ihm überhaupt vertrauen?

Als ich spät abends in mein Bett fiel, konnte ich trotz meiner Müdigkeit nicht einschlafen, weil genau diese Fragen mich wach hielten. Ich nahm mir vor, ihn darauf anzusprechen. Was das zwischen uns war, was festes oder nur so ein kleiner Flirt. Ich hatte keine Lust auf einen Flirt, aber ich war ihm so verfallen, dass ich vermutlich nichts sagen würde, wenn er mich als nichts besonderes ansah.

Hatte ich mich gerade wirklich in Jesse verliebt?

Jap, ich lasse auch mal wieder von mir hören. Zurzeit ist bei mir ziemlich viel los, privat und auch in der Schule, weswegen ich nicht wirklich Lust, beziehungsweise Zeit zum Schreiben habe. Und wenn, dann nur für die Fanfiction und nicht für Oneshots. Also werden in den nächsten Wochen keine Oneshots kommen, sondern nur die Ff, hoffe, das ist okay. Ich habe die letzten drei bis vier Wochen auch kaum geschrieben, komme langsam aber wieder rein
Seid mir nicht zu böse🙊

kommentar von angihummels [ also omg wie süß. und das Jesse ihn mit einem Motorrad abholt ahhhh. "wie in Filmen" so toll geschrieben]

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