Chapter 92
Ohne zu zögern half ich meinem Bruder dabei, Genevieve in einer Gruft neben uns zu fesseln, zog mich dann aber zurück und lehnte mich unauffällig gegen eine Wand, als sie langsam wieder zu Bewusstsein kam. Ich wollte zuhören, was sie Hayley und Elijah zu sagen hatte, aber selbst mit ihr reden wollte ich nicht. Ich hätte sie nur umgebracht, bevor die beiden alles erfahren hatten, was sie wissen wollten.
Also hörte ich aufmerksam zu und verzog nur ein einziges Mal mein Gesicht, und zwar, als sie verkündete, welche der Ahnen den Befehl gegeben hatte, Niks Kind umzubringen. Es war ausgerechnet unsere Mutter. Ich verkniff mir meinen Kommentar dazu, während Hayley Genevieve umbrachte, doch als Kat und ich einige Minuten später mit meinen beiden Brüdern im Anwesen saßen, und darüber sprachen, dass das Kind immer in Gefahr sein würde, solange Esther es tot sehen wollte, konnte ich mich nur schwer zurückhalten.
"Uns hätte eher klar sein sollen, dass unsere Mutter Probleme machen würde", seufzte Nik gerade und ich musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue.
Ich biss mir auf die Zunge, um nichts zu sagen, aber Kat, die neben mir saß, hatte diese Zurückhaltung nicht. "Na ja, Mal war das von Anfang an klar. Sie hat euch vor genau so etwas gewarnt, falls ihr euch daran noch erinnern könnt."
"Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter", erwiderte Elijah ruhig. "Es ist jetzt nun einmal so, dass unsere Mutter unter den Ahnen ist und die Hexen dazu bringen kann, das Kind anzugreifen. Vielleicht können wir herausfinden, wieso sie das will, um sie davon abzubringen..."
"Wir wissen, wieso sie das will", unterbrach ich meinen Bruder mit verschränkten Armen. "Sie weiß, was passiert, wenn dieses Kind am Leben bleibt. Ein erstgeborenes Mikaelson-Baby... Es wird nicht lange dauern, bis Dahlia Anspruch auf sie erhebt, und jeden umbringt, der ihr dabei in die Quere kommt. Wahrscheinlich denkt unsere Mutter auch noch, dass sie uns mit ihren Plänen einen Gefallen tut, weil sie so ihre durchgeknallte Schwester von uns fernhält."
"Also wollen nicht nur unsere Mutter und alle Hexen von New Orleans meine Tochter töten, sondern auch noch unsere Tante, ganz abgesehen von den Guerrera-Werwölfen, die mit Hayleys Rudel ein Problem haben, und allen Vampiren, die ein Problem mit mir haben, und in ihr meinen Schwachpunkt sehen", fasste Nik mutlos zusammen. "Sie hat so viele Feinde, obwohl sie erst einen einzigen Tag am Leben ist. Wegen mir."
"Es ist nicht deine Schuld, Nik", antwortete ich sanft. "Und ihr habt doch bisher jeden besiegt. Wir alle würden ausnahmslos alles tun, um dieses Kind zu beschützen."
"Und doch wird es nicht genug sein", flüsterte mein Bruder niedergeschlagen.
"Es muss genug sein. Es gibt keine Alternative."
"Doch, die gibt es", schaltete sich Hayley ein, die bisher im Nebenzimmer ihre Tochter auf dem Arm gehalten hatte und die jetzt zu uns kam. "Niemand wird hinter ihr her sein, wenn sie denken, sie wäre bereits gestorben. Sie muss weit fort von hier, und wir bleiben hier, um das Chaos, das wir angerichtet haben, wieder zu bereinigen, damit sie irgendwann zu uns zurückkommen kann."
Einige Sekunden herrschte nach diesem Vorschlag Stille und Nik nickte leicht, während Elijah alles andere als begeistert aussah. "Das ist doch keine Lösung. Wer sollte auf sie aufpassen, wenn wir alle hierbleiben müssen? Niemand kann sie besser beschützen als wir."
"Rebekah kann", antwortete Nik leise. "Niemand würde bei ihr suchen, nicht nachdem ich sie aus der Stadt verbannt habe. Aber ich bin mir sicher, dass sie uns helfen würde. Sie kann besser auf dieses Kind aufpassen, als jeder von uns."
Ich warf Kat einen vorsichtigen, fragenden Blick zu und sie nickte mir kaum merklich zu. "Mal und ich werden sie begleiten", verkündete sie mit fester Stimme. "Wir haben uns hier so gut wie aus allem Drama rausgehalten, wir haben hier keine Feinde. Und niemand kennt Dahlia besser als Mal, sie wird nicht zulassen, dass sie noch ein Mikaelson-Kind bekommt."
"Denkt ihr nicht, dass das ein wenig auffällig wäre?", fragte Elijah skeptisch, aber ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Jeder, der uns kennt, weiß, dass wir nur hierhergezogen sind, weil ich dieses Baby beschützen wollte. Es wird niemanden wundern, dass mich hier nichts mehr hält, nachdem es offiziell gestorben ist. Und keiner, der dich kennt, Nik, würde je damit rechnen, dass du deine Tochter ausgerechnet von Katherine Pierce schützen lässt. Niemand wird Verdacht schöpfen, davon bin ich überzeugt."
"Sie hat recht. Es ist der beste Weg, sie zu schützen", stellte Hayley fest und damit war es beschlossen. Nik rief Rebekah an, um ihr alles zu erklären, und bereitete dann alles dafür vor, den Tod seines Kindes vorzutäuschen.
Es waren schwierige Stunden, vor allem, als sich Hayley von ihrem Baby verabschieden musste und Nik sich mit Kat und mir ins Auto saß, um sich außerhalb der Stadt mit Rebekah zu treffen und ihr sein Kind anzuvertrauen.
Meine Schwester hatte tatsächlich keine Sekunde gezögert und war sofort hergekommen. So viel Ärger sie auch mit Nik hatte, sie würde immer für ihn da sein. Und erst recht würde sie das niemals an ihrer kleinen Nichte auslassen. Hope, so hatten Nik und Hayley sie genannt, und einen passenderen Namen konnte ich mir nicht vorstellen.
"Ihr werdet eine vertrauenswürdige Hexe suchen müssen, die einen Verhüllungszauber über euch spricht", meinte Nik gerade leise und musterte unglücklich, wie seine Tochter nun in den Armen unserer Schwester lag. "Niemand darf euch finden. Niemand darf wissen, wo ihr seid."
"Wir werden nicht zulassen, dass ihr irgendetwas passiert", versicherte Katherine ihm leise. Ich wusste, dass sie meinen Bruder immer noch nicht wirklich leiden konnte, aus verständlichen Gründen, aber jetzt gerade hatte selbst sie Mitleid mit ihm. Immerhin konnte sie gut nachvollziehen, wie es ihm gerade ging.
"Kat und ich kennen eine Hexe, die uns helfen wird. Das hat sie schon einmal getan. Niemand wird erfahren, dass Hope noch lebt."
Es brach mir fast das Herz, als mein Bruder kurz darauf in sein Auto stieg und zurück nach New Orleans fuhr, um dort alle Gefahren zu verbannen, die seine Tochter bedrohen könnten. Ich speicherte Rebekahs aktuelle Handynummer ein, denn sie würde mit Hope vorausfahren, während Kat und ich uns zur Sicherheit alleine um den Verhüllungszauber kümmern würden. Gut, dass sich gerade erst eine nette Hexe namens Nadine bei mir gemeldet hatte.
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