Chapter 90
Als ich wieder wach wurde, hatte ich drei ungelesene Nachrichten von Elijah. 'Eine der wiederauferstandenen Hexen, Bastiana, ist tot', 'Celeste ist auch endgültig gestorben, jetzt fehlt nur noch eine der Hexen'. Mich interessierte jedoch am meisten seine letzte, längste Nachricht: 'Rebekah und ich sind bis zum nächsten Mondaufgang morgen mit Niklaus auf dem Friedhof eingesperrt. Wir konnten den Friedhof ohne Probleme betreten, aber ihn nicht wieder verlassen. Ich weiß nicht, ob das nur für Urvampire gilt oder für alle Mikaelsons. Komm nicht her. Marcel hat Davinas Körper mitgenommen, vielleicht findest du sie.'
Frustriert warf ich mein Handy gegen die Wand, woraufhin es sofort in seine Einzelteile zerbrach, während die Wand leichte Risse bekam. Na super, das hatte ich so nicht geplant.
"Was ist los?", fragte Kat, die gerade neben mir wieder zu Bewusstsein kam, und ich berichtete ihr in Kurzform von Elijahs Nachrichten.
"Na dann, worauf warten wir? Wir kennen Marcel doch, es gibt nur einen Ort, an den er eine tote junge Hexe, die vielleicht mit einem Haufen Magie wieder aufwachen wird, bringen kann."
Kurz musterte ich meine Freundin verwirrt, nickte dann aber. "Du hast recht. Lass uns Davina suchen gehen."
Kurz darauf standen wir auf dem Dachboden, auf dem Marcel Davina schon früher versteckt hatte, und ich atmete sofort erleichtert auf. Davina war tatsächlich am Leben. Sie saß aufrecht auf ihrem Bett, atmete und blickte sofort nervös zu uns, als wir die Tür aufstießen.
"Du bist am Leben!", rief ich erleichtert und rannte sofort auf sie zu, um sie in den Arm zu nehmen.
"Ihr seid hier", stellte sie leise fest und erwiderte meine Umarmung vorsichtig. Erst als sie sich von mir löste, fiel mir auf, dass sie weinte.
"Marcel ist gerade erst weg, er wollte wohl mit Rebekah sprechen oder so", meinte Davina, aber mich interessierte es gerade herzlich wenig, wo Marcel war. Für ihn war es besser, wenn er sich von mir fernhielt, immerhin hatte er Davina heimlich von hier entführen wollen.
"Die anderen Erntemädchen haben erzählt, dass sie während sie tot waren, bei den Ahnen waren und die sie unterrichtet haben", sagte Katherine leise und setzte sich neben mich auf Davinas Bett. "Ich vermute mal, dass du nicht so ein Glück hattest."
"Es war grauenhaft", bestätigte Davina flüsternd und ließ sich zurück in ihr Bett fallen. "Am Anfang war ich noch ganz allein, es war dunkel und kalt, und ich hatte nichts und niemanden. Und dann sind die Stimmen gekommen. Es waren die Ahnen, sie alle. Sie haben mir gesagt, wie furchtbar ich bin, dass ich meine Familie und die gesamte Spezies der Hexen verraten habe. Dass ich eine Schande bin und... dass sie mich dafür bezahlen lassen werden, wenn ich je wieder Magie verwenden sollte."
"Die Ahnen sind scheiße", stellte ich seufzend fest, woraufhin Davina leise auflachte, auch wenn das eher wie ein Schluchzen klang.
"Das schlimmste ist, dass ich seit ich wieder am Leben bin, so unglaublich müde bin, aber jedes Mal, wenn ich meine Augen schließe, bin ich wieder an diesem Ort und höre sie."
"Sollen wir bei dir bleiben?", bot Kat sanft an. "Wir könnten darauf aufpassen, dass du keine Albträume hast."
Einige Sekunden sah Davina uns nachdenklich an, nickte dann aber und schloss vorsichtig die Augen. Innerhalb weniger Minuten war sie bereits eingeschlafen und wir verbrachten den Rest der Nacht damit, abwechselnd über Davinas Träume zu wachen. So war sie am nächsten Morgen zumindest einigermaßen erholt, auch wenn sie eher unsanft geweckt wurde, als Marcel lautstark in ihr Zimmer kam.
"Malina? Katherine? Was macht ihr denn hier?", fragte Marcel und ich warf ihm einen genervten Blick zu.
"Jetzt hast du sie geweckt. Toll gemacht."
"Sie haben aufgepasst, dass ich keine Albträume habe", antwortete Davina ihm und richtete sich auf. "Was ist los?"
Marcel fühlte sich sichtlich unwohl und dachte vermutlich darüber nach, ob er Kat und mich irgendwie loswerden konnte, um alleine mit Davina zu sprechen, aber als er meinen entschlossenen Blick bemerkte, gab er diese Idee wieder auf. "Hör zu, D", fing er an und lief nervös durchs Zimmer. "Ich weiß, dass du viel durchmachen musstest, und am liebsten würde ich dich nie wieder um irgendetwas bitten... aber Rebekah ist gerade in furchtbarer Gefahr, sie ist mit ihrem Bruder eingesperrt, und dieser Barrierezauber..."
"Du solltest jetzt gehen", unterbrach meine Freundin Marcel, als sie bemerkte, wie Davina leicht zu zittern anfing.
"Aber der Barrierezauber...", wiederholte er und ich stand auf.
"Marcel. Glaub mir, ich will auch nur das Beste für Rebekah, aber das ist keine Lösung, die ihr helfen kann."
"Aber..."
"Ich kann nicht mehr zaubern, Marcel", unterbrach dieses Mal Davina ihn mit leiser Stimme. "Ich kann dir nicht helfen."
"Oh. Natürlich, mach dir keine Sorgen. Ich werde schon irgendeinen anderen Weg finden."
Er versuchte noch ein paar Minuten, ein Gespräch mit ihr zu führen, damit es nicht so aussah, als ob er nur hergekommen war, um sie um Hilfe zu bitten, bis er endlich wieder verschwand. Kurz darauf gingen auch Kat und ich, um uns zu Hause frisch zu machen und mir ein neues Handy zu kaufen. Wir hatten Cami gebeten, währenddessen bei Davina zu bleiben, immerhin studierte sie Psychologie und könnte ihr vielleicht auf eine Art helfen, die wir nicht konnten. Als wir gegen Abend jedoch wieder zu Davina zurückkamen, stellte sich heraus, wie naiv dieser Gedanke war, denn Cami war schon längst weg.
"Ich habe sie fortgeschickt", antwortete Davina uns, als wir sie danach fragten. "Sie war nur hier, weil sie meine Hilfe brauchte. Anscheinend ist ihr Onkel verflucht und sie hatte gehofft, dass ich ihr dabei helfen kann." Nachdenklich musterte sie uns. "Aber ihr wisst, dass ich nicht mehr zaubern kann. Und ihr seid trotzdem zurückgekommen."
"Natürlich sind wir das", antwortete Kat ihr. "Ganz egal, ob du deine Magie zurückbekommst oder nicht. Wir lassen dich nicht im Stich."
"Und ich habe auch schon einen Weg, wie wir dir mit deiner Magie helfen können", verkündete Marcel, der plötzlich im Türrahmen auftauchte. "Ich habe gehört, wie du Cami gesagt hast, dass dir nur die Hexen helfen könnten. Und ich habe mit Genevieve gesprochen. Sie sind bereit, dich wieder aufzunehmen."
"Was?", fragte ich schockiert und stellte mich wütend vor Marcel. "Du willst sie zurück zu den Hexen schicken, die sie erst umbringen wollten, dann umgebracht haben und im Tod noch terrorisiert haben? Das kann nicht dein Ernst sein. Was hat Genevieve dir im Gegenzug dafür versprochen?"
"Ich weiß nicht, was du meinst", antwortete er ausweichend und ich griff als Antwort nur nach seinem Hals, um ihn zu würgen. Ich hatte endgültig genug von seiner Art.
"Ich habe dich gefragt, was sie dir dafür angeboten hat, dass du ihr Davina zurückbringst", knurrte ich leise.
"Sie wird den Barrierezauber über dem Friedhof aufheben", krächzte er leise. Sofort griff ich mit meiner freien Hand in seine Brust und umklammerte sein Herz, wurde aber von Davina aufgehalten, die aufsprang und sich zwischen uns stellte.
"Es ist schon okay, Malina", meinte sie beruhigend. "Marcel hat recht, nur die Hexen können mir überhaupt helfen. Es ist gut, wenn ich eine Chance bekomme, zu ihnen zurückzukehren. Lass ihn los."
Einige Sekunden blickte ich Marcel noch wütend in die Augen, zog dann aber meine Hand aus seiner Brust. Zu seinem Glück ohne sein Herz. "Du wirst Davina nie wieder so sehr benutzen, verstanden?" Dann wandte ich mich wieder an Davina und blickte sie ernst an. "Ruf uns an, wenn du je wieder von den Hexen fort willst. Viel Glück, Davina."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top