Chapter 81
"Denkst du wirklich, dass das hier eine gute Idee ist?", fragte Katherine mich zweifelnd, während wir vor dem Haus meiner Geschwister standen.
"Natürlich. Elijah und Rebekah sind meine Geschwister, wieso sollte ich sie nicht besuchen?"
"Ich meine ja nur, Klaus und du fangt gerade an, euch ein wenig zu verstehen. Wenn er jetzt erfährt, dass du hier warst, könnte er sich verraten fühlen. Du weißt doch, wie er ist."
"Ja, das weiß ich. Aber ich werde mich deswegen trotzdem nicht von meiner Familie fernhalten, das sollte selbst ihm klar sein", antwortete ich und öffnete dann die Tür, um in das große Anwesen zu gehen.
"Ich liebe es, wie du das Prinzip von Klingeln einfach jedes Mal ignorierst", murmelte Kat hinter mir grinsend und folgte mir dann.
Im Wohnzimmer angekommen, musterte ich meine Geschwister genau. Beide saßen stumm auf einer Couch und sahen nur kurz auf, als ich reinkam. Rebekah hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt, als wäre sie wütend, während Elijah sich resigniert zurückgelehnt hatte.
"Was ist denn hier passiert?", fragte ich besorgt.
"Niklaus ist passiert", antwortete Elijah mir seufzend, woraufhin Rebekah aufsprang.
"Wisst ihr was, ich habe keine Lust mehr. Den ganzen Tag versuche ich, ihm zu helfen, und er benimmt sich so. Sorry, Malina, aber ich muss erst nach draußen und mich abreagieren", verkündete sie und lief dann nach draußen.
"Erzählst du uns, was los ist?", fragte ich Elijah daraufhin, während ich mich auf einen Sessel fallen ließ. Kat setzte sich sofort neben mich und blickte Elijah ebenso neugierig an wie ich.
"Niklaus hat heute seinen neuen Vampiren befohlen, die Werwölfe draußen im Bayou umzubringen. Das war anscheinend seine Vorstellung von einem Friedensangebot, weil alle Angst haben, dass er eine Hybridenarmee erschafft."
"Ah ja, davon habe ich schon gehört", bemerkte ich und musterte meinen Bruder. "Genau genommen bin ich sogar deshalb hier. Ich habe gehört, dass Nik dich gebissen hat, und wollte nach dir sehen. Geht es dir wieder gut?"
"Ja, für einen Urvampir ist ein Werwolfbiss zum Glück nur ein wenig unangenehm. Etwas Fieber, ein paar Halluzinationen, und schon geht es mir wieder vollkommen gut."
"Das ist sehr gut. Theoretisch wusste ich das, aber ich habe mir trotzdem Sorgen gemacht."
"Das war wohl auch angebracht. Wenn Niklaus verletzt ist, kann wirklich alles passieren. Ich kann froh sein, dass es nur ein kleiner Biss war und nichts Schlimmeres."
"Aber es klingt nicht so, als ob jetzt zwischen euch alles gut wäre. Jedenfalls sah Rebekah gerade nicht so aus. Was ist passiert?"
"Unser Bruder war gerade eben hier", erzählte Elijah mit einem Seufzen. "Er war... nicht gerade begeistert davon, dass Rebekah und ich verhindert haben, dass seine Vampire alle Werwölfe umbringen."
Einige Sekunden sah ich meinen Bruder nachdenklich an. "Wieso habt ihr das dann gemacht?"
Elijah blickte mich schockiert an, während Kat neben mir leise lachte. "Was denn?", fragte ich. "Das ist doch eine berechtigte Frage. Was interessieren euch die Werwölfe überhaupt? Sicher, Unschuldige umbringen kann nie die Lösung sein, aber wenn ihr dafür Niks Vampire angreifen und die umbringen müsst, ändert sich doch nichts daran, dass Leute sterben, die es eigentlich nicht verdient haben. Wieso das alles also? Für Werwölfe, die ihr nicht einmal kennt?"
"Einen Werwolf kennen sie aber", bemerkte Kat leicht grinsend. "Hayley. Ich habe das Gefühl, dass Elijah... ein besonderes Interesse daran hat, sie glücklich zu machen. Hayley hat ihn sicher gebeten, ihr Rudel zu beschützen, das im Bayou lebt, und er war nur zu bereit, alles zu tun, damit sie ihn mag."
Elijah warf meiner Freundin einen genervten Blick zu, widersprach jedoch auch nicht, was mir alles sagte, was ich wissen musste. Mein Bruder hatte sich tatsächlich in die junge Werwölfin verliebt. Das war für seine Beziehung mit Nik sicher nicht gerade gut. Kein Wunder, dass Nik so ausgerastet war, er hatte sicher gedacht, dass Elijah Hayleys Meinung über die Gefühle seines Bruders stellt. Was er in gewisser Weise ja auch genau so getan hatte.
"Also gut, hattet ihr denn wenigstens Erfolg damit?", fragte ich also.
"Ja. Hayleys Rudel hat uns zwar gesagt, dass sie unsere Hilfe nicht brauchen, aber sie haben uns auf etwas anderes hingewiesen. Es gibt noch ein zweites Rudel im Bayou, das wir gerade eben noch vor den Vampiren retten konnten. Wir haben ihr Zeichen gesehen, das sie schon seit Jahrhunderten tragen, und mit ihnen gesprochen, bis wir keine Zweifel mehr hatten. Es ist das Rudel von Ansel, Niklaus' leiblichem Vater. Die letzten Überlebenden aus seiner anderen Familie."
"Oh. Ich wusste nicht, dass jemand von ihnen den Zorn unseres Vaters überlebt hat", meinte ich überrascht.
"Wir auch nicht. Aber als wir Niklaus gerade davon erzählt haben, hat er nur gesagt, dass ihm das egal ist. Er will keine Familie, nachdem wir ihn so enttäuscht haben, ihn würde es nicht einmal interessieren, wenn dieses Rudel abgeschlachtet werden würde."
"Glaubst du das wirklich?"
"Zumindest hat er es gesagt. Und er klang doch recht überzeugend. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich ihm unterstellt habe, er wollte sein Kind nur für das Blut benutzen, aber ich weiß nicht, wie ich ihm beweisen soll, dass er mir vertrauen kann. Ich will ihm doch nur helfen."
Frustriert fuhr Elijah sich durch die Haare und ich seufzte leise auf. "Hast du ihm das denn schon einmal gesagt?", fragte ich vorsichtig.
"Was?"
"Na ja. Ich habe mit Nik gesprochen und... er schien wirklich verletzt zu sein, dass du das von ihm dachtest. Aber ich glaube nicht, dass er in dir wirklich den Feind sieht. Ich glaube, dass er dir eigentlich verzeihen möchte und das nur nicht tut, weil er Angst hat, wieder verletzt zu werden. Es ist einfacher, der Böse zu sein, als zu beweisen, dass er genau das nicht ist. Deswegen... hast du schon einmal gesagt, dass es ein Fehler war, ihm das zu unterstellen? Hast du dich bei ihm entschuldigt?"
"Ich... Nein, das habe ich nicht", antwortete Elijah mir erstaunt.
"Na also, da haben wir die Lösung doch. Geh zu ihm, entschuldige dich, und sieh, was passiert. Vielleicht wird es ihm völlig egal sein und nichts wird sich ändern, aber das ist auch schon das Schlimmste, das passieren könnte. Ich glaube, er sollte wissen, dass es dir leid tut. Und das wird er nicht erfahren, indem du versuchst, ihm irgendwie zu helfen, ohne dass er das weiß. Das einfachste ist doch, einfach mal mit ihm zu reden, oder nicht?"
"Du hast recht, Malina. Ich sollte wirklich einmal mit ihm sprechen. Ich danke dir."
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