Chapter 80
"Klaus? Bist du hier?", rief ich, während ich mit Kat an meiner Seite in das große Anwesen ging. Nur dass das hier nicht das Mikaelson-Anwesen war, zumindest nicht das, in dem meine Geschwister bisher gelebt hatten. Wir waren in dem Gebäude, in dem bisher Marcel gewohnt hatte. Kat hatte gehört, dass mein Bruder es tatsächlich geschafft hatte, Marcel von seiner Machtposition zu verdrängen, und wir waren hier, um herauszufinden, ob das stimmte.
"Mit dir hätte ich hier nicht gerechnet, Schwester", ertönte seine Stimme von oben und er stand nur kurz darauf direkt vor uns. "Was gibt es?"
"Ich habe gehört, dass du dich neuerdings König von New Orleans nennst", bemerkte ich und grinste ihn leicht an. "Ich hoffe, du vergibst mir, wenn ich nicht vor dir auf die Knie falle."
Klaus erwiderte mein Lächeln jedoch nicht, sondern musterte mich nur. "Was willst du?"
Ungläubig hob ich eine Augenbraue bei dieser Reaktion. "Du willst doch wohl nicht wirklich, dass ich vor dir auf die Knie falle?"
"Nein, das ist nicht nötig", antwortete Klaus seufzend und musterte Kat kurz, als würde er darüber nachdenken, ob er das von ihr nicht doch verlangen könnte, nur um sie zu ärgern. Glücklicherweise entschied er sich jedoch dagegen und verschränkte seine Arme vor der Brust. "Haben Elijah und Rebekah dich geschickt?"
"Was? Nein, wieso sollten sie?", fragte ich verwirrt. "Wir sind nur hier, um herauszufinden, ob die Gerüchte wirklich stimmen. Und dir zu gratulieren, dass du endlich Marcel verdrängt hast. Das wurde auch langsam mal Zeit."
Skeptisch musterte Klaus uns, bis er langsam zu bemerken schien, dass ich ihn nicht anlog. "Du hast wirklich noch nicht davon gehört, oder?"
"Wovon gehört?"
"Die Kurzzusammenfassung? Hayley wurde gestern von Tyler Lockwood entführt, weil der herausgefunden hat, dass sie mit dem Blut unseres ungeborenen Kindes neue Hybriden erschaffen kann, ganz ohne Doppelgänger-Blut. Ich habe mich um Tyler gekümmert, aber Hayley ist im Bayou geblieben und schmollt da, weil das alles natürlich von Anfang an mein Plan war und ich unser Kind nur beschützen will, weil ich das Blut brauche."
Ungläubig blickte ich meinen Bruder an und schnaubte leise. "Das denkt sie wirklich? Dass du all das auf dich genommen hast, um dein Kind zu schützen, und das nur, weil du es für eine neue Hybridenarmee benutzen willst? Das ist doch absurd."
Ich meinte, so etwas wie Überraschung auf seinem Gesicht zu sehen, als ich das sagte, aber er fing sich schnell wieder. "Ist es das wirklich? Es klingt doch sehr nach mir, mein Kind nur schützen zu wollen, weil ich mir davon neue Hybriden erhoffe, oder etwa nicht?"
"Nein, ehrlich gesagt klingt das überhaupt nicht nach dir", erwiderte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Mein Bruder hatte seine Hybriden doch nur erschaffen wollen, um nicht mehr alleine zu sein. Aber das wäre er mit einem eigenen Kind eh nicht, also warum sollte er das nutzen, nur um Hybriden zu erschaffen? Ich wusste, dass Klaus grausam sein konnte, aber selbst ich schätzte ihn nicht so ein, dass er sein eigenes Baby als Blutbeutel missbrauchen würde.
Einige Sekunden musterte Klaus mich und blickte dann Kat an. "Und was ist mit dir? Was denkst du dazu?"
"Ich denke, dass du deutlich einfachere Möglichkeiten gehabt hättest, Hybriden zu erschaffen", antwortete Kat so neutral wie möglich. "Du hättest mir das Heilmittel in den Hals rammen können, damit ich menschlich werde und du mein Blut nutzen kannst, um wieder Werwölfe verwandeln zu können. Aber du hast dich dagegen entschieden, weil du wusstest, dass das deine Familie endgültig auseinanderreißen würde. Ich werde auch immer von allen als die Böse gesehen, aber ich weiß, dass ich damals, als mir mein eigenes Kind aus den Armen gerissen wurde, alles dafür gegeben hätte, um bei ihr bleiben zu können. Und ich glaube, dass du das langsam verstehen kannst."
Erschrocken bemerkte ich, dass die Augen meines Bruders anfingen zu glitzern, aber bevor ich mir wirklich sicher sein konnte, dass ich mich nicht geirrt hatte, hatte er sich schon wieder gefangen. "Es überrascht mich, dass ihr beide so denkt", gab er zu. "Elijah hat keine Sekunde gezögert, Hayley zu glauben und mir noch im Bayou vorgeworfen, das Baby nur zu schützen, weil ich mir davon einen Vorteil in einem Krieg erhoffe, den wir noch gar nicht führen. Also habe ich ihn gebissen und mit Hayley dort zurückgelassen."
Ich atmete tief durch, als ich das hörte, um nicht unüberlegt zu reagieren, antwortete aber nichts. "Na los, sag schon, was für ein furchtbares Monster ich bin, weil ich unseren Bruder mit einem Werwolfbiss in einem Sumpf zurückgelassen habe", meinte Klaus kühl, als ich nichts sagte.
"Du bist kein Monster", widersprach ich jedoch mit fester Stimme. "Ich muss zugeben, ich bin kein großer Fan davon, dass du unserem Bruder solche Schmerzen erleiden lässt statt einfach vernünftig mit ihm zu reden, aber Elijah hat auch nicht alles richtig gemacht. Er kennt dich deutlich besser als ich, er hätte wissen sollen, dass solche Vorwürfe völlig absurd sind. Ich bin mit deinen Methoden vielleicht nicht einverstanden, aber ein Monster wärst du nur, wenn Elijah einen Werwolfbiss nicht überleben würde. Das wird er aber, und ich vertraue darauf, dass du nicht so reagiert hättest, wenn dein Biss unserem Bruder wirklich dauerhaft schaden würde."
"Da hast du recht. Wenn du es gewesen wärst, die solche Anschuldigungen gegen mich erhebt, hätte ich anders reagiert", stimmte Klaus leise zu. "Ich will nicht, dass er stirbt, nur dass er ein wenig leidet."
"Weiß Rebekah denn schon davon, was passiert ist?", fragte ich vorsichtig und merkte sofort, dass das die falsche Frage war, als Klaus sich merklich anspannte.
"Ja. Ich habe es ihr gesagt und sie hat daraufhin beschlossen, sich mit Marcel zu verbünden. Die beiden haben mich mit ihren Vampiren hier angegriffen und wollten mich gefangen nehmen. Keine Ahnung, was sie danach mit mir vorhatten. Ich habe ein gutes Dutzend von ihnen getötet, bevor Marcel aufgegeben hat."
"Rebekah hat dich angegriffen?", fragte ich schockiert nach und seufzte leise auf. Meine Familie war wirklich noch kaputter, als ich bisher angenommen hatte. Ich wünschte, meine Geschwister hätten untereinander ein besseres Verhältnis, aber dafür war wahrscheinlich schon zu viel vorgefallen. Zu viel, das ich nicht einmal wusste, also sollte ich mir wohl auch kein Urteil darüber bilden. "Wo ist sie jetzt?"
"Ich habe sie nicht erdolcht, wenn du darauf anspielst", erwiderte Klaus. "Als Elijah zurückgekommen ist, habe ich ihn und sie in dem Anwesen außerhalb der Stadt gelassen und deutlich gemacht, dass für sie beide hier kein Platz ist. Hayley ist hier bei mir und versteckt sich in ihrem Zimmer, weil sie mich immer noch für den Bösen hält."
"Sie wird schon irgendwann verstehen, dass du das nicht bist", murmelte ich aufmunternd, auch wenn ich nicht so ganz daran glaubte.
"Ich habe zwar gesagt, dass sich unsere Geschwister von hier fernhalten sollen... Aber für dich gilt das nicht, Malina", meinte mein Bruder plötzlich und ich lächelte leicht, während ich ihm in die Augen sah. "Ich weiß, dass Katherine und du eure eigene Wohnung habt und mit dem ganzen Familiendrama nicht so viel zu tun haben wollt, aber wenn ihr euch das je anders überlegt, dann ist hier immer ein Zimmer für euch frei."
"Danke, Klaus. Das bedeutet mir viel", antwortete ich ehrlich, aber er schaffte es wirklich, mich noch einmal zu überraschen.
"Klaus nennen mich nur meine Feinde", sagte er leise. "Für meine Familie bevorzuge ich Nik."
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