Chapter 8

In den folgenden Wochen gab ich mein Bestes, mich aus allem Drama herauszuhalten, was mit den Gruftvampiren zu tun hatte. Ich wollte nicht in ihren kleinen Krieg hineingezogen werden und außerdem konnte ich die Zeit viel sinnvoller damit nutzen, diese neue Erfindung namens Internet kennenzulernen.

Dass ich damit die richtige Entscheidung getroffen hatte, wurde mir spätestens dann klar, als irgendeiner der Gilbert-Nachfahren Pearl und ihren Freund Harper umbrachten, kurz bevor sie die Stadt verlassen konnten. Die meisten der Gruftvampire hatten sich daraufhin zusammengeschlossen, um Rache an den Gründerfamilien zu nehmen oder etwas ähnlich dämliches, aber ich hatte mich dagegen entschieden, als sie mich gefragt hatten, ob ich ihnen helfen wollte. Pearl war die einzige aus der Gruft gewesen, mit der ich mich noch einigermaßen gut verstanden hatte, aber mit den anderen wollte ich nichts zu tun haben. Ich war eh eher ein Einzelgänger.

Was auch der Grund war, weshalb ich heute alleine über das Festival zum Gründertag lief. Ich wusste selbst nicht genau, wieso ich immer noch hier in Mystic Falls war, obwohl ich schon längst in der nächstbesten Stadt sein könnte. Aber ich hatte kein bestimmtes Ziel, davon abgesehen, Katherine zu finden und es sie bereuen lassen, dass sie mich damals verraten hatte. Und ich hatte das Gefühl, dass ich sie am ehesten finden würde, wenn ich einfach nur hierblieb und abwartete. Jetzt, wo es sich verbreitete, dass die Gruft unter der Kirche wieder geöffnet wurde, würde sie sicher bald selbst herkommen, um nachzusehen, wie viel von der Geschichte wahr war. Und wie viele neue Feinde sie sich gemacht hatte.

Ich schlenderte gerade entspannt durch die Menschen auf dem Fest, als ich plötzlich zur Seite gezogen wurde und mich jemand wütend gegen eine Wand drückte, außerhalb der Sichtweite der Menschen. "Sag mir, was ihr hier vorhabt. Wer gehört alles zu euch?", fragte mich Damon und ich verdrehte nur genervt die Augen, bevor ich mich aus seinem Griff befreite und ihn ohne größere Anstrengung am Hals hochhob.

"Du solltest langsam wirklich lernen, dass ich stärker bin als du", antwortete ich, während ich spürte, wie die Adern unter meinen Augen hervortraten. Ich schüttelte meinen Kopf, um meine Wut loszuwerden, bis ich wieder normal aussah, und ließ ihn dann los. "Und dann solltest du deine Fragen klarer formulieren. Wer genau soll denn "Wir" sein?"

"Ihr Gruftvampire natürlich!", meinte er, als wäre das so selbstverständlich. "Anna hat mir erzählt, dass ihr plant, die Gründerfamilien anzugreifen, heute noch. Ich will wissen, wer zu euch gehört. Wie viele seid ihr?"

"Denkst du wirklich, ich wäre so dumm, mitten auf einer Feier die bekanntesten Familien der Stadt anzugreifen?", antwortete ich mit einer Gegenfrage und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Ich habe seit Wochen nicht mit den anderen Gruftvampiren gesprochen. Sie haben eine kleine Hütte etwas außerhalb von Mystic Falls, aber wenn es stimmt, was du sagst, dann sind sie sicherlich schon längst hier."

"Na super", seufzte Damon und sah mich dann nachdenklich an. "Hilfst du uns, herauszufinden, wer alles zu ihnen gehört, bevor sie halb Mystic Falls umbringen?"

Bei dieser Frage lachte ich trocken auf und musterte ihn ungläubig. "Erst greifst du mich an und dann willst du meine Hilfe? Wieso sollte ich das wohl tun?"

"Vielleicht weil du Mitleid hast?", versuchte Damon es halbherzig. "Mrs. Gibbons wolltest du damals schließlich auch nicht umbringen."

"Ich habe Mitleid mit den Unschuldigen, Damon. Aber ich bin mir sicher, dass keiner aus den Gründerfamilien mich am Leben lassen würde, wenn sie wüssten, dass ich ein Vampir bin. Du musst mir schon einen besseren Grund liefern."

"Wenn du uns hilfst, schulde ich dir etwas. Ich bin selbst im Gründerrat, sie vertrauen mir dort. Du wirst sicher irgendwann einen Gefallen von mir brauchen können."

Skeptisch sah ich ihn an, glaubte ihm aber. Er war verzweifelt, er brauchte wirklich meine Hilfe dabei, die Gruftvampire zu identifizieren. Er würde mir wahrscheinlich alles versprechen, wenn es ihm dabei half, Elena Gilbert zu beschützen. "In Ordnung, ich helfe euch. Aber nur weil ich heute eh nichts Besseres zu tun habe", antwortete ich seufzend und ging dann zurück mit Damon auf das Fest.

Aufmerksam sah ich mich in der Menge um und wies Damon dabei auf jeden hin, den ich noch von 1864 kannte. Und als er irgendwann wegging, um etwas mit John Gilbert zu klären oder so, ging ich dazu über, Stefan und seiner Freundin Elena auf jeden Gruftvampir aufmerksam zu machen.

"Wieso hilfst du uns?", fragte Stefan mich irgendwann aus dem Nichts und ich grinste ihn an.

"Wieso? Soll ich lieber wieder damit aufhören?"

"Nein!", antwortete er schnell. "Ich meine nur... Ich verstehe es nicht. Du hast uns vor Frederick beschützt, du hast Damon und Alaric dabei geholfen, mich zu befreien... Wieso tust du das alles? Was willst du von uns?"

"Ich will gar nichts von euch, okay?", meinte ich seufzend. "Eigentlich versuche ich meistens, mich von übernatürlichen Dramen fernzuhalten. Aber es gibt nichts, was ich mehr verabscheue als Langeweile. Wenn ihr also vor meiner Tür steht und nach Hilfe fragt, während ich gerade nichts Besseres zu tun habe, werde ich euch helfen, so einfach ist das."

Stefan öffnete gerade den Mund, um etwas zu antworten, als er plötzlich von einem schrillen Geräusch unterbrochen wurde. Sofort verzog ich mein Gesicht und hielt mir die Ohren zu, aber das Geräusch wollte einfach nicht aufhören. Es fühlte sich an, als würde mein Kopf gleich explodieren. Neben mir sah ich unscharf, wie auch Stefan zu Boden ging und sich den Kopf hielt, während Elena nichts zu hören schien. Das war gar nicht gut.

So unauffällig wie möglich wollten wir aus der Menschenmasse verschwinden, wurden aber von einem Polizisten aufgehalten, der erst Stefan und dann mir Eisenkraut spritzte und uns dann fortführen wollte.

"Ich übernehme die beiden, da hinten habe ich noch einen gesehen!", hörte ich plötzlich dumpf Alarics Stimme, aber ich konnte mich kaum noch darauf konzentrieren. Seit ich in einen Vampir verwandelt worden war, hatte ich jeden Tag etwas Eisenkraut getrunken, um mich dagegen abzuhärten und um vorsichtshalber gegen die Manipulationen meiner Geschwister geschützt zu sein, die nicht einmal wussten, dass ich lebte. Aber die letzten 145 Jahre hatte ich das aus verständlichen Gründen nicht getan, sodass meine Immunität längst nicht mehr so stark ausgeprägt war wie früher.

Alaric und Elena brachten Stefan und mich in eine abseits gelegene Seitenstraße, wo wir uns versteckten, bis das furchtbar schrille Geräusch endlich nachließ. "Was zur Hölle war das?", flüsterte ich, als ich endlich wieder klar denken konnte.

"Das Gerät von Jonathan Gilbert", murmelte Elena und fuhr sich durch die Haare. "Eine Waffe gegen Vampire. Aber Bonnie hatte es doch unschädlich gemacht!"

"Bonnie? Ist das die Hexe, die auch den Gruftzauber aufgehoben hat?", riet ich und seufzte auf Elenas Nicken hin. "Ihr scheint alle wirklich nicht viel über die übernatürliche Welt zu wissen, oder? Hexen hassen Vampire, das liegt in ihrer Natur. Selbst wenn sie mit ihnen befreundet sind, fühlt sich ein Teil von ihnen immer dabei schuldig, weil sie in uns nur den Tod spüren können. Wenn du also eine Hexe gebeten hast, eine Waffe gegen alle Vampire zu vernichten, während ein Haufen wütender Vampire eure Stadt bedroht, dann sollte dir klar sein, dass sie das ganz sicher nicht getan hat."

"Sie hat mich angelogen", murmelte Elena mehr zu sich selbst, bis ihr etwas einfiel und sie uns alle besorgt ansah. "Wo ist Damon?"

"Er wollte irgendetwas mit John Gilbert klären", antwortete ich, woraufhin alle sofort aufsprangen. Anscheinend war dieser John Gilbert niemandem, den sie vertrauten.

"Wir müssen ihn finden", meinte Stefan panisch. "Sofort."

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