Chapter 67
"Hier wohnt ihr beide also?", fragte Rebekah, während sie sich in unserem Haus umsah, das so unauffällig eingerichtet war, dass niemand Rückschlüsse darauf ziehen konnte, dass wir hier lebten.
"Vorübergehend zumindest, ja", antwortete ich und verschränkte meine Arme, während Katherine zu dem Safe in der Wand ging und ihn öffnete.
Sobald die Safetür aufging, veränderte sich Kats Gesichtsausdruck und sie sah sich panisch um. "Das kann nicht sein! Das Heilmittel war genau hier... Jemand muss es gestohlen haben!"
Natürlich war mir klar, dass das nur eines von vielen Verstecken war, die wir leer gelassen hatten, für genau so einen Fall, aber ich spielte sofort mit und rannte zu ihr, um auch in den Safe zu sehen, obwohl ich längst wusste, dass ich dort nichts sehen würde. Erst recht nicht das Heilmittel, das wir bei einem der manipulierten Stadtbewohner gelassen hatten. "Was? Nein, das ist unmöglich. Wer hätte es hier finden sollen?"
Rebekah schien uns tatsächlich für einen Moment zu glauben, aber leider war Damon nicht so leichtgläubig. "Netter Versuch", schnaubte er. "Wo ist das Heilmittel wirklich?"
"Wir sagen die Wahrheit", beteuerte ich. "Es war hier, jemand hat es geklaut."
"Also gut, dann müssen wir eben selbst suchen", seufzte Damon und schickte meine Schwester nach oben, um dort nachzusehen, während er selbst sich in unserem Wohnzimmer umsah.
Gelassen lehnte ich mich an eine Wand und schätzte die Entfernung zur Haustür ab. Ich könnte ohne Probleme davonrennen, bevor Rebekah mich aufhalten könnte, und Damon war nicht schnell genug, um mich einzuholen. Aber Katherine könnte das nicht schaffen, also mussten wir wohl eine bessere Gelegenheit abwarten.
Glücklicherweise mussten wir nicht lange warten, denn Damon bemerkte schnell, dass wir recht offensichtlich ein Aquarium in unserem Wohnzimmer hatten, in dem nicht einmal Fische waren. Genau wie wir es geplant hatten, ging Damon davon aus, dass darin das Heilmittel sein würde, erst recht, nachdem er bemerkte, dass das Wasser voller Eisenkraut war. Während er versuchte, unsere Fälschung vom Heilmittel herauszufischen, nutzte Katherine die Gelegenheit und drückte seinen Kopf direkt in das Eisenkraut-Wasser.
"Beeil dich", zischte ich Katherine zu und griff nach dem falschen Heilmittel, bevor ich mit ihr Richtung Ausgang rannte. Leider waren wir jedoch zu langsam gewesen, denn Rebekah stand bereits in der Tür und griff mit einer Bewegung nach Katherines Hals.
"Lass sie sofort los", knurrte ich leise und umklammerte das kleine Fläschchen in meiner Hand fester.
"Gib mir das Heilmittel oder ich bringe sie um", drohte sie und streckte mir auffordernd ihre Hand entgegen.
"Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, zerstöre ich das Heilmittel auf der Stelle und du wirst es niemals bekommen", erwiderte ich und blickte meiner Schwester fest in die Augen.
"Scheint so, als wären wir in einer Patt-Situation. Also gut, wenn du mir das Heilmittel gibst, verspreche ich dir, dass ich Katherine nicht umbringen werde."
"Tja, schade nur, dass ich dir nicht glauben kann. Du wirst dich wohl entscheiden müssen. Entweder du lässt Kat und mich gehen oder du siehst dabei zu, wie deine Chance auf Menschlichkeit am Boden zerbricht", meinte ich und warf mit diesen Worten die kleine Ampulle in meiner Hand hinter mich auf den Boden.
Wie erwartet ließ Rebekah Kat sofort los und wir rannten ohne zu zögern aus dem Haus und blieben erst stehen, als wir uns sicher waren, dass niemand uns verfolgte.
"Danke", meinte Kat leise und grinste mich schief an. "Fürs Warten. Für einen Moment dachte ich echt, dass Rebekah mich umbringen wird. Also, wohin jetzt?"
"Jetzt sollten wir meinem Bruder einen Besuch abstatten. Wir haben ihn schon viel zu lange warten lassen."
Zustimmend nickte Kat und wir rannten ohne weiteres Zögern zu dem Ort, an dem ich mich mit Elijah hatte treffen wollen. Schon von weitem sah ich, wie Elena mit ihm redete und spürte, wie meine Wut die Kontrolle übernahm. In wenigen Sekunden stand ich hinter der Doppelgängerin und brach ihr Genick. Grinsend sah ich meinen Bruder an, als Elena vor mir zusammenbrach. "Entschuldige, dass du so lange warten musstest. Es gab einige... Schwierigkeiten."
"Musste das wirklich sein?", fragte mein Bruder mit einem Blick auf die bewusstlose Elena und ich verschränkte genervt meine Arme.
"Ja, das musste sein. Die Alternative wäre es gewesen, dass ich ihr das bisschen herausreiße, das von ihrem Herz übrig geblieben ist, aber davon konnte ich mich gerade eben noch abhalten", antwortete ich ehrlich.
"Dabei hat sie mir gerade einige durchaus... interessante Dinge erzählt. Wusstest du, dass sie ihre Gefühle ausgeschaltet hat?"
"Haben wir gerade eben erfahren, ja", seufzte ich. "Wieso ist das wichtig?"
"Es ist wichtig, weil sie mir gesagt hat, warum sie das getan hat. Katerina hat Jeremy umgebracht, um an das Heilmittel zu kommen. Er war fast noch ein Kind. Wusstest du das?"
"Fast noch ein Kind?", wiederholte Kat empört, während ich Elijah nur fassungslos anstarren konnte. "Er war kaum jünger als ich es war, als du und dein Bruder versucht habt, mich bei einem Ritual zu opfern! Tu nicht so, als wärst du so viel besser als wir."
"Das ist eine vollkommen andere Situation gewesen", widersprach Elijah. "Jeremys Tod wäre nicht nötig gewesen. Wie viele Unschuldige sollen bei dieser Jagd nach dem Heilmittel noch umkommen? Du musst doch verstehen, wie falsch es war, was du getan hast, Katerina."
"Okay, das reicht", schaltete ich mich wütend wieder ein, als ich bemerkte, wie Kat sich bei seinen Worten immer mehr anspannte. "Erstens, solltest du aufhören, Kat immer noch bei ihrem veralteten, menschlichen Namen zu nennen. Sie heißt schon lange nicht mehr Katerina, sie hat sich verändert und ist seit ihrer Verwandlung so anders und so viel stärker geworden. Wenn sie selbst sich also mittlerweile Katherine nennt, kannst du ihr wenigstens den Respekt entgegenbringen, das auch zu tun."
"Aber...", wollte Elijah mir widersprechen, aber ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
"Zweitens,", fügte ich hinzu, "hast du nicht das geringste Recht, ihr irgendwelche Vorwürfe zu machen. Sie hat alles getan, um das Heilmittel zu besorgen, und zwar für unseren Bruder. Und der ist schließlich der Grund, weshalb wir drei überhaupt hier sind. Selbst wenn du jetzt behaupten willst, dass sie das nur getan hat, um selbst frei zu sein, möchte ich dich daran erinnern, dass du nicht ganz unschuldig daran warst, dass sie ihr ganzes Leben auf der Flucht verbracht hat. Wenn du in ihrer Situation gewesen wärst, hättest du auch alles getan, um endlich Frieden zu erfahren."
"Ich bezweifle, dass ich Jeremy...", begann er wieder, aber ich funkelte ihn so wütend an, dass er dieses Mal von selbst abbrach. "Und drittens?", fragte er nur seufzend.
"Und drittens ist Jeremy alles andere als unschuldig gewesen", antwortete ich. "Er hat unseren Bruder ermordet, Elijah. Und nicht nur einen. Er war an Finns Tod ebenso beteiligt wie seine ätzende Schwester. Und Kol hat er selbst umgebracht, nur weil er an dieses verfluchte Heilmittel wollte. Er war bereit, eine ganze Blutlinie an Vampiren auszulöschen, angefangen mit unserem kleinen Bruder, also bin ich ebenso bereit, sein Leben zu opfern. Ich bin froh, dass Kat ihn umgebracht hat. Wenn sie es nicht getan hätte, hätte ich es getan. Also hör auf, hier den Moralapostel zu spielen und Mitleid mit der Familie zu haben, die gleich zwei unserer Geschwister auf dem Gewissen hat, okay?"
Einige Sekunden schwieg Elijah und blickte nachdenklich zwischen Katherine und mir hin und her, bis er leicht nickte. "Okay, du hast ja recht. Entschuldige, Kate... Katherine. Ich wollte dir keine Vorwürfe machen. Und ich entschuldige mich auch für meine Rolle bei deiner Verwandlung und... allem, was danach kam. Ich habe mich nicht besser verhalten als mein Bruder oder als du, und ich sollte nicht über euch urteilen."
Katherine sah ein wenig überfordert aus, nickte dann aber. "Schon in Ordnung. Ich bin ja jetzt frei. Ich trage dir nichts nach."
"Super", meinte ich zufrieden. "Jetzt, wo wir das geklärt hätten, können wir jetzt endlich hinter uns bringen, wofür wir hergekommen sind? Ich will dieses Heilmittel endlich loswerden."
"Natürlich", antwortete Elijah und lächelte mich vorsichtig an. "Habt ihr das Mittel dabei?"
"Nein, wir haben es sicher verwahrt. In einem Haus, in das kein einziger Vampir eintreten kann, nicht einmal wir selbst."
"Ihr habt das Heilmittel bei einem Menschen gelassen?", fragte Elijah überrascht nach und ich grinste ihn leicht an, woraufhin er sofort ein wenig erleichtert war. Er hatte wohl Sorge gehabt, dass ich ihm seine Worte übel nehmen würde. Tat ich auch teilweise, aber ich wollte ja nicht nachtragend sein.
"Einem manipulierten Menschen, der es nur Kat und mir gemeinsam geben wird, aber ja. Komm einfach mit, dann kannst du es gleich mitnehmen."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top