Chapter 54
Glücklicherweise schaffte ich es erstaunlich schnell, Elijah zu erreichen, auch wenn Rebekah davon gar nicht begeistert war. Sie meckerte immer noch darüber, dass Elijah ihre Anrufe ignoriert hatte und bei mir schon beim zweiten Mal rangegangen war, als wir bereits auf dem Weg zu der Lagerhalle waren, in der die Salvatores Klaus aufbewahrten. Elijah hatte uns nur in Kurzform von seinem Deal mit Elena und den beiden Brüdern erzählt. Wir würden Klaus kriegen und im Gegenzug würden alle Mikaelsons aus Mystic Falls verschwinden. Klaus würden wir erst wieder aufwecken, wenn selbst Elenas Enkelkinder gestorben waren und alle waren glücklich. Ich bezweifelte zwar, dass das alles so problemlos funktionieren würde, aber das Wichtigste war es erst einmal, Klaus zurückzuholen und in Sicherheit zu bringen, bevor der frisch verwandelte Alaric ihn umbringen konnte. Und Kat und mich noch gleich mit dazu.
Diese Verbindung zu Klaus war vermutlich auch der Grund, warum Katherine beschlossen hatte, meine Schwester und mich zu begleiten. Immerhin hing auch ihr Leben davon ab, dass wir Klaus retten konnten.
"Diese Halle ist ja mal gar nicht gruselig", meinte Kat ironisch, während wir durch die totenstillen Gänge liefen, die alle vollkommen identisch aussahen. "In welcher Nummer hat Damon unseren Lieblingsurvampir noch gleich verstaut?"
Bevor ich ihr eine Antwort geben konnte, legte sich von hinten eine Hand auf meinen Mund. Ich reagierte ganz instinktiv und trat der Person hinter mir mit voller Kraft auf die Füße, während Katherine mir überraschenderweise half und mich aus dem Griff desjenigen löste, der mich festhalten wollte. Sofort drehte ich mich um und blickte in das Gesicht von einem fluchenden Damon, der sich den Fuß rieb.
"Verdammt, entspannt euch. Ich bin es nur", flüsterte er leise und sah mich anklagend an. "Das hat wirklich weh getan."
"Sei froh, dass ich meine High Heels nicht anhatte, dann wäre da in deinem Fuß jetzt ein Loch", erwiderte ich ungerührt.
"So brutal heute. Dabei wollte ich euch doch nur warnen. Jetzt frage ich mich aber, ob ihr das überhaupt verdient habt."
"Hör auf zu jammern", schaltete sich Katherine leise ein und verdrehte ihre Augen. "Wenn du nicht angegriffen werden willst, dann schleiche dich beim nächsten Mal nicht an jemanden heran, der älter ist als alle Urvampire."
"Was macht die psychotische Doppelgängerin hier?", fragte Damon und ich antwortete ihm schnell, bevor Katherine sich über diesen Namen aufregen konnte.
"Kat ist hier, um zu helfen. Also sag schon, wovor wolltest du uns warnen?"
"Ric ist bereits hier. Er sucht überall nach Klaus, also solltet ihr so leise wie möglich sein." Auffällig schielte Damon zu Katherines Schuhen, deren Absätze so schmal waren, dass Kat an meiner Stelle Damon definitiv ein Loch in den Fuß getreten hätte. Sie sahen wirklich gut aus, das musste ich ihr lassen, aber schleichen war damit keine Alternative.
"Ich glaube, die Schuhe solltest du wirklich ausziehen", seufzte ich leise und wie zu erwarten war, verschränkte Katherine ihre Arme vor der Brust.
"Meine High Heels? Ehrlich?"
"Entweder das oder wir werden alle von einem wahnsinnigen Geschichtslehrer umgebracht, der zufällig ein Supervampir geworden ist. Deine Entscheidung."
Genervt verdrehte Katherine die Augen, zog aber tatsächlich ihre Schuhe aus. "So, zufrieden?"
"Zufrieden werde ich erst sein, wenn mein Bruder in Sicherheit ist und wir uns nicht vor dem durchgeknallten Alaric fürchten müssen. Aber ja, sicher doch. Danke, Kat."
Damon beobachtete uns mit einem faszinierten Blick, aber bevor ich ihn fragen konnte, was das zu bedeuten hatte, bedeutete er uns bereits, ihm zu folgen und ging voran.
Es dauerte nicht lange, bis wir vor einem schweren, schwarzen Sarg standen, der praktischerweise bereits auf Rollen stand. In seinem Inneren lag Klaus, gefesselt und ausgetrocknet. Ein Anblick, der mich tatsächlich sehr an meinen Vater erinnerte, als wir ihn gefunden hatten. Entschuldigend sah ich meinen Bruder an, bevor Damon den Deckel schloss und wir den Sarg durch den Gang zu unserem Auto rollten.
Rebekah ging vor, um den Kofferraum zu öffnen, als wie aus dem Nichts Alaric auftauchte und ihren Kopf gegen die Fensterscheibe schlug. Meine Schwester fiel sofort bewusstlos zu Boden und ohne zu zögern rannte ich auf Alaric zu.
Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, Waffen mitzunehmen, doch noch bevor ich den Gedanken ganz zu Ende gedacht hatte, hatte Alaric bereits nach meinem Hals gegriffen und hob mich an, sodass meine Füße einige Zentimeter über dem Boden schwebten. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass Damon ihm schockiert dabei zusah, aber Katherine war nicht so erstarrt wie er. Mit wütendem Gesicht rannte sie auf uns zu und trat Alarics Arm zur Seite, sodass er mich loslassen musste. Hustend und nach Luft ringend fiel ich zu Boden und Katherine war sofort über mir, um zu verhindern, dass Alaric mit dem Pfahl in seiner Hand nach mir ausholen konnte. Doch das war gar nicht nötig, denn Alaric hatte offensichtlich nicht vor, mich anzugreifen. Er hatte sich bereits ein neues Opfer gesucht.
Schneller, als ich mit meinen Augen wahrnehmen konnte, stand er an dem schwarzen Sarg und öffnete ihn. "Nein!", schrie ich verzweifelt auf, aber noch bevor das Wort ganz verklungen war, hob Alaric seinen Arm mit dem Pfahl in der Hand. Dem Weißeichenpfahl. Der letzten Waffe, die einen Urvampir töten konnte. Er zögerte keine einzige Sekunde, bevor er den Pfahl mit aller Kraft in Klaus' Brust stoß.
Ich wusste nicht, ob es Rebekahs Schreie waren, die ich hörte, oder meine eigenen, oder vielleicht auch beide. Katherine hielt mich fest, um mich davon abzuhalten, auf Alaric loszugehen, während der gelassen dabei zusah, wie mein Bruder in Flammen aufging. Unbeeindruckt schloss er den Deckel vom Sarg. Als hätte er nicht gerade Klaus Mikaelson umgebracht. Als hätte er mir nicht einen Teil meiner Familie genommen. Den Weißeichenpfahl noch immer in der Hand drehte er sich zu Rebekah um, die von Damon festgehalten wurde. "Du bist die nächste", verkündete er mit kalter Stimme.
Für einen Moment dachte ich, Damon wollte sie Alaric ausliefern, bis mir klar wurde, dass er das gleiche tat wie Katherine gerade für mich. Er verhinderte, dass Rebekah sich auf Alaric stürzte, weil sie diesen Kampf nicht überleben könnte. "Lauf, Rebekah", murmelte er in ihr Ohr, so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. "Lauf so schnell du kannst." Mit diesen Worten ließ er sie los und griff Alaric an. Rebekah verschwand tatsächlich so schnell sie konnte, aber Alaric brach Damon in weniger als einer Sekunde das Genick. Danach drehte er sich zu Katherine und mir um. Ich erwartete, dass Katherine ebenso schnell verschwinden würde wie Rebekah, aber zu meiner Überraschung blieb sie aufrecht vor mir stehen und sah Alaric in die Augen. Sie würde ihn nicht angreifen, aber sie würde auch nicht vor ihm davonlaufen. Wieso nicht?
"Klaus hat uns verwandelt, wir sind sowieso tot", stellte sie leise fest. "Also entweder du tötest uns jetzt gleich, oder du nutzt die Zeit, um der kleinen Urvampirin nachzulaufen und lässt uns noch eine Stunde länger leben. Deine Entscheidung."
Alaric antwortete mit keiner einzigen Silbe, doch er verschwand in die Richtung, in die Rebekah geflohen war, ebenso schnell, wie er aufgetaucht war. Erst als er fort war und wir nur noch mit dem bewusstlosen Damon alleine waren, ließ Katherine mich los und ich stolperte zu dem Sarg meines Bruders. Tränen liefen mir über die Wangen, doch ich beachtete sie nicht. Ich wusste, was ich im Inneren des Sarges vorfinden würde, und trotzdem öffnete ich ihn. Ich musste es mit meinen eigenen Augen sehen, musste sehen, was von meinem Bruder übrig geblieben war. Doch von ihm blieb nichts weiter als ein großer Haufen Asche.
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