Chapter 52

Auch am nächsten Morgen, als ich nach unten in die Küche kam, hatte sich Katherines Laune noch nicht gebessert. Sie saß mit verschränkten Armen am Küchentisch und blickte nur kurz auf, als ich hereinkam.

"Willst du auch ein Glas?", fragte ich sie, während ich mir ein Glas aus dem Schrank holte und Blut umfüllte, aber Katherine schüttelte nur den Kopf.

"Hat sich deine neue Freundin schon bei dir gemeldet?", fragte sie. "Wie hieß sie noch gleich? Natalie? Nadia?"

"Nadine", antwortete ich und musterte Katherine genau. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie eifersüchtig war. Aber das war unmöglich, immerhin hatten wir nichts miteinander am Laufen, von dem einen Kuss mal abgesehen. "Und nein, sie hat sich noch nicht gemeldet."

"Das wundert mich. Sie hat sich dir ja schon fast an den Hals geworfen."

Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch, weil ich das eindeutig anders in Erinnerung hatte und schüttelte leicht den Kopf, während ich mich zu Katherine an den Tisch setzte. "Das war nur ein harmloser Flirt. Ich glaube nicht wirklich, dass sich mehr daraus entwickeln wird. Immerhin ist sie eine Hexe und ich bin ein Vampir. Das passt einfach nicht zueinander."

"Na, wenn du meinst", antwortete Katherine nicht überzeugt und wechselte dann das Thema. "Es gibt Neuigkeiten aus Mystic Falls."

"Gute oder schlechte?", fragte ich seufzend nach und umklammerte mein Glas ein wenig fester. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, als Kat das letzte Mal Neuigkeiten aus Mystic Falls hatte. Da hatte sie mir gesagt, dass mein Bruder gestorben war und es war ein kleines Wunder, dass ich es gestern überhaupt geschafft hatte, das Haus zu verlassen. Wenn ich jetzt noch eine schlechte Nachricht hören würde, wusste ich nicht, ob ich das noch verkraften könnte.

"Sehr gute sogar", meinte Katherine jedoch zum Glück. "Vor allem dir wird es gefallen."

"Gute Neuigkeiten höre ich gerne", erwiderte ich und sah Katherine genau an. "Du siehst allerdings alles andere als glücklich aus. Worum geht es?"

"Ach, ich finde das auch gut. Es geht um deine Mutter. Sie ist wieder aufgetaucht, um Alaric mit einem Zauber in eine Art Super-Vampir zu verwandeln, damit der dann für sie deine Geschwister umbringt. Aber leider hat sie nicht damit gerechnet, dass Alaric während seiner Verwandlung feststellt, dass er das eigentlich gar nicht will. Angeblich hat sie Jeremy und Matt bedroht und dabei hat Alaric ihr dann das Herz rausgerissen. Deine Mutter ist tot, Mal."

Überrascht blickte ich Katherine an und atmete dann erleichtert aus. "Esther ist tot? Wirklich? Das sind gute Neuigkeiten", meinte ich. Wahrscheinlich sollte mich der Tod meiner Mutter nicht so freuen, aber er tat es dennoch. Trotzdem fragte ich mich, wieso Katherine immer noch so aussah, als hätte sie mir gerade erzählt, dass alle Vampire heute sterben würden. "Wo ist der Haken?", fragte ich vorsichtig nach. "Hat Alaric danach beschlossen, auch meine Geschwister umzubringen, oder was ist los?"

"Nein, soweit ich weiß, ist es sein Plan, die Verwandlung nicht zu beenden, also sollte er mittlerweile tot sein. Aber es wird dich doch sicher freuen, zu hören, dass Esther keine Gefahr mehr für dich ist. Du kannst zurück zu deinen Geschwistern ziehen, du bist nicht mehr auf unseren kleinen Deal angewiesen."

Oh. Darum ging es also. Ich hatte nicht einmal darüber nachgedacht, dass das bedeutete, dass ich jetzt gefahrlos zurück nach Mystic Falls gehen konnte, aber Katherine hatte das anscheinend alles schon genauestens durchdacht. "Du musst dir keine Sorgen machen, Kat. Ich werde Klaus trotzdem nicht verraten, wo du bist, und wenn er es herausfinden sollte, werde ich auch trotzdem noch versuchen, dich zu beschützen. Ich werde meinen Teil des Deals weiter einhalten, versprochen."

Katherine sah sofort ein wenig erleichterter aus und schenkte mir ein leichtes Lächeln, auch wenn das ihre Augen nicht erreichte. "Danke, das ist... nett von dir."

Einige Sekunden musterte ich sie und beschloss, einfach das Risiko einzugehen und ehrlich zu ihr zu sein. "Willst du denn, dass ich ausziehe? Ich... Ich will es nämlich eigentlich nicht. Es gefällt mir hier ganz gut, besser als in Mystic Falls."

Katherines Augen weiteten sich vor Überraschung und sie sah mich ungläubig an. "Wirklich? Du willst hier wohnen bleiben?"

"Ja, will ich. Es tut mir gut, nicht mehr alleine zu leben. Als Anna damals gestorben ist, habe ich mich einen Monat eingesperrt und wollte niemanden mehr sehen. Es war widerlich, wirklich. Nach... Finns Tod... ging es mir genauso, eher noch etwas schlimmer. Ich wäre vermutlich monatelang in diesem Wald geblieben, wenn du mich nicht gesucht hättest. Und auf keinen Fall hätte ich es gestern schaffen können, bei dieser Hexe ein Lächeln aufzusetzen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Es ist überraschend hilfreich, nicht alleine zu sein, aber bei meinen Geschwistern zu wohnen, ist keine wirkliche Alternative für mich. Da würde ich nur den ganzen Tag damit verbringen, Streit zwischen Klaus und Rebekah zu schlichten, und das ist mir viel zu anstrengend. Also, hättest du etwas dagegen, wenn ich weiter hier wohnen bleibe?"

"Nein", antwortete Katherine ohne zu zögern und grinste dann leicht, als sie merkte, wie schnell ihr diese Antwort von den Lippen gekommen war. "Von mir aus kannst du gerne hier wohnen bleiben. Zumindest solange du anfängst, dir die Miete mit mir zu teilen."

Einige Sekunden sah ich Katherine an und musste dann leise lachen. "In Ordnung, darauf kann ich mich einlassen."

Zufrieden lehnte Katherine sich zurück und dieses Mal erreichte ihr Lächeln auch ihre Augen. "Also gut, wo wir das geklärt hätten, was-"

Bevor sie aussprechen konnte, wurde sie von meinem Handy unterbrochen und ich sah sie entschuldigend an, bevor ich ranging. Niemand außer meinen Geschwistern und Katherine selbst hatte meine Nummer, also musste es etwas Wichtiges sein. Und tatsächlich klang Rebekah am anderen Ende der Leitung ziemlich aufgewühlt.

"Alaric hat gerade versucht, mich umzubringen", verkündete sie und ich setzte mich sofort aufrechter hin.

"Was? Was ist passiert, wie geht es dir?", fragte ich sofort besorgt. Dann hatte Alaric seine Verwandlung also wohl doch abgeschlossen und war jetzt ein wahnsinniger Super-Vampir, der meine Familie umbringen wollte. Klasse.

"Mir geht's gut, es ist nichts passiert. Aber er hat eine Waffe, mit der er einen Urvampir töten kann und ich werde keine Sekunde länger als nötig hier in Mystic Falls bleiben. Unser Bruder sieht das aber leider anders, er will erst Elena holen, weil er ja so unbedingt ihr Blut für seine dämlichen Hybriden braucht. Aber ich habe nicht vor, mich deshalb umbringen zu lassen, also habe ich ihn allein gelassen und bin gegangen."

"Wo bist du denn jetzt, Rebekah?"

"Auf dem Weg zu dir natürlich. Wo sollte ich auch sonst hin? Elijah antwortet nicht auf meine Anrufe und Kol ignoriert mich genauso. Du bist die einzige, zu der ich kann. Also, wo genau wohnst du eigentlich?"

Überfordert legte ich meine Hand auf das Mikrofon meines Handys und sah bittend zu Katherine.

"Nein", sagte sie, bevor ich auch nur fragen konnte. "Nein, auf keinen Fall holst du Klaus' Schwester in unsere Wohnung."

"Bitte, Kat, sie hat sonst niemanden", flüsterte ich und verzichtete darauf, sie darauf hinzuweisen, dass sie schon längst mit Klaus' Schwester zusammenwohnte. "Was, wenn sie verspricht, Klaus nichts zu erzählen? Und wenn sie es doch tut, werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass er dir nichts antut. Okay?"

Einige Sekunden schwieg Katherine stur, seufzte dann aber auf. "Also gut, was soll's. Aber wenn Klaus mich deinetwegen umbringt, dann werde ich dich Tag und Nacht als Geist verfolgen."

"Damit kann ich leben", grinste ich leicht und hielt dann mein Handy wieder ans Ohr. "Rebekah, bist du noch da?"

"Ja, was ist los?"

"Wenn ich dir meine Adresse verrate, musst du versprechen, niemandem auch nur ein Wort darüber zu erzählen, wo ich bin. Oder was oder wen du sonst noch hier sehen wirst. Vor allem nicht Klaus. Kein einziges Wort, okay?"

Einige Sekunden hörte ich nichts als Stille am anderen Ende der Leitung, aber dann seufzte Rebekah auf. "Also gut. Normalerweise gebe ich keine so vagen Versprechungen, aber ich bin gerade wirklich verzweifelt. Ich werde niemandem sagen, wo du lebst oder mit wem, auch nicht Nik. Also, wo wohnst du denn jetzt?"

"Ich schicke dir die Adresse", antwortete ich erleichtert. "Bis gleich."

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