Chapter 32

Unglücklich sah ich auf den erdolchten Körper meines Vaters, der im Wohnzimmer der Salvatores lag, während Stefan gerade mit Klaus telefonierte. Ich wusste, dass es nötig war, meinen Vater vorübergehend zu erdolchen, weil Stefan nicht lügen konnte, um Klaus von seinem Tod zu überzeugen. Und es war wichtig, dass Klaus überzeugt war, damit er zurück nach Mystic Falls kam. Trotzdem war ich erleichtert, als Klaus ihm endlich glaubte, wenn auch erst, nachdem auch Rebekah ihm versichert hatte, dass Mikael tot war. Meine Schwester war erst kurz vor dem Anruf zu uns gestoßen, nachdem Mikael bereits von Elena erdolcht worden war, natürlich mit seiner Zustimmung. Bisher hatte ich es erfolgreich vermieden, mich mit ihr unterhalten zu müssen, aber ich spürte ihren Blick auf mir, während ich den Dolch aus Mikaels Brust zog. Immerhin hatte uns niemand einander offiziell vorgestellt.

"Wartest du mit mir, bis er aufwacht?", fragte sie mich kurz darauf, als Stefan, Damon und Elena bereits wieder gegangen waren und wir alleine über seinem noch bewusstlosen Körper standen.

Kurz zögerte ich, nickte dann aber. Ich wollte selbst sehen, dass er wieder aufwachte, auch wenn ich ihr den Grund dafür nicht erklären konnte. Zum Glück fragte sie auch nicht danach. Sie fragte auch nicht nach meinem Namen, was mich ebenfalls beruhigte. Nur leider war ihre eigentliche Frage auch nicht viel einfacher zu beantworten. "Woher kennst du meinen Vater?"

"Ich war es, die ihn aufgeweckt hat, zusammen mit Katherine", antwortete ich und verstaute den Dolch in einer Schublade, um Rebekah nicht in die Augen sehen zu müssen. Ich merkte, dass sie mich ansah, als würde sie mir nicht ganz glauben, aber glücklicherweise wachte Mikael in genau dem Moment mit einem tiefen Atemzug wieder auf und sah sich um.

Sein Blick fiel zuerst auf mich und ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, das er jedoch ebenso schnell wieder verbarg, als er merkte, dass wir nicht allein waren. "Rebekah", flüsterte er leise und ich wandte mich ab, um ihnen zumindest den Anschein von Privatsphäre zu geben.

"Ich will es nicht hören", sagte sie, bevor er irgendetwas sagen konnte. "Nichts von alldem, was du als mein Vater vielleicht sagen würdest. Du hast mich ein Jahrtausend lang verfolgt. Das wirst du nie wieder gut machen können, also spar es dir."

"Ich habe nicht dich verfolgt, sondern Niklaus", widersprach Mikael.

"Nik ist meine Familie", antwortete Rebekah fest. "Wenn du hinter ihm her bist, bist du auch hinter mir her."

"Er hat dich manipuliert... Rebekah, er hat deine Mutter umgebracht."

Bei dieser Verkündung drehte ich mich doch neugierig um. Klaus hatte unsere Mutter umgebracht? Das war mir neu. Deshalb hatte Rebekah sich also einverstanden erklärt, uns zu helfen. Mir hingegen war es ziemlich egal, wer es nun war, der sie umgebracht hatte. Hauptsache, sie war tot. Meine letzte Erinnerung an sie war, wie sie untätig dabei zugesehen hatte, wie Dahlia Freya und mich mitgenommen hatte. Sie hatte uns verkauft, sie hatte den Tod mehr als verdient.

"Das weiß ich", erwiderte Rebekah. "Und deshalb wird er auch heute sterben. Aber Nik wurde nicht als ein Monster geboren. Das wurde keiner von uns. Du hast uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Du warst es, der unsere Familie zerstört hat. Nicht er."

Ich sah, wie aufgewühlt sie war, während sie an mir vorbei aus dem Zimmer stürmte. Seufzend blickte unser Vater ihr nach und sah dann auffordernd zu mir. Einige Sekunden erwiderte ich seinen Blick, seufzte dann aber auf. "In Ordnung, ich sehe nach ihr", gab ich nach und folgte Rebekah dann nach oben.

Zu meiner Bestürzung saß sie gerade auf dem Bett und weinte. Ich konnte sie verstehen, das musste alles ziemlich viel sein. Ihren Vater wiederzusehen, dabei zu helfen, ihren Bruder umzubringen... Nach dem heutigen Tag würde sie ziemlich alleine sein. Und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, damit es ihr besser ging.

"Was willst du hier?", fragte sie, als sie merkte, dass ich in der Tür stand und ich räusperte mich leise.

"Ich wollte nachsehen, wie es dir geht", antwortete ich leise, ging ins Zimmer und schloss die Tür hinter mir.

"Was kümmert es dich?" Verweint blickte sie zu mir auf und musterte mich aufmerksam. "Nein, ehrlich, was kümmert es dich? Wer bist du?"

"Nur jemand, der weiß, wie ätzend es ist, keine Familie zu haben, auf die man sich verlassen kann", antwortete ich ausweichend und setzte mich zögernd neben sie.

Einige Sekunden schwiegen wir beide, bis Rebekah aufhörte zu weinen und mich stattdessen nachdenklich ansah. "Woher kennt mein Vater dich?"

Ich zwang mich, bei dieser Frage nicht zusammenzuzucken und blickte auf meine Hände. "Das habe ich doch schon gesagt, wir haben uns getroffen, als ich ihn aufgeweckt habe."

"Das meine ich nicht", sagte sie fest und bestätigte damit meine Befürchtung, dass wir uns zu offensichtlich verhalten hatten. "Ich kenne meinen Vater lange genug. Aber so wie jetzt habe ich ihn noch nie gesehen. Er hat sich erdolchen lassen, weil er dir vertraut hat, dass du ihn wieder aufwecken würdest. Und wie er dich angesehen hat... So hat er mich noch nicht ein einziges Mal in seinem Leben angesehen. Oder meine Mutter. Oder sonst irgendjemanden. Meine Mutter hat mir erzählt, dass das früher anders war. Dass er seine Kinder früher geliebt hatte. Ich habe ihr nie geglaubt. Bis heute. Er kannte dich genau, nicht wahr?"

Unwohl zuckte ich leicht mit den Schultern. "Das glaube ich nicht, das bildest du dir sicher nur ein."

"Wer bist du?", wollte Rebekah wissen und ich verfluchte mich im Stillen dafür, dass ich ihr hinterhergelaufen war. Langsam sollte ich wirklich merken, dass niemand aus meiner Familie besonders lange brauchte, um zu verstehen, wer ich war. Ich verhielt mich wohl einfach zu offensichtlich. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen, mich zu verstellen. Vor allem, weil ich es einfach nicht übers Herz brachte, sie anzulügen.

"Ich sollte wieder nach unten gehen", antwortete ich und stand schon auf, aber Rebekah war mir einen Schritt voraus und stellte sich an die Tür.

"Also habe ich doch recht...", murmelte sie mehr zu sich selbst und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich werde dich nicht gehen lassen, bis ich eine Antwort habe. Also, welche von meinen eigentlich toten Schwestern bist du? Freya oder Malina?"

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