Chapter 18

Elijah sah aus, als wollte er Elena am liebsten sofort wieder rausschicken, weil sie zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt wiedergekommen war, aber ich war ganz dankbar um die Ablenkung.

"Ja, Elijah, das würde mich auch interessieren", meinte ich deshalb, um ihm zu zeigen, dass er Elena nicht wegschicken sollte, also nickte er nur leicht und bedeutete Elena, sich zu ihm aufs Sofa zu setzen.

"Unsere Familie stand sich damals sehr nah", fing er nach kurzem Zögern an und ich lehnte mich zurück, um ihm genau zuzuhören. "Aber Niklaus und mein Vater haben sich nie besonders gut verstanden. Und als wir Vampire wurden, haben wir die Wahrheit erfahren: Klaus war nicht der Sohn von meinem Vater. Meine Mutter war ihm untreu gewesen, das war ihr dunkelstes Geheimnis-" Kurz warf Elijah mir einen Blick zu, den Elena glücklicherweise nicht bemerkte. "Zumindest eines ihrer dunkelsten."

Ich lächelte schwach, sagte aber nichts dazu. Stattdessen hörte ich stumm dabei zu, wie Elijah Elena davon berichtete, dass unser Vater den leiblichen Vater von Klaus umgebracht hatte und dabei einen Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen ausgelöst hatte. Während Elena es noch verarbeitete, dass Klaus sowohl Vampir als auch Werwolf war, flüsterte Elijah so leise, dass nur ich es mit meinem übernatürlichen Gehör verstehen konnte: "Ich gehe davon aus, dass niemand erfahren soll, wer du wirklich bist, oder?"

Kurz warf ich ihm einen Blick zu und nickte dann unauffällig. Auch wenn es mir irgendwie gefiel, von Elijah mehr über unsere Familie zu erfahren, wollte ich nicht mit dem Namen Mikaelson in Verbindung gebracht werden. Und Elena sollte das erst recht nicht erfahren, immerhin war sie diejenige, die mein Halbbruder bei diesem dämlichen Opferritual umbringen wollte.

"Klaus will also seinen Fluch brechen, um mehr Hybriden zu erschaffen?", fragte Elena nach und mein Bruder nickte leicht.

"Ja. Eine Spezies, die tödlicher als alles andere ist. Nicht nur für Vampire, sondern für jeden."

"Und dennoch haben Sie ihm geholfen", stellte Elena fest und auch ich richtete mich interessiert etwas mehr auf.

"Ja, das habe ich. Weil ich ihn geliebt habe. Aber das hat sich jetzt geändert. Er muss sterben."

Aufmerksam sah ich zu Elena, in der Hoffnung, sie würde ihn fragen, warum Elijah bereit war, seinen eigenen Bruder umzubringen. Er schien mir wie jemand zu sein, dem seine Familie viel bedeutete, ansonsten würde ich wohl kaum noch hier sitzen. Aber stattdessen fragte sie ihn darüber aus, wie man Klaus umbringen könnte. Also verschob ich meine Fragen und hörte stattdessen dabei zu, wie die beiden planten, meinen Halbbruder umzubringen.

Interessant wurde es erst wieder, als Elijah erzählte, dass er damals für Katherine ein Mittel von den Hexen bekommen hatte, mit dem das Leben des Doppelgängers verschont werden könnte. Also hatte ich recht gehabt, er hatte tatsächlich etwas für "Katerina" empfunden. Wenn wir wieder alleine waren, musste ich ihn unbedingt fragen, wie er sich nur so sehr in seinem Geschmack hatte irren können.

Das würde aber wohl noch einige Zeit warten müssen, denn die Aussicht auf eine Lösung, bei der keiner würde sterben müssen, schien Elena überzeugt zu haben, sich noch einmal auf einen Deal mit Elijah einzulassen. Und so waren wir nun im Salvatore-Anwesen, wo wir von den Geräuschen eines heftigen Kampfes der beiden Brüder begrüßt wurden. Es brauchte nur ein Wort von Elena, um die beiden voneinander zu trennen, was ich ziemlich beeindruckend fand, aber ich hielt mich dennoch lieber im Hintergrund.

Keiner der beiden schien besonders begeistert davon zu sein, dass Elena hinter ihrem Rücken beschlossen hatte, dem Urvampir zu vertrauen, und als Elijah auch noch eine Entschuldigung der beiden einforderte, musste ich mich zusammenreißen, um mein Lachen zu unterdrücken. Stefan entschuldigte sich natürlich sofort, dass er Elijah umgebracht hatte, aber Damon verfluchte uns nur und verschwand aus dem Wohnzimmer. Ich bemerkte, dass Elijah kurz davor war, ihm den Weg abzuschneiden und ihn vielleicht sogar für seine Unverschämtheit umzubringen, trat aber unauffällig vor ihn. "Nicht", flüsterte ich nur für ihn verständlich. "Ich mag ihn irgendwie. Ich kümmere mich darum, dass er keine Probleme macht."

Ich hatte keine Ahnung, ob meine Worte irgendeinen Einfluss auf Elijahs Entscheidung hatten, aber zu meiner Überraschung unternahm er wirklich nichts, um Damon umzubringen.

"Ich werde morgen das Elixier bringen, mit dem Elena am Leben bleiben wird", verkündete Elijah und wandte sich dann zum Gehen.

"Und ich gehe mal nachsehen, ob in meinem alten Hotel noch ein Zimmer frei ist. Wir sehen uns", verabschiedete ich mich und folgte Elijah dann schnell.

"Begleitest du mich noch ein Stück?", fragte er mich lächelnd und ich nickte, während ich neben ihn her lief.

Eine Weile liefen wir schweigend nebeneinander her, bis er leise aufseufzte. "Also los, frag schon."

"Was meinst du?", fragte ich verwirrt.

"Seit ich Elena gesagt habe, dass Klaus sterben muss, machst du schon dieses Gesicht. Du willst wissen, warum unser Bruder den Tod so sehr verdient hat. Und ob du dir Sorgen machen musst, dass ich dir auch in den Rücken fallen könnte."

"Ich mache mir keine Sorgen", widersprach ich aufrichtig. "Du scheinst ein ehrenvoller Mann zu sein, ich glaube nicht, dass du mich umbringen würdest. Aber du hast recht, umso mehr frage ich mich, was Klaus getan hat, dass du ihn töten willst. Was hat sich verändert?"

"Es geht um unsere Geschwister", antwortete Elijah leise. "Finn, Kol und Rebekah. Über die Jahrhunderte hinweg hat Klaus uns alle immer wieder erdolcht, und ich habe ihm irgendwie immer wieder verzeihen können. Aber dieses Mal hat er es übertrieben. Er hat unsere Geschwister erdolcht und sie dann auf dem Boden des Ozeans versenkt, damit sie niemals jemand finden wird."

Schockiert blieb ich stehen, als er das sagte. "Du meinst... all unsere Geschwister sind tot?", flüsterte ich ungläubig. "Es sind nur noch wir und Klaus?"

Auch Elijah blieb stehen und sah mich unglücklich an. "Ja. Es tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte ihn aufhalten können, aber er hat sich vollständig zurückgezogen. So nah wie jetzt bin ich ihm schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gekommen. Du kannst verstehen, wie sehr ich mich gefreut habe zu erfahren, dass du lebst. Ich dachte, dass ich in wenigen Tagen schon der letzte Mikaelson sein würde. Es ist schön zu wissen, dass ich nicht alleine bin."

Tief atmete ich durch und blickte Elijah fest entschlossen in die Augen. "Du wirst nicht der letzte Mikaelson sein. Wir werden dafür sorgen, dass Klaus nie wieder jemanden umbringen kann. Und dann, wenn er uns nicht mehr aufhalten kann, werden wir den ganzen Ozean absuchen, bis wir unsere Geschwister gefunden haben. Selbst wenn es Jahrtausende dauern sollte. Zeit ist das einzige, von dem wir mehr als genug haben."



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