Chapter 17

Tief atmete Elijah durch und musterte mich. Ich wusste, dass er schon längst geahnt hatte, wer ich in Wirklichkeit war, aber anscheinend war es doch noch etwas anderes, es von mir selbst zu hören.

"Kannst du irgendwie beweisen, dass du wirklich diejenige bist, die du vorgibst zu sein?", fragte er, woraufhin ich die Augen verdrehte.

"Ehrlich jetzt? Du warst es doch, der keine Ruhe gegeben hat, bis ich es zugegeben habe. Ich habe dir gesagt, dass du mir nicht glauben würdest, genau deshalb wollte ich dir nichts sagen. Wenn es dir nicht reicht, dass ich das genaue Geburtsdatum und den Namen deiner toten Schwester kenne, von der ihr absolut niemandem je erzählt habt, dann kann ich dir auch nicht helfen."

Genervt wollte ich an ihm vorbeigehen, aber Elijah griff nach meinem Arm und hielt mich fest. "Warte. Verzeih mir, das ist nur... überraschend für mich", entschuldigte er sich und sah mich genau an. "Wir haben die gleichen Augen", flüsterte er mehr zu sich selbst, was mich leicht zum Lächeln brachte.

"Ja, das ist mir auch schon aufgefallen", antwortete ich, aber bevor ich einen dummen Spruch über unsere guten Gene machen konnte, zog er mich näher zu sich und legte seine Arme um mich.

Ich wusste nicht genau, was für eine Reaktion ich von ihm erwartet hatte, aber diese war es definitiv nicht. Er schien sich... zu freuen, mich zu sehen. Als ob es ihn glücklich machen würde, einen längst verloren geglaubten Teil seiner Familie wiedergefunden zu haben. Und das, obwohl er mich nie kennengelernt hatte.

Als er mich wieder losließ, war ich immer noch vollkommen überfordert von seiner Reaktion, was ihn zum Lachen brachte. "Willkommen zurück in unserer Familie, Malina", lächelte er und ich spürte, wie mein Herz bei diesen Worten unwillkürlich höher schlug. Ich hatte mich dagegen entschieden, Teil dieser Familie zu sein, rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis. Es hatte einen Grund gegeben, weshalb ich von dem Namen Mikaelson Abstand genommen hatte. Aber während ich in Elijahs glückliches Gesicht sah, fiel mir dieser Grund beim besten Willen nicht mehr ein.

"Lass uns wieder reingehen", schlug ich vor. "Ich glaube, dass wir beide eine Menge Fragen haben." Und außerdem brauchte ich jetzt dringend etwas Alkohol aus dem Vorrat der Lockwoods.

Zustimmend nickte Elijah und begleitete mich zurück ins Haus. Er schien den gleichen Gedanken wie ich zu haben, denn er schenkte sich ein Glas Wein ein, während ich doch lieber beim Bourbon blieb. "Also gut, du fängst an", meinte ich und trank einen Schluck. "Was willst du wissen?"

"Du bist kein Urvampir, oder?", fing Elijah an. "Hast du die Wahrheit gesagt, dass du 1307 verwandelt wurdest?"

"Ja, habe ich. Die ganze Geschichte ist ein wenig komplizierter...", sagte ich, und Elijah setzte sich auf die Couch.

"Nur zu, wir haben Zeit", antwortete er und ich ließ mich seufzend ihm gegenüber auf einen der gemütlich aussehenden Sessel fallen. Ich schwang meine Beine über die Lehne, um es mir bequem zu machen und trank dann noch einen Schluck von meinem Bourbon, bevor ich anfing, zu erzählen.

"Unsere Mutter hatte jahrelang versucht, schwanger zu werden, hat es aber nie geschafft. Also hat sie ihre Schwester um Hilfe gebeten, unsere Tante Dahlia." Ich wurde leiser, als ich ihren Namen aussprach, verdrängte aber das unwohle Gefühl, das ich jedes Mal bekam, wenn ich auch nur an sie dachte. "Sie hat ihr geholfen, aber sie hatte ihren Preis. Unsere Mutter hat zugestimmt und als wir fünf Jahre alt waren, ist Dahlia gekommen, um ihren Preis einzufordern."

"Ihr wart der Preis?", fragte Elijah schockiert nach.

"Na ja, zumindest fast. Unsere Mutter hat Dahlia jeden Erstgeborenen der Mikaelsons versprochen. Freya und ich waren Zwillinge, aber streng genommen wurde Freya vor mir geboren, womit auch nur sie der Preis war, den Dahlia haben wollte. Sie ist eines Tages einfach in unserem Dorf gewesen, da war unsere Mutter gerade mit dir schwanger. Unsere Mutter hat nicht einmal wirklich versucht, Dahlia aufzuhalten. Es brauchte nur eine Drohung, dass Dahlia auch Finn und dich töten würde, und sie hat all ihren Bedingungen zugestimmt. Aber ich nicht. Ich wollte Freya nicht mit ihr gehen lassen. Dahlia hat gesehen, dass ich bereit war, alles zu tun, und hat auch mir etwas angeboten. Sie würde Freya nicht aufgeben, aber sie würde mich mitnehmen. Sie wollte uns beide in der Magie ausbilden und von unseren Kräften profitieren."

"Du warst fünf Jahre alt und hast dich selbst ausgeliefert, um bei deiner Schwester zu bleiben?", fragte Elijah ungläubig nach und ich sah in mein halbleeres Glas. Ich konnte seinen Blick nicht ertragen. Als ob ich deshalb irgendeine Heldin war.

"Ich hatte damals keine Ahnung, worauf ich mich einließ", erzählte ich weiter. "Dahlia hat uns wie ihre Sklaven behandelt. Es war ihr egal, wie es uns geht, solange sie nur unsere Magie für ihre Zwecke benutzen konnte. Wir waren beide sehr mächtig, Freya noch mehr als ich, und nur dafür hat Dahlia sich interessiert. Und dann hat Esther den Zauber gesprochen, der euch zu Vampiren gemacht hat. Du kannst dir nicht vorstellen, wie wütend Dahlia wurde. Sie hatte damit gerechnet, die Magie von jedem einzelnen eurer Erstgeborenen zur Verfügung zu haben und um die fühlte sie sich betrogen. Also suchte sie nach einem anderen Weg, um Unsterblichkeit zu erlangen, und uns dazu zu bringen, unsere Blutlinie fortzuführen."

"Was hat sie getan?", fragte Elijah vorsichtig nach.

"Es war im Jahr 1004, drei Jahre nach eurer Verwandlung. Sie hat einen Zauber gesprochen, über Freya, sich selbst, und mich. Der Zauber hat uns in einen magischen Schlaf versetzt, einhundert Jahre lang, nur damit wir dann ein Jahr leben konnten. Es hat unsere Magie um ein Vielfaches verstärkt, aber für Freya und mich war es die Hölle. Vor allem nachdem wir beide geschworen hatten, niemals Kinder zu bekommen, um sie nie Dahlias Schrecken aussetzen zu müssen. Das hat Dahlia natürlich nicht besonders gut gefallen."

Einige Sekunden musterte mich Elijah, stellte dann aber doch die Frage, vor der ich bereits Angst hatte. "Ist Freya auch noch am Leben?"

Stumm schüttelte ich den Kopf und schloss meine Augen, als die Erinnerungen drohten, mich zu überwältigen. Ich vermied es meist, an Freya zu denken, weil das nur all die Gefühle wieder hervorholte, die ich lieber vergessen wollte, aber ich wusste, dass Elijah ein Recht hatte, die ganze Geschichte zu erfahren. Geduldig wartete er, bis ich mich wieder genug im Griff hatte, um weiterzureden.

"Drei Jahrhunderte haben wir geschlafen, bis ich endlich eine Lösung gefunden hatte. Ich hatte gehört, dass man nur mit dem Blut eines Vampirs im Körper sterben muss, um selbst einer zu werden. Und als Hexe verliert man all seine Magie bei der Verwandlung, womit wir für Dahlia wertlos werden würden und frei wären. Also habe ich alles in meiner Macht Stehende getan, bis ich einen Vampir gefunden hatte. Ich selbst trank sein Blut sofort und nahm eine kleine Flasche für Freya mit. Sie hatte allerdings in diesem Jahr jemanden kennengelernt und sich in ihn verliebt. Sie war schwanger, und sie wollte mit ihm gemeinsam vor Dahlia fliehen. Die beiden hatten mir davon erzählt und ich dachte, das Vampirblut könnte die Lösung sein, wie wir alle endlich frei sein könnten. Ich wollte Freya damit überraschen. Aber als ich an diesem Abend nach Hause kam, war alles anders. Dahlia hatte irgendwie herausgefunden, dass wir unsere Flucht planten. Sie hatte Freyas Freund vor ihren Augen umgebracht. Und Freya hat eine Entscheidung getroffen. Sie wollte so nicht mehr leben. Sie wollte nicht, dass ihr ungeborenes Kind jemals so leben musste. Also hat sie eine Flasche mit dem stärksten Gift genommen, das wir besaßen, und es ganz getrunken."

Zitternd holte ich Luft und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen weg, die irgendwann während meiner Erzählung angefangen hatten, über meine Wangen zu laufen. "Ich habe ihren toten Körper gesehen, habe gehört, wie Dahlia über meine Verzweiflung gelacht hat. Also habe ich mir ein Messer genommen und es in mein Herz gestoßen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob ich nun als Vampir wiederkommen würde oder nicht. Es war mir egal. Ich wollte nur noch, dass Dahlia genauso litt wie wir es getan hatten, und das würde sie nur, wenn sie niemanden mehr hatte, dem sie die Magie rauben konnte. Als ich wieder aufgewacht bin, war ich völlig allein. Ich weiß nicht, was Dahlia mit Freyas Leiche gemacht hat, aber ich war es ihr anscheinend nicht wert, meine Überreste noch zu ihrem Vorteil zu nutzen."

"Es tut mir leid, dass du das alles durchmachen musstest", sagte Elijah bedrückt, doch glücklicherweise blieb mir eine Antwort erspart, als die Tür zum Wohnzimmer schwungvoll aufgestoßen wurde und Elena hereinkam. Schnell wischte ich meine letzten Tränen weg, bevor sie sie bemerken konnte, und setzte ein Grinsen auf.

"Elena, da bist du ja endlich wieder", begrüßte ich sie so gut gelaunt wie möglich, und sie wandte sich sofort wieder an Elijah.

"Also gut, was ist nun dieser Fluch, der auf Klaus liegt?"

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