Chapter 112
"Es gibt noch etwas, um das ich dich bitten möchte", flüsterte Kat einige Zeit später, während ich glücklich lächelnd den Ring an meinem Finger drehte. Sofort blickte ich zu meiner Verlobten - meiner Verlobten! - und sah sie fragend an.
"Worum geht es?", fragte ich sanft, als ich bemerkte, dass sie sich vor dieser Sache deutlich mehr zu fürchten schien als vor ihrem Antrag.
"Ich möchte, dass du mit mir fortgehst", antwortete sie leise. "Es ist egal, wohin, nur... fort von hier. Ich weiß, du liebst deine Geschwister, und ich würde auch nie von dir verlangen, sie wieder ganz aufzugeben, aber... Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie schwierig ein Leben mit ihnen ist. Es wird immer Feinde geben, die sie angreifen, die dich angreifen. Wir werden zwischen die Fronten geraten und... ich habe gesehen, was passiert ist, nachdem Dahlia dich verflucht hatte. Sie haben erst noch versucht, eine Heilung für dich zu finden, selbst Klaus. Jedenfalls am Anfang. Und dann kam eine neue Bedrohung, mit der sie sich beschäftigen mussten und sie haben sich alle darauf verlassen, dass Freya sich schon darum kümmern würde, dass du zurückkommst. Sie haben ihr Leben weitergelebt, weil sie andere Probleme hatten, und auch wenn ich verstehen kann, dass diese ständigen neuen Gefahren wichtig waren, haben sie dich doch erst einmal hinten angestellt. Freya hat am längsten nach einer Heilung gesucht, aber nachdem sie verstanden hatte, dass sie Hope dafür brauchen würde, hat auch sie aufgegeben, nach einer Alternative zu suchen. All eure Geschwister haben ihre Hilfe dringender gebraucht, also blieb einfach keine Zeit für dich. Ich sage das alles nicht, weil ich dich gegen deine Geschwister aufbringen will, ich... Ich will nur, dass du verstehst, dass sie sechs Jahre auch ohne dich ausgekommen sind. Es gab viele Bedrohungen, ja, aber sie haben die Entscheidung getroffen, dich noch etwas warten zu lassen, um eure Familie zu schützen. Es ist nur gerecht, wenn auch du jetzt die Entscheidung triffst, dich zuerst zum dein eigenes Leben zu kümmern. Und ich möchte nicht dabei zusehen, wie du bei dem Versuch, deine Geschwister zu schützen, wieder alles aufgibst, obwohl sie es im Gegenzug nicht für dich getan haben."
Geduldig ließ ich Kat ausreden, und lächelte sie dann sanft an. "Okay."
"Okay?", fragte sie überrascht nach. Sie hatte wohl erwartet, mehr Überzeugungsarbeit leisten zu müssen, aber sie hatte mich bereits nach wenigen Sätzen überzeugt. Genau genommen bereits nach dem ersten. Ich wollte mein Leben mit ihr verbringen. Nicht nur überleben, sondern leben.
"Okay", wiederholte ich also fest und sah ihr in die Augen. "Ich liebe meine Geschwister, und ich mache ihnen keinen Vorwurf, dass sie die Hoffnung aufgegeben haben, eine schnellere Heilung für mich zu finden. Aber auch ich sehe ein, dass sie gut ohne mich zurechtgekommen sind. Wir sind damals in New Orleans geblieben, um Dahlia zu besiegen und Hope vor ihr zu beschützen. Dieses Ziel haben wir erreicht, auch wenn ich den Preis dafür zahlen musste. Aber ich habe das Gefühl, dass ich genug gezahlt habe. Ich muss auch an mich selber denken. Ich möchte glücklich sein, und das bin ich bei dir. Ein glückliches, friedliches Leben. Das ist es, was ich verdient habe, was wir beide verdient haben. Ich werde meinen Geschwistern immer helfen, wenn sie direkt nach meiner Hilfe fragen, aber dafür muss ich nicht für immer bei ihnen sein. Also ja, ich möchte auch mit dir fortgehen. Ich möchte ein gemeinsames Leben mit dir aufbauen, Kat."
"Danke", antwortete sie nur leise und küsste mich wieder, doch bevor ich sie näher an mich ziehen konnte, wurden wir von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
"Lina?", hörte ich Freyas Stimme durch die Tür. "Ich wollte nur sehen, ob alles in Ordnung bei dir ist."
Seufzend löste ich mich ein wenig von meiner Verlobten, richtete mich auf und blickte zur Tür. Es gab vieles, das ich meiner Zwillingsschwester erzählen musste.
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Nur wenige Stunden später standen Kat und ich draußen vor dem Gebäude, das meine Geschwister anscheinend mittlerweile bewohnten und gingen zu dem Auto, das Freya mir spontan geschenkt hatte.
Sie war zuerst nicht gerade glücklich gewesen, dass ich sie schon wieder verlassen wollte, aber ich hatte versprochen, sie regelmäßig zu besuchen. Gerade den Kontakt zu Freya würde ich niemals wieder verlieren, das würde ich nie zulassen. Ich meinte es ernst, ich würde immer für sie und unsere Geschwister da sein, wann immer sie mich brauchten und nach mir fragten. Und durch unsere Magie war es Freya und mir möglich, uns jederzeit zu sehen, egal, wie weit wir voneinander entfernt waren. Aber ich würde nicht für immer mit einer Zielscheibe auf meinem Rücken leben.
Letztendlich hatte Freya meine Entscheidung nachvollziehen können, ebenso wie unsere restlichen Geschwister. Und nachdem klar wurde, dass wir uns spätestens bei Kats und meiner Hochzeit das nächste Mal wiedersehen würde, hatte sich die Stimmung auch schnell wieder zum Positiven gewendet. Insbesondere Freya, die mich so lange begleitet hatte und wusste, wie unmöglich mir solches Glück die ersten Jahrhunderte meines Lebens vorgekommen war, freute sich rührend für mich. Meine Familie nahm mir meine Abreise nicht übel, sondern wünschte mir einfach nur das Beste, und das war alles, was ich mir wünschen konnte.
"Fährst du?",fragte ich Kat grinsend und warf ihr den Autoschlüssel zu, den sie geschickt auffing.
"Angst, dass du das nach sechs Jahren verlernt haben könntest?", neckte sie mich grinsend, aber ich stieg nur lachend auf der Beifahrerseite ein.
"Das glaube ich nicht, schließlich hatte ich eine gute Lehrerin", erwiderte ich und blickte dann auf die Straße vor uns.
"Also, wohin fahren wir jetzt?", fragte Kat, während sie bereits den Motor startete.
"In unsere Zukunft."
Einige Sekunden starrte Kat mich an und fing dann an zu lachen. "Das wäre ein sehr guter Schlusssatz für das Ende eines Buches gewesen", grinste sie. "Aber leider kann ich 'die Zukunft' nicht ins Navi eingeben. Also, wohin geht's?"
Sofort stimmte ich in ihr Lachen mit ein und lehnte mich zurück. "Ich würde gerne einmal mit dir nach Bulgarien. Sehen, wo du herkommst. Vielleicht kann ich dir zeigen, wo ich aufgewachsen bin", antwortete ich lächelnd. "Und danach sehen wir einfach, wohin unser Weg uns führt."
"Das gefällt mir", antwortete meine Verlobte grinsend und fuhr ohne zu zögern los. Das Glück, das ich in diesem Moment empfand, war das lange Warten wert. Sie war es wert.
ENDE
Ja, wirklich Ende, das ist das letzte Kapitel in diesem Buch. Eine neue Fanfiction ist zumindest jetzt noch nicht in Planung, mit meinen drei TVD FF, die ich hier schon veröffentlicht habe, bin ich langsam an einer kreativen Grenze angekommen :D
Ich möchte mich aber bei allen bedanken, die diese Story bis hierhin gelesen haben, die gevotet und kommentiert haben. Die 3-4 regelmäßigen Votes, die ich für jedes Kapitel bekommen habe, scheinen im Vergleich zu anderen Geschichten hier nicht viel zu sein, haben mich aber dennoch immer motiviert, weiterzuschreiben. Also vielen Dank dafür! Ganz davon abgesehen, dass die Community hier wirklich toll ist und es bis zum Schluss keinen einzigen Hasskommentar gab (an den ich mich erinnern könnte). Das hat mich wirklich gefreut, und deswegen wird dieses Buch immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben ♡
Und jetzt möchte ich zum Schluss noch die Gelegenheit nutzen, ein bisschen Eigenwerbung für mein Buch zu machen, das ich im realen Leben außerhalb von Wattpad veröffentlicht habe: Melya - Der Ruf der Nacht.
Eine queere Romantasy-Story, eine abgeschlossene Handlung, und ein zweites Buch, das aber alleine steht, ist bereits in Arbeit - Was will man mehr?
Melya gibt es überall zu kaufen, wo es Bücher oder eBooks gibt (und wenn ihr euch das nicht leisten könnt - keine Sorge, an dem Punkt wäre ich nur mit meinen Einnahmen von diesem Buch auch - Das Buch gibt es auch auf readfy, wo man es kostenlos lesen kann. Aber nicht weitersagen, das erzähle ich nur hier, weil ich damit nur ziemlich genau 2 Cent pro Buch verdiene xD)
So, das war dann aber auch genug Werbung. Danke, dass ihr meine FF bis hierhin gelesen habt und dann auch noch genug Motivation für diese Danksagung hattet. Das ist sehr beeindruckend, ich hätte wohl nicht bis hierhin gelesen.
Eure MusicToTheMoon ♡
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