Chapter 103

"Malina", begrüßte mich Elijah kurz darauf, als ich ihn anrief. "Rebekah hat mir gerade erzählt, was passiert ist. Sie hätte Freya und dich nicht so behandeln dürfen. Ihr gehört zu unserer Familie und habt immer einen Platz in unserem Heim."

"Das ist nett, Elijah, aber das spielt gerade keine Rolle", antwortete ich gestresst. "Wir haben ein Problem. Freya ist gerade Dahlia über den Weg gelaufen. Sie plant etwas gegen Nik und unseren Vater. Wahrscheinlich stellt sie ihnen eine Falle, an einem Ort, wo sie die meiste Macht verfügt. Heiliger Boden, auf dem ein Massaker stattgefunden hat."

"Die Kirche, in der Davina sich versteckt hat", meinte Elijah sofort und ich nickte, auch wenn er es am Telefon nicht sehen konnte.

"Das war auch mein erster Gedanke. Wir sind schon auf dem Weg dorthin. Beeilt euch", erwiderte ich und legte auf, als wir die Kirche erreichten. Und offenbar waren wir keine Sekunde zu früh, denn die Schreie aus der Kirche konnte ich selbst ohne mein Vampirgehör wahrnehmen.

"Bringt es etwas, dir zu sagen, dass du dich zurückhalten solltest und am besten hinter mir bleibst?", fragte ich Kat mit einem Seitenblick, aber sie grinste mich nur breit an.

"Komisch, genau dasselbe wollte ich dich auch gerade fragen."

Leise seufzte ich, küsste sie aber im Gehen lächelnd auf die Wange. Ich hatte keine andere Antwort von ihr erwartet. "Pass auf dich auf", flüsterte ich also nur, bevor wir die Türen zur Kirche aufstießen.

In wenigen Augenblicken erfasste ich die Situation. Das Gute war, dass die vielen Menschen, die Dahlia anscheinend unter ihre Kontrolle gebracht hatte, bereits tot oder bewusstlos am Boden lagen. Schlecht war allerdings, dass auch Nik und Mikael bei ihnen lagen, noch immer bei Bewusstsein, aber so grau im Gesicht, dass sie es nicht mehr lange bleiben würden. Und über all dem stand Dahlia mit einem grauenhaften Lächeln im Gesicht.

Ich dachte, ich wäre darauf vorbereitet, ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, aber ich hatte mich geirrt. Sofort fühlte ich mich wieder wie das kleine Kind, das von ihrem Zuhause und ihrer Familie fortgerissen wurde, um bei einer Frau aufzuwachsen, die sich für nichts außer ihre eigene Macht interessierte. Ich konnte mich nicht einmal beschweren, als Kat sich leicht vor mich stellte, ich war wie erstarrt. Glücklicherweise schien Freya ihre Begegnung mit Dahlia abgehärtet zu haben, denn sie ging zielstrebig auf unsere Tante zu und griff sie an.

Der Kampf dauerte keine zwei Sekunden, bevor Mikael sich mit einem Schrei aufrichtete und auf die beiden zustürmte. "Finger weg von meiner Tochter!", brüllte er voller Wut und stieß das Holz einer zertrümmerten Kirchenbank direkt in Dahlias Brust. Jeden anderen hätte so eine Verletzung getötet. Kein Mensch, kein Vampir, keine Hexe sollte das überleben können. Aber Dahlia starb nicht, sie verschwand einfach und tauchte an einer anderen Stelle wieder auf, als wäre nichts passiert. Während ich noch zu Freya lief, um zu sehen, ob sie verletzt war, sprang Nik von hinten auf unsere Tante zu, um ihr ein Messer in die Brust zu stechen. Ein Messer, das solch starke Magie aussandte, dass ich mir sicher war, dass es Dahlia töten würde. Wie es aussah, hatten unser Vater und Nik es geschafft, mit den Materialen, die Freya haben wollte, eine Waffe gegen Dahlia herzustellen. Auch wenn es mir wie ein Wunder vorkam, dass sie dafür lange genug zusammenarbeiten konnten. Vielleicht würde unser Vater jetzt, wo auch Freya wieder da war, endlich wieder so werden wie früher. Bevor ihn unser Verlust so zerfressen hat, dass er sich unseren Geschwistern gegenüber kaum noch wie ein Vater verhalten hat. Vielleicht könnten wir alle wieder eine Familie werden.

Aber bevor ich lange darüber nachdenken konnte und mir vorstellen konnte, wie schön unser Leben ohne Dahlia sein könnte, verschwand sie wieder und mit ihr das Messer in Niks Hand. Als sie das nächste Mal auftauchte, hielt sie es in der Hand und warf es grinsend in ein Becken aus Feuer, das sie beschworen hatte, wo es sofort zu Asche zerfiel.

Ich hatte lange genug mit ihr zusammengelebt, um ihren Blick zu erkennen. Sie hatte gewonnen, und das wusste sie. Aber sie würde uns nicht töten, nicht jetzt, nicht hier. Nein, sie würde uns gehen lassen, damit wir miterleben würden, dass sie sich Hope holen würde. Erst dann würde sie uns vernichten. Und tatsächlich lächelte Dahlia uns an, ebenso falsch, wie unsere Mutter es einst getan hat. "Dieses Blutvergießen muss nicht sein", verkündete sie und blickte uns einem nach dem anderen in die Augen. Ich versteifte mich leicht unter ihrem Blick, ließ mir ansonsten jedoch keine Reaktion anmerken. "Ich möchte euch nicht umbringen, keinen von euch. Ich will nur das, was mir rechtmäßig zusteht. Gebt mir das Kind, und ihr alle dürft am Leben bleiben."

Sie gab uns keine Zeit für eine Antwort, bevor sie verschwand. Und dieses Mal tauchte sie nicht wieder auf.

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