8. Selenverwandte
Louis
„Ich bin so verliebt in dich Boo. Wieso fühlst du nicht dasselbe? Kannst du mich nicht einfach lieben?" Wir saßen an der Bar der After-Show-Party. Harry sah mich an, sein Gesicht gequält verzogen, als würde mein Anblick ihm Schmerzen bereiten.
„Tut mir leid Hazzi", murmelte ich.
„Ich kanns nur nicht glauben. Du siehst mich an, wie Bella Edward angesehen hat."
„Der Film ist schrecklich."
„Aber ein tolles Beispiel."
„Wieso?"
„Weil ich das selbe für dich empfinde, wie Edward für Bella. Ich habe dich zum Fressen gern."
Ich kicherte. Was Unmännlicheres hatte ich wohl noch nie gemacht. Aber wer definierte schon männlich und weiblich. Ich war, was ich sein wollte. Und jetzt wollte ich über Harry schmunzeln. Wenn auch nur, um mein wild schlagendes Herz zu vergessen.
„Du willst mich fressen?"
„Ich will dich küssen. An jeder Stelle, die ich erreichen kann. An jeder Stelle, die du erlaubst."
Harry war betrunken. Sonst hätte er niemals etwas in diese Richtung gesagt. Ich wusste es. Er wusste es. Problem an der Sache? Ich war auch betrunken. Und mein Betrunkenes-Ich fand diese Situation anscheinend sehr reizend. Denn in meinem Bauch hütete ein Unwetter und in meinem Kopf spielte ein Film, wie Harry genau das tat, was er sagte. Mich küssen. Überall, wo er rankam. Hitze schoss meine Wangen. Ich war betrunken, sonst hätte ich nie gesagt, was dann kam.
„Fang mit meinem Mund an."
Harry riss die Augen auf, leckte sich über die Lippen und griff nach meiner Hand. Er zog mich weg. Weg von neugierigen Blicken und flackernden Lichtern. Er öffnete irgendeine Tür und plötzlich standen wir in einem leeren Raum.
Ich glaube Harry hatte vor mich zu küssen. Zumindest starte er voller Sehnsucht auf meinen Mund.
„Ich warte." Mein Herzschlag hatte sich auf den Weg hier her immer weiter beschleunigt. Erregende Vorfreude schoss durch meine Adern.
„Wir sind betrunken."
„Erzähl mir was neues."
„Wir werden es bereuen."
„Dann sollten wir uns wohl darauf verlassen, dass der Alkohol die Erinnerungen löscht."
„Ich will dich wirklich küssen."
„Dann mach endlich Styles. Küss mich."
Und das tat er. Sanft trafen seine vollen Lippen auf meine. Ein Klassenkamerad hatte früher mal zu mir gesagt, ich hätte keine Oberlippe. Sie sei zu dünn. Harry schien das nicht zu stören. Er küsste mich, schien mich in sich aufnehmen zu wollen. Seine starken Arme schlangen sich um mich. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass es sich so schön anfühlen konnte, der Schwächere zu sein. Aber so umschlossen fühlte ich mich wohl, sicher und behütet. Als würde Harry immer auf mich aufpassen.
Es war nur ein unschuldiger Kuss. Ein aufeinanderdrücken der Lippen. Anfangs.
Harry begann sich gegen mich zu bewegen. Ein Seufzen entfuhr mir. Der Kuss wurde wilder, heißer, härter.
Ich war betrunken, war ahnungslos über die Theorie und Praxis des Küssens. Aber Harry und Ich wir harmonierten, als hätten wir eine Choreographie nach der wir tanzten. Wir stolperten zurück, bis ich mit meinem Rücken gegen eine Wand stieß. Wir waren uns nah. So nah. In mir explodierte etwas. Ein buntes Silvesterfeuerwerk.
Wir waren betrunken, wir waren beste Freunde und wir gehörten zu einer berühmten Boyband. Aber wir waren auch zwei junge Erwachsene.
Was wir hier taten fühlte sich richtig und falsch zugleich an.
Wir waren ein Puzzel, etwas an mir fand seinen Platz und ich war komplett.
Und dann verließ mich plötzlich die Wärme und ich fiel durchs Nichts.
Harry blieb über mir zurück.
xx
„Die beiden stehen sich wirklich nahe", murmelte eine Frauenstimme.
„Das stimmt", erwiderte eine tiefere.
Ich ruckelte ein bisschen auf meinem Kissen zu Recht, welches daraufhin grummelte und sich eine schwere Hand auf meine Schulter legte. So ist es schon bequemer.
„Da werde ich niemals dran kommen. Selbst wenn ich es versuche." War das Eleanor?
„Wahrscheinlich nicht. Larry ist besonders", noch eine andere Stimme. Hibbelig. Niall.
„Musst du auch gar nicht. Louis und Harry sind die besten Freunde. Du und Lou seid seit drei Monaten zusammen. Was die beiden haben ist gleichzusetzten mit dem, was Brüder haben. Sie scheinen sich ein Leben lang zu kennen, also wirst du niemals aufholen können, was sie haben. Aber da du seine Freundin bist, musst du das gar nicht. Bau deine eigene Bindung mit Louis auf und beneide nicht die, der beiden." Was erzählte Liam für ein Bullshit. Das war Harry. Mein Harry. Nicht mein Bruder.
Eleanor lachte und ich grunzte, als Zeichen, dass sie aufhören sollte. Ich versuchte zu schlafen. Ich wollte weiterträumen. Genau an dem Punkt, wo Harry und ich uns küssten. Also alle mal schön die Klappe halten.
„Glaubt mir, die beide sind definitiv nicht wie Geschwister", kicherte das Mädchen.
Kurzes Schweigen daraufhin. Na endlich.
„Wie meinst du das?", scheinbar Zayn, der sich zu Wort meldete.
Ich wollte keine Theorie über Harry und mich hören. Ich wollte weiterschlafen und von Harry und mir träumen. Mich in der Erinnerung fallen lassen und genießen, dass ich absolut zu verpennt war, um über irgendwas nachzudenken.
„Ein Seelenverwandter muss nicht unbedingt zwischen zwei liebenden Menschen sein. Es kann auch der beste Freund sein. Louis und Harry sind ganz offensichtlich Seelenverwandte. Wie zwei Stücke, die einfach zusammengehören und sich anziehen. Wie könnte ich da mitmischen? Und wieso sollte ich? Finden sich zwei Seelen, ist es bescheuert sie trennen zu wollen." Eleanor und ihre Spirituelle-Scheiße immer. Sonst hörte ich ihr ja gerne zu, aber jetzt? Jetzt hatte ich echt besseres zu tun.
„Du glaubst an Seelenverwandtschaft?" wieder Liam.
„Wer tut das nicht ein bisschen."
Danach war es still. Ich glaubte ich bemerkte, wie unsere Gäste sich allesamt erhoben und leise das Haus verließen, doch kurz darauf war ich wieder weg. In einem traumlosen Loch. Ohne Harry, war es in meinen Träumen ziemlich einsam.
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Liebe das Kapitel (hoffe, es klingt nicht abgehoben). Larry macht mich einfach glücklich.
Was habt ihr zu sagen? Gefiel euch das Kapitel.
Xoxo Joy
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