7. Du magst ihn

Harry


Ich ertrug das nicht. Was hatte ich getan, um derartige Qualen durchleben zu dürfen?

Louis lag auf dem Sofa. Die Beine auf meinen, den Kopf auf Eleanors Schoss. Immer wieder stupste er mich mit seinen Füßen leicht an, als wolle er mich trösten, während er die meiste Zeit mit seiner Freundin und den restlichen Jungs sprach und Witze riss.
Ich war fehl am Platz. Ich saß hier, als der Junge, der sich am meisten für Louis freuen sollte, tat es aber am wenigstens.

„Kann ich einmal mitkommen?", fragte das einzige Mädchen der Runde in diesem Moment.
Mein Blick richtete sich sofort auf sie. Grimmig musterte ich sie, in der Überlegung, ob das ein Scherz sein sollte.
„Meinst du zu Nandos oder ins Studio?" Niall sah man kaum an, dass auch ihn der Gedanke etwas störte. Er lächelte lieb und freundlich in seinem Cardigan, spielte aber leicht mit einem losen Faden. Tat er immer, wenn er versuchte Emotionen zu verstecken. Oder ich bildete es mir gerade ein.
„Zu beidem, wenns recht ist."
Louis hatte aufgehört, mit seinen Füßen zu wippen und sah skeptisch zu Eleanor nach oben.

„Nein."
Alle Augen richteten sich auf mich. Ich hatte nicht viel gesagt, in den letzten zwei Stunden.

„Komm schon Mama Styles. Fahr die Krallen ein. Dein Sohn ist jetzt in festen Händen." Zayn schmunzelte. Ich nicht. Es ging nicht. Ich wollte nicht. Louis war nicht mein Sohn. Er war auch nicht mein Bruder. Er war mein ein und alles.

„Unangebracht", kams von Liam, womit er sich wahrscheinlich auf Zayn bezog. Er durchbohrte mich mit seinen Teddyaugen, als wolle er den Grund für mein Handeln aus meinen Bewegungen lesen.
„Halt die Klappe", schnauzte zeitgleich Louis.

Ich stand auf, legte Louis' Füße vorsichtig ab. Es war einfach zu viel. Zu viele Augen, die mich beobachteten und mich in Augenschein nahmen. Ich stand schon vor tausend Menschen auf einer Bühne. Doch dieser Moment, war schlimmer. Weil ich hier echte Fehler machen konnte. Was hier geschah, war echt. Es war nichts, worüber man lachen konnte.

„Ich geh kurz in die Küche", murmelte ich mit müder Stimme, ehe ich das Wohnzimmer verließ.

In der Bemühung meine Wut unter Kontrolle zu bekommen, stand ich schließlich zitternd an die Theke gelehnt.

Eleanor war so vorbildlich perfekt. Sie hatte ein perfektes Lachen, keine Falten in ihrer Kleidung, saß mit geraden Rücken da, ohne viel Platz einzunehmen. Und ein ganz kleiner Teil in mir warf ihr vor, dass auch von meinem Louis zu erwarten. Meinem Louis, der gerne rumlümmelte, Haargel nur dem Management zu liebe auftrug, schlichte weiße T-Shirts und Hosenanzüge oder Jogginghosen liebte, seine Schuhe überall rumliegen ließ, gerne seinen Mittelfinger zur Show trug und nur selten den Mund hielt, wenn ihm etwas auf der Zunge lag.

Sie passten einfach nicht zueinander. Louis brauchte jemanden, der ihn ergänzte, keinen, der ihn ändern wollte. Jemanden, wie mich.
Schnell verscheuchte ich diesen Gedanken wieder. So gerne ich es auch anders hätte. Louis war nicht mein. Er würde nie mein sein. Auch wenn er dasselbe Interesse an mir, wie ich an ihn hätte. Zu viele Hürden müssten überwunden werden.
Wieso dachte ich überhaupt darüber nach? Louis und ich, dass würde nie etwas werden. Weil er nicht so fühlte. Ich ballte meine Hände zur Faust und kniff die Augen zusammen.

„Harry?"

Erschrocken drehte ich mich um.

„Liam meinte, ich solle mit dir reden. Ich weiß Louis und du steht euch nahe, aber es ist nicht meine Absicht ein Keil zwischen euch zu treiben." Sie sollte nicht so mit mir reden. Nicht so, als wäre ich verrückt. Ich war es nicht. Ich war nur... verliebt. Hoffnungslos in meinen besten Freund verliebt.

„Halt den Mund." Ich wollte nicht unhöflich sein. Nur alleine. Weil es zu viel war. Viel zu viel. Wohin sollte ich mit mir und meinen Gefühlen? Wann kam ich endlich drüber hinweg? Wie versteckte ich es ausgerechnet jetzt am besten? Mein Kopf war zu voll an Fragen, mein Herz zu voll an Gefühlen. Selbstzweifel, Liebe, Angst, Eifersucht. Ich drohte zu explodieren. Ich wollte explodieren. Ich wollte endlich alles loswerden. Aber ich durfte nicht. Es gab keine Person, mit der ich reden konnte. Weil Louis eben Louis war. Und das Management es mir verboten hatte. Ich war nicht bereit, dieses Verbot für die Freiheit zu brechen.
Ich kam immer damit klar. Weil Louis trotzdem mich am meisten liebte. Wenn nicht so wie ich ihn, aber trotzdem am meisten. Und plötzlich war da dieses Mädchen, über das wir nicht redeten, weil Louis Angst hatte mir weh zu tun und es mir zu sehr wehtat.

„Ich will dir nicht zu nahe treten, Harry. Aber Louis ist mir wirklich wichtig. Ich weiß du passt auf ihn auf, aber ich bin keine Gefahr. Nicht für dich und auch nicht für ihn." Sie sprach so nachdrücklich, dass ich ihr beinahe Glauben schenkte. Bis mir ihr abschätziger Blick auf Louis Jogginghose und ihre steife Haltung auf dem Sofa in den Sinn kam, als sie nicht seinen Kopf streichelte, einfiel.

„Die Sache ist ganz einfach: Trägt er Jogginghosen, freu dich, dass er sich wohlfühlt. Genau dasselbe, wenn er faulenzt. Trag ihn auf den Händen! Louis ist im Herzen ein Kind und wenn ich dich dabei erwische, dass du es ihm nimmst, wirst du nie wieder einen Fuß in dieses Haus setzen. Louis ist genauso perfekt. Es ist perfekt, dass man ihm immer alles tausendmal sagen muss, auch wenn es nervt. Es ist perfekt, dass er das kreative Chaos liebt, auch wenns mit Aufräumen verbunden ist. Es ist perfekt, dass er nicht kochen kann, auch wenns mit Putzen verbunden ist. Er ist perfekt und wenn du nicht damit klar kommst, dann ist er nicht der Richtige für dich und du nicht die Richtige für ihn." Ich wurde leiser und eindringlicher. „Du musst alles an ihn lieben. All seine kleinen Dinge. Mit jeder Faser deines Herzens, denn genau das hat er verdient." Jedes Wort wog Tonnen auf meiner Zunge, aber zurückhalten war nicht möglich. Diese Person vor mir musste wissen, dass Louis die Welt verdient hatte.

„Du magst ihn?"
„Was?"
„Daher weht der Wind also", Eleanor lachte, „Du stehst auf ihn. An den Larry-Gerüchten ist also doch was dran. Sag das doch gleich. Ich dachte schon, du hast was gegen mich persönlich. Himmel hast du mich verunsichert."

Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Ich taumelte erschrocken zurück. Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Wo kam das jetzt her? Ich sehnte mich nach einer Fluchtmöglichkeit, wie ein Affe, der in einen ein mal ein Meter großen Käfig eingesperrt war.

Eleanor wirkte nicht boshaft. Sie wirkte erleichtert.

„Ich bin nicht... in Louis", es viel mir sogar schwer die Worte auszusprechen. Ich hasste Lügen. Es gehörte sich einfach nicht und war unhöflich. Und seit ich diesen Entschluss in meinem Kopf gefasst hatte, waren nicht mal mehr Notlügen für mich einfach.

„Hey Harry, alles ist okay. Ich verstehe dich. Mir gehts doch auch nicht anders." Sie kam auf mich zu, drückte mir einen Kuss auf die Wange und verschwand dann aus der Küche.

Und ich? Ich stand da wie bestellt und nicht abgeholt.

„Du magst ihn", so nüchtern kamen die Worte über ihre Lippen. Es zerstörte mich. Verhöhnte mich das Schicksal? Eleanor lachte sich sicherlich ins Fäustchen. Eiskalt erwischt, würde ich behaupten.
Mein Herz beruhigte sich langsam, aber was eben geschehen war, wollte ich noch immer nicht glauben.

Erst nach zehn Minuten, drei Gläsern eiskaltem Wasser und fünf Anläufen, bewegte ich mich zurück ins Wohnzimmer.

„Da bist du ja endlich wieder!" Erfreut setzte Louis sich auf. Die Frage, ob es mir gut ging, war überdeutlich in sein Gesicht geschrieben. Ging es mir gut? Ich hatte keine Ahnung. Seine Wangen waren gerötet. Süß.

Ohne eine Miene zu verziehen setzte ich mich wieder auf meinen Platz auf das Sofa. Und entgegen meiner Erwartungen landete plötzlich ein Kopf auf meinem Schoss und Louis Hand in meinem Nacken, wo er meine Haare um seine kleinen Finger wickelte. Ich sah zu den Ältesten herab. Er grinste mich breit an. So breit, dass mein Herz höher schlug und ich nicht anders konnte, als ebenfalls zu lächeln. Er sah mich an, als wäre ich das wertvollste in seinem Leben.
Es ging mir nicht plötzlich gut, während er mich ansah. Aber in meinem Bauch zogen Schmetterlinge ihre Runden.
Weil es Louis war, der mich anlächelte.
Mein Louis.


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Da wurde wohl jemand erwischt. Was haltet ihr von El und der Situation?
xoxo Joy

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