39. Überrascht
Harry
Das letzte Mal, als ich durchgängig so gestresst war, lag etwas zurück. Jeden Tag Termine, kaum Zeit zum Durchatmen und der der öffentliche Druck... als das wurde langsam zu viel. Umso mehr sehnte ich mich nach dem Urlaub mit Louis. Montag würden wir gleich am Morgen von hier abhauen. Die Jungs hatten wir schon eingeweiht. Durch eine unglaublich schwere Grippe, werden wir ans Bett gebunden sein. Das ungefähr stellt die Ausrede gegenüber dem Management dar, zumindest solange es reichen würde.
Heute jedenfalls war Freitag und der Tag meines ersten offiziellen Auftrittes mit Taylor war geplant. Auf einer Modenschau. Gerade stand ich mit Lou, der Kosmetikerin und Assistentin in Themen Garderobe, in Louis' und meinem Zimmer.
Verzweifelt starte ich sie durch den Spiegel an.
„Jetzt schau nicht so betröbelt Schatz. Sieh es einfach als Treffen unter Freunden."
„Es soll aber mehr darstellen." Ich ließ mich tiefer in den Stuhl sinken, was mir einen Schlag auf die Schulter einbrachte.
„Sei gefälligst vorsichtig! Ich hab ein Lockenstab in der Hand."
Ich wollte gerade darauf reagieren, als ein verschlafenes „Hazzie" ertönte. Der Lockenstab war vergessen und Lou's Überraschungsschrei wurde ignoriert, als ich von Stuhl auf und direkt zu Louis ins Bett sprang.
Die kleine Gestalt ging beinahe komplett in der Decke unter. Seine Augen waren noch halb geschlossen, als er sich suchend nach mir umsah.
„Ich bin hier Boo."
„Hazzie!" Plötzlich lag der Doncaster auf mir und begann mein Gesicht mit Küssen zu übersehen, als habe er mich Jahre nicht gesehen und als würde Lou nicht im Raum stehen und es sehen. Um fair zu bleiben, Louis konnte nicht wissen, dass die Kosmetikerin da war. Und zu meiner Verteidigung, die Überraschung saß zu tief in den Knochen, als das ich meinen besten Freund hätte drauf hinweisen können.
Gleichzeitig zog ich ihn näher und hielt ihn fest. Mein Gehirn schaltete rationales Denken ab, weil nur Louis zählte. Nur er und seine liebevollen Berührungen und die Glückshormone in meinem Körper, weil er so anhänglich war. Waren wir die letzte Woche alleine, so dauerte es keine Sekunde und er hing an mir. Als wolle er das letzte Jahr nachholen und könne es einfach nicht glauben. Und ich genoss es, hielt ihn, küsste ihn. Wir lachten, lebten und ließen uns einfach durch die Momente zu zweit treiben.
Als seine Lippen schließlich meinen Mund trafen, hatte ich die arme Lou schon halb vergessen. „Oh mein Gott."
„Ahh!" Louis sprang in hohem Bogen von mir runter und schien mit einem Mal ziemlich munter. Mein Herz setzte für eine Sekunde aus. „Lou, was machst du hier?" Die Panik stand dem Doncaster ins Gesicht geschrieben. So hatte er sich seinen Morgen sicher nicht vorgestellt.
Ich schwank zwischen weinen und lachen, als mein benebeltes Gehirn begann die Situation zu verstehen. Die Kosmetikerin stand mit Haarspray und Lockenstab in der Hand da. Kein Zwinkern, keine Bewegung. Purer Schock stand auf ihrem Gesicht. „Ich- Modenschau... äh Schminken." Sie schüttelte den Kopf langsam, als versuche sie zu realisieren, was sie eben gesehen hatte.
Louis warf mir einen hilflosen Blick zu, während er sich in die Bettdecke krallte. Ich zuckte mit den Schultern. Die junge Mutter wirkte, als wären irgendwelche Drähte in ihrem Kopf durchgebrannt. Ich sah den Qualm praktisch aus ihrem Kopf hochsteigen.
Ich hatte keine Angst vor ihrer Meinung. Etwas in mir sagte, dass Lou uns akzeptieren würde. Einfach so, ohne Drama. Vielleicht war es die Tatsache, dass sie mich nie ausschließlich mit einem Mädchen gesehen hat. Wenn sie mich über mein Liebesleben ausfragte, ging sie nie automatisch davon aus, dass ich ein Mädchen daten würde. Für sie war es immer ein Mensch, ein Jemand oder eine Person. Worüber ich mir eher Sorgen machte, war das sie ein Herzstillstand erlitt.
„Bist du böse auf uns?", kam es in dem Moment ganz leise von Louis. Er hatte seinen Kopf hängen gelassen, von der Seite erkannte ich Tränen in seinen Augen. Sofort streckte ich mich nach ihm, um ihn auf meinen Schoss zu ziehen. Er war nicht alleine und Lou würde nicht böse sein. Aber dieser Moment, dass grenzte an ein Outing. Eines, wofür er womöglich nicht bereit war. Also vermittelte ich ihm Sicherheit und wog ihn langsam hin und her.
„Quatsch ihr Süßen." Lou schien sich langsam wieder zu erholen. „Worüber sollte ich denn sauer sein. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass ihr zwei etwas miteinander habt. Wobei ich damit wirklich hätte rechnen müssen. Ihr passt zusammen, wie ein Puzzel in seinen Nachbarn. Ach Louchen, wein nicht mein Schatz. Alles ist okay. Es kam nur überraschend."
Tatsächlich war Louis nun richtig in Tränen ausgebrochen. Immer wieder verließ ein kleinen Fook sein Mund, während er sich fahrig übers Gesicht fuhr.
„Boobear, hey." Sanft umschloss ich seine Handgelänke und stoppte seine Bewegung damit. Von hinten drückte ich einen sanften Kuss auf seine Wange. „Alles ist okay."
Es dauerte ein paar Minuten, bis Louis sich beruhigte und nur noch erleichtert durch die Runde sah. Er klammerte an meinem Arm. Mein Herz klopfte wild, während ich Lou breit anlächelte.
„Er war es also die ganze Zeit. Da hätte ich schon selber drauf kommen können. Es war immer Louis." Sie saß inzwischen auf dem Stuhl, auf dem ich am Anfang noch saß und beobachtete uns.
„Ja war es. Wirst du es jemanden sagen?" Louis und ich sahen sie gleichermaßen verzweifelt an.
„Natürlich nicht. Das ist euer Leben, ich misch mich da nicht ein." Sie lächelte. „Aber jetzt müssen wir weitermachen Harry. Wir haben schon Zeit verloren."
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