37. Betrunken
Louis
Noch nie in meinem Leben war etwas so... berauschend.
Lena würde uns eigenhändig erwürgen und Simon würde sie anfeuern. Wir brachten die Band in Gefahr und es war absolut unfair für Eleanor hier so zu liegen. Doch ich drückte mich an ihn, weil sein Körper mich besser wärmte, als jede Decke es könnte. Er drehte uns, rückte gleichzeitig hoch und lehnte an der Wand. Ich saß wieder auf seinem Schoss. Seine Hände zogen eine warme Linie von meiner Hüfte, über meinen Rücken, zu meinem Nacken und dann an meine Wangen. Er hielt mich sanft und führend zugleich.
Ich hörte meinen Herzschlag. Schnell, laut und fordernd. Ich hörte Harrys Atem. Befreit. Irgendwo außerhalb unseres Zimmers zwitscherte ein Vogel. Er lebte sein leben. Nur bei uns, in dieser Blase, war alles stehen geblieben. Zeit existierte nicht mehr und fliegen wurde plötzlich möglich. Es war anders. Es war so viel. Mit Eleanor war ein Kuss normal. Mit Harry fühlte sich dieses aufeinanderlegen von Lippen schon nach mehr an.
Harry strich über meine Wange, ich seufzte und plötzlich tanzten unsere Zungen miteinander. Ich sollte die Situation merkwürdig finden. Wir waren beste Freunde. Aber es war einfach schön. Schön und befreiend und unglaublich sexy. Harry kesselte mich mit seinem Körper ein, nahm mich in Beschlag. Ich war Honig in seinen Händen.
Das hier war nichts zu unseren Küssen, als wir das eine Mal betrunken waren. Hier dran würden wir uns beide danach erinnern können. Ich würde es nicht auf den Alkohol schieben können. Das hier... es war echt und unwiderruflich. Wir würden drüber reden müssen und uns bewusst machen, was alles zu bedeuten hatte und wie wir damit umgehen würden. Und all das wirkte beängstigend.
Aber in meinem Kopf war kein Platz für Angst. Nur für Harrys weiche Lippen auf meinen, bis eben jene plötzlich nicht mehr da waren, wo ich sie haben wollte.
Empört öffnete ich die Augen und blickte in die meines besten Freundes. Seine Wangen waren gerötet, sein Mund leicht geschwollen und seine Atmung hektisch.
Meine Hand löste sich aus seinen Haaren und glitt zu meinen Lippen. Sie fühlten sich auch geschwollen an. Ich liebte es.
„Wir-" Er wurde unterbrochen, als die Tür zu unserem Zimmer plötzlich aufriss und Niall hereinspazierte. Schneller als ein Blitz, saß ich neben Harry, welcher aus dem Nichts den Nagellack wieder in der Hand hielt und ihn sich ansah. Als wäre alles nie passiert. Jeder, der nicht Niall war, hätte gesehen, was hier abging. Aber der war zu beschäftigt. Mit springen.
„Was hast du da Harry?", fragte er gut gelaunt.
„Nagellack. Hat Louis mir geschenkt." Mein Blick schoss zu dem Lockenkopf. Seine Stimme war rau.
„Oh cool. Kommt ihr? Die Jungs warten unten. Wir wollen die Pause verabschiede und den Beginn einer wunderbaren Interviewwoche feiern."
„Wie seid ihr hier rein gekommen?" Ich räusperte mich. Ich hätte mit allem gerechnet. Selbst ein gegen das Fenster fliegender Vogel, wäre für mich eher als Unterbrechung dieses Momentes zwischen Harry und mir infrage gekommen, als ein leicht angetrunkener Niall.
„Durch die Tür. Ihr habt nicht geöffnet, also haben wir das selber erledigt. Kommt!"
Xx
„Lasst uns das nochmal durchgehen." Ich rieb meine Hände aneinander. Harry und Liam waren in der Küche. Kein Schimmer was sie da machten.
Zayn saß auf dem Boden vor dem Fernseher und spielte recht unbegabt Fifa. Normalerweise bekam auch der das besser hin. Nicht heute. Heute waren wir betrunken.
„Sollte hierbei etwas kaputt gehen, reparieren wir es, bevor Harry reinkommt." Niall starte voll fokussiert auf unser Gebautes, das zwischen uns auf dem Sofa stand.
„Und sollten wir es nicht rechtzeitig schaffen, was sehr wahrscheinlich ist?"
„Dann war es Zayns Schuld."
Ich nickte bestätigend, während vom Boden ein empörtes ‚Ey' erklang. „Wenn man nichts zu sagen hat, sollte man die Klappe halten Zaynie", erklärte der Ire und ich fachlich, ehe wir ihn wieder ignorierten.
„Was habt ihr-" Zayn pausierte das Spiel.
„Eins!", rief Niall und hob seinen Arm.
„Zwei!", rief ich und lehnte mich zurück.
„Oh Nein!" Zayn drehte sich zu uns und bückte sich auf den Boden.
„DREI!" Damit platzierte Niall das letzte leere Glas auf unserer sowieso schon wackeligen Wasserglaspyramide.
Absolutes Schweigen im Wohnzimmer und angehaltener Atem. Drei Sekunden lang, dann kippten alle Gläser beiseite und zerschlugen auf dem Boden. Niall und ich sprangen auf und fielen über die Lehne hinter unser Sofa. Krach erfüllte das Wohnzimmer. Niall und ich kicherten, das Glas zerschlug und Zayn schrie gequält nach Liam und Harry, die kurz darauf in den Raum gerannt kamen.
„Jesus Christ! Was ist hier passiert?" Ich sah Harry nicht, aber seiner Stimme nach zu urteilen war er... aufgebracht. Wie schön. Aufgebrachte Harrys konnte man besonders gut weich kuscheln.
„Zayn wars!" riefen Niall und ich gleichzeitig, während eben jener plötzlich vor dem Sofa auftauchte und über die Lehne zu uns sah.
„Ihr tickt ja nicht mehr richtig!" Zayn redete selten viel. Nur wenn er betrunken war. Schade eigentlich. Er könnte jetzt gerne den Mund halten. Er zerstörte noch Niall und meinen Masterplan eben nicht als die Schuldigen aus der Sache zu gehen.
Wo ist eigentlich mein Glas? Ich hätte jetzt unglaublichen Lust auf einen weiteren Shot- oh.... Warte. Ich krabbelte um das Sofa herum. Lag auf dem Boden. Kaputt. Scheiße gelaufen.
„Louis?" Kritisch beobachtete der Lockenkopf mich, während ich mich umständlich aufrichtete.
„Ja?" Munter hing ich mich an seinen Hals und stellte mich auf seine Füße. Uhh, so schön nah an meinem Harry. Ob er gerade auch so gerne knutschen würde? Dürfen wir das vor unseren Freunden? Durften wir das überhaupt. Ich wollte aber ganz dolle. Weil mein bester Freund seine Hände auf meinen Rücken legte, um mich zu halten.
„Du wirst das morgen mit Niall aufräumen müssen", seufzte der Lockenkopf.
„Wieso denn wir?" Bemüht unschuldig sah ich zu ihm. Mist, ich kicherte ja. „Jaja, ich versteh schon." Brummend legte ich meinen Kopf an seine Schulter.
Plötzlich war ich unglaublich müde. „Können wir schlafen gehen Hazzie?"
„Natürlich." An unsere Freunde gewandt fuhr er fort: „Ihr wisst, wo eure Zimmer sind. Viel Spaß noch, bis morgen.
Sobald wir außer Sichtweite der Jungs waren, klaute ich mir küsse. Unbeholfene Schmatzer beim Laufen. Welche, über die ich im nächsten Moment lachte.
Harry half mir im Zimmer aus der Kleidung und ich behinderte ihm, als er aus seiner wollte. Und dann lagen wir im Bett.
„Ich habe Angst Hazzie."
„Ich auch."
„Was, wenn alles zerbricht? Nur wegen dem hier."
„Wird es nicht. Kein Druck. Wir sind einfach wir und schauen, wo das hinführt."
„Aber bitte ohne Fake-Louis", murrend und müde vergrub ich mein Gesicht in seiner Schulter.
„Fake-Louis?"
„Dein Typ aus dem Club. Freut mich, dass du Spaß hattest, aber ich fands zum Kotzen."
„Eifersucht entsteht aus der Angst heraus ersetzbar zu sein." Harry gab mir ein Kuss auf meinen Kopf.
„Bin ich ersetzbar?"
„Nicht in eine Millionen Jahren."
„Okay."
Schweigen.
„Hazzie?"
„Ja Boo."
„Ich glaube dich will ich irgendwann für immer haben."
„Irgendwann?"
„Eigentlich will ich dich jetzt schon für immer. Aber es ist so neu. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll." Beim Reden schlief ich fast ein. Im Zimmer war es dunkel. Eben mitten in der Nacht.
„Das ist okay."
„Hazzie?"
„Ja?"
„Ich möchte, dass wir an der Ostsee zusammenkommen." Seufzend rückte ich noch näher an ihn.
„An der Ostsee?" Mein bester Freund lachte.
„Ja. Bis dahin ist etwas Zeit vergangen und ich kann mich mit mir auseinander setzen. Und es ist nicht zu viel Zeit. Und so können wir irgendwann eine richtig tolle Zusammenkommenstory erzählen."
„Okay, dann Ostsee."
„Aber küssen will ich dich trotzdem." Und damit schlief ich endgültig ein.
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Weil heute der 28.September ist, zum Ehren des Tages ein Kapitel.
xoxo Joy
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