33. Alleine
Währenddessen bei Harry
„Hallo Harry."
Elf alte Männer und Lena saßen am Konferenztisch. Sogar Simon war anwesend. Scheinbar hatte war die Situation schlimm genug, damit er über Ozeane flog, um hier zu sein.
Das alles nur, weil ich queer war? Weil ich mit einem Typen zu ihm nach Hause gegangen war?
„Setzt dich und hol dein Handy raus. Wir wollen, dass du dir die Kommentare unter einem der Posts von gestern durchließt." Keine Emotion lag in der Stimme des grauhaarigen Mannes, dessen Name ich vergessen hatte. Aber ich erinnerte mich an ihn. Er war dabei gewesen, als wir den Vertrag mit Modest! unterschrieben hatten. Damals schien er netter und offener. Hatte uns mit einer warmen Umarmung gratuliert und unseren Eltern versprochen, dass es uns gut gehen würde. Sie alle hatten es versprochen. Sie alle hatten gelogen.
Der einzig freie Platz im Raum war am Kopfende des Tisches. Direkt gegenüber von Simon. Jener deutete mir mit einen knappen Nicken, mich zu setzen. Links und rechts eine Reihe Erwachsener, die mich mit einem intensiven, kalten Blick bedachten. Sie alle wollten nicht hier sein. Ich spürte es. Sie alle würden sich lieber mit anderem herumschlagen. Ich wünschte, sie würden es tun.
Meine Schultern sackten nach unten. Alles war geplant. Hier gab es kein reden und Kompromisse finden. Ich tanzte nach ihrer Pfeife und hatte keine andere Wahl. Sie alle wussten, wie dieses Treffen ausgehen würde. Weil sie mich nicht entscheiden lassen würde.
Ich hatte keine vierundzwanzig Stunden ohne Ketten gelebt. Jetzt würden mir Neue umgelegt werden.
Zitternd zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Ich hatte es nur in der Hand gehabt, als ich Gemma gestern anrief. Seit dem würdigte ich es keines Blickes und hatte auch nicht vorgehabt, mir auch nur einen Kommentar durchzulesen. Meine Finger waren steif. AM liebsten wäre ich aufgesprungen und abgehauen.
„Laut", ermahnte mich Lena.
Erniedrigt schloss ich meine Augen für einen Moment.
„Ein Schwuchtel in einer Boyband? Armselig."
„Louis und Harry sind zusammen? Igitt."
„Das sind never Louis und Harry. Stellt euch das mal vor. Wäre ja ekelhaft."
„#Assfuckerharrystyles"
„Lasst ich doch in Ruhe! Harry hat nichts falsch gemacht."
„Das reicht!" Simon haute auf den Tisch.
Fast verspürte ich Dankbarkeit. Der Zwang diesen Hass zu lesen. Der Hass gegen mich.
#Assfuckerharrystyles... Es brauchte nur ein Klick und ich sah die hunderte Posts unter dem Hashtag. So viel Hass. Weil ich nicht hetero war. Sie alle hassten mich. Wieso?
Ekelhaft.
Igitt.
Schwuchtel.
Armselig.
Die Worte wiederholten sich in meinem Kopf, wie eine kaputte CD.
„Weißt du, was das schlimmste ist Harry?" Es war Simon, der mit ruhiger Stimme zu mir sprach.
Star lag seine Aufmerksamkeit auf mir. „Du hast Louis damit ebenfalls geschadet." Tränen schossen mir in die Augen. „War das deine Absicht? Louis wehtun? Der Band wehtun? One Direction hat in den letzten Stunden mehrere tausend Follower verloren. Und das ist deine Schuld oder siehst du das anders?"
Alles Leben schien aus meinem Körper zu verschwinden. Schlaf hing ich im Stuhl.
Alles meine Schuld? Weil ich falsch war? Mein Leben? Louis und den anderen hatte ich geschadet. Ihren Karrieren und Träumen.
Alles meine Schuld.
Ich schüttelte den Kopf. Er hatte Recht. Alles meine Schuld.
„Dann sind wir zumindest einer Meinung."
Für einen Moment traute ich mich, hochzuschauen. Direkt in Simons Gesicht. Eine Maske aus Abneigung, Macht und Entschlossenheit. Ich hatte keine Chance.
Es war mein Leben, aber die Menschen in diesem Raum zogen die Fäden.
Ich versuchte eine Verbindung herzustellen.
Der Simon Cowell, der 2010 bei the x-Factor mein Geld war, weil er mir half meine Träume zu erfüllen. Ich fand ihn nicht mehr.
Konnte man sich so in Menschen täuschen? Simon Cowell war nicht mehr mein Held. Er war eine Wand, gegen die ich rannte, war ein Stein, den man nach mir warf und ein Skalpell, dass mein Herz aufschnitt.
Aus dem Mann, der mich Groß machen wollte, wurde der, der mich unterdrückte und klein hielt.
„Du wirst sicher eiverstanden sein, wenn wir Maßnahmen gegen die Annahme, du seist schwul herleiten?" Ich senkte meinen Kopf wieder, als Simon mit reden begann. „Das PR-Team hat entschlossen, dass du die Vorwürfe in einem Video abstreiten wirst. Äußere dich dazu, dass du es nicht warst, aber vermittle auch dein Unverständnis über den Hass. Zeig deine Unterstützung für die Community, sein aber kein Teil vor ihr. Verstanden?" Ich nickte schwach.
Weinte ich eigentlich? Fühlte sich nicht so an. Mein Körper war taub. Nicht existent. Was tat ich hier eigentlich?
Jemand kam in den Raum. Eine Frau in Bleistiftrock. Ich sah sie, ich nahm sie war und doch schien sie nicht hier zu sein. „Sie ist da", erklärte die Unbekannte.
„Bring sie her." Ein Mann links neben mir, sagte jenes.
Dann verschwand die Frau wieder und ich wünschte, sie würde mich mitnehmen.
„Das Video wird nicht reichen, um die Masse von deiner Unschuld zu überzeugen. Wir haben dir jemanden gesucht, der uns helfen wird dein Image und das der Band wieder rein zu waschen. Du solltest zufrieden sein, ihr seid befreundet. Eure Beziehung beginnt in ein paar Wochen. In vier. Und sie wird drei Monate gehen. Bis Januar. Wie das ganze aussehen wird, bereden wir gleich mit euch zusammen."
Eine PR-Beziehung? Will ich nicht. Hab ich aber bald. Keine Wahl.
Alles zog an mir vorbei. Nichts hatte bestand. Zeit wurde relativ und die Farben grau. Ich war alleine und doch in einem Raum voller Leute. Wenn ich später hier raus war, würde Louis da sein und die Zuhause warteten sicher schon die anderen. Ich hatte meine Freunde, aber ich hatte mich nicht. Ich war alleine.
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