3. Versteckte Tränen

Harry

Er log. Das war so offensichtlich, wie die Tatsache, dass man Butter nicht in der Sonne stehen lassen sollte.
Louis Tomlinson, mein bester Freund, log mich an.
Diese Tatsache schmerzte fast genauso sehr, wie das er nun vergeben war. Ich meinte, soll er halt. Leb dein Leben Baby und sein glücklich. Aber wieso musste ich dafür unglücklich sein? Alles was ich derzeit wollte, war Erlösung von meinen Gefühlen für ihn. Ich brauchte irgendein Mittel, ein Weg ihn endlich zu vergessen. Stattdessen wurde es Tag für Tag, Lächeln um Lächeln und Berührung um Berührung immer ein bisschen schlimmer.

Ich ahnte es bereits, als er mich anmeckerte, als ich nach seinem Handy griff vor drei Tagen. Eigentlich war es immer okay gewesen. Wir hatten nichts voreinander zu verbergen. Dann las uns halt der jeweils andere vor, was in einer Nachricht stand. Es war immer okay gewesen. Dann spielte halt der andere mit dem eigenen Handy, weil er seins nicht fand. Es war immer okay gewesen. Und dann kam ich plötzlich nicht mehr in sein Handy rein, durfte ihm seine Nachrichten nicht mehr vorlesen und er drehte das Display vor mir weg.

Es war okay. War es wirklich. Louis durfte glücklich sein.
Es tat nur eben so fürchterlich weh. Als würde jemand Spaß daran haben, mir ein Messer in mein Herz zu stoßen und beliebig herumzustochern. Hauptsache der Schnitt war tief und die Wunde blutig.

Plötzlich kribbelte es verräterisch in meiner Nase. Ich wusste, wenn ich jetzt hier sitzen blieb, würde ich weinen. So richtig. Vor Louis. Dabei dachte er wahrscheinlich, dass seine Lüge glaubhaft war. Vielleicht freute er sich sogar ein bisschen, mich hinters Licht geführt zu haben. Nicht auf boshafte Weise. Sondern einfach auf stolze. Wie ein kleines Kind, dass es geschafft hatte, sich heimlich am Süßigkeitenvorrat zu bedienen. Sollte er diesen Funken Freude besitzen, wollte ich ihn das nicht mit Tränen verderben. Deswegen stand ich auf. Hektisch und schnell. So schnell, dass Louis Körper auf das Sofa fiel.

„Ich gehe schon mal ins Bett. Kannst ja dann nachkommen", murmelte ich, ohne ihn anzusehen und huschte aus dem Wohnzimmer.

„Hazzi?", kam es da leise von meinem besten Freund. Widerwillig drehte ich mich nochmal zu ihm, hielt mit letzter Kraft die Tränen zurück, die bereits meine Sicht verschleierten. „Always in my Heart."

Ich kämpfte ein Lächeln ab und hoffte, es überzeugte ihn.

Always in my heart. Mein sechzehnjähriges Ich hatte diese Worte voller Hoffnung angesehen. Hoffnung auf Louis.
Vergeudete Hoffnung. Hätten wir niemals so auf Twitter geschrieben, vielleicht wäre es nie so schlimm geworden?

Erst jetzt merkte ich, dass ich noch an Platz und Stelle stand und drehte mich um. Ich lief die Treppen, zum oberen Bereich des Hauses hoch. Auf dem Weg dahin, schnappte ich mir Louis' Wäsche. Wie auch immer er es schaffte, am Ende einen jeden Tages, lagen Klamotten von ihm überall im Haus verteilt. Und da würden sie auch bleiben, würde ich sie nicht jeden Abend einsammeln, nach frisch und getragen sortieren und in die Waschmaschine oder sein Zimmer packen. Nur heute hatte ich keine Motivation dazu, die Klamotten zu inspizieren.
Also schmiss ich sie nur in Louis' Ecke des Zimmer, während ich mich selbst auf unser Bett schmiss. Jetzt, wo er mit jemandem zusammen war, wollte er sich da überhaupt noch ein Bett teilen? Oder würde er bald zu mir kommen und mir erklären, dass er ein eigenes Zimmer beziehen würde? Genug Platz hatten wir ja. Bei dem Gedanken zog sich mein Herz zusammen und Tränen kullerten meine Wange herab, während ich mein Gesicht im Kissen vergrub und seine Decke umklammerte. Ich wollte nicht, dass er mich alleine ließ. Ich wollte nicht, dass jemand anderes sich um sein Wohlergehen sorge und kümmerte. Ich wollte der sein, der ihn zum Lachen brachte und ihn anmeckerte, wenn er seine Schuhe wieder nicht ins Regal stellte. Ich wollte der sein, der ihn küssen durfte, der ihm süße Laute entlockte und ihn glücklich machte. Ich wollte Louis Grund sein, auf das Handy zu schauen und zu lächeln. Wieso durfte ich das nicht? Ein Schluchzen drang aus meiner Kehle.

Ich wollte doch einfach glücklich sein. Nicht zufrieden. Glücklich.

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