21. Harrys 'Phase'

Louis

Am nächsten Tag wurde ich zu Lena gepfiffen. Sie schrieb mir eine E-Mail, in der sie mir sagte wann ich wo sein sollte. Sie vermittelte in keinen Satz das Gefühl, ich hätte ein recht selbst darüber zu bestimmen.

Ein Lichtblick war das Date, das ich daraufhin mit Eleanor haben würde. Wir würden den Londoner Zoo besuchen uns ein bisschen Zeit genießen. Harry holte Gemma vom Bahnhof ab. Sie hatte ihm heute geschrieben, dass sie seit gestern im Flieger zu uns säße. Als Harry sie fragte, warum sie ihn nicht Bescheid gesagt habe, meine sie bloß, dass wir es dann dem Management gesagt und die es verboten hätten. Recht hatte sie.

„Ich bin dann weg!" Mein bester Freund kam zu mir, umarmte mich kurz und verschwand dann. Ich freute mich auf Gemma. Sie war die chaotischere Hälfte von Harry und die Wortgefechte zwischen den beiden, waren pure Unterhaltung.

Ein sehnsüchtiges Ziehen breitete sich in meiner Brust aus, während ich an meine eigene Familie dachte. Ich würde sie heute Abend anrufen. Normalerweise telefonierten wir regelmäßig. Ich brauchte die Nähe zu ihnen, ihre Stimmen und das Gefühl, dass sie mich nicht vergaßen. Lotti hatte mir beim letzten Mal erzählt, dass Mom jeden Sonntag mein altes Kinderzimmer staubwischt, falls ich spontan zu Besuch kommen würde. Und Mark kochte scheinbar jeden Samstag, wenn meine Geschwister ihn besuchten, Karotten. Die Scheidung meiner Mutter und Mark war jetzt knapp ein Jahr her. Ich glaubte beide waren noch nicht so ganz drüber hinweg, doch vor einer Woche hatte Lotti mir geschrieben, dass Mom ein Date mit einem Daniel habe. Ein angeblicher Arbeitskollege.

Ich warf mich auf das Sofa. Ich hatte noch eine Stunde Zeit, bis ich zu dem Treffen mit Lena musste. Dabei sind schon fünf Minuten Verspätung eingeplant.

Ich griff nach der Fernbedienung, öffnete Netflix und schaltete Den König der Löwen an. Und während ich da saß und dem kleinen Simba beim Großwerden zusah, verging die Zeit. Am Ende kamen Zehn Minuten Verspätung raus, was mich grinsen ließ, als ich schließlich Mittag irgendwann an Lenas Haustür klopfte. Das Paket würde Harry auf dem Rückweg mit Gemma hier ablegen. Sie planten, dass dann noch im Haus sitzen und sich zu quatschen lassen und Harry ihm ein schon vorher geschossenes Bild von sich auf dem Sofa senden würde, damit sie beide ein Alibi hatten.

Lenas Assistentin öffnete mir die Tür. Warum das die Hausbesitzerin nicht selbst erledigte, sondern immer ihre rechte Hand. „Hallo Louis, sie warten oben auf dich."
„Sie? Mehrzahl?" Ich hatte damit gerechnet, dass Lena mich wegen des gestrigen Interviews nochmal genauer belehren wollte. Aber als ich oben das Büro betrat, erwartete mich zusätzlich zu unserer Managerin ein riesiger Bildschirm, aller hohen Tiere in Modest!, die was über uns zu sagen hatten.

„Werde ich aus der Band geschmissen?" Wie angewurzelt stand ich im Türrahmen und starte meine Chefs an.
Lena hielt sich vor Schock eine Hand auf die Brust. „Was? Nein!"
„Gut, dass wäre auch ziemlich dumm." Ich schlenderte zum Stuhl auf der anderen Seite von Lenas Schreibtisch und ließ mich drauf plumpsen. „Womit habe ich die Aufmerksamkeit verdient? Wir haben uns ja alle ewig nicht gesehen. Hab ganz vergessen, wie ihr ausseht." Grinsend drehte ich mich zu Bildschirm und betrachtete die Gesichter der Alten. So viele Falten. Scheint, als wäre ihr grimmiger Gesichtsausdruck angeboren. Hat deren Haut echt nicht gut getan.

„Wir sind hier Louis Tomlinson, um etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen", meldete sich eine Frau, ihr Name war glaube Petra irgendwas. „Es geht um ihr gestriges Verhalten und um ihr Bandmitglied Harry Styles."

Ich runzelte Stirn. Der besorgte Unterton in Petra Irgendwas' Stimme, beunruhigte mich. Was spielte das Management für ein Spiel?
„Was ist mit Harry?"

„Wir denken, dass ihm eure Nähe nicht gut tut. Du wirst es nicht wissen, aber vor einem Jahr offenbarte er uns das er, wie soll ich es ausdrücken-", begann Lena, mit hochgezogener Augenbraue. „Er behauptete ein Teil dieser LGBT Gruppe zu sein. Du weißt schon, homosexuelle Liebe und alles. Damals rieten wir ihm, es euch zu sagen, jedoch entschied er sich dagegen. Aus Angst, es könnte etwas an eurem Verhältnis ändern."
Ich war zu sprachlos, um sie zu unterbrechen. Auch nicht, als sie sich eine Strähne hinters Ohr strich und weiterredete: „Wir vermuteten, dass es nur eine Phase sei. Nach gestern aber denken wir, dass er da ziemlich Drinnen steckt. Versteh uns bitte nicht falsch, wir sind nicht homophob, aber Harry ist ein berühmter Musiker, in einer Band. Er kann nicht schwul oder so sein. Wir haben nun über eure enge Beziehung nachgedacht und uns sind zwei Möglichkeiten, für unser Dilemma eingefallen. Nummer eins ist, du distanzierst dich von ihm. Wir vermuten, dass du ihm mit deinem Verhalten falsche Signale schickst. Möglichkeit zwei, du nutzt eure Verbindung, um ihn das ganze auszureden. Du verstehst sicher, dass es uns nur um euer Bestes geht."

Es fühlte sich, wie Minuten des schockierten Schweigens an, ehe ich realisierte, was Lena gesagt hatte und wieso ich hier war. „Tut mir leid, aber welche Sprache sprichst du nochmal? Klingt wie Bullshit."

„Entschuldigung? Wir machen das nur für euer Bestes!", kams aus dem Bildschirm. Keiner Ahnung, wer das gesagt hatte. Entrüstet sahen sie alle aus.

„Unser Bestes? Harrys Bestes wäre es, dass ihr ihn endlich leben lasst. Ist ja nicht zu fassen, was ihr mir für eine Geschichte auftischen wolltet!" Empört riss ich meine Arme in die Luft.

„Nicht zu fassen, wie du mit uns redest!", kam es sofort von Lena.

Kopfschüttelnd und fassungslos stand ich auf. Im selben Moment klingelte mein Handy. Mit einem kurzen Blick, erkannte ich ein Bild von Harry. Ich schob den Stuhl ran und stellte mich dahinter. Mit festem Blick starrte ich zu unserer Managerin.

„Weißt du, was ich von euch allen halte?", kurzer Moment des Schweigens, während mir verwirrte Blicke gebührten. „Abstand!"

Und damit verschwand ich aus dem Büro und aus dem Haus. Draußen wäre ich fast über das Paket mit dem Kuchen gestolpert und wünschte mir kurz, wir hätten wirklich eine kleine Bombe gebaut, bis ich mich in Gedanken eines besseren belehrte. Dann sah ich Harrys Auto, welches gerade vor dem Haus den Motor startete. Gemma saß auf dem Beifahrersitzt und bemerkte mich. Sie hielt Harry ab loszufahren, während ich zu ihnen joggte und mich hinter sie auf den Sitz fallen ließ. 



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top