20. Explodierende Kuchen
Harry
Während ich meine Freunde unten mit Simon alleine ließ, der gerade Floskeln von wegen, er schaue mal, was er machen könnte, herunterratterte, sorgte ich mich um Louis. Er war bereits vor einer Weile aufgestanden, sein Gesicht zu einer grusseligen Maske verzehrt. Wenn Louis wütend war, konnte schnell mal etwas in die Luft gehen.
Einmal hatte Liam sich einen Spaß erlaubt und am Filmabend Louis' Popcorn auf einen Schrank gestellt, an den jener nicht hochkam. Das war während unserer ersten Tour und wir hatten alle im Hotel geschlafen. Als Liam am nächsten Morgen aufstehen wollte, wurde er mit Seilen ans Bett gefesselt und mit Federn überschüttet, die aufgrund von einer – bis heute nicht identifizierbaren – Flüssigkeit an ihm klebten. Liam konnte sich damals also nicht wegbewegen und als Krönung des Ganzen hatte Louis ein Bild von einem Löffel über Liam an die Decke geklebt.
Ein schrecklicher Morgen für unseren Freund und der Auslöser dafür, dass Liam sich weigerte weiter mit Louis in einem Hotelzimmer zu schlafen. Scheinbar sei er traumatisiert oder so.
Das war nur einer von vielen Momenten, in den Louis' Wut ihn verrückte Dinge machen ließ. Irgendwann hatte ich gelernt, dass es besser war seine Ideen zu unterstützen. Das schwächte sie ab und im Endeffekt machte es Spaß, sich ab und zu mal ein bisschen zu rächen.
Dementsprechend vorbereitet betrat ich das Schlafzimmer und war etwas überrascht, als ich meinen besten Freund mit geschlossenen Augen auf unserem Bett liegen sah. Sein Telefon in der Hand. Als ich weiter in den Raum hereintrat, öffnete er die Augen.
„Also, hast du dir schon einen Racheplan ausgedacht?"
Louis riss seine Augen auf und schoss, wie von einer Tarantel gestochen, auf. „Du bist ein Genie Hazzy! Wieso habe ich nicht selbst daran gedacht. Komm her. Wir überlegen uns was."
Lachend folgte ich seinem hektisch gemurmelten Befehl.
Schweigend setzte ich mich aufs Bett, an die Wand und lehnte mich an. Sofort ruckelte Louis zu mir, setzte sich zwischen meine Beine ich legte meine Arme um ihn.
„Management oder Simon?", fragte ich mit ruhiger Stimme.
„Was meinst du?"
„Wen von beidem spielen wir einen Streich?"
„Wieso nicht beiden?"
„Ähm, keine Ahnung."
„Siehst du? Beide waren scheiße, also sind beide dran."
„Und wie sieht deine Idee aus?"
Louis drehte seinen Kopf zu mir. Ich ignorierte die plötzliche Nähe, so gut wie mit Bauchkribbeln möglich, und lächelte ihn weiter an.
„Wir werden backen."
xx
Sprachlos stand ich am nächsten Tag in der Küche. Louis hatte es sich auf einem Stuhl gemütlich gemacht, während er mich herumkommandierte und aufzählte, was ich für seinen Streich holen musste. Luftballons, Schlagsahne, Kekse, Smarties und Glitzer.
„Kurze Zwischenfrage: Können wir, für die Umsetzung deiner Idee, in den Knast kommen?" Skeptisch musterte ich die Zutaten.
„Denk nicht."
„Das beruhigt mich jetzt."
Hibbelig erhob sich Louis und hüpfte zu mir.
„Willst du etwa mitmachen?" Mit großen Augen glotzte ich ihn an.
„Natürlich! Ist doch meine Idee."
„Aber wir sind in der Küche."
„Äh, ich weiß?"
„Louis, wenn du in der Küche bist, explodiert meistens etwas."
„Nee, heute backen wir etwas, das explodieren kann, aber das wird es nicht hier."
„Wir werden sowas von in den Knast kommen." Verzweifelt fuhr ich mir übers Gesicht.
„Was? Nein! Wir bauen doch keine Bombe."
„Was dann?"
„Einen explodierenden Kuchen."
Gott, ich war sowas von in ihn verliebt.
Louis blies den Ballon auf und füllte ihn mit Glitzer, während ich eine passende Form für den ‚Kuchen' suchte. Sobald der Ballon richtig befestigt war, schnappte Louis sich die Schlagsahne und ich wollte die Augen schließen, um das Desaster nicht ansehen zu müssen. Ging nicht. Louis' breites Grinsen, während er großzügig alles beschmierte, hielt mich gefangen. Am Ende hatte er es irgendwie geschafft die Sahne nicht nur auf unserem Streich, sondern auch auf der Decke, dem Boden, den Wänden und auf uns zu verteilen. Wenn die alten Damen, aus der Bäckerei in Manchester, bei der ich vor x-Factor gearbeitet hatte, dieses Schlamassel sehen würden, würden sie mir mit einem Küchentuch eins überziehen, weil ich Louis in die Küche ließ.
„Keine Ahnung, wie das weiße Zeug da hoch kam. Ich wars nicht", murmelte Louis unschuldig, nachdem er mein Blick an die Decke gefolgt war.
„Wer wars dann?"
„Ein Alien?"
„Ah, achso. Verstehe."
Wir dekorierten wir die Torte und stellten sie dann separat, während wir auch die nächste Torte vorbereiteten und anschließend beide, so gesichert, wie nur möglich, in Kartons einpackten. Der eine würde mit der Post zu Simon gehen (auf den schrieben wir, Vorsicht zerbrechlich) und den anderen würden wir selbst abgegeben. Also bei Lena vor die Haustür stellen und dann verschwinden.
Nachdem wir fertig waren, schmissen wir uns auf unser Sofa. Die anderen Jungs waren bereits seit über eine Stunde weg und wir hatten unsere Ruhe.
„Sag mal Harry, kann ich dich was fragen?"
Louis hatte seinen Kopf gegen meine Brust gelegt und zeichnete Kreise auf meinem Bauch.
„Natürlich." Ich räusperte mich und spannte mich, unter Louis' Berührungen, leicht an. Der Kerl machte mich fertig.
„Als du gestern ins Zimmer kamst, da wirktest du nicht wütend und nicht verletzt. Wieso lässt es dich kalt, dass Simon ein Arsch ist?"
„Hm", brummend streichelte ich sein Haare. „Ich schätze, es kam nicht so überraschend. Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen mich nicht wirklich unterstützen."
„Nicht?"
„Als ich mich bei Lena und dem Rest des Managements outete, da hatte ich auf Unterstützung gehofft. Ich rechnete damit, dass sie mir helfen würden ich selbst zu sein, auch öffentlich. Stattdessen redeten sie es herunter und verboten mir jegliche Outings. Bei euch Jungs und bei den Fans. Damals war ich sauer, verletzt und wütend. Das gestern mit Simon, ich schätze ich war einfach schon drauf vorbereitet unbewusst. Nach dem Prinzip 'Erfahrungen prägen' verstehst du?"
Über das Gespräch damals zu sprechen war schwer.
„Warum hast du es mir damals gesagt?"
„Was?"
„Das du nicht hetero bist. Sie haben es dir verboten, trotzdem kamst du sofort danach zu mir."
„Ich weiß es nicht. Ich schätze, du warst eben einfach da und mein bester Freund. In diesem Moment war ich überfordert mit mir und allem. Du warst mein Fels in der Brandung, mein Anker in der Strömung, mein Fallschirm, während des freien Falls. Du hast mich gehalten, während ich in Brüche ging. Ich schätze da kam damals einfach alles aus mir heraus."
„Und bereust du es?"
„Nein. Es ist schön, jemanden zu haben, der einen so nimmt und akzeptiert, wie man ist."
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Vielleicht kommt heute noch ein Kapitel
xoxo Joy
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