10. Zayn, der Boden

Meine Gedanken spielten verrückt, während ich Louis nachsah. Was war nur los mit ihm? Er wirkte so von Sinnen. Gar nicht wie er selbst. Beschäftigte ihn etwas? War er traurig? Ist etwas passiert? Vorhin war doch noch alles gut. Was hatte sich geändert?

„Harry, weißt du was er hat?", fragte mich Liam, nachdem wir allesamt den Aufnahmebereich verlassen und uns auf das Sofa im Eingangsbereich gesetzt hatten.
„Keine Ahnung. Vorhin war eigentlich noch alles gut." Grübelnd strich ich über mein Kinn. Hartnäckig durchsuchte ich meine Erinnerungen der letzten Stunden nach irgendwas, was für sein Verhalten gerade verantwortlich sein könnte. Mal abgesehen von Nick, den keiner von uns eines Blickes würdigte. Der Typ sollte sich freuen, wenn wir ihn nur mit dem Arsch ansahen. Louis so niederzumachen. Ich seufzte. Schlecht konnte ich meine Vermutung laut aussprechen und Lou damit verletzbar machen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass Nicks Worte gerade sein größtes Problem waren und was auch immer vorher war nun überschattet wird, war doch ziemlich hoch. Ich würde den Gedanken meinen Freunden mitteilen, doch niemals wenn die Gefahr bestand, dass Nick mitbekam, wie er Louis wehtun konnte.
Sich verletzlich zeigen, Angriffsfläche bieten - Das gefährlichste in der Promibranche.

„Ich sehe mal nach ihm." Liam stand auf und verschwand aus dem Raum.

„Du und Louis, ihr hattet kein Streit oder?", hinterfragte Niall kleinlaut.
Mein Herzschlag verschnellerte sich. Hatten wir- ne. Eigentlich nicht. Alles war harmonisch. Doch Louis' unsicherer Blick, der während der Aufnahme immer wieder zu mir gehuscht war, verängstigte mich. Was war nur los mit ihm und was hatte es mit seinen geröteten Wangen auf sich? Louis wurde nie rot. Er schämte sich nie für etwas. Er war die meiste Zeit des Tages einfach er selbst, zeigte sich auch den Fans so. Es passierte mal etwas Unangenehmes? Er lachte und freute sich anschließend über die entstehenden Memes.

„Wir hatten keinen. Nein."
„Vielleicht ist ja etwas mit Eleanor", überlegte der blonde Ire weiter.
„Eleanor?" Verwirrt sah ich zwischen Zayn und ihm hin und her. Ersterer schmunzelte leicht.
„Weiblich, braune Haare, Louis Freundin, gestern mit uns zu Besuch bei euch?"
„Achso." Irgendwie hatte ich es geschafft dieses Mädchen komplett zu verdrängen. Nach der Situation in der Küche gestern - Schweiß bildete sich schon bei den Gedanken daran auf meiner Stirn.
„Du siehst krank aus Harry. Alles gut?", kams besorgt vom Iren.
Ich nickte nur schwach. Es gab Situationen, da fand ich es lustig. Keiner ahnten etwas davon, was Louis und ich teilten. Von unserem Geheimnis. Niemand wusste, was ich für Lou empfand, obwohl es Eleanor scheinbar schon nach einem einzigen Gespräch sofort klar war.
„Ja", bemühte ich mich zu sagen.
„Hör mal gut zu Harold, ich weiß du machst dir sorgen um Louis, aber du weißt doch: Wer grimmig schaut bekommt Falten. Lächle lieber!", kams motiviert von Niall.
„Von Lächeln bekommt man auch Falten." Nüchtern starrte Zayn unseren verrückten Sonnenschein an.
„Aber schöne."
„Du bist so kitschig Mann!", lachte der Pakistani verzückt und wuschelte unserem kleinen Freund durch das blonde Haar.
„Hö!", beschwerte sich jener zugleich.

„Sagt mal Jungs, wisst ihr wo die anderen zwei bleiben? Ich würde heute Abend gerne mit dem Wissen, etwas erreicht zu haben, dieses Gebäude verlassen." Nick stand plötzlich neben uns und sah, mit verschränkten Armen, auf uns herab. Sein aschblondes Haar hing ihm fettig und schwitzig in der Stirn.
„Sie bleiben so lange weg, wie sie es für nötig halten." Das Knurren, welches meine Worte begleitete, erschreckte selbst mich selbst.
„Äh?" Planlos wandte der Produzent seinen Blick ab.
„Je länger du hier bleibst, desto mehr Kole bekommst du. Also beschwer dich mal nicht, wir machen dich reich", stand Zayn mir nüchtern bei.
„Aber Zeit mit meiner Frau kann ich mir davon auch nicht kaufen", schnaufte der Mann und wandte sich ab.
„Das schimpft sich Karma", murmelte Zayn vor sich hin. Niall und ich grinsten uns leicht an.

Zayn war unser Boden. Er gab uns halt und Sicherheit. Schonungslos ehrlich zeigte er uns immer, was er dachte. Häufig verlor er dabei sein Taktgefühl und in derartigen Momenten, war ich dankbar. Zayn achtete auf uns und unsere Gefühle. Er analysierte sie und interpretierte sie, doch er verhätschelte sie nicht. Und er schütze uns. Stand für uns ein, war loyal und half. Dafür musste er nicht große Reden schwingen. Zayn half, in dem er da war. Nie sprach er, ohne vorher zu denken, filterte immer die Lüge von der Wahrheit. Er sprach viel am Tag, ohne dabei Schwachsinn zu erzählen und oft nicht mehr als ein paar Sätze aufeinander. Alles, was seinen Mund verließ, hatte ein Sinn. Und dieser Sinn, machte uns als Band aus. Wir bauten auf ihn und auf seine Meinung, wir bauten auf seine Fähigkeit jede Situation perfekt einzuschätzen und wir bauten auf seine nüchterne Wortwahl, die uns auf dem Boden hielt und daran hinderte abzuheben.
Ohne ihn, würde One Direction etwas Entscheidendes fehlen. Der Boden. Kein Zusammenhalt der Welt brachte etwas, wenn man unentwegt fiel.

„Hey Jungs." Liam betrat mit einem sanften Lächeln das Studio.
„Wo ist Louis?" Ich krauste die Stirn, als Lee die Tür zum Studio hinter sich schloss, ohne, dass mein Wuschelkopf vorher herein kam.
„Er ist schon nach Hause. Ihm ging es nicht gut. Seine Tracks nehmen wir einfach beim nächsten Mal mit auf."
Nick stöhne genervt.

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Wie gefällt euch das Kapitel? Es ist nicht viel passiert, sondern diente mehr dem Präsentieren der Beziehungen zwischen den Jungs.
Ich würde mich über ein paar Votes und Kommentare freuen.
Xoxo Joy

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