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Nach dem Gespräch mit Simon machte sich Harry daran, schnell zurück ins Klassenzimmer zu kommen. Die Lehrer schienen zwar nichts dagegen zu haben, dass er des Öfteren nicht da war, später zu einer Stunde kam oder früher ging, aber er wollte das nicht ausnutzen.
Außerdem hatte er keine Lust ihr Kunstprojekt mit nach Hause nehmen zu müssen. Er liebte Kunst zwar, aber er hatte auch so schon genug nach der Schule zu tun, da brauchte er nicht auch noch ein Selbstporträt zu seiner Liste hinzufügen.
Allein heute schon hatte er eine Session mit Ed. Der Musiker hatte selbst auch ziemlich viel zu tun, also nahmen sie jede Möglichkeit wahr zusammen ins Studio zu gehen.
Und den Rest der Schulwoche war er dann wohl in den USA. Was sich sein Manager dabei gedacht hatte, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. War ja schließlich nicht so, als ob er Schule hätte.
Als er den Kunstsaal betrat waren bereits alle am Arbeiten, also setzte er sich schnell zu Liam, der ihm sein Portrait netterweise schon auf den Tisch gelegt hatte. Ohne seinen besten Freund wäre er definitiv aufgeschmissen. Der Lockenkopf bedankte sich schnell und holte sich Stifte, ehe er sich voll und ganz auf die Zeichnung vor ihm konzentrierte.
Harry holte in Kunst gut auf und war heilfroh, dass er die Zeichnung am Ende des Tages doch nicht mit nach Hause nehmen musste.
Vor der Schule verabschiedete er sich dann von seinen Freunden. Normalerweise würden sie zusammen zum Bus gehen, um dann nach Hause zu fahren. Sie alle wohnten im gleichen Stadtteil, auch wenn sie nicht an derselben Haltestelle ausstiegen, aber da Harry einen Termin im Tonstudio hatte, musste er zur Tube, die genau in der anderen Richtung lag.
Seinen Freunden erzählte er, dass er in der Innenstadt noch etwas besorgen musste und sich dort dann mit Gemma treffen würde. Lüge.
Die Lügen kamen ihm mittlerweile viel zu leicht über die Lippen. Früher war er ziemlich schlecht darin gewesen, da ihn sofort das schlechte Gewissen geplagt hatte. Nicht, dass es heutzutage anders wäre, aber er musste sich damit abfinden, dass er eben nicht jedem die Wahrheit erzählen durfte; zumindest was sein Doppelleben anging.
Die Stunden im Studio vergingen wie immer viel zu schnell. Nachdem er von Ed erfahren hatte, dass Simon den Release seines Albums wohl auf Anfang November angesetzt hatte, war Harry wütend gewesen. Doch der Rotschopf konnte ihn schnell beruhigen und so waren sie doch erstaunlich produktiv gewesen. Sie hatten fast schon die zweite Strophe des Songs fertig und Harry hatte die Vocals zu ihrem zuletzt geschriebenen Song fertig aufnehmen können. Das besserte immerhin seine Laune ein wenig.
Als er Abends dann nach Hause kam, war seine Mum gerade mit dem Essen fertig und als hätte sie es irgendwie geahnt, dass der Tag für Harry nicht ganz so lief wie geplant, gab es sogar sein Lieblingsessen.
Sie waren fast fertig mit Essen, als seine Mum die Frage der Fragen stellte: "Wie läuft's mit dem Album?"
Der Lockenkopf stöhnte genervt auf, bevor er seinen Bissen runterschluckte und dann nur den Kopf schüttelte.
"Nicht so gut? Seid Ed und du nicht so weit gekommen wie gehofft?", fragte Anne besorgt.
"Nein, also doch. Wir waren sogar ziemlich produktiv, aber Simon hat mich heute wieder genervt. Ich hab am Freitag ein Interview bei James in der Late Late Show."
"Aber ich dachte du magst James?", warf sein Stiefvater Robin ein.
"Genau. Ihr habt doch immer Spaß bei seinen Interviews.", mischte sich jetzt auch seine Schwester in das Gespräch ein.
„Ja, aber diesmal will Simon, dass ich dahinfliege. Weil am Freitag anscheinend die neue Single released wird und ich sie dort performen soll. Irgendwas von wegen exklusiver Auftritt. Um die Single mache ich mir nicht wirklich Gedanken, auch wenn ich dachte, dass es noch etwas Zeit bis zur Veröffentlichung wäre. Simon hat bestimmt organisiert, dass Katherine mitfliegt und dann nochmal mit mir probt. Aber der Flug ist schon übermorgen, dass heißt, dass ich jetzt packen muss, weil er mich morgen nach der Schule auch nochmal in sein Büro geordert hat.", er hob die Hand, als er sah, dass seine Mum etwas dazu sagen wollte, immerhin war das ja nur die Spitze des Eisberges.
„Das ist nicht mal das schlimmste. Er hat mir auch noch gesagt, dass sie diese Woche noch das Album Releasedatum bekanntgeben wollen! Diese Woche noch, dabei gibt es noch nicht mal ein Cover! Wie hat er sich das denn vorgestellt? Soll ich meine Hand fotografieren, um das anzukündigen?! Mal davon abgesehen, dass das Album an sich auch noch nicht fertig ist und dann soll es auch noch Anfang November rauskommen. NOVEMBER! Das ist in etwas mehr als einen Monat und nichts ist fertig. Die Fans sollen es ja auch noch vorbestellen können, was wiederum bedeutet, dass ich noch weniger Zeit dafür habe es fertig zu stellen.
Außerdem verpasse ich schon wieder Schule, diesmal sogar eine halbe Woche! Wann soll ich das denn in nächster Zeit aufholen können?! Ich wusste ja jetzt schon nicht, was in Mathe los ist und da habe ich gerade mal eine Doppelstunde verpasst!", gestresst raufte er sich die Haare, bevor er seine Arme auf dem Tisch verschränkte und seinen Kopf in der entstanden Kuhle vergrub.
Anne zog sich bei dem Anblick ihres gestressten Sohnes schmerzhaft das Herz zusammen und auch Gemma betrachtete ihren Bruder nur mitleidig, anstatt ihn damit aufzuziehen auf höchstem Niveau rum zu jammern. Anne tauschte mit ihrem Mann einen besorgten Blick, bevor sie aufstand, den Tisch umrundete und Harry langsam über den Rücken strich.
„Hey, hey. Mach dir nicht so viele Gedanken, wir kriegen das schon gemeinsam hin. Was hältst du davon, wenn ich dir erstmal eine Tasse Tee mache und du dich schonmal mit Robin aufs Sofa kuschelst, hmm?" - „Abe-", wollte er, nachdem er sich seiner Mum zugewandt hatte, protestieren.
„Harry Edward Twist! Kein aber. Du kuschelst dich jetzt auf die Couch und vergisst Simon und alles andere einfach mal für einen Abend. Ich werde morgen in der Schule anrufen und ihnen Bescheid geben, dass du den Rest der Woche nicht kommen wirst und sie dich als krank eintragen sollen. Du kannst auch morgen schon zuhause bleiben, wenn du möchtest, dann kannst du in Ruhe packen und deine Gedanken nochmal sortieren. Niemand nimmt dir das übel, Harry. Ich weiß, dass es deine Entscheidung war das ganze durchzuziehen, aber wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass wir es hinbekommen, dann hätte ich mich schon gerührt, Liebling." Vorsichtig strich sie ihm eine Locke aus dem Gesicht und lächelte ihren Sohn sanft an.
„Gemma wird dir bestimmt auch gern etwas mit der Schule helfen, wenn du wieder zurück bist.", meinte sie mit einem Blick zu ihrer Tochter, die schnell zustimmend nickte. „Na klar helfe ich dir, Bruderherz. Meine Klausurenphase fängt erst in zwei Wochen an.", sagte sie schulterzuckend und lächelte ihm aufmunternd zu.
„Und Liam hilft dir bestimmt auch gerne, das hat er schon mehrfach bewiesen." - „Er ist ein Engel.", stimmte der Lockenkopf seiner Mutter zu. „Genau wie du. Und auch wenn ich das nicht gerne sage, aber Simon wird sich schon was bei der ganzen Sache gedacht haben. Auch er handelt nicht einfach so, ohne dass er sich nicht vorher einen Kopf gemacht hat. Wir kriegen das schon hin, gemeinsam. Du bist nicht allein, Harry."
Anne zog ihn in eine enge Umarmung, die er nur zu gern genoß. „Womit habe ich euch alle nur verdient? Danke!", murmelte er in die Haare seiner Mum und dachte schon, dass die Worte untergegangen waren, doch als er sich aus der Umarmung löste, lächelten ihn sein Stiefvater und seine Schwester nur liebevoll an.
Diesen Abend verbrachte er in eine Decke gewickelt auf dem Sofa, anstatt alleine in seinem Zimmer am Packen und Panik schieben. Robin zu seiner rechten, auf dessen Schulter er seinen Kopf ablegte, und Gemma zu seiner linken, seine Füße auf ihrem Schoß. Anne hatte ihnen allen eine Tasse Tee gemacht und diese zusammen mit einer Packung Cookies ins Wohnzimmer gebracht, ehe sie sich auf die andere Seite von ihrem Mann kuschelte, der ihr einen kurzen Kuss gab und dann den Film startete, auf den sich die Familie geeinigt hatte: The
Notebook.
———
Der arme Harry. Man kennt es leider zu gut, wenn man mehr Stunden bräuchte, als der Tag zu bieten hat🥴
Ich kann leider nicht sagen, wie regelmäßig ich updaten werde. Ich habe zwar schon Kapitel auf Vorrat, weiß aber nicht, wie oft ich demnächst zum Schreiben kommen werde, weil bei mir nächste Woche die Uni startet. Und den Vorrat würde ich ungern so schnell aufbrauchen, aber ich versuche mindestens einmal pro Woche anzupeilen😊🤍
All the love, jo xx
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