𝑻𝒘𝒆𝒏𝒕𝒚-𝑺𝒊𝒙
Taehyung Pov.
Ich hätte die Frage vielleicht nicht stellen sollen. Der Moment war nicht dafür gemacht – oder vielleicht doch? Vielleicht war es genau dieser unausgesprochene Raum zwischen uns, der mich dazu brachte. Ein Teil von mir wusste, dass es unklug war, zu sagen, was mir auf der Seele brannte, aber seit der Brücke hatte sich etwas verändert. Das Feuerwerk ihres Kusses hallte noch immer in mir nach, als wäre es ein Teil von mir geworden.
Hyeona stand da, wie erstarrt, die Schlafsachen in ihrer Hand. Sie wirkte wie jemand, der nicht wusste, ob er vor- oder zurücktreten sollte. Ihre Schultern waren leicht gesenkt, ihre Lippen zuckten, als wollte sie etwas sagen – doch kein Wort kam über sie.
Ich hatte sie verwirrt. Verdammt, vielleicht hatte ich alles nur komplizierter gemacht.
„Vergiss, dass ich das gesagt habe“, platzte ich leise heraus, obwohl jeder Teil von mir das Gegenteil meinte. Ich wollte es nicht zurücknehmen. Ich wollte bei ihr sein. Doch ich wusste, dass ich sie nicht noch weiter drängen durfte. „Es war dumm von mir. Schlaf gut, Hyeona.“ Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen, eines, das mehr für mich als für sie war.
Doch sie bewegte sich nicht. Ihre Augen waren noch immer auf mich gerichtet, dunkel und unergründlich, wie der Nachthimmel, in dem ich mich so leicht verlieren konnte. Sekunden fühlten sich an wie Minuten. Schließlich atmete sie hörbar aus und stellte ihre Schlafsachen vorsichtig auf die Kommode neben sich.
„Taehyung“, sagte sie. Es war das erste Mal, dass sie meinen Namen so ruhig aussprach, und trotzdem jagte es mir einen Schauer über den Rücken. „Warum tust du das?“ Ihre Stimme war nicht wütend oder scharf, sondern leise, beinahe zaghaft. „Warum bist du immer... so?“
Ich runzelte die Stirn. „So?“
„So... nett. So geduldig. So, als wäre ich nicht die komplizierteste Person, der du je begegnet bist.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah weg, als wollte sie die Worte, die sie gerade gesagt hatte, ungeschehen machen. „Ich verstehe das nicht. Niemand ist so. Schon gar nicht... zu mir.“
Ich schluckte. Da war es wieder – dieser Funken in ihrer Stimme, der Schmerz, den sie so verzweifelt zu verstecken versuchte. Zum ersten Mal seit unserer Begegnung sah ich sie nicht als das stolze, reiche Mädchen, das alle zu sehen glaubten. Ich sah Hyeona. Die echte Hyeona.
Langsam trat ich einen Schritt auf sie zu, vorsichtig, als könnte jede falsche Bewegung sie dazu bringen, sich zu verschließen. „Weil ich es will“, sagte ich schließlich, ehrlich und ruhig. „Weil ich dich sehe, Hyeona. Nicht das, was alle anderen sehen. Nicht die Fassade, die du aufbaust, um dich zu schützen.“ Ich hielt kurz inne und suchte ihren Blick. „Und vielleicht, weil ich hoffe, dass du eines Tages mir genauso glauben kannst, wie ich dir glaube.“
Sie sah mich an, und ich schwöre, ich sah etwas in ihren Augen – etwas Zerbrechliches, etwas, das sie nur ungern zeigte. Es war, als hätte sie für einen Moment vergessen, wie man die Mauern hochzieht, die sie sonst immer um sich herum errichtet.
„Ich...“, begann sie, aber sie verstummte wieder, und stattdessen ließ sie sich langsam auf die Bettkante sinken. Sie vergrub das Gesicht in den Händen, und ich blieb einfach stehen. Ich drängte nicht, ich fragte nicht – ich war einfach nur da.
„Ich hasse das“, murmelte sie schließlich, so leise, dass ich es kaum verstand. „Ich hasse, dass du so bist, Taehyung. Weil es mir zeigt, dass ich alles falsch gemacht habe. Alles.“
Ich setzte mich leise neben sie, mit genügend Abstand, damit sie sich nicht bedrängt fühlte. „Du hast nichts falsch gemacht“, sagte ich sanft. „Es ist okay, Fehler zu machen. Es ist okay, Angst zu haben. Aber ich verspreche dir, Hyeona, ich werde nicht gehen. Egal, wie schwer du es mir machst.“
Sie drehte den Kopf zu mir, und in ihren Augen sah ich Tränen, die sie verzweifelt zu unterdrücken versuchte. „Warum?“ wisperte sie.
Ich zögerte nicht. „Weil ich dich liebe.“
Ein Moment der Stille folgte. Kein Wind, kein Geräusch von draußen konnte diesen Augenblick stören. Ich wartete, meine Brust eng vor Erwartung, vor Angst, vor allem, was in diesem einen Augenblick zwischen uns stand. Sie sah mich an, lange, und diesmal wich ich ihrem Blick nicht aus.
„Taehyung“, flüsterte sie schließlich, und zum ersten Mal sah ich es: Ein kleines Lächeln, kaum mehr als ein Hauch, aber es war da. „Du machst alles kompliziert.“
„Vielleicht“, antwortete ich. „Aber vielleicht ist es das wert.“
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