Prolog
Flucht

Panik stieg in Elisa's Brust auf und schnürte ihr den Atemweg zu. Die junge Frau drückte sich noch enger gegen die Wand, in der Hoffnung mit ihr zu verschmelzen und nicht von den Männern entdeckt zu werden. ,,Verstehst du mich, Bruder?", durchschnitt die kalte Stimme von Elisabeths Onkels den Raum. 

,,Natürlich", hörte sie ihren Vater brummen.

Stumm rollte ihr eine Träne über die Wange, sie wollte es nicht glauben. Wie närrisch sie doch gewesen war, zu glauben, dass es auch nur ein Funke Liebe in der Brust ihrer Eltern für sie existierte. Wenn sie doch nur zaubern könnte, wäre sie innerhalb von Sekunden auf der anderen Seite der Welt. Weg von ihren Eltern und den ganzen negativen Erinnerungen die dieses Haus bargen.

Dumpfe Schritte ertönten, als die Männer ihren Weg fortsetzen. Vorsichtig und leise wie eine Katze trat Elisa wieder den Rückweg zu ihrem Zimmer an. In der Hoffnung weder der Hauselfin oder noch sonst jemand zu begegnen.

Die Nacht war dunkel und ihr Zimmer nur ein graues Etwas von dem, was es in ihrer Jugend mal gewesen war. Seit nun mehr als vier Jahre war Elisa nicht mehr in ihrem Elternhaus gewesen und war mehr als überrascht gewesen, als sie für die Hochzeit ihrer großen Schwester eingeladen worden war. Erneut steig Enttäuschung in ihr auf.

Stumm zog sie ihren Koffer hervor und schmiss die wichtigsten Sachen, die sie tragen konnte, hinein. Ein Teil von ihren Sachen müsste sie zurücklassen, da die Hauselfin ihrer Familie ihre Koffer hergebracht hatte. Das hübsche rote Kleid, mit der edlen Spitze, würde hierbleiben, immerhin würde sie jetzt nicht mehr brauchen. Wenigstens müsste sie dann nicht einer Vermählung beiwohnen, in einer Welt, die sie eigentlich hinter sich gelassen hatte.

Da die Blondine in dem Haus aufgewachsen ist, kannte alle Wege, um ungesehen zu entkommen. Sie warf sich ihren schweren schwarzen Mantel über und ging erneut raus in den dunklen Flur. Kalter Schweiß ran ihr die Schläfe herunter und ihre Finger fühlte sich ungewöhnlich kalt an. Sie musste sich in Sicherheit bringen.