1.01 | Nur Elisa

Chapter one | Nur Elisa

Ich blickte den Mann und die Frau, welche mich beschützen sollten, etwas feindselig an. Die beiden waren nicht viel älter als ich und so bezweifelte ich stark, dass sie für meine Sicherheit sorgen konnten. Doch ich musste Dumbledore vertrauen, dass er zwei kompetente Zauberer ausgewählt hatte, um mich hier wegzubringen. 

Die Frau, deren Haare gerade von lila zu blau gewechselt hatten, schenkte mir ein freundliches Lächeln. „Ich bin Tonks und das ist Bill. Wir sind hier, um dich in Sicherheit zu bringen."

,,Elisa", stellte ich mich selbst vor, auch wenn die beiden das wahrscheinlich schon wussten.

Der Mann, Bill, wie ihn seine Freundin genannt hatte, war der größte von uns und seine Statur war sichtlich angespannt. Sein unverwechselbares Merkmal waren seine fuchsroten Haare, welche er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Bill, welcher seinen Blick nicht von dem Fenster abwandte, schien langsam nervös zu werden. ,,Wir sollten los", meinte er. ,,Immerhin haben wir keine Ahnung wie sicher es hier noch ist."

,,Ich bin in dem Haus vor einer Woche untergetaucht und bis jetzt hat mich niemand entdeckt, also würde ich sagen sehr sicher", erwiderte ich und schnappte mir meinen Koffer mit meinen wenigen Habseligkeiten. Ich hatte nicht viel Zeit gehabt, um meine Sachen zusammen zupacken, nachdem ich das Gespräch meines Vaters und Onkels mitgehört hatte. Mein Onkel hatte inzwischen sicherlich schon eine Suchmannschaft nach mir ausgesendet. ,,Ihr werdet aber weiterhin für Arabellas Sicherheit sorgen, oder?"

,,Natürlich, sie ist eine von uns", erwiderte Tonks freundlich. Tonks, was für ein seltsamer Name. ,,Wir bringen dich jetzt an einen sicheren Ort, aber zuerst müssen wir hier weg."

Von Arabella hatte ich mich schon verabschiedet und nun würde ich mein Leben wohl ganz in die Hände des Ordens legen. Ich nickte. ,,Ja."

Die Hexe mit den blauen Haaren reichte mir ihre Hand und etwas zögerlich streckte ich ihr meine entgegen. ,,Ich bin nicht sonderlich,-", fing ich an, doch als sich ihre Finger um meine schlossen, wurde ich sofort mitgezogen. Apparieren war für mich eine Art von Reisen, die ich am liebsten vermied. Es  fühlte sich immer an, als würde man meinen ganzen Körper durch ein viel zu kleines Loch quetschen. 

Als ich wieder einen Boden unter meinen Füßen spürte, ließ ich sofort meinen Koffer los und suchte nach einem Gefäß. Apparieren und ich verstanden uns nicht wirklich gut. In meiner Kehle spürte ich wie eine bittere Substanz denn Rachen hochstieg. Ich stürzte mich förmlich auf eine Vase und übergab mich darin. ,,Wie ich apparieren verabscheue!", stöhnte ich und ließ meinen Kopf gegen die kalte Wand sinken. Muggel hatten eine so viel angenehmere Art zu reisen, auch wenn es länger dauerte.

,,Bei Merlins Bart geht es dir gut?", Tonks war sofort an meiner Seite und rieb mir beruhigend über meinen Rücken.

Ich hob meinen Daumen hoch. ,,Mir geht's blendend."

,,Ich hab Geräusche gehört, alles gut?", eine Dame mittleren Alters erschien im Flur und schaute zu uns drei rüber. Die Vase, war nun ruiniert. Ich hatte wirklich ein Talent darin einen guten ersten Eindruck zu machen.

,,Kannst du ihr vielleicht Wasser bringen, Mom?", entgegnete Bill der Frau, welche nickte. Er zog seinen Zauberstab heraus und deutete mit ihm auf das alte Ding. ,,Ratzeputz."

Ich richtete mich wieder auf und fuhr mir durch meine Haare, damit ich nach meiner Blamage gerade eben wieder einigermaßen präsentabel aussah.

,,Wir hätten die olle Vase auch einfach herausschmeißen können", kam es von einem Mann, der auf der obersten Stufe der Treppe stand. ,,Du musst Elisabeth,-"

,,Einfach nur Elisa", unterbrach ich die neu dazugekommene Person.

Der Mann kam die Treppe herunter und streckte mir seine Hand entgegen. ,,Ok Elisa. Willkommen im Hauptquartier. Mein Name ist Sirius."

Ich schüttelte seine Hand. ,,Nett dich kennenzulernen."

Sirius war ein hochgewachsener Mann mit sturmgrauen Augen. Er sah nicht schlecht dafür aus, dass er schon um die vierzig sein musste. Die fülligere Dame von vorhin tauchte wieder auf, mit einem Glas Wasser in der linken Hand. ,,Hier ist das Wasser", sie reicht es mir weiter.

,,Danke", bedankte ich mich und nahm sofort einen Schluck.

,,Bringen wir dich mal richtig ins Haus", fuhr die Dame fort, deren Name ich immer noch nicht wusste. Sie hatte dieselben fuchsroten Haare wie ihr Sohn und schien das Sagen zu haben. Ich wollte mich gerade runterbeugen, um meinen Koffer aufzuheben, als Tonks mir zuvor kam. ,,Ich nehme den schon."

,,Danke", murmelte ich und folgte Tonks ins Innere des Hauses. Meinen Koffer zu tragen wäre jedoch keine Anstrengung gewesen, da er ziemlich leicht war. 

Alte Gaslampen fluteten den Flur mit Licht und wir folgten ihm in einen etwas besser beleuchteten Raum. ,,Bist du in deiner kurzzeitigen Unterkunft zurechtgekommen?", fragte Sirius und setze sich an den langen Esstisch. Der Raum schien als Esszimmer und Küche zu fungieren, doch die Möbel und die Gegenstände in dem Raum sahen von der Zeit gezeichnet aus. Das war also das berühmt-berüchtigte Hauptquartier des Ordens.

,,Ja, es war in Ordnung", erwiderte ich höflich. Immerhin konnte ich mich nicht beklagen, da ich Arabella gehabt hatte und der Ort mir den Schutz geboten hatte, den ich gesucht hatte. ,,Das hier ist wahrscheinlich nicht die Langzeitlösung, von der Dumbledore gesprochen hat, oder?"

Bill schüttelte den Kopf. ,,Nein, das ist nur ein kurzer Zwischenstopp, bevor deine Reise weitergeht."

Tonks erschien im Türrahmen, mit meinem Koffer in der Hand. ,,Gibt es noch was zu essen Molly?", fragte die Hexe und begab sich ebenfalls in Richtung des Esstisches.

,,Hast du auch Hunger, Elisa?", fragte mich Molly.

,,Etwas."

,,Setz dich doch", kam es von Sirius und er wies mich an mich ebenfalls zu setzen, zu den anderen drei.

Irgendwie hatte ich mir das Hauptquartier des Ordens des Phönix interessanter und spektakulärer vorgestellt. Es erinnerte mich mehr an ein ehemalig leer gestandenes Haus, welches für mehrere Jahre vernachlässigt worden ist. Molly brachte uns mehrere tiefe Teller mit Suppe rüber. ,,Ich habe es nur warm gemacht, die anderen haben schon gegessen."

Es sah wirklich lecker aus und roch auch köstlich. ,,Molly hat dir ein Zimmer vorbereitet, in dem du heute Nacht schlafen kannst und Morgen oder Übermorgen, bringen wir dich dann Langzeit wo unter", erklärte mir Sirius. ,,Dumbledore wird morgen auch noch kurz vorbeischauen."

,,Okay", murmelte ich und wandte mich wieder meiner Suppe zu.

,,Wann kommt Charlie nun an?", fragte Bill seine Mutter.

Mollys Stirn runzelte sich nachdenklich. ,,Er hätte schon heute ankommen sollen, doch wie es aussieht, kommt er erst Morgen."

Bill nickte und wandte sich zu mir um. ,,Dumbledore hat uns gesagt, dass du eine von Kassandras Nachfahren bist, stimmt das?"

Wahrscheinlich sah ich nicht danach aus, immerhin hatte ich meinen Körper nicht mit Schmuck überhäuft oder lief in langen Batikklamotten durch die Gegend. Es war für viele vielleicht eine Überraschung, aber dieses hatte nichts mit meinen Kräften zu tun. Warum Sybille das tat, sich anzuziehen wie eine Jahrmarkts-Wahrsagerin wusste ich nicht, aber es warf ein falsches Bild auf uns. ,,Mhm", murrte ich. Ich sprach nicht gern über meine Kräfte, denn ohne sie wäre mein Leben so viel einfacher. Nach all den Jahren hatte ich mir endlich ein Leben in der Muggelwelt aufgebaut, hatte einen Job gefunden und sogar Freunde. Ich war bereit gewesen, die Türe zur Zauberwelt hinter mir zufallen zu lassen, doch meine Kräfte hatten das verhindert.

,,Das heißt du bist mit Sybille verwand?", fragte Tonks interessiert nach und stützte ihr Kinn auf ihrem Handrücken ab.

,,Entfernt ja, ihre Großmutter ist meine Urgroßmutter."

Ich war Sybille noch nie begegnet, doch wusste, dass es sie gab. Meine ältere Schwester hatte sie als Lehrerin gehabt und dadurch hatte ich von ihrer Präsenz erfahren. Ein Teil von mir würde sie gern mal kennenlernen, jemanden der dieselben Fähigkeiten hatte wie ich, doch meine Schwester hatte mir erzählt, dass sie eine Hochstaplerin war. Ich legte meinen Löffel in meinen leeren Teller und wandte mich der Gruppe zu. ,,Wäre es in Ordnung, wenn ich mich schlafen legen würde?"

,,Natürlich", kam es von Molly. ,,Tonks soll dir dein Zimmer zeigen."

Die angesprochene sprang von ihrem Platz auf. ,,Komm mit", Tonks schnappte sich meinen Koffer.

,,Gute Nacht", verabschiedete ich mich von der Gruppe.

Von der Gruppe kamen nacheinander ebenfalls gute Nacht Wünsche und dann folgte ich der Hexe aus dem Raum. Tonks führte mich die Treppe hoch in das nächste Stockwerk und erneut wechselten ihre Haare die Farbe zu einem grellen pink. Wir blieben vor einer Tür stehen. ,,Willst du nicht fragen, warum meine Haare die Farbe wechseln?", kam es plötzlich von Tonks.

Ich schüttelte den Kopf. ,,Du bist ein Metamorphmagus, oder?"

Tonks schien ernsthaft überrascht zu sein, dass ich es wusste, also lag ich richtig. ,,Ich bin in einer Zaubererfamilie aufgewachsen, auch wenn ich nicht in Hogwarts war, weiß ich das ein oder andere über die Zaubererwelt", erklärte ich ihr. Immerhin waren meine Eltern davon überzeugt gewesen, dass auch ich eine Hexe sein würde, bis mit elf mein Brief für Hogwarts nicht gekommen war.

,,Tut mir leid", murmelte Tonks verlegen und ich winkte ab. Das war nicht das erste Mal, dass mir das passierte.

,,Alles gut. Gute Nacht", verabschiedete ich mich nun auch von der Hexe.

Tonks reichte mir meinen Koffer. ,,Gute Nacht, Elisa."

Ich nahm meinen Koffer und schloss dann die Türe hinter mir. Der Raum war genauso dunkel, wie es im Rest von dem Haus war, nur die Bettwäsche hatte eine knalligere Farbe. Wer auch immer in dem Haus wohnte, musste doch bestimmt Depressionen bekommen. Geschlagen ließ ich mich auf das Bett fallen.

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