17. Durch das Tor
Nicht einmal eine Sekunde war vorbei, als Astrid durch das Tor trat, da fiel sie schon. Sie fiel und fiel. Aus Panik schrie sie los. Sie befand sich nicht an Land, sondern im Himmel. Sie schlug Saltos und flog an Wolken vorbei. Die junge Dame konnte deutlich den Flugwind spüren. Die Wikingerin steuerte geradewegs auf das Meer zu. Der Schock machte sich in ihr breit und die viele Luft drang in ihre Lunge ein. Tolle Art, ins Leben zu kommen! Wollte Odin etwa, dass Astrid wieder starb?
Doch trotz der Angst und der Gewissheit, vom Himmel zu fallen, war die Frau glücklich. Sie war wieder im Leben! IM LEBEN! Noch nie war Astrid so glücklich gewesen, ihr Leben zu haben. Aber wenn jetzt nicht ein Wunder geschehen würde, dann würde sie wieder in Walhalla landen!
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Der junge Mann saß in der Wiese an der Klippe und lehnte an einem Stein. Sein Drache und die Nadderdame lagen neben ihm und schliefen genüsslich. Hicks blickte starr in den Himmel. Er dachte über so vieles nach. An all die schönen Erlebnisse mit seiner verstorbenen Geliebten. Wie er ihr einen Heiratsantrag hätte machen können. Und an die schlimmen und grausamen Erinnerungen. Der Krieg, als sie auf das Schiff geschleppt worden war und Hicks nur tatenlos zugesehen hatte. Er könnte dafür sich selbst umbringen! Dann dachte er daran, wie Astrid all ihre Verletzungen abbekommen hatte. Diesen Anblick konnte er einfach nicht loswerden, auch wenn er es unbedingt wollte. Dann dachte der junge Mann auch daran, als Ragor sie entführt hatte. Als das Schwert Astrid traf. Diese Angst und dieser Schock in Hicks waren so groß gewesen, dass er sich einfach nicht regen konnte.
Und schon lief Hicks eine Träne über seine Wange. Nichts passierte, er sah einfach nur auf das schöne Blau im Himmel und die Wolken, die umherschwebten. Plötzlich bemerkte Hicks einen schwarzen Punkt. Er war aber so weit weg, dass der Mann nicht erkennen konnte, was es war. Wahrscheinlich nur ein Drache. Doch als Hicks genauer hin schaute, merkte er, dass es wilde Saltos schlug und geradewegs nach unten ins Meer sauste. Außerdem war es doch zu klein für einen Drachen.
Hicks rappelte sich auf und kniff seine Augen zusammen. Das sah fast so aus wie ein...Neeiin...Wieso sollte ein Mensch vom Himmel fallen? Doch trotzdem bewies sich genau das. Und da es so wundervoll still war, hörte man auch von hier ganz leicht das Schreien.
Nun wurde der Wikinger hektischer und schaute zu den Drachen. ,,Sturmpfeil!", schrie Hicks. Diese blickte sofort verschlafen auf und schaute ihn verwirrt und müde an. Hicks zeigte zum schwarzen Punkt und rief: ,,Fass!" Sturmpfeil richtete sich auf und visierte den Menschen.
Doch auf einmal sah Hicks etwas, was er niemals erwartet hätte. Aufgebracht und freudig wie noch nie krächzte Sturmpfeil laut und stolperte die Klippe entlang. Ja, sie stolperte. Voller Freude machte ihr das nichts und sie lief weiter. Schließlich hob sie ab und flog hektisch zur Person. Wieso war Sturmpfeil so überglücklich? Hicks hörte hinter sich ein Grummeln. Der junge Mann drehte sich um und sah Ohnezahn, der verschlafen aufstand.
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Angestrengt und voller Angst kniff Astrid ihre Augen fest zusammen. Sie befand sich nur noch wenige Meter über dem Meer. Sie machte sich schon mal gefasst, wieder nach Walhalla zu kommen. Doch wenn sie wieder dort hinkäme, dann könnte sie sich ja wieder nicht mehr erinnern!
Doch statt dem Gefühl der Nässe spürte sie, wie sie auf etwas gemütlichem landete. Und diese Stellung die Astrid nun hatte, kam ihr sehr bekannt vor. Langsam öffnete sie ihre Augen und konnte nicht fassen was sie da sah. Sie ritt auf einem Drachen. Genauer gesagt in einem Sattel, noch genauer, ihrem Sattel. Wer es noch genauer haben will, es war ein Nadder. Und wer es immer noch nicht kapiert - Es war Sturmpfeil! Astrid ließ den Schrei ihres Lebens heraus: ,,STURMPFEIL!" Sie umarmte ihren Drachen. Dieser krächzte glücklich und genoss diese Umarmung voll und ganz. Ihre Reiterin war am Leben! Am Leben!Noch nie hatte die Nadderdame so eine große Freunde verspürt. Dieses Gefühl war unbeschreiblich schön. Astrid hatte ihre aller beste Freundin wieder! Es war fast zu schön, um wahr zu sein. Sie dachte gar nicht daran, ihre Nadderdame je wieder loszulassen.
Doch mach einer langen Zeit löste sie sich von ihrem Drachen und diese bemerkte sofort ihre Freudentränen. ,,Ich habe dich so v-vermisst!", schluchzte sie. Ihr Drache brüllte fröhlich.
Doch schließlich schaute Astrid sich um und bemerkte eine Insel. Da war irgendjemand oben. Sie konnte nur einen Drachen sehen und noch eine Person. ,,Komm, Sturmpfeil!", rief Astrid ihrem Nadderweibchen zu. Diese stürtzte sich gleich einmal auf die Insel herab. Für Astrid war es einfach ein unbeschreiblich gutes Gefühl diesen Flugwind zu spüren und durch die Lüfte zu stürmen.
Während sie landeten, wischte sich Astrid die restlichen Tränen weg. Sie stieg von Sturmpfeil herab - Springen trifft es eigentlich besser.
Doch dann merkte sie wie eine Person auf sie zukam. ,,A-Astrid?", flüsterte sie. Die junge Frau konnte schwören, diese Person hatte eine sehr zittrige Stimme.
Doch nach ein bisschen Nachdenken erkannte Astrid diese Stimme.
Auf einmal bekam sie den Schockmoment. Ohne zu antworten starrte sie noch immer zu Sturmpfeil. Diese liebliche und wunderschöne Stimme würde sie immer erkennen. Selbst in einem Schlachtfeld, wo tausende von Menschen schreien. Bald kam sie wieder zur Besinnung. Die Person hinter ihr kam näher. Langsam drehte Astrid sich um. Kaum schaute sie nach vorne, verlor sie sich in den Augen, in die sie sich vor 5 Jahren verliebt hatte.
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