15. Hinter der Wand
Seufzend verließ Hicks das Haus.
Für den Moment hatte er sich genug ausgeweint. Er war zwar schon erwachsen, 20 Jahre alt, aber dieser Verlust traf noch immer die empfindlichste Stelle in seinem Herzen. Heute musste der junge Mann einfach mal abschalten. Er ging zu Ohnezahn, warf ihm einen Fisch zu und stieg auf. Der Nachtschatten fraß seinen Happen genüsslich und hob ab. Sturmpfeil folgte ihnen. Hicks musste einfach weg. Er musste erst einmal zur Ruhe kommen. Heute Abend wäre er wahrscheinlich wieder da. Die Freunde flogen durch die Lüfte und machten manchmal ihre Tricks. Sturmpfeil durchführte ihre. Zumindest nur die, die sie auch alleine machen konnte. Für Hicks galt es immer, dass er hier oben alle Sorgen vergessen konnte und sich frei fühlte. Doch im Moment war das nicht wirklich so. Die innerlichen Schmerzen taten zu sehr weh, um sie auch nur für eine Minute zu vergessen. Ohnezahn holte Hicks mit einem Gurren aus den Gedanken. Dieser sah sofort auf und bemerkte die Insel vor ihnen. Sie kannten sie bereits, daher wussten sie, dass man dort klares Wasser, was zu Essen und eine schöne Umgebung finden konnte. Hicks gab seinem Drachen und Sturmpfeil das Signal, zu landen, und sie steuerten auf die Insel zu.
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Keuchend erreichte Astrid die goldene Wand und stellte sich davor.
Sie glänzte etwas und schien sehr edel. Die junge Frau blickte die Wand lange an, nichts regte sich und nichts passierte. Auf einmal begann die hohe Wand zu beben und ein riesiger Gegenstand kam heraus. Anscheinend bemerkte das niemand, denn alle im Saal lachten nur weiterhin und redeten oder taten das übliche. Der große Gegenstand war eine Tür. Sie war wieder gold, nur schimmerte sie nicht und war etwas dünkler. Das Beben hörte auf und nun ging Astrid auf die Türe zu. Ohne darüber nachzudenken, drückte sie die Türen hinein und sie öffneten sich. Wütend stapfte sie mit schweren Schritten durch das Tor, doch dann wurden diese leichter, als Astrid sah, was vor ihr lag.
Sie drehte sich kurz und blickte um sich. Hinter ihr löste sich wieder die Türe und man spürte ein Beben im Boden. Astrid sah nach vorne. Überall um sie schienen Polarlichter im Himmel. Die Farben vereinten sich und bildeten wunderschöne Farbverläufe. Lila, Pink, Türkis, mehrere Blau- und Grüntöne. Wunderschön.
Die junge Dame ging weiter und spazierte über eine regenbogenfarbene Brücke. Sie sah die ganze Zeit nach links und rechts oder zurück. Dieser Anblick erinnerte sie an die alten Zeiten. An den Flug mit Hicks auf Ohnezahn, als sie noch 15 waren. Dieses Erlebnis würde Astrid niemals vergessen. In Gedanken versunken, hätte die Wikingerin schon fast vergessen, warum sie eigentlich hier war. Doch dann erinnerte sie sich wieder und ging noch schneller weiter. Sie unterdrückte es, wieder die Polarlichter anzusehen. Es war zwar grauenvoll, ihren Blick nicht nochmal den Lichtern zuzuwenden, doch sie musste weitergehen. Kopfschüttelnd ging die Frau weiter. Sie kniff ihre Augen zusammen. Sie musste zu Odin, hier und jetzt!
Langsam lichtete sich der Nebel vor ihr und Astrids Kinnklappe flog hinunter. Die Brücke führte in einen wunderschönen Palast. Er funkelte golden. Die Schönheit und die Pracht strahlten überall hinaus. Wie hatte man diesen durch den Nebel nicht sehen können, so wie er strahlte? Bald stieg Astrid von der Brücke herunter und stieg auf den Weg, der nun in den Palast führte. So etwas hätte sich die junge Frau niemals vorstellen können. So ein mächtiges Gebäude. Und diese Farbe. Unglaublich. Bei ihnen auf Berk gab es nur Holzhäuser, die gerade noch stabil waren. Das hier war echt unfassbar.
Langsam schritt sie in das riesige Bauwerk hinein. Mit viel Kraft öffnete sie ein riesiges Tor. Wie alle anderen Dinge schimmerte es Gold. Außerdem waren Muster und Zeichnungen darin eingraviert. Einmal noch schluckte sie, kniff ihre Augen zusammen und trat ein. Als die Dame bereits durch gegangen war, staunte sie nicht schlecht. Astrid ging weiter hinein und drehte sich wieder. An den Wänden hingen Fackeln, aber nicht auf einem normalen Stock, sondern auf edlen und wunderschönen Stäben. Alles im Raum war mal wieder Gold und ein Hauch von Silber war auch zu sehen.
Kurz zuckte die Wikingerin zusammen, als sich das Tor mit einem lauten Knall schloss. Dann folgte sie mit ihrem Blick einem roten, langen Teppich, der bis ganz nach hinten führte. Astrid schluckte, als sie da den Thron sah. Darauf saß Odin. Er starrte sie ernst an, doch trotz der Entfernung konnte Astrid Angst sehen. Warum Angst? Nervös schritt die junge Frau auf ihn zu. Der Teppich schien sehr angenehm unter den Füßen. Bald kam sie am Thron an. Sie starrte auf Odin, der den Blick erwiderte. Ohne irgendeine Verbeugung begann Astrid das Gespräch.
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