10. Walhalla

Astrid blinzelte etwas und sah zuerst nur verschwommen. Sie richtete sich zögernd auf und da kam ihr der Schock. Sie realisierte, dass sie sich an nichts erinnerte! Sie wusste nicht einmal, was passiert war.
Langsam wurde ihre Sicht klar und sie stand nervös auf. Wo war sie? Vor ihr führte eine lange regenbogenfarbene Brücke in eine große Halle. Davor stand ein riesiges Tor. Alles um Astrid war nur weiß, nichts anderes. So ging sie einfach durch das Tor.
Auf einmal sah sie eine Gestalt auf sie zukommen. Sie war einfach so aus dem Nirgendwo aufgetaucht. Als sie direkt vor ihr stand, verschlug es Astrid die Sprache. War das der Mann, der als Göttervater bezeichnet wurde? Odin?! ,,Astrid Hofferson also...", murmelte er mit einer tiefen Stimme vor sich hin. ,,Sei gegrüßt in Walhalla. Ich bin Odin, der Göttervater. Kannst du dich an irgendetwas erinnern?", fragte er. Astrid zögerte kurz, da sie es erst einmal realisieren musste, was gerade passierte. Sie war in Walhalla?! Wie war sie hierher gekommen? Wie war sie gestorben? Sie trug keine Verletzungen und war noch jung, also warum sollte sie tot sein? Dann schließlich antwortete sie: ,,Nein...ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß nur, dass ich Astrid Hofferson heiße und 20 Jahre alt bin.", sagte sie. Odin musterte sie kurz. ,,Weißt du etwas über deine Familie oder ob du einen Ehemann oder Freund hast?", fragte er weiter. Astrid schüttelte nur verwirrt ihren Kopf. Nein, sie wusste nichts über ihre Familie und hatte auch keinen Freund. Odin nickte und gewährte ihr Eintritt in die Halle.
So ging Astrid über die lange Brücke und kam in die riesige Halle hinein. Es lag ein wunderschöner, süßlicher Duft in der Luft. Hinter ihr sah sie, wie Odin noch einmal eine Person begrüßte. Es starben ja dauernd Leute, also kam immer wieder jemand nach Walhalla.
In der Halle sah Astrid lauter Menschen, überall. Sie ging durch die Halle hindurch. Überall standen große, elegant geschmückte Tische mit vielen Speisen drauf. Wie bei einem riesigen Festessen. Diese Halle schien unendlich lang. Alle Leute vergnügten sich hier mit anderen und lachten oder tranken etwas. Alle Tische schienen besetzt zu sein. Bei einem Tisch allerdings, blieb Astrid stehen. Da saßen zwei ältere Männer, sie spielten Armdrücken. Sie hatten beide dasselbe Haar und dasselbe Gesicht. Vielleicht waren sie Zwillinge. Sie hatten beide Narben im Gesicht und der eine hatte einen Umhang aus einer Art schuppigen Haut. Wie von einem riesigen Reptil.
Astrid konnte sich nicht erinnern, aber sie kamen ihr so bekannt vor.
Dann aber ging Astrid weiter. Sie setzte sich auf einen freien Stuhl, gleich neben einem Mädchen und einem Jungen. Sie schienen so alt wie Astrid und sahen sich ähnlich, vielleicht waren es Geschwister. ,,Hey!", begrüßte das Mädchen sie. ,,Äh...Hallo", erwiderte Astrid. ,,Ich bin Yakli und das ist mein wahrscheinlicher Bruder, Yak. Wie heißt du?" Sie schienen richtig gut gelaunt zu sein. Astrid war es überhaupt nicht. Sie war so verwirrt und es schwirrten ihr so viele Fragen durch den Kopf. Astrid sagte nichts und schaute nur verlegen auf die Tischplatte. Anscheinend konnten sie sich auch nicht erinnern, was passiert war, denn sie wussten nicht zu 100 Prozent, ob sie Geschwister waren. ,,Keine Sorge, jeder hat an Anfang Angst und ist verwirrt. Aber echt, dass du hier bist, ist das beste was dir jemals passieren konnte. Hier hat jeder Spaß und es ist um so vieles besser als im Leben. Da muss man ja nur traurig sein und schwere Zeiten durchleben!" Astrid blickte sie nun etwas komisch an. ,,Ich kann mich zwar nichtmehr erinnern, aber es gibt doch sicher auch schöne Momente im Leben." Yakli lachte. ,,Ja aber hier gibt es nur schöne. Also...wie heißt du?" ,,Astrid, ich bin 20 Jahre alt", sagte die junge Frau. ,,Hey, schöner Name. Du bist genauso alt wie wir.", sagte nun der blonde Junge namens Yak. Astrid konnte froh sein, ihren Namen zu tragen. ,,Komm, lass uns tanzen!", flehte er nun Astrid und Yakli an. Yakli willigte sofort ein und Astrid zögerte noch kurz. Doch dann gingen sie schließlich gemeinsam auf eine weiße Tanzfläche und tanzten alle miteinander. Soweit sich Astrid erinnern konnte, war das der schönste Moment in ihren Leben - Äh, Tod.
Als es dunkel wurde, erhellten Sterne den dunkeln Himmel und man sah Polarlichter. Überall, immerhin befanden sie sich ja im Himmel. Astrid beobachtete es vor der Halle etwas, als sie hinter ihr jemanden kommen hörte. Sie drehte sich um und sah Yak. ,,Hey, das heute hat echt Spaß gemacht. Das können wir jetzt jeden Tag machen!", sagte er fröhlich.
Astrid lächelte ihn etwas schief an und lehnte sich an die Mauer der Halle an. Auf einmal trat Yak vor sie und nahm sie an der Taille. ,,Weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?", fragte er Astrid. Astrid blickte ihn erschrocken an. Warum tat er das? Sie kannten sich erst seit einem Tag. Astrid hätte es zugelassen, aber trotzdem kam es ihr komisch vor. So als ob ihre Liebe vergeben sein würde, an jemand anderen. Was Yak nun vor hatte, wusste sie genau. Aber sie wollte keinen Kuss. Sie fühlte, dass es nicht das richtige war. Wieso nur? Irgendetwas machte sich in ihrem Herzen breit. Eine Frage schwirrte ihr durch den Kopf: Hatte sie etwa einen Freund?
Yak kam immer näher, doch Astrid hielt ihn auf und befreite sich aus seinem Griff. Unangenehme Situation. Irgendwie erinnerte er sie an eine gewisse Person. Vielleicht war es ein Freund von ihr oder so. Da kam ihr der Gedanke. Irgendwas mit 'Bakke'. Vielleicht war es ein Name. Aber da gehörte doch etwas noch davor. Astrid fiel es einfach nicht ein und sie entfernte sich von Yak, ohne etwas zu sagen. Als sie in die Halle kam, wurde sie auf einmal wieder überglücklich und lief in eine Menge hinein, tanzte und lachte.

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