Kapitel 35

Er entfernte sich von mir. Hicks ging von mir, seiner Verlobten, weg und verschwand aus der Tür. Kurz darauf viel die Tür ins Schloss.
,, H-hicks?" Ich wusste nicht was in ihn gefahren war, doch ich war sehr irritiert darüber. Hat er mich jetzt verlassen oder wieso flüchtete er vor mir?
Unzählige Fragen schwirrten in meinem Kopf, welche ungewollte Gefühle in mir auslösten und mich ein falsches Bild der Gesamtsituation machen ließen. Zitternd ließ ich mich auf den Boden nieder. Ich besaß schon lang keinen Mut mehr. Ich benahm mich immer mehr wie ein schwächliches Mädchen, obwohl ich nie wie eines wirken wollte. Ich war immer der Meinung stark genug für alles zu sein - immer einen klaren Kopf zu behalten und mich nie so zu benehmen wie ich es jetzt tat: schwach, weinerlich, erbärmlich- So wie es ein Mädchen sein sollte. Die Männer waren die Beschützer, aber ich wollte mich so nie verhalte. Ich wollte auch was tun. Ich bemerkte, dass ich Hicks immer mehr das Schlachtfeld überließ, dass ich mich öfter von ihm verteidigen ließ. Hicks genoss dies sogar, weil er endlich etwas für mich tun konnte. Ohne sich schwach zu fühlen, denn ich war meist die stärkere von uns beiden.

Wie jämmerlich ich doch in diesem Zeitpunkt war. Das musste ein Ende haben, sonst verkümmere ich hier noch elendlich. Wie schwach ich mich stellte - und doch war ich noch so stark. Wieso weinte ich dann immer? Wieso? Warum?
'Bitte hilf mir doch jemand. Es tut so weh!', schrie ich innerlich. Leider Vergebens.
Jetzt saß ich hier, mitten auf dem Holzboden und besaß nicht mal mehr die Kraft mich aufzuraffen.
Ich bemitleidete mich selbst. Immer und immer wieder.
Ich krümmte mich und schlug meine Stirn so heftig gegen den Boden, dass ich kurz aufschrie. Scheinbar gelähmt durch die Schmerzen an meinem Oberkörper und den selbst zugefügten zusätzlichen Schmerz an meiner Stirn, fiel ich wie ein Stein zur Seite.
Ich dachte erst gar nicht daran wieder aufzustehen. Dazu war ich auch nicht in der Lage. Meine Beine waren taub und meine Arme wie aus Gummi.
Die Tür viel erneut ins Schloss und schnelle Schritte, welche immer Näher kamen waren zu hören.
Dann kniete sich jemand neben mich und drehte mich so, dass ich auf dem Rücken lag. Dann wurde ich hoch gehoben und anscheinend in mein Bett gelegt. Mir war schwindelig und ich fühlte mich nur wenig wohl, doch es wurde von Sekunde zu Sekunde besser - vor allem, weil ich erneut diese erleichternde Wärme wahrnahm. Irgendwie fühlte ich mich immer so erleichtert, sobald ich diese Wärme verspürte. Doch die Wärme verschwand und die Schritte waren auch nicht mehr zu hören.
Ich schaute mich nach der Person um und sah sie gleich darauf erneut zur Tür reingehen.
Erleichterung machte sich in mir breit.
Es war Hicks.
Wie froh ich doch darüber war.
'Er hat mich doch nicht im Stich gelassen.'
Ich lächelte ihn leicht an.
Als er bei mir war, legte er mir einen kalten Lappen auf die Stirn und setzte sich zu meinen Füßen.
Er nahm die Decke, welche seltsamerweise aus Fell bestand und deckte mich damit zu.
So eine Decke gab es hier auf Berk nur einmal. 'Nein. Er hat doch nicht etwa?'
Ich fing an leicht zu lachen und verkniff mir schon die Tränen, gerade eben, weil ich so heftig Lachen musste.
Hicks schaute mich grinsend an.
,,Was hast du denn Astrid?",fragte er gespielt. Er wusste bereits warum ich so lachte.
,,Du hast doch nicht etwa deiner Mutter die Decke geklaut?",fragte ich ihn während meines Lachanfalls. Er zwinkerte.
,,Noch während sie schlief"antwortete er lachend.
,,Du hast ihr eiskalt seine Decke gemopst.
Wie hast du das angestellt - ohne- dass sie dich im Schlaf erwürgt hat?",fragte ich interessiert und lauschte ihm gespannt.

,,Hätte sie auch fast, aber ich war schneller und hab ihr einfach eine andere normale Decke gegeben. Hab ich auch nur mit kleinen Schwierigkeiten geschafft." Hicks kratzte sich verlegen am Hinterkopf und legte eine Hand dann auf mein Bein.
,,Und die wären?", hakte ich nach.
Ich war so neugierig und aufgeregt. Es hatte bis jetzt noch keiner geschafft Valka Haddocks wertvolle Decke zu klauen. Hatten bis jetzt nur wenige versucht, da diese die wärmste im Dorf war. Da waren im Winter schon Mal die ein oder anderen Langfinger unterwegs.
Die Decke hatte sie seit Valka mit meinem Hicks schwanger war.
Diese Decke war ein sehr wertvolles Erinnerungsstück. Mal sehen wie die Häuptlings-Mutter darauf reagieren wird, wenn sie aufwacht und genau diese Decke nicht mehr da ist.
,, Mutter wär mir fast runtergefallen, hätte Ohnezahn mir nicht geholfen"gab er zu und grinste mich erneut an.
,,Oh Gott Hicks du bist echt der Hammer.
Wenn deine Mutter das mitkriegt, macht sie kurzen Prozess mit uns"stellte ich fest.
,,Mach dir darum keine Sorgen Engelchen.
Sie wird und ja nicht gleich hinrichten lassen."
'Ok, wieso nennt er mich jetzt 'Engelchen'. Etwas seltsam, aber ja.' Ich starrte ihn fragend an.

,,Engelchen? Dein Ernst?"

,,Ja. Soll ich aufhören?"fragte er mich.
Ich verneinte, da es mir gefiel, dass er mir neue Spitznamen gab.
Ich sollte mir auch ein paar neue Namen für ihn ausdenken.
Sonst komm ich mir irgendwann alt vor, wenn ich ihn immer nur 'Süßer' nenne.
Hicks fragte mich plötzlich wie es mir ging und ich antwortete mit:,,besser, dank dir."
Darauf bekam ich ein herzliches Lachen und dann einen liebevollen Kuss auf den Mund.
Nach diesem Kuss unterhielten wir uns noch ein Weilchen, bis mich schließlich die Müdigkeit übermannte und ich seelenruhig einschlief.

Hicks Sicht:

Nachdem Astrid eingeschlafen war, wachte ich noch eine Weile über sie und als ich dann auch müde wurde legte ich mich zu ihr und kuschelte mich an sie. Das hielt uns beide zusätzlich noch warm.
Astrid schmiegte sich an mich und ich stützte meinen Kopf vorsichtig auf ihrem Kopf ab. Schon schwebte ich im Traumland.
Am nächsten Morgen wurde ich durch die lautstarke Stimme meiner Mutter geweckt.
Anscheinend hatte sie bereits bemerkt, dass ihr jemand die Decke geklaut hatte. Deswegen machte sie auch jetzt ganz Berk den Allerwertesten heiß.

Ich drehte meinen Kopf schnell zu Astrid, die immer unruhiger schlief, kein Wunder bei dem Herumgebrüll.
Schnell sprang ich auf und eilte, ohne meine Verlobte aufzuwecken, zu meiner Mutter hinunter.
,, Wo zum Odin ist meine Fell-Decke?! Derjenige der sie jetzt besitzt sollte sie umgehend zurückgeben. Und ich werde ihn verschonen!!",rief sie in der Gegend herum.
Sie war normalerweise eine liebe Person, aber manchmal wurde sie zum Biest, wenn man sie ärgerte.
,, Mutter beruhige dich doch!"rief ich noch im Laufschritt.
,, Hicks mein Junge, jemand hat mir meine Decke geklaut."berichtete sie mir.
Ich schaute auf den Boden und spielte mit dem Stein der da lag.
,, Äm ja, Mutter ich hab dir die Decke gestohlen."gab ich zu und sie schaute mich entsetzt an.
,,was sagst du da? Aber warum Hicks?"fragte sie mich empört.
Ich deutete, dass sie mir folgen sollte, was sie auch tat. Bei Gothi angekommen, kam uns diese auch gleich entgegen.
,,Guten Morgen Gothi."wünschten Mutter und ich ihr.
Sie nickte und lächelte uns an. Ich wurde immer wieder gefragt, warum ich die Decke genommen habe, doch als wir durch den Fetzen, der diesen Raum mit dem nächsten trennte, versrummte meine Mutter.
,,Deswegen hast du mir die Decke geklaut.
Wieso hast du nicht einfach gefragt? Wir hätten ein andere anfertigen lassen können."
Ich sah zu Astrid. Sie lag da ganz eingekauert und umhüllt von der Braunen , warmen, dicken Decke. Seltsamerweise zitterte sie immer noch.
,,Mutter es war mitten in der Nacht und Astrid ging es nicht so gut.
Da bin ich einfach ins Haus rein und hab mit Ohnezahn dir die Decke entrissen.
Du hast mich fast geschlagen, als du dich umgedreht hast. Danke nochmal dafür."
Mutter lachte und klopfte mir auf die Schultern.
Sie meinte es sei ok und ich solle die Decke behalten.
Sie war ziemlich stolz auf mich, was man ihr auch ansah.
Ihr Lächeln verschwand, als sie Astrid genauer ansah und dann eilte sie zum Bett.
Ich hatte zwar keine Ahnung warum, aber instinktiv rannte ich raus und holte Goti. Diese ließ sich von mir mitziehen. Als ich sie los ließ zog sie mir mit dem Stab eins über.
Fortsetzung folgt...
Hoff es hat euch gefallen. Die Idee, die mir im letzten Kapitel vorgeschlagen wurde, wird erst im nächsten Kapitel auftauchen. Aber...und jetzt kommt es. Ich werde das Kapitel auch heute noch schreiben. Ich fange gleich an ...

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