5. Wenn man sich leer fühlt
Mrs. Hofferson hatte es sich gemütlich in ihrem Haus bei der kleinen Lagerfeuerstelle gemacht. Seit ihre Tochter auf der Drachenbasis wohnte, wandte sich die Frau immer an ihre Freunde. Ihr Mann war schon seit sehr langer Zeit gestorben. Genauer gesagt, als Astrid gerade mal drei Jahre alt war. Aber wie man die Hoffersons so kennt, verdrängten sie den Schmerz. Wenigstens ist er in den Jahren danach etwas gesunken.
Plötzlich hörte Mrs. Hofferson ein Klopfen an ihrer Türe. ,,Herein.", rief sie und die Tür öffnete sich. Zum Vorschein kam ... Astrid! Sie schloss die Türe hinter sich und setzte sich neben ihre Mutter auf einen Sessel.
,,Hallo, Mutter.", sprach sie. ,,Hallo Astrid, was machst du denn hier?", entgegnete Mrs. Hofferson freundlich. Man merkte, wie erfreut die Frau darüber war, dass ihre Tochter sie besuchte. ,,Tja...wie soll ich sagen...Ich wollte dir mitteilen, dass ich einen Freund habe!", stammelte Astrid. Nach einer Sekunde von Schweigen, realisierte Mrs. Hofferson endlich, was ihre Tochter gesagt hatte. Die Dame sprang sofort auf und rief: ,,Das ist ja großartig! Ich wusste, dass du mit Hicks zusammen kommst! Man hat euch echt angesehen, dass ihr etwas füreinander empfindet!" Astrid wollte was sagen und bekam aber nur ein leises ,,Äh...Mutter", heraus, ehe Mrs. Hofferson weiter sprach: ,,Ihr habt euch echt Zeit gelassen. Endlich habt ihr zueinander gefunden!" ,,M-Mutt...", wollte Astrid es versuchen, doch dann kam wieder Mrs. Hofferson ind Spiel: ,,Du glaubst nicht wie sehr ich mich freue! Du hast eine gute Wahl getroffen!" ,,MUTTER!", schrie Astrid und die Frau verstummte. ,,Ich bin...nicht mit... Hicks zusammen.", berichtete die Wikingerin. ,,Moment. Was?!" Man konnte deutlich den Schock in der Stimme von Mrs. Hofferson hören. ,,Ich bin nicht mit Hicks zusammen! Mein Freund heißt Tint und ich kenne ihn seit vorgestern.", sagte Astrid. ,,Seit VORGESTERN? Aber wie...?" ,,Ja...Es hat eine kurze Zeit gedauert, aber dann haben wir uns hoffnungslos verliebt.", erklärte die Blondine und war kurz davor ins Schwärmen zu geraten. Ach ja...wie groß ihre Liebe zu Tint doch war. Zugegeben die Wikingerin war in Hicks verliebt gewesen. Aber das war bevor die Frau endlich kapiert hatte, dass sie mit ihm nichts anfangen konnte. Anscheinend brauchte man Astrid ja eh nicht. Sie war immer nur im Weg. Niemand hatte sie gerne. Vorallem Hicks nicht. Die letzten Tage hatte der Mann sie ja eh nur ignoriert wegen einem winzigen Streit. Hicks hatte ihre Treue nicht verdient. Sie waren jetzt nicht einmal mehr Freunde. Eigentlich hasste Astrid ihn schon. Keine Ahnung woher dies plötzlich so war, doch was passiert ist, ist passiert. Aber Tint respektierte sie so, wie sie war und bei ihm fühlte sich Astrid einfach nur wohl. Ihre Mutter sah Astrid unfassbar an. ,,A-Aber Hicks kennst du schon seit du denken kannst! Und ihr habt euch auch total ineinander verliebt!" ,,Nein wir waren schon immer nur Freunde. Und jetzt sind wir nicht einmal das mehr." ,,Aber...", wollte Mrs. Hofferson anfangen, doch Astrid unterbrach sie: ,,Jedenfalls wollte ich mich verabschieden, da ich mit Tint zu seiner Insel fahre und dort einziehen werde! Vermutlich sehen wir uns nie wieder." ,,WAS?!", schrie Mrs. Hofferson geschockt. Der Schock war noch größer, da Astrid mit so einer komischen lieblichen und fröhlichen Stimme sprach. Wollte sie etwa umbedingt weg? ,,Tja...Also dann Tschüss!", sprach Astrid und gab ihrer Mutter einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Einen Kuss auf die Wange?! Das hat Astrid noch nie gemacht! ,,A-Aber...", stotterte Mrs. Hofferson, doch Astrid schloss die Türe und machte sich auf den Weg zum Strand, wo Tint mit dem Boot auf sie wartete. Zurück ließ sie eine völlig verdutzte Mrs. Hofferson.
Hicks landete auf Ohnezahn gerade in der Dorfmitte und stieg ab. Schon kamen Berkianer angelaufen, darunter Grobian und Haudrauf. Alle drängelten sich vor und stellten sich richtig hin. Haudrauf drückte Hicks natürlich gleich einmal die Luft zum Atmen weg. ,,Hallo, Sohn! Was führt dich denn zu uns?", begrüßte ihn Haudrauf und ließ ihn los. Hicks schnappte kurz nach Luft und antwortet dann: ,,Ah...Hallo Vater, ich muss nur schnell zu Gothi, ich bleibe nicht lange." Gerade wollte Grobian noch was sagen, da machte sich Hicks schon auf den Weg zu Gothi. Okay...dieses Gespräch wurde ziemlich kurz gehalten. Er merkte, wie Haudrauf ihm entgeistert nach schaute. Der Drachenreiter ging die Treppen hinauf, gefolgt von seinem Nachtschatten. Oben angekommen klopfte er an die Türe. Kurze Zeit später öffnete die alte Dame schon. Diese ging etwas zur Seite, sodass Hicks hinein gehen konnte. Gothi schloss hinter ihm die Türe und sah Hicks abwartend an. ,,Also Gothi. Ich brauche Informationen über die plötzliche Färbung von Augen." Die ältere Frau sah den jungen Mann fragend an. Dann schrieb sie in den Sand. Hicks las es: ,,In welchem Zusammenhang?", schrieb die Dorfälteste. ,,Soll ich jetzt die ganze Geschichte erzählen?", fragte Hicks. Gothi nickte. So fing Hicks an alles zu erzählen. Nicht wirklich alles, sondern nur die nötigen Details. Gothi schien danach zu überlegen und ging zu einem Regal, dass in der Hütte stand. Sie holte ein Buch und öffnete es. Darin war eine Karte, die sie heraus nahm. Sie wickelte das Objelt zu einer Rolle zusammen und drückte es Hicks in die Hand. ,,Danke.", sagte dieser und ging wieder. Ohnezahn, der die ganze Zeit draußen gewartet hatte, ging die Treppen mit seinem Reiter wieder hinunter. Als sie in der Dorfmitte ankamen, wollte Hicks gerade aufsteigen, doch dann hörte er einen Ruf von seinem Namen. Der junge Wikinger drehte sich um und erblickte seinen Vater. ,,Hicks, kannst du mir mal erklären was überhaupt passiert ist?", fragte er. ,,Ich habe aber nicht so viel Zeit.", beteuerte Hicks. ,,Ach komm, für deinen alten Herrn wirst du doch ein paar Minuten frei haben." Hicks gab sich geschlagen, tat das Blatt noch schell in Ohnezahns Seitentasche und ging mit seinem Vater zu ihrer Hütte. Drinnen angekommen, setzten sie sich an die Lagerfeuerstelle. ,,Also erzähl, was ist los?", fragte sein Vater neugierig. Hicks seufzte. Natoll, jetzt sollte er seinem Vater das Herz ausschütten! ,,Na schön...es war so..", begann er, wie bei Gothi zu erzählen. Er berichtete nur alles ziemlich grob und war somit nach ein paar Minuten fertig. ,,Und wie fühlst du dich jetzt?", fragte Haudrauf. Hicks sah ins knisternde Lagerfeuer. ,,Irgendwie leer und verlassen...", murmelte er niedergeschlagen. ,,Verstehe. Sag mal, Sohn...Wie fühlst du denn für Astrid?"
Hicks sah seinen Vater verstört an, merkte dann aber, dass der Mann es total ernst meinte. ,, Wir sind nur Freunde." Auf diese Aussage war nun Hicks derjenige, der einen verstörten Blick von seinem Vater erntete. ,,Ich weiß es doch auch nicht!" Das Stammesoberhaupt schwieg. ,,Jetzt sind wir wahrscheinlich nicht einmal mehr Freunde. Sie hasst mich nun bestimmt.", wisperte Hicks und ihm kamen dabei fast Tränen, aber er hielt sie zurück. Astrid bedeutete ihm tatsächlich so viel, dass ihm sogar Tränen aufkamen. Haudrauf wusste einfach nicht, was er nun sagen sollte. Nach einer kurzen Schweigeminute sprach er schließlich: ,,Ich denke du solltest jetzt wieder zur Basis. Ich bin mir sicher, alles wird gut, Sohn!" Hicks nickte nur und verabschiedete sich. Nach einer kurzen Umarmung verließ der Drachenreiter das Haus. Draußen stieg er auf Ohnezahn und flog los.
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