14. Ein lauter Krach
Um die zwanzig Bänke wurden getragen und in die Halle geschleppt. Eine nach der andere stellte man hintereinander auf den steinigen Boden. So bildeten die langen Bänke eine Reihe. Eigentlich gab es zwei Reihen, sodass sich in der Mitte ein Durchgang ergab. Zwei Männer kamen in die Halle mit einem riesigen roten Teppich in der Hand. Der seidene Stoff wurde vom Allerfeinsten hergestellt. Die Wikinger rollten das Objekt auf und breiteten es den Gang entlang aus. Am Ende angekommen, überprüften die Zwei noch, ob er schön gerade lag und gingen dann wieder Verzierungen holen. In der Zwischenzeit holten andere Männer und Frauen schöne Dekoration und hängten sie and die goldbraunen Wände. Kränze, Maschen, alles mögliche wurde angebunden und befestigt. Vorne an der Art Tribüne, bei der man zwei Stufen hinauf gehen musste, strahlte ebenfalls die Pracht der Verzierungen heraus. Jeder der Wikinger hatte ein Lächeln im Gesicht und freute sich. Heute würden Tint, das Oberhaupt und seine Verlobte Astrid heiraten. Genauer gesagt in einer Stunde.
,,WAS?!", schriehen die Drachenreiter außer sich. Heidrun fuchtelte nervös und aufgeregt mit den Händen in der Luft herum, während sie rief: ,,Das darf nicht wahr sein! Hicks du musst dich beeilen. Verdammt schnell beeilen! Sonst werden die beiden heiraten und nichts kann ihre Ehe mehr aufhalten!",,Ja Hicks, du musst sofort losfliegen, bevor es zu spät ist und wir Astrid für immer verloren haben!", beantragte Fischbein hektisch. Hicks sah kurz auf jeden Drachenreiter, dem die Panik ins Gesicht geschrieben war. Naja sein Herz war ja auch nicht wirklich im Stillstand. ,,Okay, ich brauche aber noch-",,Du brauchst nichts, FLIEG JETZT!", schrie Heidrun ihn an. ,,Okay okay...Ohnezahn!", holte Hicks seinen Drachen her. Dieser kam diese paar Meter sofort angerannt. So schnell wie möglich schwang sich Hicks auf den Rücken des Reptils und überprüfte in Windeseile noch einmal alles. Heidrun rannte noch schnell zu dem Wikinger und drückte ihm die zusammen gerollte Karte mit den Informationen über das Gift in die Hand. Rasch nickte Hicks Heidrun kurz zu und steckte sich die Karte ein. Nach mehreren Sekunden hoben die Zwei ab und flogen davon. Der Wikinger meinte noch ein leises ,,Viel Glück.", von seinen Freunden gehört zu haben.
Astrids Atmung schnellte nach oben, als sie merkte, dass sie nur noch eine Stunde Zeit hatte. So aufgeregt wie heute war die junge Frau noch nie. Heute würde sie endlich ihre wahre Liebe, nach der sie schon ewig gesucht hatte, heiraten. Es würde alles perfekt werden. Glücklich, aber hektisch setzte sich die Wikingerin auf einen Stuhl, vor einem Spiegel und öffnete ihren geflochtenen Zopf. Währenddessen dachte sie nach. Schon verrückt, dass sie Tint heiraten würde, obwohl sie sich erst ein paar Tage kannten. Tja, kann man nichts machen, es ist immerhin die wahre Liebe. Nachdem sie ihre Haare offen hatte, kämmte die junge Dame sie sich. Es brauchte etwas mehr Zeit, da ihre Finger so unglaublich zitterten, wegen der ganzen Aufregung und Vorfreude.
So schnell wie möglich sprinteten die zwei Freunde durch die Lüfte, direkt ober dem Meer. Der wilde Flugwind kam ihnen entgegen und Hicks flogen dauernd Haare ins Gesicht. Doch der Wikinger ließ sich nicht beirren und raste weiter. Es waren erst mehrere Minuten vergangen, in denen Hicks seinem Drachen anspornen musste, weiterhin dieses Tempo zu behalten. Der Drache hechelte etwas, nahm aber seine Kraft zusammen und flog weiter. Im Moment zählte jede Sekunde. Wahrscheinlich fragt man sich jetzt, wie Ohnezahn wusste, wo er hinfliegen musste. Ganz einfach. Der Drache konnte noch minimale Spuren von Astrids Geruch aufspüren und folgte diesen. Zum Glück wurde der Duft immer mehr und so konnte sich Ohnezahn besser orientieren.
Astrid vollendete den seitlich geflochtene Zopf nach fast einer viertel Stunde. Als sie merkte, wie lange sie dafür gebraucht hatte, schob sie gleich wieder Panik. Hatten ihre Hände wirklich so sehr gezittert? Schnell sprang die junge Dame von Sessel und stürmte zu ihrem Kleid. Es hang über einem anderen Stuhl, worauf Astrid das Kleidungsstück sofort runter riss. Das blaue Kleid endete kurz vor dem Boden, wenn die Wikingerin es trug. Schnell zog sich Astrid die Schulterschützer und den Rock vom Leibe und zog das Kleid drüber. Es saß perfekt und war auch ebenso bequem. Da man sie sowieso unter dem Prachtstück nicht sah, behielt Astrid ihre Alltagsschuhe an. Als alles passte, wanderte Astrid noch einmal zum Spiegel und betrachtete sich darin. Als sie die Falten im Kleid bemerkte, strich sie sich diese sofort sorgfältig weg.
Schon eine dreiviertel Stunde war vergangen, in denen Hicks und Ohnezahn noch immer in Höchstgeschwindigkeit über den Ozean rasten. Der arme Drache war komplett erschöpft und keuchte angestrengt, doch trotzdem flog er im selben Tempo weiter. Die Beiden waren schon an mehreren Inseln vorbei geflogen, die sie kannten. So konnten sie auch besser die zeit einschätzen, wie lange sie schon flogen.
Natürlich musste sich Astrid genau fünf Minuten vor der Hochzeit ihre Haare neu machen, da sie mit der Geschwindigkeit wieder verfilzt geworden sind. Hektisch bewegten sich ihre Finger und formten eine Strähne. Zitternd umschloss sie das letzte Stück mit einem braunen Haarband, sodass alles hielt. Zufrieden schaute sie in den Spiegel. Das war gerade noch gut gegangen. Auf einmal klopfte es an der Türe und eine nette Frau, die Astrid kennen gelernt hatte, kam herein. ,,Bist du bereit?", fragte sie und lächelte, als sie das Aussehen von Astrid überprüfte. Diese nickte zögerlich und ging zu ihr. Die Frau schloss hinter den beiden die Türe und führte Astrid zur Halle. ,,Du siehst wunderschön aus.", lobte die Dame und grinste die Wikingerin an, die es ihr gleich tat. Vor der Halle schickte die Frau sie hinein. Jede Stimme im Saal verstummte, als die Leute Astrid sahen. Alle schick angezogene Wikinger hatten auf den Bänken Platz genommen. Vorne auf der Trübune stand Tint und ein Mann aus dem Dorf, der sie wohl verheiraten würde. Tints Vater und somit das jetzige Stammesoberhaupt stand weiter hinten auf der Tribüne. Tint trug ein schöneres Outfit und beobachtete grinsend, wie Astrid auf dem Teppich auf sie zuschritt. Alle Männer und Frauen standen auf und schauten Astrid nach. Bald erreichten ihre zittrigen Beine die Stufen, die sie nur noch ersteigen musste. Als sie dies durchführt hatte, drehte sie sich zu Tint und schaute ihn lächelnd an.
Eine halbe Stunde lang quaselte der Mann neben ihnen nur irgendetwas umher und las aus einem Buch vor. Endlich erreichte der Mann den letzten, wichtigen und entscheidenen Part der Zeremonie. ,,Möchten Sie, Tint Heden, die hier anwesende Astrid Hofferson zu ihrer Frau nehmen?", fragte er. Tint sagte natürlich sofort, schon fast aufdringlich: ,,Ja, ich will." Schließlich wandte der Wikinger sich zu Astrid und fragte: ,,Und möchten Sie, Astrid Hofferson, den hier anwesenden Tint Heden zu ihrem Mann nehmen?" Die junge Frau wollte gerade etwas sagen und öffnete den Mund, als ein lauter Krach die Halle erfüllte. Von den aufgerissenen Toren der Halle kam ein lautes: ,,Stoppt die Hochzeit!"
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