13. Ungerechtes Schicksal

Am liebsten wäre Hicks niemals aufgewacht, aber das Schicksal hatte es nicht gut mit ihm gemeint. Brummend zwinkerte er und richtete seinen Blick an die Decke. Immer wieder das selbe. Schlecht gelaunt aufwachen, schlecht gelaunt aufstehen, schlecht gelaunt frühstücken und eine verdammt schlechte Laune tagsüber haben. Heute aber war es leicht anders. Heute musste Hicks sich entscheiden. Die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung treffen, die er jemals getroffen hatte. Der Wikinger wollte zwar schon am vorherigen Tag darüber nachdenken, aber aus einem Grund hatte er es nicht geschafft. Es war allerdings nicht der Grund, dass er müde war und nur noch einschlafen wollte. Nein. Der Drachenreiter wollte einfach nicht über dieses Thema nachdenken. Aber es war klar, dass er irgendwann eine Entscheidung brauchte. Und zwar jetzt. Klar wollte Hicks seine beste Freundin zurück holen, aber ihr nicht seine Liebe beweisen. Wenn es überhaupt eine Liebe gab. Verdammt, warum wusste der junge Mann nicht, ob er sie liebte oder nicht? Das durfte doch nicht so schwer sein! Aber nein. Natürlich wusste er es nicht. Das Schicksal war echt ungerecht. Hicks kann ihr doch nicht einfach so seine "Liebe" gestehen. Noch einmal ging der Braunhaarige das Gespräch von gestern in Gedanken durch. Die Zwillinge meinten, Hicks hätte Astrid immer bestimmte Blicke geschenkt. Welche Blicke? Hicks schaute sie so an, wie jeden anderen. Dann sagten sie noch, dass sich Hicks immer Sorgen machte, wenn Astrid in Gefahr geraten ist. Hallo? Freunde machen soetwas. Bei den anderen ist Hicks ja auch so besorgt...oder? Als nächstes fragte Raffnuss, was das Sitzen im Mondschein für eine Bedeutung hatte. Können Freunde soetwas nicht auch machen? Najaaa... Die Zwillinge behaupteten auch noch, dass die Umarmungen etwas zu bedeuten hatten oder die Küsse von früher. Okay, umarmen tun Freunde sich auf jeden Fall auch. Die Küsse von früher bedeuteten auch nur, dass Astrid stolz auf Hicks war. Allerdings tut das nicht wirklich jeder Wikinger... Und als Letztes meinten die Zwei, dass der braunhaarige Reiter eifersüchtig auf diesen Tint war. Natürlich stimmte dies nicht! Als ob Hicks eifersüchtig war. Eine Weile überlegte der Wikinger fieberhaft. Bald aber realisierte Hicks, dass er sich weigerte. Natürlich. Er weigerte sich es einzugestehen. Er weigerte sich, da er immer Angst hatte, Astrid seine Liebe zu gestehen, könnte ihre Freundschaft beenden, wenn Astrid ihn nicht auch liebte. Natürlich haben sich die beiden oft diese Blicke zugeworfen und sich immer viel Sorgen gemacht. Natürlich hatte es etwas zu bedeuten, dass Hicks und Astrid im Mondschein am Strand gesessen sind. Natürlich umarmten sich Freunde, aber bei ihren Umarmungen hatte Hicks immer dieses Knistern in sich gefühlt. Ein angenehmes Knistern, als würden lauter schreckliche Schrecken in ihm herum schwirren. Die Küsse von früher hatten natürlich auch etwas zu bedeuten. Als ob man sich einfach so küsst, wenn man stolz ist. Außerdem waren sie 15. Sie waren schon Teenager und das heißt, das hatte etwas zu bedeuten. Und zu guter Letzt, ja, Hicks war eifersüchtig. Und zwar verdammt eifersüchtig. Ihn traf es ja am härtesten, dass seine Freundin und Tint geflirtet hatten und zusammen weggesegelt sind. Das alles hatte etwas zu bedeuten. Dazu kommen noch so viele andere Erlebnisse und das Verhalten zueinander. Außerdem hatten die anderen Drachenreiter gesagt, dass sie noch nie so eine große Liebe gesehen haben. Und als ob diese gewissen Träume von Astrid und ihm nichts Besonderes waren. Oh Thor, Hicks liebte Astrid tatsächlich. Natürlich tat er das. Warum war er da nicht früher drauf gekommen? Es war doch so klar. Wie konnte der junge Mann nur so blind sein?
Schnurstracks richtete sich der Wikinger auf und blickte zu Ohnezahn, der ruhig auf seiner Steinplatte schlief. Schließlich schwang Hicks sich aus dem Bett und rief dabei: ,,Aufstehen, Ohnezahn. Wir müssen sofort zu den anderen!" Während der Mann sich anzog, stand sein Drache verschlafen auf und stolperte hinunter. Blitzschnell aß Hicks sein Frühstück und gab auch Ohnezahn etwas zu fressen. Nachdem sie alles verputzt hatten, öffnete Hicks die Türe und rannte hinaus. Er wäre zum Clubhaus geflogen, doch seine Freunde versperrten ihm den Weg. ,,Leute, da seid ihr ja.", keuchte Hicks, da er ein echt schnelles Tempo in diesen paar Minuten eingelegt hatte. ,,Und hast du eine Entscheidung getroffen?", fragte Heidrun und sah ihn schon fast bittend an. Hicks sah kurz durch die Runde. ,,Ja das habe ich.", berichtete er mit einer entschlossenen Stimme. Die Augen der Drachenreiter weiteten sich und jeder sah den jungen Mann neugierig an. ,,Heidrun, du hast recht. Natürlich will ich Astrid wieder haben. Ich werde Astrid ganz sicher nicht bei diesem Typen lassen. Ich werde, wenn nötig, um sie kämpfen. Ich werde sie zurück holen und zwar weil ich sie liebe." Auf jedes Gesicht kam ein Lächeln und dieses wurde immer größer. ,,Yeah, Hicks du hast es endlich geschnallt!", rief Raffnuss erfreut und streckte ihre Arme in die Luft. Auf einmal wurde Hicks von allen Seiten umarmt. Zuerst Heidrun, dann kam Fischbein dazu, die Zwillinge und Rotzbakke bildeten den Schluss. Die Drachen brüllten auf, worauf man eine Bewegung im Stall sah. Sturmpfeil, die sich seit Astrid gegangen war, nur darin verkrochen hatte, kam heraus. Zuerst schritt sie langsam auf die Drachenreiter zu, doch dann wurde sie immer und immer schneller. Schließlich stürtzte sie sich auf Hicks und schmiegte sich ganz dicht an ihn. Hicks wäre fast hingefallen, doch er konnte sich halten. Lächelnd streichelte er die Nadderdame, die glücklich krächzte. Bald aber musste auch Sturmpfeil sich von ihm trennen. Der Wikinger drehte sich wieder zu den anderen. Plötzlich wurde aus Heidruns fröhlichen Gesicht ein geschocktes. Jeder sah sie verwirrt und etwas ängstlich an. ,,Moment..Ihr wisst doch, dass eine Hochzeit als ein Akt der ewigen Liebe gilt. Und nichts kann die Verheirateten dann trennen. Wahrscheinlich nicht einmal Tint und Astrid...", berichtete die junge Dame schockiert. ,,Was meinst du damit?", fragte Hicks leicht aufgebracht. Heidrun schrie nun hektisch: ,,Leute, ihre Hochzeit ist HEUTE!"

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