Samstag, 22. Januar 2022

Habt ihr vielleicht einen kleinen Schutzengel, den ihr Mal zur Geburt bekommen habt und auf dem sowas steht wie "Möge er über dein kleines Herz wachen"?
Schon Mal überlegt, wieso das da drauf steht?
Weil das Herz eines Babys gerne mal mitten im Schlaf komplett random aufhört zu schlagen.

Meine Mutter hatte immer Angst vor diesem Phänomen und sie erzählte mir oft, dass sie ständig an Farenas und später auch meinem Kinderbett stand und unseren Herzschlag kontrolliert hatte.
Diese Angewohnheit ebbte aber nicht ab. Es passierte mir als Teenager ständig, dass ich davon wach wurde, dass meine Mutter ins Zimmer schlich und leise hörte, ob mein Herz noch pochte. Als ich meinen, damals längst erwachsenen, Bruder fragte, ob ihm das auch passiert, bejahte er die Frage.

In der letzten Nacht hat Celina nicht bei mir, sondern bei ihrer Tante geschlafen, also war ich mir ziemlich sicher, dass die Person, die mich weckte, meine Mutter war.
War sie auch.
Aber entgegen meiner Vermutung, war sie nicht da, um meinen Herzschlag zu kontrollieren.
Sie trug ein silbernes Tablett, das mit Kaffee, Arme Ritter und Rührei bestellt war und hielt es mir lächelnd hin.
Dafuq?
„Mein Geburtstag ist im Juli. Was willst du?“, fragte ich misstrauisch, doch meine Schwäche für Arme Ritter siegte und ich nahm ihr das Tablett schon Mal ab. Mama setzte sich auf meine Bettkante und schien zu überlegen, wie sie ihr Anliegen formulieren sollte.
„Nun... Es wird Zeit, dass wir beginnen den Geburtstag deines Bruder zu planen...“
„Und schon ist mir der Appetit vergangenen.“
Demonstrativ schob ich das Tablett weg, woraufhin sie schnell den Kaffee runter nahm, der begonnen hatte bedenklich zu schwanken, und ihn auf meinen Nachttisch stellte. „Ich hatte ehrlich gesagt das Gefühl, dass deine Meinung über deinen Bruder sich gewandelt hat, nachdem du... also als du beinahe... und Ruggie...“

Sie sprach von meinem Overblot. Mama brachte es nie übers Herz das Ganze bei Namen zu nennen und alles was ich wusste war, dass sie mit Beruhigungstropfen vollgepumpt werden musste, nachdem Crowley bei uns anrief und erzählte, dass ich in einem Rausch des Overblots beinahe Suizid begangen und Ruggie mitgerissen hätte.
Und wir kennen ja alle Crowley, Taktvoll sein ist nicht gerade seine Stärke.
Oh ich kann mir dieses Gespräch so vorstellen!

"Ah, Mrs. Kingscholar, wie schön, dass ich gerade Sie ans Telefon kriege. Wie geht's dem Herrn Gatten Gemahl? Immer noch krank? Oh.
Apropros krank, raten sie Mal wen ich hier auf der Krankenstation liegen habe.
Ja, es ist Leona, aber keine Sorge, er lebt, also Gott sei Dank, denn das hätte den Ruf meiner Schule- Was passiert ist? Oh er war im Overblot, keine schöne Sache. Hätte eine Gruppe Schüler ihn nicht zur Vernunft geprügelt, wäre er jetzt tot und hätte seinen besten Freund zur Sandburg verarbeitet.
Ich dachte ich lasse sie das wissen, weil ich so überaus großzügig bin.
...
Mrs. Kingscholar?
Sind Sie noch dran?"

„Sagen wir es Mal so, ich habe nicht mehr das Bedürfnis ihn im Schlaf zu erwürgen, aber ich... Ach egal.“
„Es ist nicht egal, Leona. Du warst schon als Kind sehr an Politik interessiert und ich weiß, dass du alles tun würdest, um die Dinge in unserem Land zum positiven zu wenden. Deswegen wollte ich auch eigentlich kein zweites Kind, nachdem ich zur Königin gekrönt wurde. Ich hatte Angst, dass es zu Streitigkeiten über die Thronfolge kommen würde.“

„Yeah“, antwortete ich gereizt, „und trotzdem wolltest du ein zweites Kind, eine Tochter, die die Thronfolge niemals anzweifeln würde, weil sie einfach einen reichen Prinzen heiraten und ihr eigenes Ding in einem anderen Königreich drehen würde. Stattdessen kam ich und lies all deine Befürchtungen wahr werden. Honestly, ihr hättet nach Farena aufhören sollen.“

Mama sah aus, als ob sie jeden Moment ihren Pantoffel ausziehen und mich damit hauen würde, doch sie versuchte ruhig zu bleiben. „Wir haben vielleicht nicht alles richtig gemacht, vor allem dein Vater nicht, aber deine Geburt war kein Fehler und wird auch nie einer sein. Ich würde niemals lügen und sagen, dass ich einen zweiten Sohn wollte, aber als ich dich auf dem Arm hielt, da hätte ich dich für keine Tochter dieser Welt eingetauscht. Die Tradition gibt vor, dass der Erstgeborene und seine Nachfahren über das Königreich herrschen und ich hätte mir einfach nur gewünscht, dass du inzwischen reif genug bist das zu verstehen und mit deinem Bruder Frieden zu schließen.“
Oh, jetzt zog sie die "Benimm dich erwachsen" Karte. So unfair!

„Also gut, lass uns planen. Aber versprechen kann ich nichts“, sagte ich schließlich genervt und begann den Arme Ritter klein zu schneiden. Mama lächelte zufrieden und den restlichen Morgen verbrachten wir mit planen.