Heute mal ganz produktiv
Dienstag, 11. Januar 2022
Ah ich werd wahnsinnig. Celina hat ihr Desinfektionsmittel liegen lassen. Nicht, dass ich paranoid bin oder so, aber euer Corona beunruhigt mich.
Die Masken die ihr Vater bestellt hat, sind ein wenig zu groß und ich sag euch eins, ich saß da gestern zwanzig Minuten und hab mit meinen regelrechten Pranken knoten in die Maskenträger gemacht, bis das Ding wie angegossen in ihrem Gesicht lag.
„Okay hör' zu, ich weiß du hast deine Kurze lieb, aber wenn sie kuscheln will, halt sie liebevoll auf Abstand, ja?“
„Mache ich.“
„Wenn die Schule vorbei ist und du in die OGS gehst, solltest du vielleicht einmal die Maske wechseln. Hast du auch genug eingepackt?“
„Ja, hab ich.“
„Halt auch in der Bahn Abstand und pack nichts mit den Fingern an.“
„Ich bin kein kleines Kind, Leona. Außerdem muss ich los. Denk dran Caters Sachen zu holen.“
Wir küssten uns zum Abschied und sie verschwand durch den Spiegel zurück in ihre Corona verseuchte Welt.
Ja stimmt, Caters Sachen durfte ich nicht vergessen. Ich hatte gestern noch mit Trey telefoniert und sogar nur sehr wenig beleidigt. Er erklärte sich bereit das nötigste zu packen, damit Cater nicht den Rest seines Leben in einem Ironman Pyjama fristen musste und ich würde sein Zeug heute holen und zu Malleus und Moony nachhause bringen. Hach jeden Tag ne gute Tat.
Da es sowieso auf dem Weg lag, setzte ich Cheka noch an der Schule ab und spazierte dann in ein kleines Dorf im Herzen des Rosenkönigreichs, wo Riddle und Trey ihr zuhause hatten. Trey hat die ersten Siebzehn Jahre seines Lebens in einer Wohnung über der Bäckerei seiner Eltern gelebt, bevor er sich eine Wohnung, nicht weit vom Marktplatz, nahm und sie sich mit Cater teilte, der wahrscheinlich nichts gegen ein festes Zuhause hatte, anstatt weiter mit seiner Familie durch die Weltgeschichte zu reisen, weil sein Vater den Wohnort öfters wechselt als seine Unterhose.
Bevor ich bei "Clover/Diamond" klingelte, machte ich eine kurze Beruhigungsübung, damit ich Trey nicht in der Sekunde, in der er die Tür öffnete, die Augen auskratzen würde. Er öffnete und ich ging die Treppe hoch, bis wir uns schließlich gegenüber standen.
„Ich muss nichts dazu sagen, oder?“
„Nein, musst du nicht.“
„Ich tue es trotzdem. Du bist ein verdammter Scheißkerl.“
Er hielt mir eine rot-weiße Reisetasche hin, die eindeutig Cater zu gehören schien und komplett ausgedellt und gefüllt war. „Wenn er wirklich vor hat komplett auszuziehen, packe ich ihm den Rest auch noch. Es wäre nur schön, wenn er es sich noch Mal überlegt...“
„Noch mal über- Sag mal, bist du eigentlich komplett hängen geblieben? Cater hat es sich mehr als nur einmal überlegt, angefangen an dem Tag, als du ihn das erste Mal betrogen hast. Im ernst Trey, krieg deine Lust unter Kontrolle und überleg' dir wie du deinem Kind Unterhalt zahlst. Cater ist wohl noch dein kleinstes Problem.“
Ich konnte ihm ansehen, dass er im vollen Ernst verletzt war und er Reue verspürte, aber dafür war es halt einfach zu spät.
Mein nächster Haltestop war der Valley of Thorns Palast. Das Zuhause von Maleficent, Lilia, Malleus, Moony und seid neustem auch Cater. Die Wachen beäugten mich misstrauisch, doch zum Glück kam Malleus mir auf halber Strecke entgegen und nahm die Sachen an sich. Wir sprachen nicht viel, cause fuck him... But also bless him, I guess, weil er Cater aufgenommen hat.
Dritter Stop, Nordrhein-Westfalen. Genauer kann ich nicht werden, weil Datenschutz. Jedenfalls lief ich in der Grundschule auf, die Celina seit nun schon einen halben Jahr als ihren Arbeitsplatz betrachtete und das während der großen Pause. Ich stand in einem der Gebüsche, die Kapuze gut über meine Ohren gezogen und drückte meine Maske so eng an wie möglich, weil Omikron und Kinder sind einfach wandelnde Überträger. Ein kleines Mädchen bemerkte mich, auf dessen Aussehen ich wegen Datenschutz ebenfalls nicht eingehen werde, doch sie starrte mich an und ihr Blick blieb an meiner Narbe heften. Sie schnappte nach Luft. „Leona!“, rief sie und bevor ich mich fragen konnte, woher sie meinen Namen kannte, trat Celina an ihre Seite und starrte mich fassungslos an. „Bist du völlig übergeschnappt? Was machst du hier?“, fragte sie, teils wütend, teils verwirrt, während das Kind, nennen wir sie jetzt einfach mal Sophie, mich weiter beäugte. „Du... dich gibt es wirklich! Du bist Leona! Celina sagte du wärst ein Charakter in einem Spiel, aber du bist echt! Celina, wieso hast du mir das nie erzählt?“
In dem Moment klingelte es, sehr zu Celinas Erleichterung. „Sophie, stell' dich schon Mal mit den Anderen auf, ja? Ich komme sofort. Und bitte, erzähl' niemanden davon!“
Das Mädchen warf mir einen letzten, faszinierten Blick zu und lief dann auf die obere Hälfte des Schulhofes. Meine Frau funkelte mich wütend an. „Also, war es das wirklich wert? Wenn sie ihrem Vater davon erzählt. Also nicht, dass er ihr glauben würde, aber Mensch, Leona!“
„Ich kann sie einen Vergess Zauber unterziehen.“
„Untersteh' dich, hörst du?!“
Ein Junge mit blondem Haar kam rüber gelaufen und winkte uns zu. „Celina, wir müssen rein!“
„Ich komme sofort!", rief sie und wandte sich dann wieder mir zu, „Also, was gibt es so wichtiges?“
Verlegen drückte ich ihr das vergessene Desinfektionsmittel, eine Brotdose mit den Überbleibseln des Kuchens und ein paar Ersatzmasken in die Hand. Ihr Blick erweichte etwas, so weit ich das unter der Maske erkennen konnte. „Danke... Aber das war es nun wirklich nicht wert. Wenn man dich erwischt hätte... Leona, man sieht deinen Schwanz!“
Erschrocken stopfte ich das Teil zurück unter meinen Pullover und schaute mich um. Niemand schien etwas bemerkt zu haben. „Also, ich muss die Kinder rein bringen, es ist Zeit für Mathe Förder... Yay. Ich freu mich schon auf 16 Uhr.“
„Ich freue mich schon auf 16:30 Uhr, wenn ich dich wieder in meinen Armen hab“, antwortete ich. Auch ich war von den letzten drei Wochen, in denen Celina die ganze Zeit bei mir war, etwas verwöhnt.
„Celina, wo bleibst du?“, rief ein anderes Kind.
„Sofort! Eins noch, hast du Caters Sachen abgeholt?“
„Abgeholt und ausgeliefert. Und ja, Trey lebt noch.“
Sie lächelte, küsste mich schnell und lief rüber zu der wartenden Schlange an Kindern. Ich blieb noch kurz und beobachtete, wie sie 23 Mann in Gänsemarsch ins Schulgebäude brachte. Eines Tages wird sie eine großartige Mutter sein.
Genau wie Jade oof.
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