Glücksbringer

Die Gänge im Zug waren bereits menschenleer, so spät hatte ich den Zug noch nie verlassen.
Draußen auf dem Gleis war ebenfalls niemand zu sehen, bis auf Pansy, die ungeduldig wartend bei der Zugtür stand.
"Na endlich, ich dachte schon, ich warte umsonst", sagte sie erleichtert. "Warte. - Wo ist Draco?"
"Äh..." Ich hatte nicht darauf geachtet, ob er mir gefolgt war oder nicht, doch was sollte er denn noch groß im Abteil anstellen?
"Das würde ich auch gern wissen. Kommt bestimmt gleich.", meinte ich und ging an Pansy vorbei in Richtung der Kutschen.
"Kommst du?", fragte ich sie im Gehen, woraufhin ich die Rollen eines Koffers, die sich über Steinboden bewegten, hörte.
Wir gingen wie seit dem zweiten Schuljahr üblich durch das Eisentor, dahinter befanden sich bereits rechts ein großer Haufen mit Koffern und Tierkäfigen und links noch fünf weitere Käfige.
Pansy und ich schnappten uns die Käfige unserer Eulen und stellten sie mit dem Koffer auf die andere Seite. Von den restlichen drei Tieren erkannte ich nur zwei, Harrys Schneeeule und Dracos Eule.
Wenn sie beide noch nicht hier waren, hoffte ich nur, dass sie sich im Zug nicht begegneten...
"Gut, kannst weiter gehen"
Die kratzige und barsche Stimme von Filch ertönte plötzlich hinter mir.
Er war gerade dabei Pansys Koffer zu schließen, während sich diese zu mir umdrehte.
"Hey, da hinten in der Kutsche sind die Siebtklässler und bei denen ist noch ein Platz frei" Ich schaute über Pansys Schulter. In einer der schwarzen Kutschen saßen vier oder fünf Leute, die in unsere Richtung winkten.
"Bist du mir böse, wenn ich mich zu ihnen setze?", fragte Pansy.
"Super böse", antwortete ich sarkastisch und lächelte meine Freundin an. "Na los, geh schon"
Pansy lächelte ebenfalls noch kurz, bevor sie sich umdrehte und zur Kutsche lief.
"Deinen Koffer", sagte Filch neben mir.
"Was ist damit?", fragte ich.
"Das Gepäck jedes Schülers muss durchsucht werden. Auf schwarzmagische Gegenstände und sonstiges", erklärte Filch und sah mich grimmig an.
Ich legte ihm meinen Koffer vor die Füße und schaute ihm genau auf die Finger. Wohl verständlich mag ich es nicht besonders, wenn jemand fremdes in meinen Sachen wühlt.
Gründlich suchte er nach irgendetwas verdächtigem, um wie so oft böse Schüler aufliegen zu lassen. Ich denke, der Squib ist nur neidisch...
"Was ist das?", fragte Filch und hielt ein aufgefaltetes Stofftuch in den Händen. In diesem Tuch war ein natürlich geformter Saphir eingewickelt gewesen, der im Licht der Lampe am Tor glitzerte.
"Das ist ein Stein", sagte ich schlicht.
"Aha", meinte der Hausmeister, schlug das Stofftuch lieblos um den Stein und legte diesen zurück in meinen Koffer.
Den Saphir hatte ich mit acht zum Geburtstag bekommen. Vater hatte ihn damals von einer Reise mitgebracht. So jung und leichtgläubig wie ich war bildete ich mir ein, dass mir der blaue Edelstein Glück bringen würde und irgendwie konnte ich von dem Glauben bis heute nicht loslassen, weshalb ich ihn dieses Jahr mit hierher brachte.
"Du kannst auch gehen", sagte Filch und stellte meinen Koffer mit meiner Eule zur Seite.
Ich ging zu dem Platz rüber, wo die Kutschen immer losfuhren, nur noch zwei waren übrig.
An der vorderen Kutsche angekommen, drehte ich mich nochmal zu dem Gepäck der Schüler um, inzwischen musste Draco doch den Zug verlassen haben.
Bei dem Berg aus Gepäck standen drei Personen; Filch, die zweite war möglicherweise Snape, in der Dunkelheit des Abends konnte ich die schwarz gekleidete Person nicht so gut erkennen.
Die dritte Person schien von weitem einen hellen, fast weißen Fleck als Kopf zu haben und das war eindeutig Draco.
Ich entschied mich auf ihn zu warten, zumal das die ziemlich einzige Chance war ihn heute noch fragen zu können, was er im Zug gemacht hat.

"Was hast du diesmal verbrochen?", fragte ich als mein Bruder näher kam.
"Nichts", antwortete er und setzte sich in die Kutsche, ich ebenfalls.
"Was hast du noch im Zug gemacht? Irgendwas muss gewesen sein, wenn du als letzter raus kommst", fragte ich erneut.
"Potter war während der Fahrt in unserem Abteil und hat gelauscht.", sagte Draco, während sich die Kutsche in Bewegung setzte.
"Was? Wieviel hat er gehört?", wollte ich wissen.
"Alles seit Blaise zurück gekommen war. Hat sich mit seinem dämlichen Umhang auf die Gepäckablage verkrochen."
"Und was hast du dann mit ihm gemacht? Hast du ihm wieder ne Schlange vor die Füße gezaubert?", fragte ich scheinheilig.
"Ha, nein?", lachte Draco humorlos. "Bin ihm auf die Nase getreten"
"Oh, er hat ihm die Nase gebrochen, wie böse", sagte ich unbeeindruckt.
"Ja, und was hättest du getan? Ihn wahrscheinlich damit durchkommen lassen! Deinen ach so guten Freund!", warf Draco mir vor.
"Wenn du das einfach mal sein lassen würdest!"
In dem Moment kam die Kutsche vor dem Schlosstor direkt vor Hogwarts zum stehen.
"Du wärst soviel erträglicher!", sagte ich und hüpfte aus der Kutsche.

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