Feuer

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie Draco seinen Zauberstab zog.
Ich sah diesen kurz durch die Luft schwingen, gefolgt von einem schwachen Lichtblitz, der mich an der rechten Wange traf.
Die Kraft des Blitzes riss mich zu Boden und machte mein halbes Gesicht für kurze Zeit taub, bevor es in Flammen aufzugehen schien. Ein brennendes Gefühl und plötzliche Empfindlichkeit auf der rechten Gesichtshälfte ließen mich vor Schmerz Stöhnen und ich schloss die Augen.
Ich neigte meinen Oberkörper Richtung Wand und stützte mich daran ab.
Ich hörte zögernde Schritte, die zuerst nahe bei mir waren und sich immer weiter entfernten.
Vorsichtig und mit zitternden Händen warf ich meine Haare über die Schulter, um zu verhindern, dass die feinen Strähnen die Wunde berührten. Zögerlich versuchte ich mich mit der verletzten Seite an den kalten Stein neben mir zu lehnen, um sie etwas zu kühlen.
So wollte ich vorerst auf dem Boden sitzen bleiben, bis der Schmerz etwas nachließ und ich in den Krankenflügel gehen konnte.
Ich spürte, wie erneut Tränen in meine Augen stiegen, die, als sie auf der einen Seite runterfloßen, meine Haut nur noch mehr reizten. Mein ganzer Körper bebte, ich stöhnte wieder und konnte nicht anders, als leise aufzuschreien.

Ein paar Minuten vergingen in denen die Mauer zwar angenehm kühlend wirkte, doch ich wusste, sobald ich aufstand, würde der Schmerz zurückkehren.
Ich biss die Zähne zusammen und löste meinen Kopf von der Mauer. Für einen Moment wurde mir schwindelig, dieses Gefühl wurde allerdings von dem tatsächlich erneut entfachten Feuer verdrängt.
Plötzlich hallten nahe Schritte in dem Gang wieder, die immer schneller wurden und schließlich bei mir stoppten.
Ich zwang mich dazu die Augen zumindest etwas zu öffnen und konnte den Saum eines Umhangs und schwarze Schuhe erkennen, bevor ich von zwei Händen, die mich an den Schultern nahmen, auf die Beine gezogen wurde.
"Kommen Sie, Sie müssen zum Krankenflügel" Es war Snapes Stimme und er war es auch, der mich bis in den dritten Stock hinunter führte. Er schien nicht näher auf den Grund eingehen zu wollen warum ich verletzt auf dem Boden im sechsten Stock lag, was mir nur recht war.
Snape stieß die Flügeltür zum Krankenflügel auf und ich schaffte es langsam wieder meine Augen ganz zu öffnen.
"Madame Pomfrey, Sie haben eine Patientin", sagte Snape gleich nachdem wir eingetreten waren.
"Ach, du liebes bisschen, was ist denn mit dir geschehen, Kind...", meinte Pomfrey sogleich besorgt und statt Snape war es nun sie, die mich an den Schultern festhielt.
"Schnell, setz dich", befahl Pomfrey und führte mich zu einem Bett auf der linken Seite. Nachdem das laute Hallen der sich wieder schließenden Tür verstummt war, war es beinahe still im Raum.
Pomfrey durchsuchte hektisch ihre Medizinschränke und kam mit einer kleinen Dose in der Hand wieder.
"Tut mir leid, das könnte jetzt etwas wehtun, aber es ist notwendig", warnte sie und öffnete den Tiegel. Eine helle Creme kam zum Vorschein, ich biss wieder die Zähne zusammen und schloss wieder die Augen, vorbereitet auf das was jetzt kommen mochte.
"Möchtest du ich vielleicht lieber hinlegen?", fragte Pomfrey, als sie bereits einen kleinen Teil der Wunde eingeschmiert hatte. Offenbar merkte sie, dass ich völlig verkrampft da saß und mich bemühte ruhig zu bleiben, jede Berührung mit egal was, schmerzte wie die Hölle.
Ich nickte leicht, ließ mich nach links fallen und versuchte mich zu entspannen, während die Heilerin weiter machte.
"Darf ich fragen wie es dazu kam? Sieht für mich nach einem schwachen Incendio aus...", wollte sie wissen. Anhand ihrer Berührungen konnte ich ungefähr die leicht verbrannte Fläche abschätzen. Vom Kinn bis zur Schläfe und von der Nase bis zum Ohr schien Pomfrey relativ alles mit der Creme eingerieben zu haben.
"Unfall", antwortete ich leise.
"Du selbst warst das?", fragte sie ungläubig.
"Ja", log ich, ich musste improvisieren, "ich war... in einem Badezimmer und... hab geübt. Der Zauber... ist an einem Spiegel abgeprallt und hat mich getroffen."
"Na, dann kannst du aber froh sein, dass du diesen Zauber noch nicht beherrschst", meinte Pomfrey. "Ansonsten... hättest du auch - sagen wir, es hätte schlimmer ausgehen können"
Sie ging zurück zu ihren Medizinvorräten und stellte die Dose wieder dort ab.
"Das muss jetzt ein paar Minuten einwirken, danach müsste der Schmerz nachlassen und morgen früh, wirst du wieder vollkommen genesen sein", erklärte die Heilerin aufmunternd.
Ich hörte, wie die Flügeltür wieder aufging und als ich Daphnes Stimme hörte, setzte ich mich schnell auf.
"Hey, Lucie", sagte sie und kam an mein Bett. "Was ist passiert?"
"Woher weißt du, dass ich hier bin?", fragte ich.
"Draco hat gesagt, dass du hier bist. Oder er hat es vermutet, ziemlich sicher hat er nicht geklungen", meinte Daphne. "Aber was ist passiert?"
"Ein Unfall", sagte ich schlicht.
"Dein Gesicht ist feuerrot. Hast du dich verbrannt?"
"Ja, etwas", antwortete ich.
"Woran denn? Das warst nicht du selbst, oder?", hakte sie weiter nach. "Rede mit mir, Lucie"
"Ich bin mir nicht mehr sicher, wie es passiert ist, okay? Aber es war nicht gewollt", sagte ich ungeduldig.
"Das bezweifle ich kaum. Aber du wirst doch wohl noch wissen, wer oder was das war -"
"Frag mich morgen, Daphne, okay? Bitte, du hast keine Ahnung, wie weh das tut, ich - ich muss mich jetzt einfach hinlegen und alleine sein, okay?", unterbrach ich sie.
"Klar, ja, verständlich", stimmte mir Daphne zu, wirkte allerdings etwas beleidigt, weil ich ihr nicht antworten wollte und sie wusste, dass ich nicht die Wahrheit sagte. "Soll ich dir noch andere Sachen zum Anziehen bringen?"
"Nein, lass es, ich schlaf so", lehnte ich ab und legte mich wieder hin.
"Okay", meinte Daphne. "Ruh dich gut aus. Bis morgen"
"Bis morgen", sagte ich und lauschte ihren Schritten nach draußen.

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