chapter three ✔

Wie Harry herausfand, ging Liam mit Zayn und Louis in eine Klasse, also in die Zwölfte. Außerdem war er laut Niall erst seit einem Monat an der Schule. Nach dem Unterricht kam Niall mit zu Harry. Anne war bereits im Haus und kochte Mittagessen, da Mittwochs der Unterricht nur bis zum Mittag ging. Zu dritt saßen sie demnach am Esstisch (Gemma war mit ihrem Freund auf einem Date) und es herrschte Schweigen. Jeder löffelte seine Kürbissuppe für sich. Eigentlich liebte Harry die Kürbissuppe seiner Mutter, doch heute kreisten seine Gedanken bloß um Angel. Es war seltsam, aber er fühlte eine gewisse Sehnsucht nach ihr, auch wenn er sie gestern noch gesehen hatte. Vielleicht war es auch der Duft, nach dem er sich sehnte. Seine Mutter hatte schon gefragt, weshalb es in seinem Zimmer derart nach Lavendel roch und Harrys Ausrede war, dass er sich sein Kissen mit einem Lavendelspray einsprüht hatte und so besser einschlafen kann. Anne hatte bloß genickt und ihn in Ruhe gelassen.

Auch als Niall und Harry Hausaufgaben in Mathe über die Kreiszahl Pi machten, krakelte Harry irgendeine Lösung in sein Heft, um schnellstmöglich fertig zu sein. Als er das getan hatte, nahm er den vertrauten Duft wahr und erblickte Angel, wie sie auf dem Tresen der Küche saß. Und nicht weit von ihr entfernt war der Tisch, an dem Harry und Niall saßen.

Der blonde Ire hob verwirrt den Kopf. »Warum riecht es hier so extrem nach Lavendel?«, fragte er und guckte sich im Raum um, erblickte niemanden bis auf Harry und fixierte diesen mit seinen eisblauen Augen.

»Das ist... Gemmas Parfüm«, log Harry unsicher und zweifelte sofort an seiner eigenen Glaubwürdigkeit.

»Gemmas Parfum riecht anders«, widersprach Niall. Er schaute verträumt in die Luft und seufzte. Es war kein Geheimnis, dass er sich gnadenlos in Gemma verliebt hatte, auch wenn sie einen Freund hatte. Harry war froh, dass Gemma außer Haus war, denn wenn sie in Nialls Nähe war, stellte er sich immer total verplant an und stotterte, was das Zeug hielt. »Es riecht nach einer wundervollen Mischung aus Vanillestangen, -«

»Ich will es gar nicht wissen«, unterbrach Harry seine Schwärmerei und somit war das Thema vom Tisch gefegt.

»So rechnet man aber nicht mit Pi.« Harry zuckte zusammen bei dem Klang von Angels sanfter Stimme, die nah an seinem Ohr kauerte und sich über seine Schulter lehnte und sein Heft beäugte.

»Das weiß ich...«, murmelte Harry. Angel warf ihm einen verstehenden Blick zu.

»Wie bitte?« Niall schaute von seinem Heft auf zu Harry.

»Nichts, nichts...«, winkte Harry ab und atmete den Lavendelduft ein, um ihn nie wieder missen zu müssen. Alleine der Geruch ließ Harry verrückt werden. Sein Verstand sagte ihm, dass er Angel nicht auf diese Weise mögen dürfte, dass er nicht so abhängig sein sollte, doch es war wie mit einer Droge. Probierte man sie einmal, konnte man nicht aufhören.

»Na dann...« Niall schrieb weiter und man hörte nichts, bis auf Angels leises Seufzen, während sie Harrys Aufgabe überflog, was Niall wahrscheinlich gar nicht hören konnte.

»Warum bearbeitest du die Aufgaben nicht richtig?«, fragte Angel ruhig. Niall blickte nicht einmal auf. Also konnte er sie tatsächlich weder hören, noch sehen - nur riechen.

»Mathe ist Scheiße...«, brummte er.

»Wem sagst du das«, erwiderte Niall, massierte sich kurz die Schläfen und starrte auf sein Heft, als würde sich die Lösung von alleine aufschreiben.

»Das ist ganz einfach, Harry, ich kann es dir erklären.« Und Angel erklärte Harry die Aufgabe besser, als es alle Lehrer der gesamten Welt gemeinsam könnten. Endlich schien Mathe einen Sinn zu haben. Vor Freude hätte er fast einen Schrei losgelassen, jedoch besinnte er sich, dass Niall noch immer am gleichen Tisch wie er saß und lächelte stattdessen verträumt.

»Danke«, hauchte er.

»Wofür?« Niall wirkte mehr als verwirrt, beinahe skeptisch und sein Blick verriet, dass er dachte, Harry hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank.

»Haben Sie keine Tassen mehr im Schrank? Dann stellen Sie einfach Gläser rein«, scherzte Angel. »Ich wollte früher immer Psychologin werden.« Bei den letzten Worten klang sie verbittert.

Den Rest der Woche kam Angel ihn nicht mehr besuchen und er wurde stiller, als er es ohnehin schon war. War ihr etwas passiert? Hatte er etwas falsch gemacht? Wieso kam sie nur nicht? Viele Fragen brannten ihm auf der Zunge, die niemand beantworten würde. Vielleicht hatte Angel sich auch etwas angetan... oh Gott. Das musste es sein. Harry ertrug all diese Gedanken nicht, und er wusste nicht, wie er sie wiedersehen konnte. Und er dachte auch über die Liebe nach. Er fragte Niall, ob er an Liebe auf den ersten Blick glaubte.

»Ja«, war seine Antwort gewesen, allerdings war er nicht weiter darauf eingegangen.

Harry vermisste Angel, ihre Stimme, ihre unverwechselbaren Flügel, ihre strahlenden Augen - alles an ihr. Er kannte sie nicht lange und wenn er an sie dachte, bereitete sich ein leichtes Kribbeln in seinem Bauch aus. Vor Verzweiflung hatte er oft das Wort gemurmelt, gebrummt, gesagt, gerufen, geschrien, gebrüllt. Nichts half. Angel schien wie vom Erdboden verschluckt. Sie gab kein Zeichen von sich und fast erwartete Harry, dass sie wieder mit goldenen Fäden Buchstaben in die Luft schrieb. Aber das war noch lange nicht die Spitze des Eisbergs. Zayn und Louis hänselten Harry, manchmal auch Niall, was das Zeug hielt, da Liam krank war. Was war es? War es eine Pechsträhne, die kurz nach Harrys dreitägiger Glückssträhne namens Angel kam? Oder war es Karma? Er erinnerte sich daran, Niall vor vielen Jahren wegen einem Kostüm ausgelacht zu haben, jedoch hatte Niall auch gelacht und wenn er selber lachte, erniedrigte es Niall doch wohl nicht.

Harry wollte nichts weiter, als Angels Gesicht sehen und als Zayn ihm eine heftige Backpfeife verpasste, sah er vor seinem inneren Auge Angel, wie sie auf Harry herabblickte, grausam lächelte und alles geschehen ließ. Von dem psychischen Schmerz abgelenkt, nahm er gar nicht wahr, wie Zayn von ihm gezerrt und auf den kalten Flurboden der Schule gedrückt wurde.

»Liam«, stieß Harry dankbar hervor. Er freute sich unausgesprochen, den Braunhaarigen zu sehen, der Zayn im Zaum hielt. »W-Was tust du hier?« Er stöhnte leise vor Schmerz auf, als er sich an die brennende Haut seiner Wange fasste.

»Ich hatte so ein Gefühl, das mir sagte, dass du mich brauchst«, antwortete er und lächelte Harry sanft an, ehe er sich auf Zayns Rücken setzte, damit jener nicht abhauen konnte.

Harry bemerkte natürlich, dass Liam eine rote Nase und defintiv mindestens leichtes Fieber hatte - das hörte man an seiner Stimme - doch er war dankbar. Vielleicht steckte Angel dahinter. Hoffnung flammte in dem Lockenkopf auf. Harry verließ zügig das Schulgebäude mit dem Gedanken, dass Liam Zayn fertig machen würde. Wie sehr er sich da nur irrte. Als die Tür hinter Harry ins Schloss fiel, drehte Zayn den Spieß um, sodass er auf Liams Hüfte saß und grinsend auf ihn herabblickte.

»Wunderschön.«

Liam wollte nachfragen, was Zayn damit gemeint hatte, doch die Lippen des Schwarzhaarigen nahmen ihm jegliche Wut. Der Zorn, den er verspürt hatte, schwand sekündlich und er wollte mehr. Zayn Maliks Lippen waren wie ein Rauschmittel für ihn. Er wollte mehr. Liam packte Zayns Blazer und zog ihn näher zu sich.

Gegen Liams Erwartungen, blieb Zayn die ganze Zeit über vorsichtig. Er überstürzte nichts. Zayns richtete sich mit Liam an seiner Hüfte geklammert auf, stolperte in die Besenkammer und schloss ab, damit niemand sie störte. Liam schien ein anderer Mensch zu sein, als er zu einem Orgasmus kam und wurde sich erst Zuhause dessen bewusst, was erst getan hatte. Er hatte Sex mit Zayn Malik, dem Feind. Indirekt hatte er Harry und Niall durch dieses Handeln verraten. Er fühlte sich dreckig, benutzt von Zayn und fragte sich, warum er das nur zugelassen hatte. Aber etwas, ganz tief in ihm, sagte, dass er mehr von dem wollte, was Zayn mit ihm getan hatte.

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