Konfrontration
Etwa 30 Minuten später stehe ich vor Dereks Haus. Nervös knete ich meine Hände und schaue mich immer wieder paranoid um, da ich Angst habe das mich jemand von hinten überfällt.
Ich zögere zu klingeln, da ich eigentlich gar nicht weiß, was ich sagen will. Aber Spencer ließ keinen Widerspruch zu und hat mich quasi aus seiner Wohnung geschoben, weswegen ich jetzt hier stehe. Nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet habe, drücke ich mit zitternden Fingern die Klingel. Wie zu erwarten dauert es einige Minuten, bis ich hören kann das sich hinter der Tür jemand bewegt. Aber angesichts der Tatsache, dass es schon Mitternacht ist, ist das auch kein Wunder. Dir Tür wird geöffnet und Derek steht nur in Jogginghose vor mir. Als er mich sieht weiten sich seine Augen überrascht und er wirkt augenblicklich hellwach. Bevor er aber was sagen kann, drängle ich mich an ihm vorbei ins Haus. Hauptsächlich um endlich von der Straße wegzukommen, wo ich mich wo ich mich mehr als unsicher fühle. Ich gehe ins Wohnzimmer und höre, wie Derek mir folgt, nachdem er die Tür wieder abgeschlossen hat. „Warum hast du deine Waffe dabei?" Fragt Derek mich skeptisch und ich drehe mich um, die Hände dabei in den Hosentaschen vergraben. Ich blicke ihm ins Gesicht und muss mich zusammenreißen um nicht wieder zu heulen. „Mit ihr fühle ich mich sicherer." Murmle ich zur Antwort, ziehe sie aber aus meinem Hosenbund um sie auf den Tisch links neben mir zu legen. Derek sieht mich noch immer fragend an und ich verschränke die Arme vor der Brust. „Du wolltest reden und hier bin ich." Sage ich nach ein paar Minuten Stille mit fester Stimme. „Ich... ich hätte nicht gedacht, dass du um diese Uhrzeit hier noch auftauchst." Erwidert Derek. „Ich kann eh nicht schlafen, dann kann ich auch herkommen." Meine ich nur und ich erkenne das Schuldgefühl in Dereks Gesicht aufblitzen. „Ich... wie kann ich es wieder gut machen?" Fragt Derek leise und sieht mich flehend an. Mit kalter Stimme antworte ich: „Gar nicht." Verletzt lässt Derek den Kopf hängen und augenblicklich bekomme ich ein schlechtes Gewissen. „Zumindest noch nicht. Ich habe dir vertraut Derek, und du warst nicht da." Sage ich schon etwas versöhnlicher. „Ich weiß. Und du kannst mir glauben, dass ich mir das selbst nie verzeihen werde. Wenn ich besser aufgepasst hätte, dann...dann..." beginnt Derek zögernd zu erzählen und ich beende seinen Satz. „Dann wäre ich nicht entführt, verprügelt und beinahe vergewaltigt wurden?" Meine Stimme ist frei von Vorwurf und ich bin überrascht über meine eigene Nüchternheit darüber zu reden. Aber eigentlich wundert es mich auch nicht. Ich rede hier immerhin mit Derek, mit dem Mann, mit dem ich sonst über alles rede.
Derek aber zuckt bei meinen Worten zusammen und nickt, ohne den Blick vom Boden zu heben. Ich raufe mir die Haare und fange an, auf und ab zu laufen. „Hör zu Derek." Beginne ich und warte, bis er mich anschaut. „Ja du hast Scheiße gebaut und ganz ehrlich: Keine Ahnung wann ich dir bei einem Einsatz wieder zu hundert Prozent vertrauen kann. Irgendwann kann ich das wieder, aber noch nicht morgen und auch nicht nächste Woche." Derek will gerade etwas sagen, aber ich rede einfach weiter: „Und wenn du nicht mein bester Freund wärst, dann wäre ich jetzt auch nicht hier. Denn eigentlich bin ich stinksauer und enttäuscht von dir. Aber du bist nun mal mein bester Freund und jetzt gerade brauche ich dich einfach." Unsicher blickt Derek mich an und ich gehe zögernd einen Schritt auf ihn zu. „Ich kann nicht alleine sein. Ich kann die Augen nicht schließen, ohne wieder in diesem Keller aufzuwachen. Ich kann mit niemanden darüber reden." „Du kannst mit mir darüber reden." Erwidert Derek leise. Ich nicke, wobei ich merke das meine Augen schon wieder feucht werden. Derek will mich in den Arm nehmen, aber ich weiche einen Schritt zurück. Verletzt sieht er mich an. „Jessi..." Ich schüttle den Kopf. Ich bin nicht nur hier um mich mit ihm zu versöhnen, sondern auch über meine Gefühle zu sprechen. Und wenn ich das jetzt nicht tue, dann werde ich wohl nie den Mut dazu finden. „Ich muss dich was fragen." Sage ich also leise und Derek sieht mich erwartungsvoll an. „Warum..." Ich schlucke. „Warum hast du mich im Hotel fast geküsst?" Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern und doch weiß ich, dass Derek mich verstanden hat. Unsicher blickt er mich an und kaut auf seiner Lippe herum. „Ich... ich weiß nicht." Antwortet er schließlich und ich spüre ein Stechen in meiner Brust. Was habe ich auch erwartet? Habe ich wirklich gedacht, dass Derek mir jetzt gesteht, dass er sich auch in mich verliebt hat? Wieso war ich nur so blöd und habe auf Spencer gehört, als er meinte ich soll mit Derek reden. Ich drehe Derek den Rücken zu, da ich nicht will das er meine Tränen sieht. „Okay." Sage ich nur und versuche mich zu beruhigen, was aber nur mittelmäßig funktioniert. Gerade als ich mich umdrehen will um hier wegzukommen, fragt Derek mich: „Warum willst du da jetzt drüber reden? Nachdem was alles passiert ist?" Ich bleibe erstarrt in meiner Bewegung stehen und denke nach. Schlussendlich entscheide ich mich dafür die Wahrheit zu sagen. „Weil ich wissen will, woran ich bei dir bin." Ich drehe mich jetzt wieder zu Derek um und versuche erfolglos aus seiner Mimik schlau zu werden. „Du weißt doch woran du bei mir bist. Du bist meine beste Freundin." Antwortet er und jetzt kann ich nicht mehr verhindern das mir die Tränen über das Gesicht laufen. Derek sieht mich hilflos und überfordert an. „Jessi...was... was ist denn los?" Fragt er dann und ich atme einmal durch bevor ich ihm antworte. „Du...man Derek... Mir reicht die Freundschaft nicht mehr. Ich kann nicht mit ansehen wie du alle paar Wochen eine neue Frau im Club mit nach Hause nimmst, wie du bei den Fällen mit den Frauen flirtest und nebenbei mich in solche Situationen wie im Fahrstuhl bringst." Rufe ich und meine Stimme zittert. Derek sieht mich erschrocken an. Ich versuche an ihm vorbei zu kommen, aber er hält mich an meinem Arm fest. „Lass mich gehen Derek. Ich kann jetzt nicht hierbleiben." Sage ich mit erstickter Stimme. Doch anstatt das Derek meinen Arm frei lässt, zieht er mich näher an sich heran. Ich stehe jetzt direkt vor ihm. Seine Hände liegen an meiner Hüfte und ich spüre die Wärme die von seinem Körper ausstrahlt. „Jessi... Jessi sieh mich bitte an." Sagt Derek sanft und nur widerspenstig hebe ich den Blick vom Boden. Mein Atem stockt kurz als mir bewusst wird, wie nahe Dereks Gesicht meinem ist und ich seinen liebevollen Blick sehe. „Du musst mir schon die Chance lassen zu antworten." Flüstert er mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Ich aber sehe ihn nur fragend an. Als er ich aber realisiere das sein Blick immer wieder auf meine Lippen fällt und er sich mir nähert, sage ich fast lautlos: „Verarsch mich nicht Derek." Derek stoppt in seiner Bewegung und sieht mich ernst an. „Du weißt, dass würde ich niemals machen." Dann spüre ich seine Lippen auf meinen und in diesem Moment fühle ich mich endlich geborgen und sicher.
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