Angst

"Kaum zu glauben, dass die beim FBI solch hübsche Agentin haben. Jessica Miller." sagt Joe bedrohlich freundlich. Ich sage nichts, sondern starre ihn nur an. Er sieht mir ins Gesicht und fängt wieder an, mit dem Messer meinen Körper zu erkunden. Ich sehe, dass Blut an der Klinge ist. Wann hat er mich geschnitten? Ich spüre meinen Körper nicht mehr.
Ich erinnere mich daran, dass Derek mir einmal erzählt hat, dass er entführt und gefoltert wurde. Er hat sich damals von seinem Körper gelöst und mit seinem Geist die Situation analysiert und so den Schmerz ausgehalten. Als seine Peiniger dann abgelenkt waren, hat er sie eiskalt überrascht, und so das alles überlebt. Schaffe ich das auch? Ich versuche ruhig zu atmen und zu vergessen, dass ein Sexualtäter gerade dabei ist, meinen Körper zu verletzten und mich gleich zu vergewaltigen. Ich denke an etwas anderes. An meine Familie, an die schönen Erinnerungen als sie noch gelebt haben. Und ich denke an das Team. An jeden einzelnen von ihnen, an jeden Moment den ich mit ihnen erlebt habe. Ich bekomme wie durch Watte mit, dass Joe etwas sagt, aber ich weiß nicht was. Dann spüre ich wie er mich schlägt, nicht nur einmal. Aber ich reiße mich zusammen. Bewege mich nicht und gebe keinen Laut von mir. Ich spüre den Schmerz in meinen Körper, doch ich blende ihn aus, warte auf den passenden Moment mich zu wehren. Sein Gesicht erscheint vor meinen Augen. Ich kann sehen, dass er das Messer nicht in den Händen hält. Das ist meine Chance! Mit einem Ruck ziehe ich meinen Kopf nach vorne und gebe ihm eine Kopfnuss, welche ihn sichtlich überrascht. Sofort danach ziehe ich meine Beine an und trete ihm unsanft in seine Weichteile. Er stöhnt schmerzvoll auf und torkelt nach hinten. Ich sehe das Messer neben mir und greife danach. Mit meinen Händen komme ich nicht daran, also schiebe ich es mit meinem Bein zu mir. Genau in dem Moment als ich es in die Hände bekomme, spüre ich wie Joe vor bzw. über mir steht und mir ins Gesicht schlage will. Aber in genau dem Moment reiße ich das Messer hoch. Ich spüre einen Widerstand, den das Messer aber schnell überwindet. Er schreit schmerzerfüllt aus. Ich ziehe das Messer zurück und steche gleich darauf noch einmal zu. Joes Beine geben nach und er fällt halb auf mich drauf. Mit meinen Beinen rolle ich ihn von mir runter und sehe, wie das Messer in seinem Bauch steckt. Seine Augen sind geöffnet, aber es ist kein Leben mehr in ihnen.
Mit einem Mal kommt der Schmerz in meinen Körper zurück und ich schreie auf. Scheiße tut das weh. Ich blicke an mich herab, und sehe zu meinem Erstaunen, dass ich bis auf meinen Pullover noch alles an habe. Das beruhigt mich zwar, aber noch ist es nicht vorbei. Ich muss irgendwie versuchen, mich bemerkbar zu machen. Vielleicht hat Joe ein Handy bei sich? Ich ziehe seinen toten Körper mit meinen Füßen so zu mir, dass ich mit meinen Händen seine Klamotten untersuchen kann. Bingo! Ein Handy. Und ich habe doppelt Glück, denn es nicht gesperrt. Mit zitternden Händen wähle ich die Nummer von Hotch. Warum nicht Dereks Nummer? Er hat mit Schuld, dass das gerade passiert ist.
„Aaron Hotchner?"
„Hotch, ich bin's. Jessi." Sage ich ins Telefon. Ich kann hören, wie Hotch erleichtert aufatmet. „Jessi?! Wo sind Sie?" „Ich weiß es nicht. In irgendeinem Keller, aber ich weiß nicht wo." Antworte ich ihm. Ich höre wie Hotch mit jemand anderem spricht. „Okay, Garcia ortet das Handy, wir wissen gleich wo Sie sind." Ich entspanne mich als ich das höre, gleich komm ich hier raus. „Sind Sie verletzt?" „Ja, aber nicht weiter schlimm." Antworte ich. „Sind Sie alleine? Wo ist der Entführer?" will Hotch wissen. „Tod. Ich habe ihn umgebracht. Es war Notwehr." Sage ich und realisiere was ich gerade getan habe. Klar, er ist nicht der erste den ich getötet habe. Aber das hier war was Persönliches. „Garcia weiß wo Sie sind. Wir sind in 5 Minuten da." Sagt Hotch und ich atme erleichtert aus. Ich beende das Gespräch und schließe meine Augen. Ich habe Glück gehabt, ohne Frage. Das hätte auch anders ausgehen können. Ich sitze da und warte auf das Team, als ich endlich mehrere Schritte höre. Die Tür geht auf, und ich sehe Emily und Hotch durch die Tür kommen. „Gott Jessi!" ruft Emily als sie mich sieht und kommt sofort auf mich zu. „Es geht schon." Versuche ich abzuwinken. „Ich rufe einen Krankenwagen." Sagt Hotch. „Nein! Nein, das sieht schlimmer aus als es ist. Das meiste ist nur oberflächlich." Erwidere ich sofort. Mein Boss sieht mich kritisch an, steckt sein Telefon aber wieder ein. Emily hat sich währenddessen an die Handschellen gemacht und ein klicken verrät mir, dass sie geöffnet sind. Sie hilft mir hoch und ich massiere meine Handgelenke. „Hier." Sagt sie und reicht mir ihre Jacke, die ich dankend anziehe. Zum einem um meinen Körper zu verdecken, zum anderem weil es wirklich kalt war. „Der Rest des Teams ist oben und schaut sich da um." Erklärt Hotch während wir zur Tür gehen. Kurz bevor wir eine Treppe hoch gehen, drehe ich mich noch einmal um und sehe Joe an. Blass und in einer Blutlache liegt er da, dass Messer noch in dem Bauch. „Komm." Meint Emily und zieht mich sanft weiter. „Was ist passiert Miller? Ist das der Täter in unserem aktuellen Fall?" fragt Hotch während wir die Treppe hoch gehen. „Nein, das ist nicht unser Täter. Das war nur Zufall, dass er mich entführt hat. Und wie das passieren konnte: er hat mir etwas ins Getränk gemischt, ohne dass ich das mitbekommen habe." Antworte ich ihm und hadere mit mir, dass ich das nicht gemerkt habe. Als wir am Treppenende angekommen sind, gehen wir durch eine Tür und dann einen Flur entlang. „Wir haben sie, es geht ihr gut!" ruft Hotch laut und sofort sehe ich, wie Reid, J.J. und Derek um eine Ecke kommen und auf uns zu rennen. Schnell sind sie bei uns, und Derek will mich umarmen. Aber ich gehe einen Schritt zurück. Ich merke wie eine Wut in mir aufsteigt, Wut auf Derek weil er mir keine Rückdeckung gegeben hat. „Jessi." Fängt Derek an, aber ich unterbreche ihn. „WO WARST DU?" schreie ich ihn an. „WO WARST DU DEREK?"

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