Kapitel 4
Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen. Es war doch immer eine Tortur mit der Kriegsnymphenfamilie zu trainieren. Allerdings hatten Sirius und ich den Vorteil schon ein wenig daran gewöhnt, zu sein. Anders als Samuel, welcher vollkommen erschöpft schon seit einer halben Stunde im Bett lag und schlief. Der Arme musste auch noch morgen früh aufstehen, um zur Arbeit zu gehen. Da hatten wir anderen es besser. Wir konnten wenigstens ausschlafen. Allerdings würden wir morgen mit furchtbaren Muskelkater unsere Feuerstelle weiterbauen. Es würde mit Sicherheit wirklich lustig werden. Obwohl, wir konnten morgen auch einfach Gartenmöbel kaufen fahren und erst übermorgen die Feuerstelle weiter bauen. Was auch bedeuten würde, dass wir nach zwei Tagen Training das ganze fertig bauen müssten. Keine wirklich gute Alternative. Zum Glück konnten wir auch noch morgen entscheiden. Jetzt erstmal schlafen.
Ich rutschte in Richtung Wand, damit Sirius nicht auch noch über mich klettern musste, wenn er aus der Dusche kam. Außerdem schlief ich gerne an der Wand. Ich mochte es mich in die Ecke zu kuscheln, vor allem wenn dort ein Haufen Kissen lag. Glücklich vergrub ich meinen Kopf zwischen diesen. Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem Wasser, welches auf den Boden der Dusche plätscherte. Langsam dämmerte ich weg.
Sirius hatte beide Arme um mich geschlungen. Sein Gesicht hatte er in meinen Haaren vergraben. Allerdings konnte ich an seinen Arm hören, dass er nicht mehr schlief.
„Sirius?"
„Hm", kam die Antwort, welche von meinen Haaren gedämpft wurde.
„Guten Morgen."
„Morgen." Ich versuchte, mich zu meinem Freund umzudrehen, doch dieser verhinderte dies.
„Nicht umdrehen. Ich liege gut. Sehr gut sogar." Ich verdrehte die Augen, was mein Freund natürlich nicht sah. Hauptsache er lag gemütlich. Na gut, wirklich ungemütlich war mein Platz auch nicht. Trotzdem würde ich mich gerne ein wenig drehen. Am liebsten um 180°, um meinen Freund ins Gesicht zusehen. Doch dieser schien überhaupt keine Lust darauf zu haben. Sein Kopf bewegte sich nicht und seine Hände spielten mit dem Saum meines T-Shirts. Es wäre sehr gemütlich, wäre da nicht mein rechter Arm.
„Sirius, mein rechter Arm ist eingeschlafen."
„Nein", kam die klare Antwort von meinem Freund. Doch, ich würde mich drehen. Auch gegen Sirius Willen. Der Junge gab ein leises Knurren von sich und drückte seinen Kopf noch mehr in meine Haare, doch es verhinderte nicht meine Drehung. Doch sobald ich mit meiner Aktion fertig war, schien mein Freund seine Meinung geändert zu haben. Sein Kopf war nicht mehr in meinen Haaren vergraben, sondern lag auf meiner Brust.
„Du darfst dich öfter drehen", nuschelte mein Freund seinen Kommentar.
„Sirius!", rief ich warnend. Er sollte auf gar keinen Fall glauben, öfter so liegen zu dürfen.
„Du bist so prüde."
„Bin ich gar nicht." Doch war ich. Ein leises Seufzen entfuhr mir, weshalb mein Freund grinste.
„Schön dass ich dir nicht mehr widersprechen muss."
„Halte die Klappe." Ich strich dem jungen Mann durch die Haare. Die Reaktion unterstrich eventuell nicht gerade meine Worte, doch ich hatte dazu wesentlich mehr Lust, als mit Sirius zu diskutieren.
„Prinzessin." Mein Freund stützte sich auf seine Arme, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte.
„Ja, Stallbursche."
„Ich liebe dich, auch wenn du ein kleines prüdes Etwas bist."
„Und ich liebe dich, auch wenn du manchmal ein perverser Idiot bist."
„Ich? Pervers? Niemals. Ich ärgere dich nur gerne." Er fing an, meinen Bauch zu kitzeln. Ich fing an zu zappeln und zu quietschen, was mein Freund mit Hilfe eines Kusses unterband.
„Sirius? Carolin?" Wir fuhren auseinander. Mein Freund zog seine Hand unter meinem T-Shirt hervor, während ich mich bei dem Versuch in seinem verhedderte. Zum Glück war unser Bett in der Nische ein wenig versteckt, sodass Elaina uns nicht sofort sah.
„Elaina, ich sagte doch, du sollst anklopfen und nicht sofort ins Zimmer rennen", hörte man Jean, die wohl die Dreijährige begleitete. Merlin, danke, für diese Nische. Ich hatte es geschafft, meine Finger von Sirius Oberteil zu befreien. Mein Freund rollte blitzschnell zum Rand des Bettes, wo er den Kopf um die Ecke streckte.
„Guten Morgen, ihr beiden."
„Haben wir euch geweckt?" Gut, Jean ging nicht davon aus, dass sie uns gerade beim Rumknutschen gestört hatte. Wenigstens etwas.
„Nein, wir waren schon wach."
„Oh – dann – wir gehen wieder." Sie konnte es sich also doch denken. Ich merkte, wie ich rot anlief. Gab es etwas peinlicheres im Leben, als von seiner Cousine und seiner Großcousine beim Knutschen erwischt zu werden? Wahrscheinlich nicht.
„Was wolltet ihr denn?" Offensichtlich war es Sirius ganz und gar nicht peinlich.
„Wir wollten Frühstücken und dachten, wir gucken, ob wir euch dafür begeistert können, aber –"
„Wir kommen Frühstücken!", rief ich eventuell ein wenig zu schnell. Na gut, viel zu schnell.
„Wir decken schon mal den Tisch, dann könnt ihr, euch in Ruhe fertig machen." Die Tür fiel hinter den beiden Mädchen ins Schloss. Ich vergrub mein Gesicht in den Kissen. Merlin, das war peinlich.
„Ach, Carolin, du bist so prüde."
Weder Jean noch Elaina sprachen uns auf die peinliche Wecksituation an. Ich war ehrlich gesagt ziemlich dankbar dafür. Ich hatte keine Lust, darauf noch ein weiteres Mal an diese Situation erinnert zu werden. Vor allem wollte ich nicht mit einem Kleinkind darüber reden. Die Dreijährige hatte sicherlich nicht verstanden, wie peinlich für uns – obwohl eher für mich – das Ganze gewesen war. Ich war nicht daran gewöhnt, von irgendwem beim Knutschen erwischt zu werden. Anders als mein Freund, der so etwas freiwillig in der Öffentlichkeit machte. Also wollte ich nicht mit Jean über so etwas reden und schon gar nicht mit der dreijährigen Elaina, die wahrscheinlich auf viele Fragen kommen würde, über die ich nicht reden wollte. Aufklärung schön und gut, aber nicht in Elainas Alter. Vor allem wollte ich nicht über irgendwelche Dinge reden, von denen ich eigentlich überhaupt keine Ahnung hatte.
„Carolin, wir müssen los!" Sirius pikste mir in die Seite, weshalb ich aus meinen Gedanken hochschreckte.
„Was?"
„Wir wollten zu Maélys, Prinzessin. Hast du das etwa vergessen?" Ich schüttelte den Kopf. Nein, natürlich habe ich daran gedacht. Nur die Uhrzeit hatte ich irgendwie aus den Augen verloren.
„Beschäftigt es dich immer noch, dass Elaina und Jean uns beim Knutschen erwischt haben?" Ich merkte, wie ich mal wieder rot wurde.
„Eventuell ein bisschen." Mein Freund fing mal wieder an zu lachen.
„Ach, Prinzessin, die beiden haben es schon lange wieder vergessen. Außerdem gibt es Schlimmeres als jemanden beim Knutschen zu erwischen."
„Das war peinlich."
„Findet Elaina nicht. Sie hofft auf Spielkameraden." Mein Kopf war wahrscheinlich so rot wie eine Tomate.
„Woher weißt du das?"
„Ich habe mit Elaina gesprochen. Sie wollte wissen, wann wir heiraten. Wie ich den Antrag mache. Wie viele Kinder ich haben will. Sie ist dafür, dass wir neun kriegen. Gleichzeitig. Also Neunlinge. Unsere Hochzeit plant sie auch schon. Wir bekommen einen Pegasus, um damit zu einem Schloss in den Wolken zu fliegen, wo wir heiraten. Ich vermute, das hat sie von Barbie. Trotzdem ein wirklich ernstes Gespräch." Mein Freund grinste mich schief an, während ich Lachte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Sirius mit Elaina zusammen saß und die Dreijährige dem Jungen erklärte, wie er einen Heiratsantrag zu machen hatte, wie die Hochzeit ablaufen würde und vor allem, dass wir Neunlinge bekommen würden.
„Und was waren deine Antworten?"
„Ich habe ihr erklärt, dass wir ihre Pegasushochzeit selbstverständlich überdenken werden. Allerdings wurde bisher weder das Wolkenschloss noch ein Pegasus gefunden, weshalb wir uns eine Alternative ausdenken sollten. Elaina ist für ein Schloss auf der Erde, eine Strandhochzeit ist allerdings auch erlaubt. Dass wir wahrscheinlich keine Neunlinge bekommen, hat sie noch nicht ganz eingesehen. Ich wäre übrigens dafür, dass wir mit einem Kind anfangen und dann nach und nach die acht anderen dazukommen. Und falls wir aus irgendeinem Grund gar keine Kinder bekommen, ist das auch nicht schlimm. Hauptsache ich habe dich an meiner Seite." Er stupste mir in den Bauch.
„Ich bin auch froh, dich zu haben. Wir kriegen aber Kinder. Keine ist keine Option."
„An mir wird es nicht scheitern, Prinzessin." Schon klar. Wenn es nach ihm ginge, wäre ich schon mit dem zweiten Kind schwanger.
Sirius schlich sich aus Elainas Zimmer heraus. Er hatte ein Märchenbuch in der Hand.
„Die Kleine ist eingeschlafen. Dabei weiß sie noch gar nicht wie der Zauberer und der hüpfende Topf ausgeht und es ist ein wirklich schönes Märchen." Er strich enttäuscht über das Märchenbuch in seiner Hand.
„Du kannst es ihr morgen weiter vorlesen. Das wird sie freuen, aber sie kennt das Märchen doch auch schon. Du liest es ihr jeden Abend einmal ganz vor. Also ist es nicht so schlimm." Er nickte traurig.
„Morgen." Merlin, wirkte er enttäuscht.
„Willst du es mir zu Ende vorlesen?" Überraschenderweise nickte mein Freund begeistert. Bevor ich mich versah, hatte er mich schon am Arm gepackt und zog mich in Richtung unseres Zimmers. Samuel kam gerade aus dem Bad. Er wurde fast von meinem Freund umgerannt.
„Was hat euch denn gestochen?"
„Sirius, hat ein neues Hobby. Märchen vorlesen", rief ich dem verwunderten Heiler zu. Dieser wirkte nur noch mehr verwirrt. Er folgte uns durch die offene Zimmertür, wo Sirius mich auf das Sofa drückte. Mein Freund kuschelte sich an mich, dann schlug er das Buch auf.
„Willst du auch zuhören, Samuel?" Mein Großcousin schüttelte gähnend den Kopf.
„Ich muss morgen zur Arbeit. Schlaft gut, ihr beiden." Ich sprang noch einmal auf, um dem jungen Mann richtig gute Nacht zu sagen.
„Schlaf gut, Samuel." Ich umarmte den jungen Heiler, der mir einen Kuss auf den Scheitel drückte.
„Du auch, Carolin." Ich kehrte wieder auf meinen Platz zurück. Mein Freund hatte noch eine Kuscheldecke über sich ausgebreitet. Er hob sie hoch, damit ich ebenfalls mich darunter kuscheln konnte. Währenddessen schloss mein Großcousin die Zimmertür hinter sich, um ins Bett zu gehen. Sirius fing an vorzulesen.
„Es war einmal ein gütiger alter Zauberer, der seine magischen Kräfte großzügig und weise zum Wohle seiner Nächsten gebrauchte. Den wahren Ursprung seiner Macht –"
„Wolltest du nicht nur das Ende vorlesen?"
„Aber du hast noch nicht den Anfang gehört und da es mein Lieblingsmärchen ist, werde ich diesen nochmal vorlesen. Also von vorne: Den wahren Ursprung seiner Macht offenbarte er nicht, vielmehr tat er so, als würden seine Tränke, Zaubersprüche und Gegengifte gebrauchsfertig aus dem kleinen Kessel springen, den er seinen Glückskochtopf nannte." Ich genoss es, vorgelesen zu bekommen. Mein Freund war ganz aufs Lesen fixiert. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Er wirkte wirklich so, als hätte er noch nie ein so schönes Märchen gelesen. Seine rechte Hand, welche er um mich gelegt hatte, spielte eher unbewusst mit einer meiner Haarsträhnen. Ich hatte mich an ihn gekuschelt. Während ich ihm zuhörte, spielte ich mit dem Saum seines T-Shirts.
Ich merkte, wie ich vorsichtig hochgehoben wurde. Meine Decke verrutschte leicht, weshalb mein Fuß nicht mehr bedeckt war. Sofort spürte ich, wie die Kälte mir langsam das Bein hochkroch. Ich machte vorsichtig ein Auge auf. Das Deckenlicht und auch die Leselampe waren ausgeschaltet worden. Das Märchenbuch lag auf dem Nachtisch. Sirius hatte mich auf dem Arm. Mein Freund wollte mich ganz offensichtlich ins Bett verfrachten.
„Stallbursche?"
„Prinzessin? Ich wollte dich nicht wieder aufwecken. Ich wollte verhindern, dass es passiert. Es tut mir wirklich leid." Ich wurde auf die Bettkante gesetzt. Schnell versteckte ich mein Bein wieder unter Decke. Doch das Bett war noch nicht warm gelegen. Also war die Kälte nicht mehr an meinem Bein, sondern einfach überall unter mir und meine lebendige Wärmflasche zog sich gerade ein anderes T-Shirt an. Er sollte es einfach auslassen.
„Komm zu mir. Ich will meinen Teddy."
„Carolin, ich ziehe mich gerade um."
„Als würde ich dich nicht auch ohne T-Shirt kennen." Mein Freund hatte ein dreckiges Grinsen im Gesicht.
„Wer ist da denn nicht ganz so prüde wie sonst?"
„Ich bitte dich nicht darum, mit mir in der Öffentlichkeit rumzumachen oder so. Ich will nur, dass du zu mir ins Bett kommst. Was beschwerst du dich überhaupt. In Hogwarts hast du auch andauernd ohne T-Shirt geschlafen." Mein Freund lachte leise.
„Ich komme schon." Er ließ sich neben mich ins Bett fallen. Vorher rutschte ich noch ein Stück bei Seite, damit er dafür auch Platz hatte.
„Du bist schön warm." Ich kuschelte mich an ihn.
„Ich wünschte, ich könnte es zurückgeben. Du bist ein kleiner Eisklotz." Er fing an, meine Hände warm zu rubbeln. Den Typen hatte ich mir sehr gut ausgesucht. Ich merkte, wie ich wieder langsam wegdämmerte.
Ich ging noch einmal die Einkaufsliste durch. Also wir hatten an die Lebensmittel gedacht. Abendessen für die nächsten Tage, Frühstück auch. Fürs Grillen hatten wir auch an alles gedacht, dann brauchten wir noch die Gartenmöbel und dann hatten wir eigentlich auch schon alles. Sobald wir Elaina und Sirius im Auto hatten, konnten wir also endlich los.
Mein Freund hatte sich mit der Dreijährigen aufs Sofa gesetzt. Er las ihr und den Welpen erneut das Märchen vor. Wahrscheinlich konnte das Mädchen die Geschichte mittlerweile auswendig und Sirius erst recht. Trotzdem las der Auror in Ausbildung mit Begeisterung vor und seine Zuhörer wirkten mindestens genauso glücklich darüber. Ich drückte Jean den Einkaufszettel in die Hand, dann trat ich hinter meinen Freund.
„Was findet ihr nur an diesem Märchen so toll? Ihr kennt es doch mittlerweile schon auswendig."
„Ein schönes Märchen darf man oft lesen, wie wir wollen", erklärte Elaina stolz mit einem Blick zu dem Vorleser.
„Das hat Sirius dir aber gut beigebracht." Mein Freund grinste unschuldig.
„Aber ich habe doch recht."
„Natürlich hast du Recht. Es wundert mich nur, wie vernarrt ihr in diese Geschichte seid. Es wundert mich schon, dass du ein Märchenbuch besitzt. Außerdem wollen wir jetzt los Einkaufen fahren. Also legt das Buch bei Seite und kommt." Ich zog meinem Freund sein Märchenbuch aus der Hand.
„Nicht so ruppig. Es ist sehr wertvoll." Er sah entsetzt auf sein Buch, welches nun in meinen Händen lag. Wahrscheinlich war es keine Galleone Wert gewesen, als es neu gewesen war, geschweige denn jetzt. Er meinte also auf jeden Fall nicht den finanziellen Wert, sondern den persönlichen.
„Haben Euphemia und Fleamont es dir geschenkt?" Der Junge schüttelte den Kopf.
„Nein, sie sind nie auf die Idee gekommen mir so etwas Einfaches wie ein Buch zu schenken. Mein erstes Weihnachtsgeschenk von ihnen war ein neuer Besen. Sie sind immer viel Arbeiten. Schon als James wesentlich jünger war und noch nicht in Hogwarts zur Schule gegangen war, hat er sie manchmal eine Woche lang nicht gesehen, weil sie auf Mission waren. Ich glaube, sie wollen mit den großen Familienfeiern die verpasste Zeit sozusagen nachholen. Sie lieben James über alles. Wirklich über alles und das müssen sie ihm beweisen, wenn sie ihn mal sehen. Zu Weihnachten mit möglichst großen Geschenken. Andauernd irgendwelche Familienausflüge. Sylvester mit all den Leuten. Als sie mich dann in den Ferien bei sich hatten, wurde ich schneller ihr zweiter Sohn, als man hätte Quidditch sagen können, und sie behandelten mich genauso. Sie sind wunderbare Menschen und sie lieben es, Geld auszugeben für die Menschen, die sie lieben. Märchenbücher gibt es nur mit Goldrand. Nicht für die paar Sickel. Aber wir wollten los." Er nahm das Buch aus meiner Hand und stellte es vorsichtig ins Bücherregal, wo es nach seinem Einzug seinen Platz gefunden hatte.
Elaina und Jean liefen zusammen durch den Laden, um irgendetwas vom Einkaufszettel zu suchen, während Sirius und ich gemeinsam etwas gezielter die Liste abarbeiteten. Den Einkaufswagen schoben wir ebenfalls oder besser gesagt mein Freund. Ich hatte noch nie jemand gesehen, der so stolz diese Aufgabe übernahm.
„Was brauchen wir noch?"
„Wir brauchen noch neue Nudeln", las ich den Einkaufszettel weiter vor. Wir bogen in den nächsten Gang ein, der mit verschiedenen Nudelsorten vollgestellt war. Jetzt mussten wir uns nur noch für eine entscheiden.
„Die sind toll!" Sirius hielt mir bunte, ein Meter lange Spaghetti hin.
„Wir haben doch kein Topf, in dem wir die kochen können."
„Aber sie sind bunt." Ich schüttelte lachend den Kopf. Ja, sie waren bunt und unpraktisch.
„Wir brauchen Nudeln zum Essen und nicht zum schön ansehen. Also lege sie weg und nehme dir Normale, die man kochen und damit auch essen kann." Mein Freund schmollte.
„Wenn ich sie gekocht bekomme, darf ich sie dann haben?" Ach ja, der Auror in Ausbildung hatte so seine Eigenheiten. Zum Beispiel seine Liebe zu langen, unpraktischen Nudeln.
„Wie willst du sie kochen?"
„Ich nehme einen Kochtopf mit Wasser."
„Wir haben keinen für so lange Nudeln."
„Dann vergrößere ich halt einen oder nutze die Feuerstelle und einen Kessel. Bitte, bitte, bitte. Ich will sie so gerne." Er setzte einen traurigen Hundeblick auf.
„Pack sie ein, Kleinkind."
„Juhu!" Er legte die Nudeln in den Wagen. Ich legte noch eine Packung mit vollkommen normalen Nudeln dazu. Zum einen konnte man nie genug davon haben, zum anderen wollte ich es nicht riskieren, am Ende doch ohne welche dazustehen.
„Wir brauchen noch Grillfleisch." Der nächste Punkt auf unserer Liste. Mein Freund grinste breit.
„Dass es bei euch auch mal Fleisch gibt."
„Wir essen jeden Sonntag Fleisch. Das reicht doch vollkommen. Zu viel Fleisch ist weder gesund, noch will ich so viele Tiere ermorden."
„Aber du ermordest ganz viele Erdbeeren, Äpfel –"
„Das ist was anderes."
„Also sind Pflanzen weniger Wert als Tiere?"
„Soll ich verhungern?"
„Auf gar keinen Fall. Ich will nur nachvollziehen, wie du denkst." Ich lachte leise.
„Tiere sind irgendwie lebendiger. Sie haben einen eigenen Willen und sprechen mit einem. Pflanzen wachsen einfach nur."
„Ok, also lieber Pflanzen als Tier oder Fisch. Verstanden." Wir bogen wieder um eine Ecke. Jean und Elaina standen an einem Regal. Die Dreijährige saß auf den Schultern meiner Cousine und streckte sich nach der Schokolade im obersten Regal. Wir wollten selber Schokopudding für Sonntag machen, da brauchen wir diese wichtige Zutat. Eine Frau stand neben den beiden und reichte meiner Großcousine eine Tafel. Offensichtlich hatte sie Angst, die beiden Mädchen könnten sich bei ihrem Stunt verletzen. Wüsste ich nicht, wie gut trainiert die beiden Mädchen waren, hätte ich sicherlich auch Angst.
Jean stand auf ihren Zehenspitzen und Elaina schien eher auf den Schultern meiner Cousine zu stehen, als zu sitzen. Samuel hatte gestanden, dass er nicht widerstehen konnte und Elaina ein bisschen etwas über den ehemaligen Beruf unserer Familie beizubringen. Unter anderem auf seinen Schultern zu stehen. Sehr zur Freude des kleinen Mädchens, die nun ganz neue Sachen erreichen konnte. Außerdem brachte ihr Gleichgewichtssinn sie noch in vielen anderen Situationen weiter. Zum Beispiel, um an Süßigkeiten zu kommen. Das bewies sie wohl gerade, indem sie sich ganz aufrichtete und die Schokolade aus dem Regal fischte. Dann setzte sie sich vorsichtig wieder hin.
Die Frau schien erleichtert. Sie legte die Schokolade bei Seite. Dann wandte sie sich wieder an meine beiden Verwandten. Elaina stand schon wieder auf dem Boden. Die Rothaarige kam mit der Schokolade zu mir gelaufen, während die Blondine sich noch hastig bei ihrer Helferin bedankte.
„Schokolade."
„Hast du gut gemacht, Elaina." Die unbekannte Frau sah zu uns herüber. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch dann blieb sie mit offenen Mund stehen. Im ersten Moment dachte ich, sie würde mich mit offenen Mund anstarren. Automatisch fragte ich mich, woher ich die Frau kannte, doch mir viel keine Antwort darauf ein. Erst dann wurde mir bewusst, dass sie nicht mich ansah, sondern eigentlich genau an mir vorbei. Sie starrte meinen Freund an.
Sirius starrte mindestens genauso perplex zurück. Neugierig musterte ich die Frau. Lange, dunkelbraune Haare, die ihr in Locken über die Schultern flossen. Ich würde sie auf Mitte zwanzig schätzen, auch wenn ihr langes, rotes Kleid mit Stickereien am Oberkörper diesen Eindruck ein wenig zu Nichte machte. Es stand ihr, keine Frage. Sie wirkte darin sehr elegant, doch gleichzeitig ein wenig wie aus einer anderen Zeit. Kleidung wie Hexen sie gerne trugen mit dem Unterschied, dass in diesem Fall der Umhang fehlte.
Auch andere Merkmale ließen darauf schließen, dass sie eine Hexe war. Sie hatte die gleichen Augen wie Sirius und auch ihre Ohren waren sich ähnlich. Unverkennbar stand eine Black vor uns.
Jean war mittlerweile neben mich getreten. Ich tastete nach meinem Zauberstab. Blacks waren selten gut, vor allem wenn Sirius sie nicht einmal erwähnt hatte.
Ein Mann, ebenfalls Mitte zwanzig, allerdings in normaler Muggelkleidung, bog von der anderen Seite in den Gang. Er hatte ein kleines Mädchen an der Hand, die wahrscheinlich wenige Jahre älter als Elaina war. Sie hatte die gleichen Haare, wie die mir unbekannte Black, allerdings auch Merkmale ihres Begleiters.
„Schatz, da bist du ja. Wir haben uns schon gefragt, ob du dich verlaufen hast." Ich sah zu meinem Freund herüber, der immer noch so wirkte, als wüsste er nicht, was er von dieser Situation halten solle. Allerdings schien die Verwandte des Aurors in Ausbildung sich langsam wieder zu fangen.
„Sirius?" Langsam nickte mein Freund, weshalb der Frau Tränen in die Augen schossen.
„Merlin, bist du groß geworden. Und du bist gegangen." Sie lief um den Einkaufswagen herum und drückte meinen Freund feste. Etwas verunsichert sah ich zu den beiden, während das Mädchen an der Hand des Mannes nicht wirklich zu wissen schien, was sie davon halten sollte.
„Papa, wer ist der Mann?"
„Das ist der Cousin deiner Mama, Dora."
„Und die anderen?" Mein Freund schien sich endlich aus seinem Schock zu lösen.
„Ähm, Andromeda, das ist meine Freundin Carolin, ihre Cousine Jean und ihre Großcousine Elaina. Und das ist Andromeda, meine Cousine. Sie ist weggelaufen, als ich nach Hogwarts gekommen bin. Also ungefähr. Sie war plötzlich weg und niemand wusste wohin und warum und es war ein großes Durcheinander."
„Ich wollte damals Ted heiraten, was meine Eltern nicht guthießen, da er ein Muggelstämmiger ist. Also bin ich weggegangen und zu ihm." Sie lächelte dem Mann zu, welcher mit seiner Tochter zu uns herüber kam.
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