Kapitel 29

Lautes Klopfen weckte mich auf. Müde rieb ich mir über die Augen, während ich mich in Remus fast leerem Wohnzimmer umsah. Jemand hatte mich zugedeckt und das gleiche mit Lily getan, welche neben mir auf dem Sofa saß.
„Ich sprenge gleich die verdammte Tür auf!" Erschöpft tapste ich in den Flur und dort zur Eingangstür. Durch den Türspion erkannte ich eindeutig Maélys, Marlon, James, Sirius und Samuel, welche alle nicht gerade glücklich aussahen. Seufzend öffnete ich die Tür. Sofort wurde mir von der Kriegsnymphe ein Messer an die Kehle gehalten.
„Hallo Maélys, würdest du bitte das Messer weglegen? Ich habe es nicht heute geschärft, damit du damit meine Kehle durchschneidest. Das ist für Essen, nicht für Menschenfleisch." Die Brünette sah mich mit schiefgelegten Kopf an.
„Ich glaube, sie ist echt."
„Natürlich ist meine Prinzessin echt. Kein Todesser wird sie je nachmachen können. Jetzt nimm das verdammte Messer weg." Die Klinge entfernte sich von meiner Kehle.
„Wo ist Lily?", fragte mich James.
„Wohnzimmer. Sie schläft noch." Ich trat bei Seite, damit mein Schwager zu seiner Freundin rennen konnte, was dieser auch sofort tat. Samuel und Sirius zogen mich in eine Umarmung.
„Warum seid ihr beide nicht wiedergekommen? Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht."
„Warum denn das?"
„Wir haben den nächsten Morgen. Ihr ward die ganze Nacht hier." Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Dann hatten wir wesentlich länger geschlafen, als ich gedacht hätte.
„Wo ist überhaupt, Remus? Oder seine Sachen? Moony? Bist du hier irgendwo?" Sirius sah sich suchend um, doch er bekam keine Antwort.
„Moony!" Mein Ehemann lief durch die Wohnung auf der Suche nach dem Werwolf. Doch bis auf uns war sie komplett leer. Schließlich kam er aus der Küche zurück. Ein Zettel in der Hand. „Was ist das?", fragte ich.
„Der ist von Remus. Er hat sich verabschiedet und gemeint, dass wir uns bei einem Ordenstreffen oder spätestens auf Lilys und James Hochzeit wiedersehen. Was soll das bedeuten?"
„Dass er sich erstmal auf seine Arbeit konzentrieren möchte, vielleicht?"
„Und warum ist seine Wohnung so leer? Es sieht so aus, als wäre er umgezogen."
„Vielleicht ist er das. Das alles hier wird ihn an Mary erinnern. Als Dumbledore ihm mit dem neuen Job geholfen hat, hat er vielleicht auch eine Wohnung in Schottland für ihn besorgt."
„Nein, er soll nicht weggehen. Er gehört hierhin. Gerade jetzt wo Mary tot ist, braucht er uns doch. Er soll sofort wieder hier einziehen." Ich seufzte leise, bevor ich den Auror in Ausbildung in meine Arme zog. Er benahm sich mal wieder wie ein Kleinkind, welches nicht seinen Willen bekam und deshalb anfing, rum zu bocken.
„Bitte, beruhige dich, Stallbursche. Du wirst Remus doch wiedersehen."
„Was hat er euch erzählt?" Liebevoll strich ich ihm über die Haare.
„Gar nichts. Hier war niemand als Lily und ich hier ankamen. Die Tür war offen, doch Remus war nicht hier." Samuel sah mich noch immer misstrauisch von der Seite an.
„Was ist los, Großer?"
„Ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl. Du gehörst nicht gerade zu den Menschen, die einfach so auf irgendwelchen fremden Sofas einschlafen. Bei uns zu Hause ja, aber nicht irgendwo anders. Außerdem warst du nicht müde, als du gegangen bist und wenn Remus nicht hier war, warum solltet ihr dann noch hierbleiben?"
„Keine Ahnung. Vielleicht wollten wir auf Remus warten. Jetzt macht kein Drama draus. Lily und ich sind halt eingeschlafen. Mehr nicht." Mein Ehemann strich mir vorsichtig über die Haare.
„Wir sollten euch erstmal nach Hause bringen. Du siehst nicht aus, als hättest du viel geschlafen. Eher als wärt ihr bis drei Uhr morgens unterwegs gewesen." „Auf dem Sofa schläft man wohl nicht so gut."

Erschöpft ließ ich mich auf das Sofa in unserem Wohnzimmer fallen. Marlene kam mit einer Teekanne und zwei Tassen zu mir. Vorsichtig stellte sie alles auf dem Tisch ab, dann begann sie uns etwas von dem heißen Getränk einzugießen.
„Ist alles in Ordnung mit dir?"
„Ja, natürlich. Warum fragt ihr mich das alle?"
„Weil du eine ganz Nacht verschwunden warst, ohne uns Bescheid zu sagen. Da ist es doch ganz natürlich, dass wir uns sorgen um dich machen."
„Lily und ich sind zu Remus appariert, er war nicht da und dann sind wir wohl auf dem Sofa eingeschlafen. Am nächsten Morgen sind wir dann von dem Klopfen wach geworden. Na ja, ich bin es. Mehr nicht. Es war richtig unspektakulär." Meine beste Freundin schluckte schwer.
„Carolin, wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht. Dir hätte sonst etwas passieren können. Du hättest tot in einer Gasse liegen können!"
„Es tut mir leid, dass wir nicht wiedergekommen sind. Das tut es mir wirklich. Ich habe keine Erklärung dafür. Wir sind nun mal einfach eingeschlafen. Warum auch immer." Die Blondine nickte leicht.
„Hast du eigentlich noch den Zettel mit der Adresse?"
„Klar, in meiner Hosentasche." Ich griff danach, doch das beschriebene Papier war verschwunden. Zur Sicherheit durchsuchte ich noch die anderen, allerdings ohne viel Erfolg. Es tauchte nicht wieder auf.
„Ich muss ihn verloren haben. Vielleicht liegt er noch in der Wohnung."
„Maélys und Marlon werden da gleich nochmal gucken. Ruhe dich jetzt erstmal aus."

Die Sonne blendete mich mitten ins Gesicht, weshalb ich meine Augen sofort wieder zukniff. Es brauchte ein wenig Zeit, bis ich mich an das Licht gewöhnt hatte, welches durch die Wohnzimmertür und Fenster hereinschien. Die Tür war angelehnt worden. Von draußen drangen die Stimmen von Sirius, Samuel, Marlene, Maélys und Marlon zu mir. Allerdings konnte ich nicht verstehen, was sie genau sagten.
Vorsichtig hob ich Bubble, welche sich auf meinen Bauch für ein Nickerchen zusammengerollt hatte, von mir herunter. Die Decke, die jemand über mich ausgebreitet hatte, ließ ich zusammengeknuddelt auf dem Sofa zurück. Noch immer ein wenig verschlafen lief ich zur Gartentür.
„– keine Spur von ihm", eindeutig Maélys Stimme.
„Glaubst du, ihm ist etwas zugestoßen?"
„Es gab keine Spuren von einem Kampf oder Ähnlichem. Er ist freiwillig gegangen, Sirius. Vermutlich haben Lily und Carolin Recht. Er ist nach Schottland gegangen", versuchte Marlon meinen Ehemann zu beruhigen.
„Und wie erklärt ihr euch, dass der Zettel weg ist und die beiden sich nicht mehr daran erinnern können, was nach dem Betreten von Remus Wohnung geschehen ist? Keine von beiden konnte sich daran erinnern, auf ihn warten zu wollen oder sich ins Wohnzimmer gesetzt zu haben. Die Wohnung war genauso leer wie als wir da waren und im nächsten Moment sind sie auf dem Sofa aufgewacht. Und der Zettel in der Küche? Keine von beiden hat ihn gesehen, als sie nach Remus gesucht haben, dabei lag er ziemlich offensichtlich auf dem Küchentisch. Die Adresse in Schottland ist dafür verschwunden. Das stinkt doch nach einem Vergessenszauber." In Samuels Stimme war die Sorge nicht zu überhören. Es breitete sich betretendes Schweigen über die Gruppe aus.
„Der Gedanke ist euch auch schon gekommen, richtig? Das irgendjemand die Erinnerungen der beiden manipuliert hat", stellte mein Großcousin fest. Es gab keine Antwort, doch ich vermutete, dass mindestens einer der Anderen nickte.
„Aber wer? Und warum?" Eine kurze Pause entstand.
„Wir vermuten, dass es Remus war." Maélys hörte sich ziemlich traurig und geknickt auf Grund dieser Vermutung an, während in mir die Wut aufstieg. Wie konnte sie Remus nur unterstellen, dass er Lily und mich angegriffen zu haben? Er war wohl die liebste und vor allem ungefährlichste Person, die mir spontan einfiel. Merlin, er faltete seine Socken und bekam ein schlechtes Gewissen, wenn er eine Mücke erschlug.
„Remus würde niemals Carolin oder Lily angreifen. Er ist unser Freund. Wie kannst du ihm nur so etwas unterstellen? Du solltest dich schämen!" Mein Ehemann sprang auf, weshalb sein Stuhl krachend zu Boden fiel.
„Sirius, ich sage doch nicht, dass er sie angegriffen hat. Ich sage nur, dass er nach unserem jetzigen Wissensstand wahrscheinlich die Erinnerung der beiden gelöscht hat. Das heißt, aber noch lange nicht, dass er irgendwelche bösen Absichten gehabt hat oder es gegen den Willen, der beiden geschehen ist. Ganz ehrlich, Remus ist ein starker Kämpfer, aber er kann nicht Lily und Carolin gleichzeitig überrumpeln. Schon gar nicht, ohne irgendwelche Kampfspuren oder Ähnliches zu hinterlassen. Außerdem, würde er uns wirklich etwas Böses wollen, würden hier schon längst die Todesser vor der Tür stehen. Wir sollten wirklich noch ein paar Schutzzauber über das Grundstück legen, damit hier niemand eindringen kann."
„Du spinnst doch!" Mein Ehemann drehte sich von den anderen Personen weg und kam in meine Richtung. Automatisch trat ich ein paar Schritte von der Glastür weg. Ich wusste nicht einmal warum. Ich hatte nicht vor mein Lauschen zu verleugnen. Mein Ehemann kam auf die Tür zu. Durch das Glas sah er mich. Sofort sah man, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Er zögerte kurz, dann setzt er seinen Weg fort und kam zu mir rein.
„Eigentlich hatte ich gehofft, dass du noch schläfst. Dann hätte ich mich jetzt einfach neben dich setzen können."
„Soll ich so tun, als würde ich noch schlafen?" Kopfschütteln war die Antwort. Ich trat auf ihm zu und zog ihn in eine Umarmung.
„Wie viel hast du mitgekriegt?"
„Ab dem Teil, wo es um Remus verschwinden ging." Ein langes trauriges Seufzen war zu hören.
„Glaubst du, Moony hat euer Gedächtnis verändert?"
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob mein Gedächtnis wirklich verändert wurde, aber was ich weiß, ist, dass Remus zu unseren besten Freunden gehört. Wenn er es getan hat, dann nur aus einem sehr guten Grund und mit Sicherheit nicht gegen Lilys und meinen Willen. Ich vertraue ihm. Trotzdem hat Maélys Recht. Wir sollten wirklich die Schutzzauber verstärken. Um Marlenes Elternhaus waren Schutzzauber aus Nymphenmagie, die der dunkle Lord durchbrochen hat. Wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass er unseren Aufenthaltsort nicht kennt, sondern ausnutzen, dass wir mit allen Nymphen wesentlich stärkere Schutzzauber erschaffen können als Marlene alleine. Wir hatten Glück, dass er uns in der Vergangenheit nicht hier schon aufgespürt hat." Mein Freund schien kurz über meine Worte nachzudenken, dann nickte er langsam.
„Bessere Schutzzauber. Wir vertrauen aber trotz allem Remus."
„Er ist mein liebster Kuschelwolf. Ich würde für ihn meine Hand ins Feuer legen." Erleichterung war in den Augen des Animagus zu sehen.
„Kuscheln?" Ich breitete meine Arme aus.
„Ganz ganz dringend." Er zog mich in seine Arme. Sein Gesicht vergrub er in meinen Haaren.
„Ich liebe dich, Sirius."
„Bitte, lasse mich niemals allein."
„Ich werde immer bei dir sein. Egal, was passiert. Ich bin bei dir."

Mein Blick glitt zum Kalender, welcher an der im Esszimmer hing. Dritter Oktober. Nur noch zwei Tage bis zum Vollmond und Remus hatte sich in den vergangenen zwei Monaten nicht gemeldet. Weder zum Vollmond im August, noch zu dem im September war der Wolf erschienen, und ich bezweifelte, dass es bei diesem anders war. Auch wenn ich ihn gerne wieder an diesem einen besonderen Tag im Monat bei mir hätte, noch lieber wäre es mir, wenn er auf einen von Sirius Briefen reagieren würde.
Mein Ehemann ging langsam die Wände hoch. Am Anfang war er noch besorgt gewesen, dann machte er sich Vorwürfe. Nach den ersten vier Wochen ging es dann langsam in Wut auf den Werwolf über, die seit einer Woche sich wieder mit den Schuldgefühlen abwechselten. Doch egal, wie er gerade drauf war, er litt furchtbar unter der Abwesenheit seines Freundes.
„Guten Morgen, Carolin!" Marlene kam zu mir. In einer Hand eine Tasse Kaffee, in der anderen mit Kakao.
„Samuel wird bald von seiner Frühschicht nach Hause kommen. Glaubst du, ich sollte ihm auch einen hinstellen?"
„Das hast du mich schon gestern gefragt. Und vorgestern. Er hat sich jedes Mal darüber gefreut, dass wir ihm Essen und Kakao hingestellt haben." Marlene stellte ihre Tasse auf ihrem Platz ab, half Elaina, die mit ihr in das Esszimmer gekommen war, beim Abstellen nichts zu verschütten, dann stellte sie mir den Kaffee, welcher wohl für meinen Ehemann war, vor die Nase.
Der Geruch stieg mir in die Nase und ich merkte, wie mein Magen anfing zu protestieren, so wie eigentlich schon die letzten zwei Tage. Dauernd ging es mir schlecht, dazu kam noch, dass ich mich furchtbar müde fühlte. Daher hatte ich mich auch die letzten zwei Tage krank gemeldet. Marlene, die sich gerade darüber beklagte, dass ihr Partner ausnahmsweise Mal diese Woche die Frühschicht hatte, sah mich mit schiefgelegten Kopf an.
„Immer noch übel?" Ich nickte leicht.
„Du bist schwanger."
„Nur weil einem Übel ist, ist man noch lange nicht schwanger."
„Aber ungeschützter Geschlechtsverkehr und Übelkeit schreien danach." Elaina sah mit großen Augen zwischen Marlene und mir hin und her.
„Würdest du solche Themen am Esstisch bitte unterlassen? Vor allem wenn Elaina dabei ist."
„Ihr seid so verklemmt. Außerdem versteht sie eh nicht, wovon wir reden. Nicht wahr, Kleine?" Das Kindergartenkind sah etwas beleidigt aus.
„Doch. In deinem Bauch wächst Samuels und dein Kind und in Carolins Bauch, dass von Sirius und ihr. Zwei neue Spielkameraden für mich." Die letzte Aussage brachte sie zum Strahlen. Ich sah wütend zu meiner besten Freundin. Wenn ich jetzt nicht schwanger war, wäre meine Großcousine mehr als nur enttäuscht. Diese hatte ein Engelsgrinsen aufgesetzt.
„Wir sind bei der Aufklärung weiter als gedacht." Ich verdrehte meine Augen.
„Ich gehe zum Arzt, aber nicht weil ich schwanger bin, sondern weil ich wissen will, warum mir ständig schlecht wird."
„Sie ist schwanger. Deshalb." Marlene versuchte diese, an Elaina gerichtete Information gar nicht zu verheimlichen. Ich seufzte leise, bevor ich mich wieder meinem Kamillentee zuwandte, der vor mir stand.

Samuel hatte einen Arm um mich gelegt, während wir darauf warteten, dass der Heiler uns das Ergebnis meiner Untersuchung mitteilte. Auch wenn mir schon lange klar war, dass Marlene recht hatte. Schon bevor meine beste Freundin ihre Vermutung hinausposaunt hatte, war mir der Gedanke gekommen, ich könnte schwanger sein. Müdigkeit und Übelkeit waren zwei Anzeichen dafür. Vielleicht keine Eindeutigen, doch wenn man Sirius und meine Einstellung zum Thema Kinder mit einbezog, war es doch ein deutlicher Hinweis.
Trotzdem wollte ich es nicht aussprechen. Schon gar nicht vor Elaina oder meinem Ehemann. Beide würden furchtbar enttäuscht sein, wenn ich am Ende doch nicht schwanger war. Und um ehrlich zu sein, wollte ich es auch nicht aussprechen, wenn es nicht wahr war. Es meinen Freunden und meiner Familie zu erzählen, würde das Ganze real machen. Der Heiler vor uns räusperte sich.
„Herzlichen Glückwunsch, Carolin, du bist schwanger. Im zweiten Monat, genauer gesagt ungefähr in der sechsten Woche."
„Das kann nicht sein. Ich hatte letzten Monat meine Periode." Ich stockte. Wenn man es genau nahm, hatte ich da meinen ersten Verdacht gehabt, ich könnte ein Kind erwarten. Durch Remus Verschwinden war es allerdings schnell wieder in Vergessenheit geraten.
„Es waren Einnistungsblutungen. Ich bin so ein Vollidiot." Samuel strich mir liebevoll über die Schulter.
„Mache dir keine Vorwürfe deshalb."
„Ich gebe dir einen Trank gegen die Schwangerschaftsbeschwerden mit." Ich nickte leicht.

Sirius saß auf dem Sofa. Die Beine hatte er an seinen Körper herangezogen, während er durch die Fenster nach draußen sah. Vorsichtig klopfte ich gegen den Türrahmen, um die Aufmerksamkeit meines Ehemanns auf mich zu lenken.
„Stallbursche?"
„Du warst doch noch bei der Arbeit. Was ist denn bei der Untersuchung im Mungos herausgekommen?" Ich ließ mich ebenfalls auf dem Sofa nieder.
„Ich bin nicht krank." Ich biss mir nervös auf meiner Unterlippe herum.
„Warum ist dir dann andauernd schlecht? Ich meine, da muss doch – Du bist schwanger!" Auf dem Gesicht meines Partners erschien ein breites Grinsen. Ich nickte leicht.
„In der sechsten Woche." Sirius fiel mir mit einem breiten Grinsen um den Hals.
„Wir kriegen ein Kind. Hier wächst jetzt ein kleiner Carolin-Sirius-Mischling heran." Die Hand meines Ehemanns wanderte auf meinen Bauch.
„Unser kleiner, süßer Welpe. Oder ist es unser kleines, süßes Kätzchen? Ein Welpen-Kätzchen-Hybrid." Ich musste lachen, auf Grund von Sirius komischen Ideen.
„Wie kommst du auf Welpen-Kätzchen-Hybrid?"
„Du bist ein Löwe, also eine Großkatze und ich bin bekanntlich ein großer flauschiger Hund. Also ist sie zur Hälfte ein Kätzchen und zur anderen Hälfte ein kleiner süßer Welpe." Ich schüttelte grinsend den Kopf.
„Du bist verrückt, Sirius."
„Ja, das bin ich wohl."

Im Halbschlaf tastete ich nach Sirius, welcher mich meistens mit beiden Armen fest umklammerte. Doch heute fehlten sie. Auch bei meiner Suche blieb mein Ehemann verschwunden. Unsicher machte ich meine Augen auf.
„Sirius?" Keine Antwort. Ich tastete nach dem Wecker auf dem Nachtisch. Drei Uhr morgens. Keine Uhrzeit, wo man ihn oft außerhalb unseres Bettes antraf. Vor allem, wenn man bedachte, dass wir beide morgen Arbeiten mussten.
Jetzt vollkommen verunsichert, machte ich das Licht an. Hoffentlich war der junge Mann wirklich nicht mehr hier im Raum. Ansonsten würde ich ihn noch mit dem Licht wecken. Doch auch als das schwache Licht den Raum erleuchtete, blieb mein Ehemann verschwunden. Dafür blinzelte mich Bubble an.
„Du warst aber nicht hier, als wir ins Bett gegangen sind, Bubblechen. Wo ist Sirius hingegangen?"
„Nach unten. Er hat schlecht geschlafen", kam mauzend die Antwort. Gähnend stand ich auf. Unter diesen Umständen sollte ich unbedingt mal nach ihm gucken.

Suchend sah ich in den letzten Raum, in den ich noch nicht gesehen hatte. Das Esszimmer. Doch auch hier war mein Ehemann nicht zu finden.
„Sirius? Bist du hier irgendwo?" Noch immer bekam ich keine Antwort von ihm. Zur Sicherheit überprüfte ich noch einmal die Türen, welche auf die Terrasse führten, doch diese waren zu.
„Sirius?" Merlin, wo war er denn? Unsicher lief ich die Treppe wieder herauf, nicht ohne vorher nochmal zu überprüfen, ob er nicht doch gerade im Bad war. Doch dort war er nicht, genauso wenig wie in den leerstehenden Räumen, der ersten Etage, dort im Bad, in Jeans Zimmer, auch wenn ich nicht wüsste, warum er dort sein sollte, bei Elaina, welche zum Glück nicht aufgewacht war, oder ganz oben. Schließlich kam ich vor der Zimmertür von Marlene und Samuel an. Vorsichtig klopfte ich.
„Samuel?" Keine Antwort. Vermutlich schlief er noch. Unsicher sah ich die Tür an. Ich wollte nur ungern einfach reinplatzen, doch ich würde nicht mehr eine ruhige Minute verbringen, wenn ich nicht mit irgendjemanden reden würde. Also betrat ich verunsichert den Raum.
„Samuel?" Ich verbesserte meine Augen, damit ich nicht irgendwo herüberstolpern würde auf dem Weg zum Bett. Mir blieb das Herz stehen. Meine beste Freundin lag eindeutig alleine dort drin.
„Marlene?" Leises Grummeln war die Antwort.
„Marlene, wach auf!" Ich rüttelte an der Schulter, der anderen Nymphe.
„Was ist denn Carolin?"
„Wo ist Samuel?"
„Der hat doch Frühschicht. Jetzt lass mich schlafen. Ich muss mich morgen mit Franzosen rumschlagen. Nach meinen Erfahrungen mit denen brauche ich dafür viel Kraft und Schlaf." Die Ministeriumsangestellte drehte sich von mir weg.
„Weißt du auch, wo Sirius ist?"
„Im Bett oder ist er aufs Sofa geflüchtet?" Ich setzte mich auf die Bettkante.
„Ich habe das Haus durchsucht, ihn aber nicht gefunden. Marlene, ich mache mir wirklich sorgen. Bubble meinte, er hätte schlecht geschlafen und jetzt ist er weg. Was ist, wenn er jetzt genauso verschwindet wie Remus?"
„Der ist bestimmt nur nach draußen gegangen, um spazieren zu gehen."
„Marlene, ich mache mir wirklich sorgen um ihn. Normalerweise verschwindet er doch nicht einfach so."
„Komm ins Bett und schlafe. Der taucht schon wieder auf." Ich schüttelte leicht den Kopf.
„Ich rufe jetzt bei James an." Bei den zwölf Göttern, war ich gerade dankbar dafür, dass sich Lily in Bezug auf Muggeltechnik gegenüber meinen Schwager durchgesetzt hatte, weshalb sie ein Telefon besaßen. Sie hatte James sogar beigebracht, mit diesem umzugehen, weshalb er nicht mehr in den Hörer schrie.
„Hast du geguckt, ob er dir irgendwo eine Nachricht dagelassen hat?" Ich schüttelte leicht den Kopf.
„Nein, nicht genau, aber ich habe keine gesehen."
„Ich gehe dir suchen helfen. Ansonsten lässt du mich nicht schlafen."

Man hörte das Tuten vom Telefon, welches zeigte, dass eine Verbindung aufgebaut wurde.
„Nehmt endlich ab!" Ich sah ungeduldig auf den Hörer in meiner Hand hinab.
„Carolin, sie werden schlafen. Lege auf." Ich schüttelte den Kopf.
„Nicht bevor ich nicht weiß, wo Sirius ist."
„Nicht bei James, sonst wäre schon längst jemand drangegangen." Man hörte, wie jemand das Telefon abnahm.
„Evans", hörte man eine ziemlich verschlafene Lily am anderen Ende der Leitung.
„Ist James da?"
„Was denkst du, Carolin? Es ist mitten in der Nacht."
„Gib mir James."
„Deine Schwägerin verlangt nach dir." Man hörte, wie der Hörer weitergereicht wurde.
„Carolin, warum rufst du hier mitten in der Nacht an? Es gibt Menschen, die brauchen –"
„Ist Sirius bei euch?", unterbrach ich ihn einfach wieder.
„Warum sollte er?"
„Weil er nicht hier ist. Ich habe überall gesucht. Keine Nachricht, keine Spur von ihm. James, ich mache mir Sorgen. Hast du eine Idee, wo er sonst sein könnte?" Ich merkte, wie Marlene mir vorsichtig über die Schulter strich, während es am anderen Ende der Leitung still war.
„Wir sind in zwei Minuten bei euch."

Unruhig lief ich auf und ab. Nachdem ich mit meinem Anruf James und Lily geweckt hatte, nahm mir Marlene das Telefon ab, weshalb ich doch nicht mehr meinen Plan nachgehen konnte, alle Bekannten anzurufen, die ein Telefon besaßen. Stattdessen wurde ich ins Wohnzimmer geschoben, wo ich seit geschlagenen dreißig Minuten herumtigerte. James tat es mir gleich. Auch er lief unruhig hin und her, während Marlene und Lily im Halbschlaf auf dem Sofa saßen.
„Vielleicht wurde er entführt." Ich biss mir unruhig auf meiner Unterlippe herum.
„Ihr habt die Schutzzauber erhöht. Hier kommt niemand rein, den ihr nicht hier haben wollt", gähnte Lily.
„Aber seine Schuhe sind noch da. Er ist also nicht rausgegangen." Ich rieb mir verzweifelt über die Augen, die drohten zuzufallen.
„Flohpulver?" James fuhr sich unruhig durch die Haare.
„Wir haben den Kamin nicht angeschlossen."
„Apparieren?"
„Apparierschutz. Deshalb laufen wir immer so weit, James."
„Irgendwie muss er doch weggekommen sein. Oder jemand muss ihn geholt haben! Er kann doch nicht einfach weg sein. Das geht nicht!" Ich merkte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen, während meine Knie anfingen zu zittern. Ich merkte, wie sie langsam nachgaben und ich weinend auf den Teppich fiel.
„Carolin, Sirius wird mit Sicherheit wieder auftauchen." Lily kam zu mir gelaufen. Vorsichtig nahm sie mich in den Arm.
„Und was wenn nicht? Wie soll ich das unserem Kind erklären? Dein Vater ist einfach verschwunden?"
„Wie Kind?" James sah mich verwirrt an.
„Ich bin schwanger. In der sechsten Woche. Wir haben es heute bestätigt bekommen. Also gestern eigentlich schon. Es ist schließlich schon nach Mitternacht."
„Ich werde Onkel?" Mein Schwager sah mich ziemlich verwirrt an. Ich nickte leicht.
„Ihr habt es heute erfahren?" Lily sah vielsagend zu Marlene. Mal wieder ein Blick, den ich nicht wirklich verstand.
„Was ist?"
„Schon mal daran gedacht, dass er – vielleicht will er keine Kinder haben. Jedenfalls jetzt noch nicht."
„Sirius und ich wollen beide Kinder haben. Wir haben schon oft darüber gesprochen." Man hörte den Schlüssel vorne in der Haustür.
„Sirius?" Ich wollte aufspringen, um in den Flur zu rennen, doch James war wesentlich schneller. Er sprang auf und rannte zur Tür.
„Sirius Orion Black, was fällt dir eigentlich ein?"
„James? Was machst du denn hier?"
„Was glaubst du eigentlich, was passiert, wenn deine Ehefrau aufwacht und du nirgendwo zu finden bist? Nicht einmal eine Nachricht hast du dagelassen! Spinnst du eigentlich komplett? Dass du dich überhaupt noch hierher traust! Wir waren krank vor sorgen! Du bist so ein Vollidiot!", hörte ich meinen Schwager im Flur schreien. Erschöpft stand ich auf. Meine Knie fühlten sich noch immer total wackelig und unsicher an.
„James, hör auf, ihn anzuschreien." Ich lehnte mich an den Türrahmen.
„Merlin, Carolin, du siehst schrecklich aus!" Sirius ließ seinen Bruder einfach stehen und kam zu mir herüber.
„Du warst einfach weg. Ich dachte, dir wäre sonst etwas passiert. Nicht einmal ein Zettel hast du dagelassen." Mein Partner zog mich in seine Arme.
„Es tut mir leid, Prinzessin. Ich wollte euch keine Sorgen bereiten. Ich – T'schuldigung." Der junge Mann sah beschämt zu Boden, während er unruhig hin und her wippte. An seinen Füßen trug er seine Hausschuhe, die wohl nun keine mehr waren. Jedenfalls nicht der Dreckschicht darunter nach zu urteilen.
„Warum bist du denn weggelaufen?" Betretendes Schweigen war die Antwort auf James Frage.
„Sirius, rede mit uns!" Mein Schwager schüttelte meinen Ehemann leicht an der Schulter.
„James, hör auf! Sirius sieht auch nicht wirklich gut aus. Lass ihn erstmal richtig reinkommen." Lily zog ihren Freund von seinem Bruder weg, während mein Ehemann in Richtung Treppe lief, wo er sich drauf setzte und dann von seinen Schuhen befreite. Das allerdings extrem langsam und da es sich um Hausschuhe handelte, war die ganze Aktion sowieso unnötig. Mit einem leisen Gähnen lief ich zu ihm rüber.
„Willst du erstmal nur mit mir darüber reden, was los ist?" Leichtes Nicken war die Antwort. Ich setzte mich neben ihn.
„Bubble meinte, du hättest schlecht geschlafen." Mein Partner seufzte leise.
„Glaubst du, ich werde ein guter Daddy für unseren kleinen Mischling?" Er strich vorsichtig über meinen Bauch.
„Natürlich wirst du einer. Wahrscheinlich der beste Daddy der Welt." Er schluckte schwer.
„Das hat Andromeda auch gesagt, aber – was ist, wenn ich wie mein Vater werde? Ich will ein guter Papa sein, aber ich weiß nicht, wie das geht. Was ist, wenn ich auch ein Schläger werde, so wie er einer ist? Fleamont meinte mal, Schlagen zeige im Prinzip, nur die Ohnmacht der Eltern und die Unfähigkeit eine Situation anders zu lösen. Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn mal ein Problem kommt. Was ist, wenn ich dann auch zuschlage?" Liebevoll strich ich ihm über die Haare.
„Ich weiß, dass du ein guter Vater wirst. Weißt du auch warum?" Kopfschütteln war die Antwort.
„Weil du unser Kind lieben wirst. Egal, was passiert. Du wirst ihm jeden Abend eine Geschichte vorlesen, so wie du es bei Elaina tust, egal ob es tagsüber Ärger gemacht hat oder nicht. Egal wie viel Blödsinn Elaina bisher angestellt hat, du bist nie laut geworden. Du bist immer ruhig geblieben und glaube mir, vom Zuschlagen warst du immer sehr weit weg. Du wirst niemals zur Gewalt greifen. Da bin ich mir absolut sicher."
„Und wenn ich etwas anderes falsch mache? Vielleicht bin ich zu lieb. Oder zu –"
„Hey, Sirius, kein Vater ist perfekt. Meiner war es nicht, Fleamont ist es nicht und dein Vater war es ganz und gar nicht. Trotzdem ist aus uns allen etwas geworden. Du wirst Fehler machen. Das ist vollkommen in Ordnung und menschlich. Nur bitte, tue mir den Gefallen und laufe nie wieder mitten in der Nacht weg, um zu Andromeda zu gehen. Ich war krank vor Sorge und dachte, ich würde dich nie wieder sehen."
„Egal, was passiert, ich werde immer zu dir zurückkehren. Zu euch beiden."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top