Kapitel 1

Elaina rannte zwischen der Küche und dem Esszimmer hin und her. Dabei brachte sie immer wieder Essen zum Frühstückstisch. Sirius, der in der Küche stand, reichte dem jungen Mädchen dies immer, während ich im Esszimmer war und den Tisch deckte. Eine Etage höher hörte man das Wasser rauschen. Jean war demnach noch oben am Duschen.
„Fertig!" Elaina stellte stolz die Milch auf den Tisch.
„Das ist super, Elaina. Sobald Jean kommt, können wir frühstücken." Meine Großcousine nickte, dann setzte sie sich zu Nala, die mal wieder vor der Terrassentür in der Sonne lag. Glücklich fing sie damit an, die Katze zu streicheln, was diese mit einem dankbaren leisen Schnurren quittierte. Lächelnd sah ich dabei zu, wie sich das Mädchen mit der Katze beschäftigte, während mein Freund aus der Küche kam. Er hielt eine Tasse Kakao in der Hand. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, stimmte ihn diese Tatsache allerdings nicht wirklich glücklich. Vielleicht war der Kauf einer Kaffeemaschine doch eine gute Idee, auch wenn Sirius der einzige Mensch in diesem Haushalt war, der dieses ekelhafte Gebräu trank. Doch dafür sah er morgens nicht mehr traurig seine Tasse an. Spätestens zum Geburtstag würde ich ihm eine Maschine schenken. Natürlich konnte ich ihm auch eine als verspätetes Geburtstagsgeschenk besorgen. Schließlich hatte er die letzten zwei Jahre von mir nichts bekommen.
„Worüber denkst du nach, Prinzessin?" Sirius sah mich neugierig an.
„Nichts, Stallbursche. Ich bin wahrscheinlich noch nicht ganz wach." Jetzt sah er ziemlich misstrauisch an. Er hatte wohl mitgekriegt, dass ich gerade gelogen hatte. Jean kam breit grinsend in den Raum rein.
„Wir können frühstücken." Elaina sprang von ihrem Platz auf.
„Essen!" Das Mädchen kletterte auf ihren Platz.

Jean saß auf der Küchenablage. Sie hatte ein Trockentuch in der Hand, mit welchem sie die von mir frischgespülten Dinge abtrocknete.
„Baut ihr heute an der Terrasse weiter?" Meine Cousine sah fragend zu mir herüber.
„Da wir irgendwann einmal gerne fertig werden wollen, bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Allerdings müssen wir auch einkaufen gehen. Wir brauchen Lebensmittel und da wir mit buddeln und dem Kies reinschaufeln fast fertig sind, sollten wir langsam mal die Terrassenplatten kaufen. Sirius wird hierbleiben und weiter buddeln, während ich einkaufen fahre. Elaina und du, ihr könnt euch entscheiden, ob ihr mit mir kommen wollt oder ob Sirius von euch Hilfe bekommt."
„Kann ich mit einkaufen kommen? Ich habe keine Lust, noch ein Tag zu schaufeln." Ich lachte leise.
„Ich glaube, Sirius ist die einzige Person, die noch wirklich Spaß daran hat. Er vergisst dabei ganz, dass er, schon seit Tagen keinen Kaffee mehr bekommen hat."
„Ach, deshalb guckt er immer so traurig seinen Kakao an." Ich nickte leicht.
„Ja, er vermisst seinen Kaffee." Ich gab Jean die letzte Tasse, die noch gespült werden musste. Dann nahm ich das saubere und trockene Geschirr, welches ich mit in das Esszimmer nahm. Durch die geöffnete Gartentür sah ich Sirius und Elaina, die beiden schon damit beschäftigt waren, den restlichen Kies in die Grube zu schaufeln. Also würde die Dreijährige wohl bei meinem Freund bleiben.

Ich hielt den Wagen auf dem Supermarktparkplatz an. Glücklicherweise war fast direkt vor dem Laden ein Parkplatz frei.
„Hast du den Einkaufszettel?" Ich sah zu meiner Cousine, die auf dem Beifahrersitz saß. Hinten konnte sie auch gar nicht mehr sitzen, da die Rückbänke zu Gunsten unserer Einkäufe rausgeflogen waren. Dafür hatten wir sämtliche Steine in den Kofferraum packen können und für die Lebensmittel auch noch Platz. Na gut, wir hatten die Steine nicht eingeladen, sondern die beiden netten Angestellten des Baumarktes, aber wenn sie sich schon anboten, mussten Jean und ich uns nicht damit abmühen, diese verdammten Steine da rein zu laden.
„In meiner Hosentasche."
„Perfekt, dann können wir los."

„Wir brauchen noch Milch." Jean lief Richtung Kühlabteilung.
„Jean, warte noch kurz." Ich hatte den Gang mit Kaffeepulver entdeckt. Meine Cousine kam zu mir zurück. Sie sah sich grinsend um.
„Willst du deinem Freund einen Gefallen tun?" Ich nickte.
„Er hat sich eine Kaffeemaschine verdient. Jetzt müsste man nur herausfinden, welches Kaffeepulver gut ist."
„Oder ob wir Kaffeebohnen wollen."
„Oder wir bauen selber Kaffeebohnen an. Sie riechen nach Jasmin, wenn sie blühen und Kaffee aus frischen Bohnen schmeckt bestimmt am besten."
„Und du willst noch eine neue Pflanze haben." Ja, das auch.
„Wie wäre es, wenn wir erstmal nach einer Kaffeemaschine gucken. Vielleicht ist sie gar nicht für ganze Bohnen geeignet." Es brachte irgendwie nichts, sich für Kaffeepulver oder Bohnen zu entscheiden, wenn wir keine Maschine hatten.
„Wir werden eine für ganze Bohnen kaufen", stellte meine Cousine kichernd fest.
„Ja, das werden wir."
„Riechen die Pflanzen wirklich nach Jasmin?"
„Ja, das tun sie."
„Ich mag den Geruch." Die Blondine sah grinsend zu mir.
„Ich auch."

Ich schob die neue Kaffeemaschine in das Auto. Damit hatten wir all unsere Einkäufe eingeladen.
„Ich bringe den Einkaufswagen weg." Jean schnappte sich den Wagen und rannte zu dem Unterstand, wo die Einkaufswagen geschützt vor dem Wetter standen. Ich schloss den Kofferraum und wartete darauf, dass meine Cousine zurückkehrte. Allerdings kam sie nicht. Seufzend schloss ich den Wagen wieder ab und lief ihr nach. Was machte das Mädchen denn so lange? Automatisch tastete ich mit meiner rechten Hand nach meinem Zauberstab.
„Jean?"
„Carolin, guck mal, was ich gefunden habe!" Die Blondine kam aus den Gebüschen hinter den Einkaufswagen hervor. Aufgeregt zog sie mich sofort wieder in die Richtung, aus der sie gekommen war.
„Was ist denn los?" Man hörte ein leises Winseln aus dem Gebüsch. Es hörte sich ein bisschen nach Hundewelpen an. Jean schob ein paar Äste auseinander und ein großer Karton kam zum Vorschein. In ihm saßen 3 kleine Hundewelpen. Dem Aussehen nach waren es Neufundländer. Zwei von ihnen waren ganz schwarz und einer war dunkelbraun.
„Die sind ja süß." Einer der schwarzen Hundewelpen kratzte traurig an der Außenwand. Offensichtlich wollte er raus.
„Was glaubst du, was die Welpen hier im Karton machen?"
„Vermutlich hat sie jemand ausgesetzt. Kannst du einmal kurz Wache stehen?" „Klar, plaudere kurz mit den kleinen Rackern." Sie kroch wieder aus dem Gebüsch, während ich einen der Welpen aus der Kiste holte.

Vorsichtig zogen Jean und ich zusammen die Kiste aus dem Gebüsch. Ich hatte zwischenzeitlich unser Auto umgeparkt, sodass wir die Hundewelpen nicht weit tragen mussten. War wahrscheinlich auch besser. Zum einen liefen sie aufgeregt in der Kiste herum, zum anderen waren es Neufundländerwelpen und die waren nun einmal groß und schwer. Allerdings waren die Welpen schon ein paar Tage in dem Gebüsch gewesen, weshalb sie vollkommen abgemagert waren. Zu Hause würden sie auf jeden Fall als erstes Futter bekommen. Thema Futter.
„Jean, wir müssen noch Hundefutter kaufen gehen."
„Hatten wir nicht mal Geldprobleme? Haben die sich in Luft aufgelöst oder warum haben wir das Geld für eine Kaffeemaschine und dafür drei Hundewelpen aufzunehmen?"
„Ich fange bald meine Ausbildung an und Samuel hat sein Gehalt als Heiler. Finanziell geht es langsam wieder Berg auf. Das bekommen wir hin."
„Heißt das, ich bekomme bald wöchentlich eine Tafel Schokolade geschickt?"
„Du bekommst doch genug Süßigkeiten in Hogwarts."
„Aber nur zu den Mahlzeiten."
„Warst du noch nie in den Küchen bei den Hauselfen?"
„Nein, war ich noch nicht."
„Sirius wird dir eine Wegbeschreibung mit nach Hogwarts geben und du musst ein paar Hauselfen von mir grüßen. Aber übertreibe es nicht, verstanden? Wenn Professor McGonagall uns schreibt, dass ihr euch nur noch von Süßigkeiten ernährt, sorge ich dafür, dass du in den Küchen nichts mehr kriegst." Meine Cousine lachte leise.
„Ich werde es in Maßen halten. Versprochen." Zufrieden nickte ich.

Ich schloss die Haustür auf. Keine einfache Aufgabe, wenn man Jean dabei half die Kiste mit den Welpen zu tragen und deshalb eigentlich gar keine Hand frei für diese Arbeit hatte. Doch irgendwie hatte ich es geschafft, eine Hand zu befreien, mit der ich nun die Haustür öffnen wollte. Der braune Welpe bewegte sich, weshalb das Gleichgewicht der Kiste in Gefahr geriet. Schnell ließ ich den Schlüssel los, um zu verhindern, dass die Kiste umkippte.
Dann halt Plan B. Ich drückte mit meinem Ellbogen die Klingel. Sirius würde uns schon helfen. Drinnen hörte man die Klingel läuten und Schritte, die zur Tür eilten. Schließlich wurde sie geöffnet. Maélys hielt mir ihren Zauberstab unter die Nase. Die Welpen fingen an, zu winseln auf Grund von dem bedrohlichen Auftreten der Kriegsnymphe. Nur einer der beiden Schwarzen fing an, bedrohlich zu knurren.
„Hallo, Maélys."
„Warum klingelt ihr? Habt ihr keinen Haustürschlüssel?"
„Doch aber unsere neuen Mitbewohner bewegen sich zu viel. Du könntest ihn aus der Haustür rausziehen und den Zauberstab weglegen." Die Brünette folgte netterweise meiner Bitte. Etwas zögerlich, aber sie tat es.
„Was machst du überhaupt hier?"
„Ich war mit Marlene bei unserem James und Lily. Wir dachten, wir schauen mal bei euch vorbei. Sirius meinte, ihr wärt einkaufen, allerdings hat er nicht davon gesprochen, dass ihr drei Hunde anschleppt. Vor allem nicht so ungepflegte."
„Wie ungepflegte Hunde?" Mein Freund streckte den Kopf durch die Tür, die zum Esszimmer führte.
„Wir haben drei Welpen gefunden, die ausgesetzt wurden", erklärte ich ganz unschuldig. Sirius kam neugierig näher und betrachtete die Tiere, welche ihn aus großen lieben, aber auch verängstigten Knopfaugen ansahen.
„Und du willst sie behalten?"
„Bis auf weiteres ja." Mein Freund sah mich ein wenig skeptisch an.
„Dir ist klar, dass hier schon vier Katzen ein zu Hause gefunden haben."
„Die werden sich schon vertragen. Als wir Bubble gefunden haben, wurde sie auch schnell aufgenommen."
„Welpen brauchen auch viel Pflege."
„Erstmal sind wir noch fast zwei Monate zu Hause und dann werden sie es schon schaffen, alleine zu Hause zu bleiben." Mein Freund wirkte immer noch nicht so begeistert, wie ich es war. Misstrauisch betrachtete er den Karton.
„Wir können auch nach einem anderen zu Hause für sie suchen, wenn sie dich stören." Ich stellte den Karton vorsichtig ab. Jean schüttelte glücklich die Arme aus.
„Das meinte ich doch nicht, Prinzessin. Aber du kannst doch nicht einfach drei Streuner mit nach Hause bringen." Elaina kam gefolgt von James aus der Küchentür. Anscheinend wollten sie wissen, über was für Tiere wir hier eigentlich genau redeten.
„Hundis!" Die Dreijährige streckte ihre Hand in den Karton, um die Welpen zu streicheln. Diese schienen diese ganze Aufmerksamkeit allerdings nicht gerade angenehm zu finden. Ängstlich versuchten sie, der Hand zu entkommen, weshalb das Mädchen die Hunde in Ruhe ließ.
„Nicht kuscheln." Das Kindergartenkind sah traurig in die Runde.
„Mache dir keine Sorgen, Elaina. Sie werden sich noch einleben." Mein Freund schüttelte leicht den Kopf, bevor er sich Richtung Tür wandte.
„Ich hole mal die Einkäufe rein." Der ehemalige Treiber schob sich an mir vorbei nach draußen.
„Sirius?" Ich sah fragend zu unseren Freunden.
„Habe ich etwas Falsches gesagt? Ich wollte ihn nicht mit den Hunden verärgern. Die Hunde haben mir nur leidgetan."
„Weißt du Carolin, es gibt Menschen die Reden darüber, wenn sie neue Tiere anschaffen gehen."
„Ich habe sie gefunden und nicht angeschafft."
„Und du hast jetzt schon entschieden, dass sie bleiben." Lily sah mich tadelnd an.
„Wir können sie auch wieder abgeben, aber erst wenn sie aufgepäppelt sind. Seht euch an, wie dünn sie sind." James seufzte leise, während Sirius mit der Tüte voller Einkäufe und der Kaffeemaschine wiederkam.
„Carolin?"
„Du hast die Kaffeemaschine entdeckt. Gefällt sie dir?" Seinem Gesicht nach zu urteilen, war er nicht erfreut.
„Können wir mal kurz unter vier Augen sprechen?" Offensichtlich war er ganz und gar nicht so begeistert von den Mitbringseln wie ich.

Schuldbewusst sah ich zu Boden, während wir die Einkäufe einräumten. Ich fühlte mich gerade ein wenig wie ein kleines Kind, welches gleich eine Standpauke bekam.
„Seit wann brauchen wir eine Kaffeemaschine?"
„Du trinkst doch gerne Kaffee. Ich dachte, ich mache dir eine Freude." Ich sah traurig zu der neuen Maschine. Mein Freund schob die neuen Mehlpackungen in das Regal.
„Carolin, ich finde es echt nett von dir, für mich eine Kaffeemaschine kaufen zu wollen, aber ich brauche keine. Das ist rausgeschmissenes Geld. Kauf lieber für deine drei Welpen Spielzeug oder so." Er sah zu mir herüber. Trotzdem wagte ich es nicht, aufzusehen.
„Wenn du dann morgens nicht mehr traurig deinen Kakao ansiehst, ist es kein rausgeschmissenes Geld." Sirius zwang mich dazu, ihn anzusehen.
„Prinzessin, du hast es nett gemeint, aber eine Kaffeemaschine ist teuer. Von dem Geld hättest du dir etwas Schöneres kaufen können."
„Ich wollte mal etwas für dich kaufen. Du gibst andauernd Geld für mich aus, jetzt warst du mal dran. Außerdem haben wir doch mit dem Gehalt von Samuel und von unseren beiden Ausbildungen genug. Als Heiler verdient man nicht gerade schlecht. Als Auror wirst du wahrscheinlich vergoldet, also stell dich nicht so wegen der Kaffeemaschine an."
„Wir haben unsere Ausbildungsplätze noch nicht sicher." Ich verschränkte meine Arme.
„Kann man dir nicht einmal etwas Gutes tun, ohne dass du sofort ein schlechtes Gewissen hast?" Jetzt sah mein Freund beschämt zu Boden.
„Danke sehr." Ich seufzte leise. Irgendwie war es ganz anders verlaufen als gedacht.
„Müssen wir uns wirklich streiten, weil ich dir etwas Gutes tun will?"
„Nein, ich will nur nicht, dass du wegen mir auf irgendwas –"
„Ich bekomme dank dir eine Pflanze. Deine Kaffeemaschine braucht schließlich auch Kaffeebohnen." Mein Freund fing an zu lachen.
„Was willst du da ansonsten rein tun?"
„Dir ist klar, dass Kaffeebohnen geröstet werden müssen, richtig?" Ich schüttelte den Kopf.
„Jetzt weißt du es."
„Dann haben wir eine Kaffeemaschine ohne Bohnen, außer du hast Lust, später zu üben, wie man diese röstet. Artemis weiß bestimmt, wie es geht." Mein Freund fing an, laut zu lachen.
„Hast du nicht mit deinen Welpen und deinem Besuch zu tun?"
„Heißt das, wir behalten die kleinen Racker?"
„Wenn Samuel nichts dagegen hat und ich mindestens einen Namen aussuchen darf, werden wir sie behalten."
„Samuel hat nichts dagegen. Wir haben früher öfter mal Streuner aufgenommen. All unsere Katzen waren mal Streuner und die Pferde haben wir auch spontan irgendwo gerettet. Mikki haben wir von den Kindern eines alten Ehepaars bekommen. Das Ehepaar ist gestorben. Die Kinder wussten nicht wohin mit dem Pferd und wir haben ihn dann mitgenommen. Ich fürchte, es wird noch öfter passieren, dass wir irgendwelche neue Tiere bekommen." Das bellende Lachen des zukünftigen Aurors wurde noch ein wenig lauter.
„Ich liebe dich, Sirius."
„Ich dich auch, Carolin. Jetzt geh mal deine Welpen füttern." Er drückte mir das Welpenfutter in die Hand. Dann ging er in Richtung Esszimmer davon. Kurz darauf kam er mit einer Schüssel zurück. Belustigt sah er zu mir, da ich mich noch immer keinen Zentimeter bewegt hatte.

Wir hatten die Welpen aus dem Karton rausgeholt. Zwei Schüsseln standen auf dem Boden vor dem Kamin. Eine war mit Wasser, die andere mit Welpenfutter gefüllt. Die drei Tiere hatten sich glücklich auf das Essen gestürzt, während meine Freunde sich auf den Sitzgelegenheiten gemütlich gemacht hatten und mir bei der Pflege von den drei Streuner zusahen.
Elaina hatte sich wieder in Richtung der Tiere getraut. Sie hatte sich mit Nala neben mich gesetzt. Die Riesenkatze hatte sich vor uns beiden zusammengerollt und betrachtete müde die kleinen Welpen. Ob sie sich wohl daran erinnerte, wie sie damals von uns aufgenommen worden waren? Oder dachte sie an Bubbles Einzug und hoffte, diese neuen Tiere würden nicht andauernd fast ertrinken.
Liebevoll strich ich der Katze über den Kopf. Egal, was sie dachte, sie schien auf jeden Fall nichts gegen den neuen Bewohner zu haben. Jedenfalls ließ sie einen der zwei schwarzen Welpen vorsichtig auf sich zu tapsen, als dieser zu mir herüber kam. Der kleine Hund rollte sich auf meinem Schoß zusammen. Elaina streckte vorsichtig ihre Hand nach ihm aus, um den Streuner zu streicheln. Dieser sah misstrauisch zu meiner Großcousine.
„Das ist nur Elaina. Sie ist ganz lieb." Ich strich dem Tier beruhigend über den Kopf, weshalb er sich wieder friedlich zusammenrollte. Elaina tätschelte dem Welpen den Kopf. Sirius setzte sich vorsichtig hinter mich und besah den Hund auf meinem Schoß.
„Wir nennen ihn Tatze Junior." Hinter uns hörte man James lachen.
„Du willst den Kleinen ernsthaft Tatze Junior nennen?"
„Hast du was dagegen? Väter benennen ihre Söhne oft nach sich selbst."
„Aber es ist ein Hund."
„Carolin, ich will ihn Tatze Junior nennen. Du hast gesagt, ich darf einen Namen aussuchen."
„Darfst du auch und wenn du unbedingt willst, werden wir ihn Tatze Junior nennen. Allerdings sollten wir vorher herausfinden, ob Tatze Junior ein Junge oder ein Mädchen ist."
„Ansonsten nennen wir sie nach ihrer Mama, dann heißt sie Prinzessin Junior." Mein Freund sah ziemlich entschlossen aus.
„Der braune Welpe wird Cappuccino getauft."
„Wir nennen keinen Hund nach einer Kaffeesorte", unterbrach ich meinen Freund, doch dieser ignorierte es.
„Und den dritten –"
„Ist das nicht der, der mich vorhin angekläfft hat?" Maélys sah belustigt zu dem schwarzen Hund, der noch nicht von meinem Freund einen schrecklichen Namen bekommen hatte.
„Ja, das ist er."
„Nenne ihn Coquin."
„Das hört sich sehr französisch an."
„Um es für euch zu Übersetzten, es heißt frech." Ich sah die Kriegsnymphe empört an.
„So werden wir keinen Hund nennen."
„Wollen wir nicht erstmal herausfinden, wer ein Mädchen und wer ein Junge ist?", stoppte Lily die Diskussion. Das war auf jeden Fall eine gute Idee. Ich hob den eingedösten Hund auf meinem Schoß hoch. Es war ein er.
„Er wird wohl Tatze Junior heißen." Mein Freund grinste breit. Er nahm mir glücklich den Hund ab. „Hallo, Tatze Junior. Ich bin Tatze Senior und ab jetzt dein Daddy. Ich werde dir ganz viel beibringen. Wie man Stöckchen holt. Wie man eine nette Frau kennenlernt. Wie man Postboten ärgert und vor allem, wie man duscht. Merlin, Tätzchen, wir müssen wohl beide dringend baden gehen." Alle fingen an zu lachen. Ich schnappte mir den braunen Welpen, Cappuccino, wenn es nach meinem Freund ginge.
„Eine kleine Lady." Ich setzte den Hund auf den Boden vor Elaina, die sofort anfing, diesen zu kraulen. Dabei murmelte sie leise: „Liebes Cappuccino." Damit hatte ich verloren. Wenn Elaina beschlossen hatte, dieser Hund würde Cappuccino heißen, würde ihr das niemand mehr ausreden. Nala kam zu den beiden getrapst. Sie legte sich neben den Hund und mauzte zufrieden, während ich den letzten Hund zu mir holte.
„Noch eine kleine Lady."
„Umgeben von hübschen Damen. Da hast du dir aber gute Mitbewohner ausgesucht." Sirius tätschelte dem Hund auf seinem Schoß den Kopf. Dieser schien meinem Freund gar nicht zuzuhören. Er hatte genießerisch die Augen geschlossen und schien eingedöst zu sein.
„Nenne sie Otrere." Maélys betrachtete mit schiefgelegten Kopf den Hund.
„Wie die Amazonenkönigin?" Ich sah belustigt zu der Kriegsnymphe herüber.
„Der kleine Kläffer ist ein Kämpfer. Sie verdient den Namen Otrere. Eines Tages wird sie mal eine großartige Beschützerin von deinen Kids. Sie wird Jungs und Mädchen wegjagen, die ihre Herzen brechen wollen und jeden Feind totbeißen. Das habe ich in ihren Augen gesehen." Ich sah zu der Hündin auf meinen Schoß.
„Dir ist bewusst, dass Neufundländer zu den sanftmütigsten Hunderassen gehört, die es gibt? Sie wird niemanden totbeißen. Niemals." Die Brünette hinter mir lachte.
„Sie wird trotzdem eine Beschützerin. Nicht wahr, Otrere?" Der kleine Hund bellte zustimmend. Grinsend schüttelte ich den Kopf. Offenbar hatten Otrere und Maélys gegenseitig lieb gewonnen.

Samuel liebte die Hunde. Als er nach Hause kam und unsere Truppe mit den drei Welpen im Wohnzimmer entdeckte, glänzten seine Augen glücklich, auch wenn die Welpen sich ängstlich hinter mir verstecken. Na ja, bis auf Otrere. Die Hündin stellte sich vor uns, machte sich ganz groß und als herauskam, dass wir den Jungen kannten, traute sie sich sogar zu ihm. Sehr zur Freude meines Großcousins, der sofort anfing den Welpen zu streicheln.
Samuels Reaktionen auf die Namen war allerdings eine andere als gedacht. Als Elaina ihm stolz erklärte, wir hätten sie Otrere, Tatze Junior und Cappuccino getauft, fing er an, laut zu lachen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, er würde die Hände über den Kopf schlagen und Sirius dafür verfluchen, diese Namen vorgeschlagen zu haben. Doch diese Reaktion war mir sowieso viel lieber.
Auch die neue Kaffeemaschine, die Sirius noch immer als rausgeschmissenes Geld bezeichnete, weshalb Marlene und Maélys ihm gleichzeitig einen Klaps auf den Hinterkopf gaben, fand Samuel eine ziemlich gute Idee. Vielleicht auch weil er die Kaffeebohnenpflanze entdeckt hatte, welche Dank ein bisschen Magie blitzschnell gewachsen war. Sie verbreitete einen angenehmen Geruch im Wohnzimmer und wenn wir die Bohnen später geröstet hatten, würden sie sicherlich guten Kaffee ergeben.

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