Kapitel 50
Ich kletterte in die heulende Hütte. Blaise folgte mir. Antiope schob sich allerdings an ihm vorbei, weshalb er fast gestolpert wäre. Ich kicherte leise.
„Antiope, pass auf! Den brauche ich noch, damit er mich deckt."
„Nur dafür, kleine Primrose?" Von hinten schlangen sich zwei Arme um mich, dann wurde mir ein Kuss auf die Wange gedrückt.
„Ja, nur dafür."
„Nicht weil ich immer zu dir halte? Ein guter Freund bin? Ich dich umarme, wenn du es mal wieder brauchst?"
„Vielleicht auch deshalb."
„Das wollte ich hören."
„Und ich nicht, Welpe." Sirius stand in dem Türrahmen zum Nachbarraum. Er sah ziemlich missmutig zu Blaise und mir. Erster ließ mich wieder los.
„Guten Tag, Mr Black."
„Zabini." Ein freundliches Nicken zur Begrüßung. Dann wandte er sich an mich.
„Komm her, kleiner Welpe! Lass dich durchknuddeln!" Nur allzu gern kam ich der Aufforderung meines Erzeugers nach. Ich kuschelte mich in seine Arme und zog seinen Geruch wieder in mir auf.
Hinter Sirius und mir hörte man sich jemand räuspern. Neugierig sah ich dorthin. Marlon und Jean standen dort. Sie müssen unbemerkt von Hogsmeade aus hier hereingekommen sein.
„Marlon!" Ich löste mich von Sirius nur, um den anderen Mann um den Hals zu fallen.
„Hallo, kleiner Welpe. Wie ich sehe, hast du auch deinen Zabini mitgebracht. Schön dich zu sehen, Blaise."
„Guten Tag, Mr Allaire." Ich sah zu meinem Vater, welcher mit offenem Mund Jean anstarrte, als wäre sie ein Geist, obwohl ihm gesagt hatten, sie würde heute kommen. Das war auch der Grund, warum ich Blaise heute unbedingt mit mir nehmen wollte. Beim Thema leibliche Familie nahm ich jede Unterstützung, die ich kriegen konnte.
„Du bist groß geworden, Jean."
„Nicht so groß wie Elaina."
„Du warst damals auch fünfzehn Jahre alt und das Prinzesschen sechs. Die musste noch mehr in die Höhe schießen. Und jetzt seid ihr beide erwachsen. Du hast Kinder. Meine Babys sind jetzt vierzehn Jahre alt." Blaise schob mich vorsichtig in Richtung meines Erzeugers. Auffordernd sah er mich an. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch.
„Umarme ihn", flüsterte mein Klassenkamerad leise.
„Warum?"
„Weil er gerade etwas Trost braucht. Los, mach schon." Der Slytherin stupste mir ein weiteres Mal in den Rücken. Ziemlich verunsichert kam ich der Aufforderung nach. Sirius Arme schlossen sich sofort um mich.
„Tatze?"
„Keine Sorge, Welpe. Mir geht es gut. Ich habe dich lieb." Er strich mir liebevoll über die Haare. Ich merkte, wie mir jemand eine Hand auf die Schulter legte. Neugierig sah ich auf. Jean Robertson stand neben uns. Sie hatte jeweils mir und Sirius eine Hand auf die Schulter gelegt.
„Es wird alles wieder gut, ihr beiden. Kommt her." Mein Erzeuger ließ sich, ohne zu zögern, an die Blondine ziehen. Damit wurde ich automatisch mitgezogen, da der Flüchtige mich noch immer fest umklammerte. Das war so nicht geplant gewesen.
„Jean, meine liebste Jean. Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe."
„Und ich dich Sirius. Aber mal ganz ehrlich. Du solltest dringend mal wieder unter die Dusche."
„In meiner Luxusunterbringung hier ist leider die Dusche kaputt. Und der Herd auch."
„Aber er lebt im Werwolfstil. Ganz modern", nuschelte ich. Mein Vater fing an zu lachen. Mal wieder sein übliches bellendes Lachen, welches meinen Herz schneller schlagen ließ.
„Blaise und ich haben die Küche geplündert." Ich löste mich von Sirius und Jean. Stattdessen lief ich zu Blaise, welcher meinen alten, zerflederten Rucksack trug. In diesem hatten wir mal wieder ein Haufen Essen gepackt, damit Sirius die nächsten Tage gut versorgt war. Ich nahm meinem Klassenkameraden das Gepäck ab. Dieser überließ es mir nur allzu gern, das Essen im Nachbarraum auf den zerkratzten Tisch auszubreiten.
Ich hatte mal wieder meine Beine an mich herangezogen. Die Erwachsenen schienen es wirklich zu schaffen die letzten dreizehn Jahre einfach irgendwie zu vergessen. Sie lachten und scherzten, als wäre mein Vater nie nach Askaban gekommen. Ich beobachtete alles neugierig von meinem Platz aus. Blaise hatte einen Arm um mich gelegt.
„Alles gut, Ro? Sonst bist du nicht so still?", flüsterte mir mein Klassenkamerad zu.
„Ich bin in sowas nicht gut."
„Macht dir Jean Angst?"
„Ich weiß nicht, was ich tun soll. Familie und ich, das passt nicht so gut zusammen. Gibt es eine Anleitung oder so?"
„Nein. Aber Übung hilft. Bei sämtlichen menschlichen Beziehungen. Krabbel wenigstens auf Sirius oder Marlons Schoß, damit du ein wenig mehr im Geschehen bist." Mir wurde noch einmal ein Kuss auf die Wange gedrückt, dann wurde ich in Richtung meines Erzeugers geschoben. Etwas zögerlich kam ich der Aufforderung nach und setzte mich auf Sirius Schoß.
Seufzend ließ ich Sirius los. Langsam wurde es wohl Zeit zurück zu den anderen Slyhterins in den Gemeinschaftsraum zu gehen. Auch wenn ich viel lieber bei meinem leiblichen Vater und Marlon bleiben würde.
„Mach nur einmal am Tag Blödsinn, Welpe. Lass dich nicht ärgern. Und lerne brav. Wenn man Blödsinn macht, muss man auch gute Noten haben. Jetzt geh endlich. Sonst kommt ihr beide noch zu spät." Der Flüchtige drückte mir noch einen kurzen Kuss auf die Stirn, bevor er mich freigab. Mehr noch. Er schob mich zu Blaise herüber, welcher mit Antiope schon am Geheimgang auf mich wartete.
„Macht es gut." Ich wank den drei Erwachsenen noch einmal zum Abschied zu, bevor ich mich mit Blaise und Antiope auf den Weg machte.
„Und hat dich Jean gebissen?", fragte mich mein Klassenkamerad auf unserem Weg durch den Geheimgang. Ich schüttelte schnell den Kopf. Natürlich nicht.
„Dann ist doch alles gut. Du wirst dich schon an sie gewöhnen. So wie du dich an mich gewöhnt hast", erklärte der Junge bestimmt.
Kaum hatten wir die ersten paar Meter im Gemeinschaftsraum hinter uns gebracht, fiel mir Adina schon von hinten um den Hals.
„Da seid ihr beiden wieder!" Ein breites Grinsen war auf dem Gesicht der anderen Nymphe erschienen.
„Ja, wir sind zurück."
„Und hattet ihr Spaß?"
„Also mir hat es Spaß gemacht. Antiope auch." Ich sah unsicher zu Blaise herüber. Ob er Spaß hatte oder nicht, musste er selbst entscheiden.
„Ich hatte auch Spaß. Auch wenn ich sehr bezweifle, dass aus Rona jemals ein Mensch mit einem natürlichen Maß an Empathie wird."
„Ich kann sehr gut Menschen analysieren. Vom Weitem. Interaktion ist nicht so mein Ding."
„Das haben wir schon sehr oft gemerkt, Rona. Ungefähr jeden Tag", kicherte Adina.
Ich kuschelte mich in mein Bett. Antiope kam ebenfalls zu mir geklettert. Das braune Fellknäuel kuschelte sich wie immer liebevoll neben mich.
„Schlaf gut, Antiope." Ich drückte dem Hund einen Kuss auf die Schnauze. Dann hob ich meine Hand, um wie immer mit einem Fingerschnipsen die Vorhänge zu schließen. Bevor ich schnipsen konnte, ließ sich Adina zu mir aufs Bett fallen.
„Du, Rona?", kam es von der anderen Nymphe.
„Ja, ich bin Rona. Warum redest du nicht in ganzen Sätzen mit mir? Subjekt, Prädikat und Objekt. Und seit wann vergisst du meinen Namen?"
„Du weiß, ich habe das nicht damit gemeint. Ich will wissen, was zwischen dir und Blaise läuft."
„Antiope läuft oft zwischen uns."
„Patricia Rona Primrose, verstehe mich nicht extra falsch! Glaubst du, Jamie und ich merken es nicht, dass ihr ständig unterwegs seid? Und ihr wollt oft zu zweit sein. Das meine ich nicht vorwurfsvoll. Es ist nur so, ich bin deine beste Freundin und seiner besten Freundin erzählt man, wenn man mit einem Jungen ausgeht. Also seit wann gehst du mit Blaise aus?"
„Ich gehe nicht mit ihm aus. Wir sind Freunde. So wie wir beide. Ich denke jedenfalls, dass er ein Freund von mir ist. Er meinte, es ist so. Ich vertraue seinem Urteil."
Verunsichert beobachtete ich Jamie und Adina. Die beiden hatten mal wieder ihre Köpfe zusammengesteckt. Wie öfters seitdem ich der Wassernymphe gesagt hatte, Blaise und ich wären nicht zusammen. Ich kratzte mir am Hinterkopf. Was die beiden wohl jetzt so geheimes zu besprechen hatten? Es juckte mir schon in den Fingern zu lauschen. Machte man das als Freundin? Lauschen? Ich sah zu Antiope herunter, welche neben mir auf dem Boden lag.
„Lauschst du manchmal bei deinen Geschwistern, Fellknäuel? Ist es dann richtig?"
„Man lauscht keinen fremden Gesprächen. Auch nicht als kleine Kriegsnymphe", flüsterte mit Blaise zu.
„Sagte der Junge, der mich belauscht hat."
„Du hast mit deinem Hund geredet. Der wird dir nicht antworten."
„Natürlich wird Antiope mir Antworten."
„Und du kannst sie verstehen, weil du auch noch Artemis bei dir trägst? Bist du eine kleine Doppelnymphe?"
„Nein, ich bin nicht ihre Nymphe. Nur die von Ares. Aber ich habe eine sehr starke Verbindung zu Tieren. Eine Stärkere als zu Menschen."
„Wie deine Mutter, also Carolin?"
„Wie kommst du darauf?"
„Du hast sie mit ihrer Katze gezeichnet."
„Sie liebte dieses Tier."
„Und du liebst Antiope."
„Richtig. Das tue ich." Mein Blick glitt wieder zu Adina und Jamie.
„Warum verheimlichen sie mir etwas? Ich dachte, sie erzählen mir alles." Ich sah mit schiefgelegtem Kopf zu den beiden. Jay Jays Nase war mittlerweile voll mit Sommersprossen, weshalb er wie höchstens neun wirkte.
„Du erzählst ihnen doch auch nicht alles. Mir auch nicht. Jedenfalls nicht, warum du in Lupins Büro einbrechen willst."
„Er hat ein magisches Artefakt in seinem Schreibtisch eingeschlossen. Ich brauche es. Mit ihm kann in Pettigrew fangen. Ich kann Sirius Unschuld beweisen. Das kann ich wirklich. Ich brauche nur dieses Artefakt."
„Dann bitte Lupin darum. Sie waren mal Freunde. Er wird dir bestimmt –"
„Jean meinte, ich solle genau das nicht tun. Er will es nicht hören, meinte sie. Also mache ich es auf meine Weise."
Remus hielt mir meine letzten Bücher hin, welche ich in meinen Schultasche räumte. Dabei beobachtete er mich genau. Ihm war wohl aufgefallen, dass ich die letzten Nachmittage gedanklich wieder etwas abwesend war. Das hatte natürlich auch sofort Auswirkungen auf meine Aufsätze. Ich schrieb wieder langsamer und machte mehr Fehler.
„Patricia, was beschäftigt dich?" Diese verdammte Karte in seinem Schreibtisch. Wenn er nur noch einmal den Raum verlassen würde, während ich hier war, damit ich sein Versteck untersuchen konnte. Wenn ich wusste, mit welchen Zaubern ich es zu tun hatte, wusste ich, wie lange ich für den Einbruch brauchen würde. Doch das konnte ich ihm schlecht sagen.
„Ich will nicht darüber reden."
„Ist es, weil Jamie und Adina dir nicht mehr alles erzählen? Mir ist aufgefallen, dass sie neuerdings öfter zu zweit tuscheln." Ich grummelte leise. Diese Tatsache hatte ich eigentlich erfolgreich verdängt. Der Lehrer schien mein Grummeln als Bestätigung zu sehen. Er setzte sich auf sein Sofa und klopfte auffordernd neben sich. Das würde wohl jetzt eines dieser Gespräche werden, die vollgepackt mit Lebensweisheiten waren. Sobald ich neben ihm saß, begann Lupin auch schon das Gespräch.
„Weißt du, Patricia, Jamie und Adina würden dir sicherlich mehr erzählen, was los ist, wenn du es ihnen auch erzählen würdest. Mir ist durchaus aufgefallen, dass sie nur wissen, was du machst, wenn du mit ihnen unterwegs bist. Ansonsten können sie nur vermuten, was du gemacht hast." Dieser Zustand war sehr wahrscheinlich auch besser. Schließlich war jeder Mensch mehr, der von Sirius wusste, ein Risikofaktor mehr. Meiner Meinung waren es jetzt schon viel zu viele.
„Denke in Ruhe darüber nach. Aber wenn sie wirklich deine Freunde sind, solltest du ihnen alles erzählen können." Nur weil es möglich sein sollte, hieß es noch lange nicht, es war möglich.
Liebevoll strich ich übers Tatze Fell. Der Hund hatte sich mal wieder zu mir an den See gesellt, während ich geduldig darauf wartete, dass meine beste Freundin endlich wieder auftauchte. Sie war wie eigentlich jeden Morgen in das Wasser gesprungen und seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen. Vermutlich plauderte sie gerade mit den Wassermenschen oder so. Ob diese sie wohl verstehen konnten. Vermutlich nicht. Schon alleine weil sie viel zu schnell plapperte.
Ausnahmsweise hatte ich mal nicht mein Zeichenblock auf dem Schoß. Stattdessen sah ich mir mit dem großen schwarzen Hund das Fotoalbum an. Tatsächlich gab es auch Fotos, auf denen mein Vater zu sehen war. Allerdings nur sehr wenige. Wahrscheinlich hatte man ihn mir eigentlich ganz enthalten wollen, doch auf ein Hochzeitsfoto gehörte nun einmal der Ehemann mit drauf.
Vielleicht hatte sich auch Jean durchgesetzt. Diese hatte schließlich die ganze Zeit Zweifel an Sirius Schuld und war gegen das Verschweigen von diesem. Was änderte es auch, wenn man verschwieg, wer wirklich der Vater war?
„Hallo, Ro." Jamie ließ sich neben mich fallen. Er betrachtete neugierig mein Fotoalbum. Offensichtlich fand er die Bilder meiner leiblichen Familie spannender als seine aktuelle Lektüre.
„War das Black, bevor er nach Askaban kam?" Er tippte auf das Hochzeitsfoto meines Vaters, welcher uns freudestrahlend entgegenblickte. Ganz ohne die Spuren, die das magische Gefängnis hinterlassen hatte. Jung und wunderschön.
„Ja, das ist er. Mit Carolin, meiner leiblichen Mutter."
„Sie sehen sehr glücklich aus." Ich sah zu Tatze herüber, welcher neben mir lag und das Gespräch interessiert verfolgte.
„Sie waren auch sehr glücklich."
„So glücklich können sie nicht gewesen sein. Eineinhalb Jahre später hat er sie in die Luft gesprengt." Ich schnaubte leise. Solche Dinge wollte ich wirklich nicht hören, wenn ich durch dieses Album blätterte. Bestimmt wollte ich mein Buch zuschlagen, doch Jamie hielt mich davon ab.
„Warum bist du jetzt schon wieder sauer, Rona?"
„Ich will mir in Ruhe das Buch ansehen. Deine Kommentare über Sirius kannst du dir sparen!" Der andere Waisenjunge sah mich mit offenem Mund an.
„Mach den Mund zu Parsons, sonst kommen Fliegen rein." Jamie kam meiner Aufforderung nach. Trotzdem starrte er mich noch kurz an, bevor er leicht den Kopf schüttelte.
„Tut mir leid. Ich wollte dir nicht damit auf die Nerven gehen, dass er dein Vater ist. Sehen wir uns das Fotoalbum weiter an?" Er sah mich flehend an. Tatze stupste mir leicht in die Seite. Er war dafür, dass ich über meinen Schatten sprang. Ich seufzte leise.
„Von mir aus."
Misstrauisch betrachtete ich Jamie und Adina. Die beiden holten mich mal wieder von meiner Hausaufgabennachhilfe bei Remus ab. Bisher hatten sie aber noch nicht gemerkt, dass wir fertig waren. Dafür waren sie zu sehr in ihrer leisen Diskussion vertieft. Eine Diskussion, die definitiv niemand mitkriegen sollte. Ansonsten wären sie nicht so leise, obwohl sie so offensichtlich ziemlich verschiedene Meinungen hatten. Ich räusperte mich, weshalb die Aufmerksamkeit auf mich gezogen wurde.
„Worüber streitet ihr?" Ich sah die beiden neugierig an. Jamies Blick glitt zu Adina. Diese seufzte leise, dann nickte sie. Ich legte meine Stirn in Falten. Sie hatten über mich gestritten. Die Wassernymphe hatte gerade nachgegeben. Die beiden würden also auf die Art des Waisenjungen vorgehen.
„Komm mit", nuschelte Jamie.
Wir befanden uns mittlerweile in einem Gang der Schule. Weit und breit war niemand zu sehen. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch.
„Wollt ihr mir endlich sagen, warum ihr gestritten habt? Das es mit mir zu tun hatte, weiß ich schon." Jamie sah noch einmal zu Adina herüber, die sehr unglücklich mit der ganzen Situation wirkte. Sie nickte ihm leicht zu.
„In deinem Fotoalbum, da war ein Foto von einem Hund drin." Mir schwante Übles. Von Sirius Animagusgestalt war genau ein Foto in diesem Album. Es war eigentlich nicht einmal von ihm. Man konnte ihn nur im Hintergrund erkennen. Nicht groß genug, um eine Bestätigung zu haben, aber genug um eine Ahnung zu kriegen.
„Da waren sogar mehrere Fotos mit Hunden drin", merkte ich an.
„Tatze. Auf einem Foto sah man deinen Streunerfreund."
„Man sieht einen schwarzen, großen Hund. Wenn es Tatze wäre, müsste er ein sehr hohes Alter für einen Hund haben. Außerdem wäre er damals nicht zurückgeblieben."
„Patricia, Black ist ein Animagus. Ich habe Lupin damit konfrontiert. Er hat es bestätigt. Und weiß du, was er mir noch sagen konnte? Marlon und Ares sind sehr offen, was Informationen über deinen Erzeuger angehen. Ich glaube kaum, dass sie dir verschwiegen haben, mit wem du ständig am See kuschelst. Deshalb nennst du ihn auch nicht mehr Black, sondern Sirius!" Ich schluckte schwer. Jamie hatte damit ins Schwarze getroffen.
„Weiß es ein Lehrer?", fragte ich ziemlich kleinlaut Adina brach in Tränen aus.
„Du wusstest es wirklich? Ich habe dir vertraut! Ich –" Der Rest des Satzes ging in Schluchzen unter. Ich wandte meinen Blick von der Wassernymphe ab. Jay Jay schien das alles wesentlich gefasster aufzunehmen.
„Nein. Ich meinte, du hast den Streuner länger nicht gesehen, als ich bei Lupin war."
„Er hat für dich gelogen!", kam es von Adina. Ich schluckte schwer. Die Tendenz das zu tun hatten wirklich viele Leute aus meinem Umfeld.
„Dafür bin ich dir auch dankbar, Jamie. Aber –"
„Nein, Rona! Kein aber! Wir haben immer zu dir gehalten. Immer. Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht, als du weg warst. Vor allem nachdem du abgehauen bist. Und was hast du gemacht? Uns einfach im Stich gelassen. Uns beide, deine leibliche Familie, Marlon – Du hast Marlon sogar dazu gebracht, dich zu adoptieren. Dabei hast du hinter unserem Rücken die ganze Zeit einem Mörder geholfen. Bist du damals wirklich aus Versehen im Zug gelandet oder hast du damals auch schon mit Black gearbeitet?"
„Ihr seht das Ganze falsch! Sirius ist unschuldig." Meine Aussage brachte Adina nur noch mehr zum Weinen. Eigentlich hätte ich gedacht, sie würde jetzt wieder aufhören und mir zuhören. Jamies Blick glitt zu der Blondine, die ihren Kopf mittlerweile an seiner Brust vergraben hatte.
„Er manipuliert dich, Rona. Er hat es schon vor all den Jahren bei den damaligen Nymphen getan. Du musst jetzt zu einem Lehrer gehen, damit er festgenommen werden kann. Ansonsten geht ihr zusammen unter."
„Ich werde keinen unschuldigen Mann ausliefern! Sie werden ihn töten!"
„Wenn er unschuldig ist, dann soll er sich stellen. Man wird es mit Sicherheit untersuchen."
„Sie werden ihn von einem Dementor küssen lassen, bevor er nur die Chance hat, etwas zu sagen!"
„Und dich lassen sie ebenfalls küssen, wenn du dich nicht stellst."
„Nur wenn sie mich erwischen."
„Wenn du dich nicht stellst, werde ich es melden."
„Dann verrate mich doch. Dann sehen wir ja, ob die Auroren mich kriegen. Aber dann bist du der Verräter." Die Wassernymphe löste sich endlich von Jamie. Immer noch mit Tränen in den Augen starrte sie mich an.
„Ro, du kannst doch nicht dein Leben für ihn wegwerfen!"
„Du meinst das Leben, das ich dank ihm habe? Wisst ihr eigentlich, warum ich bei Marlon war, bevor ich wieder zurück nach Hogwarts gekommen bin? Sirius hat mich gefunden. Er hat mich in Sicherheit gebracht, hat mich vor dem Erfrieren gerettet und als er merkte, ich würde ohne Medizin nicht mehr gesund werden, hat er Marlon gesagt, wo er mich findet. Er hat damals riskiert, erwischt zu werden, damit ich überlebe. Obwohl ich selbst an meiner Lage schuld war, weil ich weggelaufen bin. Ich werde ihm nicht jetzt den Rücken zukehren und wenn es bedeutet, dass alle Auroren dieser Welt, alle Dementoren nach mir suchen, dann ist es so. Aber ich werde erst aufhören, Sirius zu verstecken, wenn ich entweder tot bin oder endlich den wahren Mörder gefangen habe!" Die beiden anderen Schüler sahen mich ziemlich erschrocken an. Ich wüsste gerne, was sie als Antwort erwartet hatten. Schließlich löste sich Jamie aus seiner Schockstarre.
„Glaubst du, Lupin ist der wahre Mörder?" Ich sah verwirrt zu dem Ravenclaw.
„Nein, wie kommst du darauf?"
„Weil du dort einbrechen willst. Ich kenne deinen Blick, wenn du Sicherheitsvorkehrungen musterst, die du später knacken willst. Immer wenn Lupin sein Büro abschließt, tust du es." Ich seufzte leise. Alle Karten auf dem Tisch. Eine andere Wahl hatte ich wohl nicht mehr.
„Ich brauche nur diese Karte. Wenn Pettigrew noch irgendwo auf dem Schulgelände ist, kann ich ihn ganz einfach damit finden. Sobald ich ihn habe, kann ich ihn ausliefern. Sie werden die Wahrheit aus Pettigrew rauskriegen. Dann wird Sirius freigesprochen und ich kann zu ihm ziehen. Ares kann euch das alles bestätigen. Marlon auch. Genauso wie Blaise und Jean", beendete ich meine Erzählung. Adina, welche sich endlich beruhigt hatte, starrte mich ziemlich überfordert an. Viel besser schien es auch nicht Jay Jay zu ergehen. Schließlich gab der andere Waisenjunge leise seufzend nach.
„Ich helfe dir, diese Karte zu kriegen. Wenn dort wirklich Pettigrew drauf ist, werden wir damit zu einem Lehrer gehen. Dann erzählen wir dort die Geschichte. Die sollen Pettigrew fangen. Und Black muss sich dann stellen. Wenn er nicht mehr auf dem Gelände ist, gehen wir trotzdem zu einem Lehrer. Vielleicht kommst du ja nicht nach Askaban, wenn du dich freiwillig stellst. Und dann haben wir wenigstens eine geringe Chance, dass ein Lehrer uns glaubt." Mein Blick glitt zu Adina.
„Können wir nicht sofort zu einem Lehrer? Lupin kann doch eben auf diese komische Karte gucken. Ganz ohne Einbrüche."
„Er wird uns nicht zuhören, weil er es nicht hören will. Bitte, Adina. Nur dieses eine Mal. Wenn Pettigrew nicht mehr hier ist, gehe ich zu Dumbledore. Dort werde ich mich stellen. Eure Namen lasse ich raus." Die Blondine sah unsicher zwischen Jamie und mir hin und her.
„Ro, hat Recht, Adina. Die Wahrscheinlichkeit, dass uns ein Lehrer wirklich zuhört, ist gering. Blacks ganze komischen Aktionen machen nach ihrer Erklärung Sinn. Und für sie wäre es wirklich ein Leichtes gewesen, dich, Kira, Marianne und Harry zu töten. Also sollten wir ihr diesen Vertrauensvorschuss gewähren. Ein letztes Mal." Die Wassernymphe fuhr sich noch einmal durch die Haare, bevor sie langsam nickte.
„Ok, aber nur wenn wir noch diese Woche den Einbruch durchziehen. Wenn wir erwischt werden – ich will es mir gar nicht ausmalen."
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