Kapitel 49
„Rona!" Im nächsten Moment hatte mich Adina schon mit einem strahlenden Lächeln in einer Umarmung gefangen.
„Hey?" Verunsichert sah ich zu Draco herüber, der die ganze Begrüßungsszene belustigt verfolgte. So nützlich wie Wattbällchen bei einer Messerstecherei. Obwohl mit denen konnte man im Zweifelsfall die Gegner ersticken. Selbst dazu taugte der wasserstoffblonde Junge nicht.
„Du wirst nicht glauben, was in unseren Ferien passiert ist!", rief die Blondine und gab mich wieder frei. Stattdessen hakte sie sich bei mir unter und plapperte los. Auf ihrer anderen Seite stand Jamie, seine Nase mal wieder in einem Buch. Auch keine Hilfe beim Thema verrückte Wassernymphe unter Kontrolle kriegen.
„Und jetzt sind die Ferien vorbei, wir sind wieder hier und ich kann nicht mehr live verfolgen, wie die Sache ausgegangen ist", beendete Adina ihre Geschichte, die sie stolz erzählt hatte.
„Sehr tragisch", murmelte ich.
„Nicht wahr? Das war so spannend. Ich hoffe, Mutter schreibt mir, wie das Ganze ausgegangen ist. Wie waren eigentlich deine Ferien? Hast du Ostern genossen? Dein Onkel Marlon war doch hier."
„Ja, war er. Wir hatten einen schönen Tag."
„Und was hast du gemacht, Jay Jay?" Der Angesprochene sah von seinem Buch auf. Kurz glitt sein Blick zu mir, als wüsste er nicht, ob er nun erwähnen durfte, dass nicht nur Marlon hier gewesen war. Ich nickte leicht. Von mir aus konnte er erzählen, dass er meine Familie sehr gerne hatte.
„Ich war morgens mit Ro am See. Und als dann Kiras Verwandte kamen, ist Antiope natürlich hingelaufen. Dann hat sie sich vor Elainas Drachen Meggie erschreckt. Das Fellknäuel ist zu uns gerannt und in den See gesprungen. Patricia hat sie gleich mitgenommen."
„Der See ist kalt", stellte ich nüchtern fest.
„Oh ja, deshalb wurde sie von Lupin auch zum Umziehen geschickt. Und sie ist nur allzu gern vor ihr Familie geflohen." Ja, das hatte er wohl richtig erkannt. Ich hatte die Chance wirklich gerne genutzt, von meiner Familie wegzukommen.
„Dann habe ich also eigentlich alleine am See gesessen, das fand ihre Familie aber blöd. Also wurde ich einfach mitgeschleift. Sie sind wirklich sehr nett. Später kamen dann auch noch kurz Marlon und Patricia vorbei."
„Du hast auch deine richtige Familie kennengelernt? Magst du sie auch? Bist du im Sommer bei ihnen? Werden sie wieder das Sorgerecht für dich übernehmen? Oh, du wirst doch nicht Hogwarts verlassen, um das ganze Jahr über bei ihnen zu wohnen, oder? Das fände ich sehr schade. Darf ich dich dann besuchen? Sie haben doch nicht gegen mich, weil mein Vater im Verdacht stand, ein Todesser zu sein, oder? Ich meine, ich könnte es verstehen-", sprudelten die Wort mal wieder aus der kleinen Malfoy. Ich sah überfordert zu Jamie. Wir hatten fast Mai. In zwei Monaten waren Sommerferien. Irgendwann musste ich mal zusehen, dass ich eine Lösung für die Ferien fand. Eine richtige Entscheidung nicht nur dieses auf irgendwelche Optionen hoffen.
„Ich denke, ich werde bei Marlon sein. Er will mit mir nach New York."
„Du denkst?"
„Ja, ich denke, so wird es sein. Er hat gesagt, wir fahren dahin. Also werden wir es wohl machen." Außer ich schaffte es, Sirius Unschuld zu beweisen. Das konnte meine Sommerferien natürlich noch einmal ganz umschmeißen.
„Und zu deiner echten Familie zu fahren ist keine Option? Also mochtest du sie nicht."
„Marlon ist meine Familie. Ganz echt. Kiras Familie ist nett. Und anstrengend. Und vor allem ist es Kiras Familie, nicht meine. Ich finde meine Eigene. Und wenn irgendwann sie und ihre Familie dazugehören, ist das schön, aber momentan sind sie Fremde." Und mir war es zu viel. Momentan rannten eindeutig zu viele Menschen um mich herum, die in irgendeiner Weise eine Bindung zu mir aufbauen wollten. Und Lupin hatte gesagt, ich durfte es in meinem Tempo machen. Also machte ich es jetzt auch so. Einen Schritt nach dem anderen. Ich lief eh schon unsicher genug.
Jemand sprang mit einem lauten, glücklichen Quietschen auf mein Bett drauf. Erschrocken fuhr ich hoch. Adina sah mich mit einem breiten Grinsen an. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. Bei den zwölf Göttern, das Mädchen war seit gestern wieder hier und hatte noch bessere Laune als vor den Ferien.
„Geht es dir gut?"
„Ja und du hast Euphorie-Elixier getrunken, oder was ist mit dir los?"
„Nein, heute ist der zweite Mai. Happy Birthday!" Sie fiel mir um den Hals. Ich sah verunsichert zu Antiope, welche schwanzwedelnd auf meinem Bett saß.
„Adina, ich feier nicht meinen Geburtstag."
„Warum nicht?"
„Warum sollte ich?"
„Weil es Spaß macht." Mit Familie vielleicht. Doch bis auf Ares hatten die Leute vor einem Jahr nicht einmal gewusst, wann ich wirklich Geburtstag hatte. Und selbst wenn, was hätte sich ändern sollen. Es ist schließlich nicht so, dass deshalb dieser Tag etwas Besonderes werden würde. Am Ende war es ein Tag wie jeder andere.
„Wenn man Geschenke bekommt vielleicht."
„Aber die kriegst du." Mir wurde ein Päckchen unter die Nase gehalten.
„Wir haben auch einen Kuchen." Adina zog mich aus dem Bett. Ich stolperte ihr überfordert hinterher. Bisher fand ich, meinen Geburtstag ignorieren, noch immer eine sehr schöne Lösung.
Im Gemeinschaftsraum saßen Draco und Blaise. Beide sahen so aus, als wären sie ähnlich sanft aus dem Bett geholt worden, wie ich es war.
„Wo sind Hulk und Godzilla?" Ich sah mich nach Crabbe und Goyle um. Ohne seine beiden Bodyguards traute sich Draco doch normalerweise nicht einmal auf Toilette.
„Im Bett", kam die grummelige Antwort von Malfoy.
„Und warum seid ihr es nicht?"
„Adina. Weil jemand Geburtstag hat, mussten wir zum Feiern aufstehen", nuschelte Blaise verschlafen.
„Müsst ihr nicht. Ihr könnt ruhig ins Bett."
„Nein, sie sind deine Freunde. Also haben sie hier zu sein." Ich sah zu Draco. Ihn hätte ich nicht als meinen Freund bezeichnet. Blaise, Jamie und Adina. Diese konnte ich unter dieser Bezeichnung akzeptieren. Aber Draco und ich - wir kamen miteinander aus. Es herrschte ein angemessener Respekt zwischen uns. Nicht mehr und nicht weniger.
„Nein, Rona, ich weiß auch nicht, warum sie mich hier haben will", stellte Draco klar. Mein Blick glitt zu Adina.
„Ihr seid Freunde. Auf eure verdrehte Draco-Rona-Art", stellte diese empört fest. Mein Blick glitt wieder zu dem Bruder meiner besten Freundin.
„Nee", meinte ich gleichzeitig, als er ein „Dem würde ich nicht zustimmen" von sich gab.
„Blaise, sag ihnen, sie sind Freunde!"
„Sie kommen auf ihre Weise miteinander aus. Reicht doch. Das muss nicht definiert werden."
„Aber-" Sie sah traurig zwischen Draco und mir hin und her. Ich zuckte nur mit den Schultern, bevor ich mich zwischen meinen beiden Klassenkameraden auf das Sofa fallen ließ.
„Von mir aus dürft ihr gehen."
„Nein, ich habe extra einen Kuchen besorgt. Wir gehen jetzt alle zum See, wo wir Jamie treffen."
„Und Rona wie immer in ihren Klamotten aus der Altkleidersammlung", kam es von Draco.
„Das nennt sich Jogginghose, Draco. Sehr gemütlich. Solltest du auch mal ausprobieren."
„Gehst du später auch so in den Unterricht?"
„Natürlich. Ich bin Patricia Primrose Black, ich kann mir alles erlauben."
„Oh, das habe ich ganz vergessen. Rona muss sich noch anziehen. Ihr habt genug gestritten!" Adina zog mich wieder vom Sofa zurück in den Schlafsaal.
Am See saß tatsächlich nicht nur Jamie mit einem Buch, sondern auch die Weasley-Zwillinge. Offensichtlich hatte Adina auch sie hierher kommen lassen.
„Was machen Weasley und Weasley hier?", meckerte Draco.
„Sie sind mit Rona befreundet. Ich habe sie gebeten zu kommen. Ich war nur nicht sicher, ob sie kommen. Also habe ich nichts gesagt."
„Und du hast ihm nicht gesagt, dass er Hulk und Godzilla braucht, Adina. Ohne seine zwei Schläger hat er niemanden mehr etwas entgegenzusetzen."
„Die Weasleys stecke ich auch so in die Tasche!" Jetzt hätte Draco Adinas lange Haare gebraucht, um diesen Moment perfekt zu machen. Haare zurückwerfen, Kinn rausstrecken und davonstolzieren. Das würde es perfekt machen. Doch er hatte nun einmal nur die kurzen, hellblonden Haare, also konnte er nur davonstolzieren.
„Kleine Diva, lass dir die Haare wachsen!", rief ich ihm nach.
„Und du brauchst dringend einen neuen Vater, Black!"
„Jetzt kommt schon, es ist Patricias Geburtstag. Vertragt euch." Ich quetschte mich zwischen Jamie und George auf die Decke. Die Weasley-Zwillinge hatten mal wieder das gemacht, was sie am besten konnten. Einer saß links, der andere recht, sodass sie optimal ihren Gesprächspartner beschallen konnten.
„Oho, das Geburtstagskind ist eingetroffen."
„Und sie trägt ein hübsches Kleid. Ist das falsche Geburtstagskind. Lass uns mal das richtige suchen, Georgie." Ich verdrehte demonstrativ die Augen.
„Immer noch zu blöd euch auseinanderzuhalten, Weasleys?"
„Du wirst auch noch mit Kira zu einer Person verschmelzen!", verkündete Fred.
„Angefangen hast du ja schon." George zupfte an meinem Kleid.
„Adina meinte, ich soll es anziehen, weil ich Geburtstag habe. Ich diskutiere bei solchen Dingen nicht mehr mit ihr." Das führt schließlich nur zu einem Streit zwischen uns.
„Klug von dir. Du musst jetzt Geburtstagsgeschenke auspacken!" Mir wurde von Adina wieder das Päckchen hingehalten, welches ich auch schon im Bett vor der Nase hatte. Etwas zögerlich griff ich danach. Geschenke waren doch nochmal etwas anderes.
„Nein, du darfst es nicht ablehnen. Und nein, du darfst mit mir auch nicht diskutieren. Mache jetzt auf", wurde ich mit einem strengen Ton aufgefordert.
Unruhig rutschte ich auf meinem Platz hin und her. In fünf Minuten war Verteidigung gegen die dunklen Künste zu Ende. Danach würde ich meinen Nachmittagsspaziergang mit Antiope machen und mich mit Marlon treffen.
Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass er sich wenigstens für kurze Zeit mit mir zu Lupin setzen wollte. Da heute auch Kira Geburtstag hatte, würde mal wieder ihre Familie hierher kommen. Diese Familie hing wirklich zusammen. Ich kenne keinen anderen Schüler, wo die Familie zu den Geburtstagen zur Schule kam.
Doch Marlon hatte mir heute Morgen geschrieben, er wolle mich alleine sprechen. Warum hatte er mir allerdings nicht verraten wollen. Daher war ich jetzt umso neugieriger.
Es klingelte zum Ende der Stunde. Sofort schmiss ich meine Sachen in meine Schultasche und sprang von meinem Platz auf. Weit kam ich nicht. Noch bevor ich die Tür erreicht hatte, schloss sich eine Hand um meinen Arm.
„Mach mal langsamer. Dein Hund kommt gar nicht hinterher", erklärte mir Blaise belustigt. Er zeigte auf Antiope, welche sich lieber von Kira hinter den Ohren kraulen ließ, als mir zu folgen. Ungeduldig begann ich mit den Füßen zu wippen.
„Marlon kommt nicht früher und sagt dir, was er will, weil du früher aus diesem Klassenraum heraus kommst." Blaise zog mich auf seinen Schoß.
„Das weiß ich auch." Und trotzdem wollte ich möglichst schnell alles erledigen, was noch anstand, als würde es doch die Zeit vorspulen.
Als der Klassenraum schon bis auf Blaise, Kira, Marianne, Remus und natürlich mir leer war, löste sich mein Hund endlich von meinem Zwilling. Sofort sprang ich auf. Blaise hielt allerdings noch immer meinen Arm fest, sodass ich auf ihn warten muss. Er stand seelenruhig auf.
„Schlaf nicht im stehen ein, Zabini!" Ich zog an dem Arm meines Klassenkameraden, welcher anfing zu lachen.
Ich warf ein Stock für Antiope. Der Hund lief ihm mit wedelnden Ohren hinterher. Blaise, welcher entschieden hatte, uns beide zu begleiten, hatte einen Arm um mich gelegt.
„Aber jetzt weiß wenigstens Adina, wie sie dich dazu kriegt sich auf deinen nächsten Geburtstag richtig zu freuen. Sie verspricht dir einfach, irgendetwas zu erzählen."
„Ich bin offensichtlich nicht gut darin, Geburtstag zu haben."
„Nein, bist du nicht, Geburtstagskind." Ich zuckte mit den Schultern. Es gab schlimmere Schwächen, als ein schlechtes Geburtstagskind zu sein.
Im Unterholz knackte es. Ich sah dorthin und sah Sirius, welcher in seiner Hundegestalt aus dem Gebüsch herauskam.
„Tatze!" Ich löste mich von Blaise, um stattdessen meinen Vater zu umarmen. Dieser schleckte mir einmal über die Wange.
„Weißt du, was Marlon mir heute so Geheimes erzählen will?" Zustimmendes Gebelle war die Antwort.
„Und erzählst du es mir?" Dieses Mal bekam ich ein Kopfschütteln. Ich seufzte leise. Also musste ich mich mal wieder in Geduld üben.
„Sieh es als mein Geburtstagsgeschenk an", unternahm ich den schwachen Versuch aus Sirius die Antwort herauszukriegen. Der Animagus vor mir schien zu lachen. Jedenfalls würde ich behaupten, wenn ein Hund lachen konnte, sah es genauso aus, wie bei ihm jetzt. Blaise legte mir seine Hände auf die Schulter.
„Patricia, gedulde dich einfach, bis dein Onkel Marlon kommt. Du hast eh keine andere Wahl." Ich seufzte leise. Das wusste ich leider auch.
Neugierig sah ich zu Marlon, welcher gerade eben in Hogwarts angekommen war. Jetzt wollte ich endlich wissen, was er von mir wollte. Blaise war gegangen, somit waren wir jetzt eigentlich unter uns. Wenn man mal von Sirius absah. Doch da mein Erzeuger wusste, was der Franzose von mir wollte und dieser ihn nicht gebeten hatte uns ebenfalls alleine zu lassen, würde wohl unter sechs Augen das Geheimnis gelüftet werden. Hoffentlich jetzt sofort.
„Patricia, dein Vater und ich, wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, wie das alles jetzt weitergehen soll. Bisher sieht es nicht so aus, als würden wir bis zum Ende des Schuljahres seine Unschuld bewiesen haben. Und selbst wenn wir Pettigrew geschnappt hätten, wer weiß schon, wie lange sich später die Gerichtsverhandlungen hinziehen würden. Vielleicht wäre er mit der Festnahme von Pettigrew sofort auf freiem Fuß, vielleicht folgt danach ein mehrjähriges Verfahren. Ich habe dir schon mehrmals gesagt, ich werde mich um dich kümmern. Das meinte ich auch so und ich meine es auch noch immer so. Allerdings habe ich rechtlich gesehen nicht die Möglichkeit dafür. Daher haben wir uns überlegt, dass ich das Sorgerecht für dich übernehme, bis Sirius es wieder offiziell übernehmen kann. Ich habe mit den Behörden schon alles geklärt. Die Papiere habe ich. Wenn es für dich in Ordnung ist, kann ich sie noch heute Unterschreiben und ich bin offiziell dein Sorgeberechtigter."
Ich starrte den Mann mit offenem Mund an. Sprach er gerade von Adoption? Wollte er sich wirklich ganz offiziell an mich binden? Wenn er diese Papiere wirklich unterschrieb, würde er mich so schnell nicht mehr loswerden. Sollte diese ganze Geschichte schlecht enden, weil wir Pettigrew nicht schnappten, sogar nie mehr.
„Du willst mich adoptieren?", brachte ich schließlich hervor.
„Ja, genau. Ich will dich ganz offiziell adoptieren, Welpe."
„Ich-" Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.
„Du musst nicht jetzt antworten. Ich kann die Papiere auch noch in zwei Wochen unterschreiben."
„Nein, du kannst es jetzt machen."
„Sicher?" Ich nickte bestimmt.
„Ganz sicher. Aber nur bis Sirius freigesprochen ist."
„Dann kriegt er das Sorgerecht sofort zurück und kann sich als richtiger Dad ausprobieren. Außer du willst mich dann behalten. Dann kriegt er dich nie wieder." Der schwarze Hund neben uns kläffte empört. Das wollte er definitiv nicht hören. Und bisher wollte ich es auch nicht so.
Aufgeregt hüpfte ich neben Marlon, ab jetzt meinem Sorgeberechtigten, her. Nachdem wir noch ein wenig mit Tatze am See gesessen hatten, hatte ich mich dazu breitschlagen lassen, doch noch einmal bei meiner restlichen leiblichen Familie vorbeizuschauen. Auch wenn es wahrscheinlich wieder furchtbar anstrengend werden würde, weil ich noch immer nicht die Regeln verstand, die dort herrschten.
Im Raum herrschte mal wieder die übliche gute Laune vor, wie eigentlich immer. Die Hunde spielten in einer Ecke. Antiope rannte sofort zu ihnen, um mit ihren Geschwistern zu spielen. Auch Jeans und Roberts dreijähriger Sohn Kian saß bei den Tieren und spielte mit.
Louie, der drei Monate alte Sohn der beiden, lag auf einer Krabbeldecke. Über ihm war ein Spielbogen aufgebaut worden. Dieser war allerdings momentan uninteressant, da sich Elainas Drache Meggie zu ihm gesellt hatte. Der kleine Drache, welcher seit unserer letzten Begegnung weiter geschrumpft war, lag neben dem Baby. Sie schien mindestens genauso fasziniert von dem Minimenschen, wie dieser von ihr.
Die Älteren hatten es sich auf den Sitzgelegenheiten gemütlich gemacht. Areion lag auf Kiras Schoß. Dort ließ er sich genüsslich von seiner Besitzerin, Elaina und Rachel streicheln. Auf dem Tisch lag mal wieder ein Kartenspiel. Auch ein angeschnittener Kuchen, dreckige Teller, Teetassen und Geschenke für Kira lagen im Raum herum.
„Marlon, Patricia, schön, dass ihr euch doch noch zu uns gesellt. Und schön dich zu sehen, Antiope", rief Samuel erfreut. Der Hund gab ein kurzes Bellen von sich, was wohl als eine Art Begrüßung anzusehen war.
„Ich wollte ein Kuchenstück abgreifen", erklärte Marlon breit grinsend. Er hatte wohl auch den Geburtstagskuchen entdeckt.
„Greif zu. Den haben wir von Queenie und Jacob." Die Augen meines Sorgeberechtigten fingen an zu glänzen. Es war wohl etwas sehr Gutes, dass dieser Kuchen von diesen zwei Personen war.
„Willst du auch ein Stück, Welpe?" Ich schüttelte den Kopf und gab ein verneinendes Geräusch von mir.
Marlon schmeckte das Gebäck sehr gut. Genießerisch aß er sein Stück auf. Zwischenzeitlich hielt er mir die Gabel vor die Nase, falls ich doch einmal probieren wollte. Allerdings hielt ich es für die bessere Idee, mich weiterhin von Schokolade fernzuhalten und das war definitiv die Hauptzutat des Kuchens. Daher schüttelte ich leicht den Kopf, weshalb der Franzose einfach selbst sein Stück aufaß.
Die Familie hatte sich wieder ihrem aktuellen Spiel zugewandt. Genauer gesagt hatten sie eine neue Runde angefangen. Ich hielt ein paar Karten für Marlon in der Hand, welcher schließlich eigentlich mit Kuchenessen beschäftigt war. Deshalb konnte ich auch nicht genau sagen, wer von uns beiden jetzt genau mitspielte. Ich oder er. Doch da alle Anwesenden mit der jetzigen Situation zufrieden schienen, wollte ich es auch nicht genauer hinterfragen. Solange alle mit Marlon und mir als Team einverstanden waren, war doch alles in Ordnung, richtig?
„Ich muss jetzt langsam mal wieder los. Bringst du mich noch raus, Welpe?" Marlon stupste mir in die Seite. Ich nickte schnell. Ein Grund, mich loszueisen, würde ich nicht abschlagen. Auch bei meinem zweiten Besuch bei der Familie hatte ich nicht das Gefühl wesentlich besser die Regeln dieser Familie zu verstehen.
„Marlon, ich wollte noch kurz unter vier Augen mit dir reden." Jean sah den Franzosen auffordernd an.
„In Ordnung, dann gehe ich gleich los." Mir wurde von meinem Sorgeberechtigten ein kurzer Kuss auf die Wange gedrückt, dann ging er mit der Blondine raus.
Etwas überfordert sah ich mich in der Runde um. Bisher hatte ich mich immer einfach an Marlon gekuschelt und ihm alles überlassen. Wie sollte ich mich verhalten, wenn er nicht da war, um als eine Art Schutzschild zwischen meiner leiblichen Familie und mir zu dienen? Wie verhielt ich mich jetzt richtig? Ich wusste nicht einmal, ob ich mich richtig verhielt, wenn er dabei war.
Antiope kam zu mir auf den Sessel gesprungen. Mein Haustier rollte sich mal wieder auf meinem Schoß zusammen. Also soweit es möglich war, schließlich war sie zu groß dafür. Also lag sie zum Teil auf mir drauf und zum Teil neben mir. Automatisch fing ich sie an zu streicheln. Wie ich mit ihr umgehen musste, wusste ich mittlerweile.
„Hat Marlon dir denn erzählt, was er von dir wollte?", versuchte Remus über diese komische Situation einfach hinwegzugehen. Ich nickte schnell.
„Und warst du damit einverstanden, dass er das Sorgerecht für dich übernimmt?" Wieder Nicken als Antwort.
„Das ist doch sehr schön. Wirst du in den Sommerferien nach Frankreich fahren?" Ich zuckte mit den Schultern. Bisher hatten wir nur ausgemacht, dass wir ein paar Wochen in Amerika verbringen würden. Genaueres wollten wir uns überlegen, wenn feststand, wie es mit Sirius in den Sommerferien aussah. Mit ganz viel Glück würde ich schließlich dann einfach zu ihm ziehen. Dann würden wir uns wahrscheinlich um ein zu Hause kümmern müssen.
Die Tür ging wieder auf. Marlon, welcher im Türrahmen stand, forderte mich mit einer einfachen Kopfbewegung auf, rauszukommen.
„Es war schön, euch alle mal wieder zu sehen. Auf wiedersehen. Ach ja, Jean bringt mich auch noch raus", verkündete der Muggel. Was die beiden wohl draußen besprochen hatten? Und was sie noch vor mir zu besprechen hatten?
Kaum war die Tür hinter Marlon und mir wieder zu, ging das Gespräch schon los. Allerdings anders als ich es gedacht hätte.
„Also weiß sie es", stellte Jean nüchtern fest.
„Was weiß ich?" Ich sah zu Marlon, welcher leise seufzte.
„Sie hat dich, Blaise und Tatze am See gesehen. Heute, als ihr mit Antiope gespielt habt." Ich erstarrte. Wenn sie den Franzosen unter vier Augen darauf ansprach, wusste sie auch, wer der zweite Hund wahrscheinlich war. Oder sie vermutete es jedenfalls.
„Sie dürfen ihn nicht verraten!", brach es aus mir raus. Marlon zog mich in seine Arme.
„Das wird sie nicht, Welpe. Das wird sie nicht."
Als ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte, sah ich zu der Frau herüber. Diese stand noch immer stumm neben uns. Das Marlon sich absolut sicher war, sie würde ihn nicht verraten machte Hoffnung, doch eigentlich wollte ich es von ihr hören. Auch Marlons Blick glitt zu ihr herüber.
„Du wirst ihn doch nicht verraten, richtig, Jean?"
„Nicht wenn es stimmt, was Sirius und Hestia mir erzählt haben." Marlon sah noch einmal in Richtung des Büros von Professor Lupin. Wir hatten uns bisher nur wenige Meter davon entfernt. Bestimmt schob er uns weiter.
„Wer ist Hestia?", fragte ich neugierig.
„Jean und sie sind seit ihrem ersten Tag in Hogwarts befreundet. Sie ist meinem Großcousin Margaux zusammen, lebt also in Frankreich bei uns."
„Und sie hat mir von Marlons Theorie erzählt, Sirius sei unschuldig."
„Das ist keine Theorie. Er war bei Maélys in der Zwischenwelt! Sie hat es ihm gesagt!"
„Und eigentlich hätte dir Hestia davon gar nicht erzählen sollen. Wir wollten euch nicht damit belasten. Als er damals festgenommen wurde, ist euch das eh schon furchtbar schwergefallen."
„Und ich hätte nicht gedacht, dass du Patricia damit belastest, dass du eine Zeit lang lieber in der Zwischenwelt warst als auf der Erde", entgegnete Jean spitz.
„Das Wissen belastet mich nicht."
„Bei ihr konnte ich davon ausgehen, sie würde es verkraften. Ich wollte aber nicht wieder einen Streit zwischen Samuel, Remus und dir lostreten. Ihr hattet alle drei endlich akzeptiert, dass er wohl schuldig ist. Ich hielt es für falsch, mit seiner Unschuld anzukommen, kurz nachdem er ausgebrochen war und bei euch wieder Chaos herrschte." Die Frau atmete einmal tief durch.
„Mit Samuel und Remus braucht man ohne stichhaltige Beweise auch nicht reden. Das Thema Sirius Black ist noch immer Dynamit."
„Aber wir haben Maélys Wort", warf ich ein.
„Welpe, ich weiß. Und für uns reicht das. Aber nicht für sie. Weil sie das Kapitel nicht wieder öffnen wollen. Ihnen fiel es damals verdammt schwer, es wirklich zu schließen. Keiner wollte es glauben, aber gleichzeitig sprach alles gegen ihn. Jetzt kann man nicht einfach alle Wunden wieder aufreißen. Wenn wir Pettigrew haben, dann werden sie es einsehen, aber jetzt ist es besser, wenn sie einfach weiter an seine Schuld glauben. Dann müssen sie sich nicht wieder damit quälen."
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